[324] 7. purusha-aēma-vad, iti cet? tathā api
es sei wie mit dem Manne oder dem [Magnet]-Steine, meint ihr? Auch auf diese Weise –

›Nun ja, aber man könnte doch sagen: so wie ein Mann, welcher die Sehkraft besitzt aber der Bewegungskraft ermangelt, also ein Lahmer, indem er auf einen andern Mann, der die Bewegungskraft besitzt, aber der Sehkraft | ermangelt, also auf einen Blinden, hinaufsteigt, eine Bewegung veranlassen kann, – oder auch wie der Magnetstein, obwohl er selbst ohne Bewegung ist, doch das Eisen bewegen kann, – ebenso könnte man im Vertrauen auf diese Beispiele wiederum behaupten, dass der Purusha die Urmaterie in Bewegung setzen könne.‹ – Darauf ist zu erwidern, dass »auch auf diese Weise« die Freisprechung von Fehlern nicht erfolgen kann. Als nächster Fehler zeigt sich eine Aufgebung der Voraussetzung; denn es war vorausgesetzt worden,[324] dass die Urmaterie aus sich selbst in Bewegung komme; dass hingegen der Purusha sie bewege, war nicht vorausgesetzt worden. Wie sollte ferner der Purusha, da er doch müssiger Zuschauer ist, die Urmaterie bewegen? Denn auch der Lahme muss doch den Blinden durch Worte u.s.w. in Bewegung setzen; bei dem Purusha hingegen findet keine derartige, die Bewegung veranlassende Thätigkeit statt, weil er thatlos und frei von den Guṇa's ist. Auch kann er nicht wie der Magnetstein durch seine blosse Nähe die Urmaterie bewegen, weil, da diese Nähe ewig ist, auch die Bewegung dann eine ewige sein müsste. Bei dem Magnetsteine hingegen ist die Nähe nicht ewig, denn seine Annäherung beruht auf [unserm] eigenen Thun, auch ist dabei das Bestreichen u.s.w. Mitbedingung; so dass die Erinnerung an den Mann und an den [Magnet-]Stein unzutreffend ist. Hierzu kommt, dass die Urmaterie ein Ungeistiges, und der Purusha nur müssiger Zuschauer ist, wodurch, da ein drittes, welches sie zusammenbände, nicht existiert, die Verbindung beider unmöglich wird. Oder soll die Verbindung durch die blosse Verbindungsfähigkeit bedingt sein? Dann wäre, weil diese Verbindungsfähigkeit unvernichtbar sein würde, eine Erlösung unmöglich. | Ferner erregt, so wie vorher, auch hier der Mangel eines Zweckes Bedenken. Bei dem höchsten Ātman hingegen beruht das Zuschauersein auf seiner eigenen Natur, und das Bewegersein auf seiner Zauberkraft; dies ist der Vorzug [den er als Princip der Welt vor der Urmaterie und dem Purusha der Sā khya's hat].

Quelle:
Die Sūtra's des Vedānta oder die Ēārīraka-Mīmāṅsā des Bādarāyaṇa. Hildesheim 1966 [Nachdruck der Ausgabe Leipzig 1887], S. 324-325.
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