[339] 16. ubhayathā ca doshāt
und weil in beiden Fällen ein Fehler.

Die Erde ist grobmateriell und besitzt als Eigenschaften Riechbarkeit, Schmeckbarkeit, Sichtbarkeit und Fühlbarkeit. Das Wasser ist feinmateriell und besitzt als Eigenschaften Schmeckbarkeit, Sichtbarkeit und Fühlbarkeit. Das Feuer ist feiner und besitzt als Eigenschaften Sichtbarkeit und Fühlbarkeit. Die Luft ist das feinste und besitzt als Eigenschaft die Fühlbarkeit (vgl. Vaiē. 2, 1, 1-4.) In dieser Weise haben die genannten vier Elemente einen Zuwachs und Abgang von Eigenschaften und dem entsprechend eine grössere oder geringere Grobheit und Feinheit, wie dies die Erfahrung zeigt. Ebenso nun muss man auch bei den Atomen annehmen, entweder dass sie einen Zuwachs und Abgang von Eigenschaften besitzen, oder dass sie ihn nicht besitzen. »In beiden Fällen« aber wird der Eintritt eines Fehlers unvermeidlich. Nimmt man nämlich für dieselben einen Zuwachs und Abgang von Eigenschaften an, so folgt aus dem Zuwachse von Eigenschaften auch ein Zuwachs an Materialität (mūrti), und dann sind es keine Atome mehr. |[339] Man sage nicht, dass auch ohne einen Zuwachs an Materialität ein Zuwachs von Eigenschaften möglich sei; denn bei entstandenen Wesen [wenigstens] ist, wie die Erfahrung zeigt, mit dem Zuwachs an Eigenschaften auch ein Zuwachs an Materialität gegeben. Nimmt man hingegen jenen Zuwachs und Abgang von Eigenschaften nicht an, um die Gleichartigkeit des Atomseins zu wahren, so muss man ihnen allen nur je eine Eigenschaft beilegen, und dann sieht man nicht, warum das Feuer auch für das Gefühl, oder das Wasser auch für Gesicht und Gefühl, oder die Erde auch für Geschmack, Gesicht und Gefühl wahrnehmbar ist, da doch die Eigenschaften der Wirkungen nur aus den Eigenschaften der Ursachen erfolgen. Oder soll man allen Atomen alle vier Eigenschaften beilegen? dann müsste das Wasser auch für den Geruch wahrnehmbar sein, das Feuer auch für den Geruch und Geschmack, die Luft auch für Geruch, Geschmack und Gesicht, und das widerstreitet der Erfahrung. Auch darum also ist die Theorie von den Atomen als Weltursache unannehmbar.

Quelle:
Die Sūtra's des Vedānta oder die Ēārīraka-Mīmāṅsā des Bādarāyaṇa. Hildesheim 1966 [Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1887], S. 339-340.
Lizenz:
Kategorien: