[722] 12. ›pratishedhād, iti cen? na! ēārīrāt‹
›wegen der Verneinung, meint ihr? Nein! aus dem Verkörperten.‹

Aus der Bestimmung: »auch ist es nur diejenige Unsterblichkeit, bei der noch nicht verbrannt« (Sūtram 4, 2, 7) ergiebt sich,[722] dass bei der absoluten Unsterblichkeit [des esoterisch Wissenden, von dem hier 4, 2, 12-16 episodisch gehandelt wird] ein Hingehen oder Ausziehen nicht möglich ist. Und die Meinung, dass auch hierbei aus irgend einem Grunde der Auszug möglich sei, wird von der Schrift verneint in den Worten: »Nunmehr von dem Nichtverlangenden. – Wer ohne Verlangen, frei von Verlangen, gestillten Verlangens, selbst sein Verlangen ist, dessen (tasya) Lebensgeister ziehen nicht aus; sondern Brahman ist er und in Brahman löst er sich auf« (Bṛih. 4, 4, 6.) – ›Aber meint ihr vielleicht wegen dieser, auf die höhere Wissenschaft bezüglichen, Verneinung [des Auszuges], dass die Lebensgeister des [esoterisch] das höhere Brahman Wissenden gar nicht aus dem Leibe auszögen, so müssen wir das denn doch bestreiten; denn jene Verneinung des Auszuges der Lebensgeister verneint nur den Auszug derselben aus der verkörperten Seele, nicht aber den aus dem Körper; denn dies ergibt sich daraus, dass in der Parallelstelle einer andern Ēākhā [nämlich bei den Mādhyandina's] der Ablativ steht, und es heisst: »aus ihm (tasmāt) ziehen die Lebensgeister nicht aus« (Ēatap. br. 14, 7, 2, 8.) Nämlich der nur eine Beziehung im allgemeinen ausdrückende Genitiv (tasya) wird hier durch den in der andern Ēākhā sich findenden Ablativ (tasmāt) zu einer speciellen Beziehung präcisiert, und der Ausdruck »aus ihm« (tasmāt) muss, | weil von ihr die Rede ist, auf die zum Aufschwunge und zur Seligkeit berufene Trägerin des Leibes bezogen werden, und nicht auf den Leib selbst, und der Sinn ist: aus ihm, aus dem zum Auszuge sich rüstenden individuellen Selbste, ziehen die Lebensgeister nicht aus, sondern sie bleiben mit demselben verbunden. Da somit [auch der das vollkommene Wissen Besitzende] mitsamt seinen Lebensgeistern auszieht, so gilt auch für ihn der Auszug aus dem Leibe.‹

Auf diese Annahme ist zu erwidern:

Quelle:
Die Sūtra's des Vedānta oder die Ēārīraka-Mīmāṅsā des Bādarāyaṇa. Hildesheim 1966 [Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1887], S. 722-723.
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