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[452] Das Lied ist nebst den beiden folgenden der Sammlung später angefügt. Es erweist sich als spätern Ursprungs durch seinen Inhalt, da mit Ausschluss dieses und des folgenden Liedes kein Thieropfer im Rig-Veda vorkommt, ferner durch das zum Theil verwahrloste Versmass, die ungewöhnlichen Zusammenziehungen, und durch spätere Worte wie piṇḍa, Vers 19, sárva in dem Sinne »jeder alle« Vers 8. 9. 14. 17, tap quälen (20), sādá (17), rággu (8) çáṅstṙ (5), samdána (8. 16.) Das Lied hat das Pferdeopfer zum Gegenstande. Zweck dieses Opfers ist, dass das geopferte Ross zu[452] den Göttern gehen und von dort aus fort und fort Reichthum und Glück denen, die es dargebracht haben, zuführen soll.


1. Nicht mögen uns Mitra, Varuna, Arjaman, Aju, Indra, Ribhukschan, die Maruts übersehen, wenn wir in der Festversammlung die Trefflichkeiten des schnellen gottentstammten Bosses rühmen werden.

2. Wenn sie die ergriffene Spende des mit Reichthum und Schmuck bedeckten [Rosses] am Zaume führen, so geht schön vorangeführt der bunte Ziegenbock meckernd hin zu dem lieben Sitze des Indra und Puschan.

3. Dieser Bock wird dem schnellen Rosse vorangeführt als Antheil des Puschan, der allen Göttern willkommen, wenn er den erfreuenden Opferkuchen zu gleich mit dem Renner empfangen hat, so befördert ihn Tvaschtar zu hohem Ruhme.

4. Wenn die Menschen das mit Opfertrank versehene zu den Göttern gehende Ross nach dem Brauche dreimal herumführen, so geht der Ziegenbock als erster Antheil des Puschan, den Göttern das Opfer ankündigend.

5. Der Priester, der Opferdiener, der Vertheiler des Opfers, der Feuerentzünder, der Beweger der Presssteine und der begeisterte Lobsänger, ihr alle füllt mit diesem schön zugerüsteten, schön bereiteten Opfer eure Bäuche.

6. Die den Pfosten bebauen und die ihn herbeifahren, die den Knauf für den Pferdepfosten zimmern, und die für den Renner das Kochgeschirr zusammenbringen, auch deren freundliche Hülfe fordere uns.

7. Das Ross mit glattem Rücken ist vorgeschritten, – mein Gebet ist ihm mitgegeben – zu den Oertern der Götter, ihm jauchzen die begeisterten Sänger nach; wir haben es bei dem Mahle den Göttern verwandt gemacht.

8. Was des schnellen Rosses Band und Halfter, was seines Kopfes Zügel und Zaum, oder was das Gras ist, was man seinem Maule zugeführt hat, alles das sei dein eigen bei den Göttern.

9. Was von dem Fleische des Perdes des Fliege frass, oder was an dem Opferpfosten oder am Beile hängen geblieben ist, was an den Händen, was an den Nägeln des Schlächters, alles das sei dein eigen bei den Göttern.

10.10 Was die Gedärme des Bauches ausdünsten, welches der Duft des rohen Fleisches ist, das mögen die Schlächter schön zurecht bringen, und mögen den Opfertrank gar kochen.

11. Was aus deinem am Feuer gebratenen Gliede, wenn du an den Bratspiess gesteckt bist, herabträufelt, das möge nicht auf die Erde fallen, nicht auf die Gräser, den begehrenden Göttern möge es gespendet sein.

12. Welche das Ross gar gebraten sehen, welche, von ihm sagen: »Schönduftend ist es vom Feuer«, welche die Gabe vom Fleische des Rosses erwarten, auch deren Zustimmung fördere uns.

13. Welches der Prüfstab ist des Fleisch kochenden Topfes, welches die Trinkgefässe und die Schüsseln der Brühe sind, die dampfenden Deckel der Kessel, Haken, Körbe, die alle bedienen das Ross.

14. Worauf der Renner getreten, worauf er sich gelagert und herumgewälzt hat, und was seines Fusses Fessel war; was er[453] getrunken, und das Futter, was er verzehrt hat, das alles sei dein eigen bei den Göttern.

15. Nicht möge dich das nach Rauch riechende Feuer einhüllen, noch der kochende sprudelnde Topf dich bespritzen; das geopferte, genossene, beliebte, geweihte Ross, das nehmen die Götter entgegen

16.11 Welche Decke sie über das Pferd breiten, welcher Ueberwurf, welchen Goldschmuck, welche Halfter, welches Fussband des Rosses, all dies liebe lenken sie zu den Göttern hin.

17.12 Was bei deiner Ermüdung durch das Uebermass des Antreibens, oder durch die Ferse [den Sporn] oder durch die Peitsche dich gequält hat, das alles versüsse ich dir durch Gebet, wie bei den Opfern durch den Butterlöffel.

18. Die vierunddreissig Rippen des gottverwandten Rosses erreicht das Beil; macht nun es kunstreich, dass jedes Glied unverletzt sei, Gelenk für Gelenk, es laut nennend, schneidet aus.

19. Einer ist es, der das Ross des Tvaschtar zerlegt, zwei, die es darreichen, so ist die Regel; welche deiner Glieder ich regelrecht zurichte, die Stücke alle opfere ich dem Agni.

20. Nicht quäle dich der liebe Lebenshauch, wenn du [zu den Göttern] eingehst, nicht thue das Beil deinen Gliedern Schaden; nicht möge dir ein hastiger, schlechter Zerleger, unrichtig verfahrend, die Glieder auf verkehrte Art zerspalten.

21. Fürwahr nicht stirbst du hier, nicht leidest du Schaden; nein, zu den Göttern gehst du auf schöngebahnten Pfaden; die beiden goldfarbnen Rosse [des Indra], die weissgefleckten Gazellen [der Maruts] sind deine Genossen geworden; an des Eselhengstes Deichsel hat sich das schnelle Ross gestellt.

22. Reichthum an Rindern und Rossen schaffe uns das Ross, Helden und Söhne und allnährenden Reichthum; Aditi schaffe uns Schuldlosigkeit, und das opferreiche Pferd verleihe uns Herrschaft.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 452-454.
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