[475] 2. tri-ātmakatvāt tu, bhūyastvāt
vielmehr wegen der Dreiwesenheit, wegen des Überwiegens.

Durch das Wort »vielmehr« schneidet er den erhobenen Zweifel ab. Nämlich die Wasser sind dreiwesentlich wegen der Schriftstelle von der Dreifachmachung (vgl. Sūtram 2, 4, 20); nimmt man also sie als das Hervorbringende an, so muss man unumgänglich[475] auch die beiden andern Elemente annehmen. – Und auch der Leib ist dreiwesentlich, sofern man von allen drei Elementen, Feuer, Wasser und Nahrung, in ihm die Wirkungen bemerkt; – und wiederum in anderer Weise ist er dreiwesentlich, sofern sich in ihm die drei Grundstoffe, nämlich Wind, Galle und Schleim, vorfinden.

Es ist ja nicht möglich, dass der Leib mit Ausschliessung der andern Elemente aus dem blossen Wasser sich aufbaue. Wenn daher an der Stelle von den Wassern, die mit Menschenstimme redend werden, in Frage und Antwort das Wort »Wasser« steht, so bedeutet dieses nur ein Überwiegen, nicht eine Ausschliesslichkeit. In allen Leibern nämlich zeigt sich ein Überwiegen der Flüssigkeit in Säften, Blut u.s.w. – ›Aber zeigt nicht der Augenschein, dass in den Leibern das erdige Element überwiegt?‹ – Das würde nichts ausmachen, da dann doch jedenfalls im Vergleich mit dem andern Elemente [des Feuers] ein Überwiegen des Wassers statthaben würde. Übrigens zeigt auch der Augenschein ein Überwiegen des Flüssigen an dem ersten Keime des Leibes, sofern derselbe aus dem [männlichen] Samen und dem [weiblichen] Blute besteht.

Auch ist für die Bildung eines neuen Leibes die bewirkende Ursache das Werk; die Werke aber, wie Feueropfer u.s.w., stützen sich auf die flüssigen Substanzen des Soma, der geschmolzenen Butter, der Milch u.s.w. Es sind aber, wie der Lehrer zeigen wird, die dem Werke inhärierenden Wasser, welche unter dem Worte »Glaube« zu verstehen sind und mitsamt dem Thäter der Werke in dem Feuer der Himmelswelt geopfert werden.

| Auch daraus also ergiebt sich eine Mehrheit des Wassers; und wegen dieser Mehrheit sind unter dem Worte »Wasser« alle dem Leibe als Same dienenden Feinteile der Elemente zu verstehen; dagegen ist nichts einzuwenden.

Quelle:
Die Sūtra's des Vedānta oder die Ēārīraka-Mīmāṅsā des Bādarāyaṇa. Hildesheim 1966 [Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1887], S. 475-476.
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