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[461] Das ganze Lied, in Sprache und Versmass verwahrlost, trägt ganz den Charakter der Lieder des Atharva-Veda, in welchem auch mehrere Verse (1. 4. 8. 9) mit einigen Varianten vorkommen. Es ist jedenfalls sehr spät hier angefügt. Auch der Gebrauch von sarva und āditya bekundet spätes Alter. Die Auslegung ist überall sehr zweifelhaft. Das ganze Lied enthält Zauberformeln gegen schädliches Ungeziefer. In Vers 1 wird allerlei Gewürm genannt, dessen speciellere Bedeutung aber ganz unbekannt ist. In Vers 2 werden allerlei Mittel genannt, um dies Gewürm zu tilgen, aber ob diese Mittel Pflanzen sind, wie Sāyaṇa meint, oder Tageserscheinungen, wie die Sonne Vers 8-12, oder die Morgenröthe, oder was sonst, bleibt wieder räthselhaft; auch die folgenden Verse enthalten vieles dunkle und manches offenbar ungehörige.


1. Der Kankata-wurm ist nicht ein Kankata geblieben (?) und ebenso der Satīna-kankata; die beiden Giftwürmer, so nenne ich sie, das unbemerkte Gewürm ist verschwunden.

2. Die herankommende tödtet das unbemerkte Gewürm und[461] ebenso die fortgehende, die dreschende zerdrischt es, die zermalmende zermalmt es.

3. Das unbemerkte Gewürm, was auf Schilf und Schilfgestrüpp, auf Gräsern und Binsen, auf Rohr und Bartgras ist, das alles ist zugleich verschwunden

4. Die Kühe haben sich in ihrem Stall niedergelassen, die Waldthiere sind eingekehrt, die Lichter der Menschen [sind erloschen], und das unbemerkte Gewürm ist verschwunden.

5. Und diese sind in der Nacht wieder sichtbar geworden, wie Diebe, ihr unbemerkten Gewürme seid von allen bemerkt und wahrgenommen.

6. Der Himmel ist euer Vater, die Erde eure Mutter, der Soma euer Bruder, Aditi eure Schwester; ihr unbemerkten Gewürme, von allen bemerkt, steht still und kommt zur Ruhe.

7. Welch stechendes Gewürm an den Schultern, an den Gliedern ist, welch Ungeziefer, ihr unbemerkten Insekten, welcher Art ihr auch seid, verschwindet alle insgesammt.

8. Vor euch geht die Sonne auf, die alles bemerkt und das unbemerkte Gewürm tödtet, alles unbemerkte Gewürm verschlingend und alle Hexen.

9. Emporgeflogen ist dort der Sonnengott, vielfach alles versengend, der Aditja vom Berge herab von allen bemerkt, tödtend das unbemerkte Gewürm.

10. Dem Sonnengotte hänge ich das Gift an, wie einen Schlauch an das Haus des mit Rauschtrank versehenen; er wird doch daran nicht sterben; auch wir werden nicht sterben; der auf goldfarbenem Rosse reitende [Sonnengott] trieb weithin sein Gespann, und dich [o Gift] hat er in süssen Honig verwandelt.

11. Dies so winzige Vögelchen hat dein Gift verschlungen, und wird doch daran nicht sterben; auch wir werden nicht sterben u.s.w. (wie Vers 10.)

12. Die dreimal sieben Funkensprühenden (?) haben die Essenz des Giftes verschlungen und werden doch daran nicht sterben, auch wir werden nicht sterben u.s.w. (wie Vers 10.)

13. Ich habe die Essenz von allen neunundneunzig giftzerstörenden Pflanzen genommen; der auf goldfarbenem Rosse reitende [Sonnengott] trieb weithin sein Gespann und dich [o Gift] hat er in süssen Honig verwandelt.

14. Die dreimal sieben Pfauhennen, die sieben verschwisterten Jungfrauen [die sieben Ströme] haben dein Gift hinweggenommen, wie Wasser die Krugträgerinnen.

15. So winzig das Giftinsekt ist, so klein es ist, ich zerschlage es mit dem Steine, davon ist das Gift weggewandt in ferne Gegenden hin.

16. Das winzige Giftinsekt, als es vom Berge herab sich wandte, sprach dies Wort: Das Gift des Skorpions ist wirkungslos, dein Gift, o Skorpion, ist wirkungslos.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 461-462.
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