IV, 2. [298.] An Agni.

[109] 1.78 Der heilige, bei Sterblichen unsterblich,

bei Göttern Gott, ist eingesetzt als Opfrer,

Als bester Priester, dass mit Glanz er strahle,

erwachse durch des Menschen Opfer Agni.

2. O Sohn der Kraft, uns heute hier geboren,

o Agni, eilst du zwischen Gott und Menschen,

als hehrer Bote, der du angeschirrt hast

die lichten Stiere, deren Glieder straff sind.

3.79 Ich seh' im Geist des Heil'gen Flammenrosse,

die schnellsten, die von Fett und Segen triefen;

Die Flammen schirrend gehst du zwischen beiden,

den Göttern euch und uns den Menschenstämmen,[109]

4. Den Arjaman, den Varuna und Mitra,

den Indra, Vischnu, Murut's und die Ritter,

Die fahre her zum opferreichen Manne

mit guten Rossen, Wagen, Schätzen, Agni.

5. Das Opfer, Agni, ausgeführt von Starken,

ist reiches Gut an Rossen, Rindern, Schafen,

an Speis', o Gott, an Kindern und Gemeinden,

weitreichend, festgegründet, unvertilgbar.

6. Wer, Agni, dir im Schweiss das Brennholz anlegt,

und dir zu Liebe sich den Kopf erhitzet,

Dem sei du, Agni, kräftiger Behüter,

den schütze du vor jedem schlechtgesinnten.

7. Wer dir, wenn du begehrst, die Speise darbringt,

den Freudentrunk dir reicht, den Gast verherrlicht,

Wer fromm gesinnt im Hause dich entzündet,

bei dem sei dauernd gabenreiche Habe.

8. Wer dich besingt am Abend, wer am Morgen,

wer opferreich willkommnes dir erweiset,

Gleich wohlgepflegtem Ross im eignen Hause,

den führ hinaus aus Drangsal, den Verehrer.

9. Wer dir Unsterblichem, o Agni, huldigt,

die Löffel reichend dir Verehrung zollet,

Mit Eifer wirkend, der verliert sein Gut nicht,

den schliesst nicht ein des Bösewichts Bedrängniss.

10. Welch' Opfer du, o Agni, huldreich annimmst,

als Gott des Menschen reiches Mahl empfangend,

Das Opfer sei willkommen dir, o jüngster,

des frommen Mannes, dem wir gerne dienen.

11. Verstand und Unverstand der Menschen sondre

er klug wie grad' und krumme Thieresrücken;

Damit o Gott uns kinderreiches Gut sei,

so schenk Besitz uns, wehre ab den Mangel.

12.80 Den Seher wiesen an die treuen Seher,

ihn niedersetzend in des Menschen Häuser;

Von dort beschaust mit Blicken Agni stets du,

die sichtbar sind und unsichtbar, du holder.

13. O Agni huldvoll leitend bring dem Beter,

der dir, o jüngster, huldigt, Soma kelternd,

Dem eifervollen grosses Gut, o muntrer,

und glänzendes, o Menschenhort, zur Labung.

14. Was wir nun auch aus Lieb' zu dir vollbrachten

mit Füssen, Händen und mit Leibern, Agni,

Wie Wagen zimmernd durch das Werk der Schnitzbank,

das Opfer lenkten Fromme, dich entflammend.[110]

15. »Wir sieben Sänger wollen Männer zeugen,

als erste Ordner aus der Mutter Uschas,

Und Angirasen, Himmelssöhne werden,

den reichen Fels zerbrechen, hell erstrahlend.«

16. Als unsre Väter, sie die frühern, alten,

anfachten einst das heil'ge Feur, o Agni,

Da gingen strahlend zum Gebet die Sänger,

den Boden spaltend fanden sie die Kühe.

17. Die lichten Götter, kunstreich, Götter liebend,

durch Blasen zeugend ihn, sowie das Eisen,

Entzündend Agni und den Indra stärkend,

umlagernd drangen sie zum Stall der Kühe.

18.81 Wie fette Heerden Viehes sah der starke

nah vor sich stehn die göttlichen Geschlechter;

Es flehten da der Menschen heisse Wünsche,

zu segnen auch die künft'gen, treuen Männer.

19. Wir dienten dir und waren eifrig thätig,

rechtzeitig strahlten hell die Morgenröthen,

Den Agni schmückend, den vollkommnen, prächt'gen,

des Gottes Auge, welches weithin leuchtet.

20. Dir, Agni, Ordner, riefen diese Sprüche

wir zu, dem weisen, lass sie dir gefallen;

Erstrahle hell und mache stets uns reicher,

o gabenreicher, schenk uns viele Schätze.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 109-111.
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