|
[85] l. Nachdem nunmehr einige Prinzipien über die körperlichen Dinge gefunden worden sind, die nicht den Vorurtheilen der Sinne, sondern dem Lichte der Vernunft so entnommen sind, dass ihre Wahrheit nicht bezweifelt werden kann, so haben wir zu prüfen, ob aus ihnen allein alle Naturerscheinungen erklärt werden können. Der Anfang ist hier mit dem Allgemeinsten zu machen, von dem das Uebrige abhängt, nämlich mit der allgemeinen Einrichtung der ganzen sichtbaren Welt. Um hierüber richtig zu philosophiren, ist hauptsächlich Zweierlei zu beachten. Einmal haben wir auf die unendliche Macht und Güte Gottes zu merken und uns nicht zu scheuen, seine Werke so gross, so schön und vollendet als möglich anzunehmen; vielmehr müssen wir uns vorsehen, Schranken, die wir nicht bestimmt erkannt haben, bei ihnen anzunehmen und so die Macht des Schöpfers nicht erhaben genug zu denken.
2. Zweitens hat man sich davor zu hüten, dass man[85] sich nicht selbst überschätzt. Dies würde nicht blos dann geschehen, wenn man der Welt Schranken setzen wollte, die weder die Vernunft noch die göttliche Offenbarung erkennen lässt, wenn die Kraft unseres Denkens über das von Gott wirklich Geschaffene hinausgehen könnte; sondern auch vorzüglich dann, wenn man annähme, alle Dinge seien blos unsertwegen von ihm geschaffen, oder wenn man meinte, den Zweck bei Erschaffung der Welt durch die Kraft unserer Einsicht begreifen zu können.
3. Denn wenn es auch im Sittlichen fromm ist, zu sagen, dass Alles von Gott unsertwegen geschehen sei, um dadurch zu grösserem Dank und Liebe zu ihm veranlasst zu werden, und obgleich dies in gewissem Sinne auch richtig ist, da wir von allen Dingen für uns irgend einen Gebrauch machen können, wäre es auch nur, um unseren Verstand in ihrer Betrachtung zu üben und Gott aus seinen wundervollen Werken zu ahnen: so ist es doch unwahrscheinlich, dass Alles nur für uns und zu keinem anderen Zweck gemacht worden, und in der Naturwissenschaft würde diese Voraussetzung lächerlich und verkehrt sein, weil unzweifelhaft Vieles besteht oder früher bestanden hat und schon vergangen ist, was kein Mensch je gesehen oder erkannt hat, und was ihm niemals einen Nutzen gewährt hat.
4. Die von uns gefundenen Prinzipien sind aber von solcher Tragweite und Fruchtbarkeit, dass viel mehr aus ihnen folgt, als die sichtbare Welt enthält, und auch viel mehr, als unsere Seele mit ihren Gedan ken je zu übersehen vermag. Wir wollen indess eine kurze Geschichte der wichtigsten Naturerscheinungen (deren Ursachen hier aufgesucht werden sollen) uns vor Augen stellen; nicht als Mittel für einen Beweis, denn wir wollen vielmehr die Wirkungen aus den Ursachen, und nicht umgekehrt die Ursachen aus den Wirkungen ableiten; sondern nur am unsere Seele von den unzähligen aus ihnen abgeleiteten Wirkungen mehr zur Betrachtung der einen wie der anderen zu bestimmen.
5. Bei dem ersten Anblick scheint uns zwar die Erde viel grösser als alle Körper dieser Welt, und die Sonne und der Mond grösser als die Sterne zu sein; wenn wir aber den Mangel des Gesichts durch unzweifelhafte Schlüsse verbessern, so bemerken wir zunächst, dass die Entfernung[86] des Mondes von der Erde ungefähr dreissig Erddurchmesser beträgt und die der Sonne sechs oder siebenhundert solcher. Vergleichen wir diese Entfernungen mit den scheinbaren Durchmessern der Sonne und des Mondes, so ergiebt sich leicht daraus, dass zwar der Mond viel kleiner als die Erde, aber die Sonne viel grösser ist.
6. Wir entnehmen auch aus dem durch die Vernunft unterstützten Anblick, dass Merkur mehr als 200 Erddurchmesser von der Sonne absteht; Venus mehr als 400; Mars 900 oder 1000; Jupiter 3000 oder mehr, und Saturn 5- oder 6000.
7. Was aber die Fixsterne anlangt, so gestatten zwar die Erscheinungen nicht, dass wir ihren Abstand von der Sonne oder Erde für geringer als den des Saturn annehmen, aber nichts steht entgegen, sie als in beliebige ungeheure Entfernung zu setzen, und aus den unten zu erklärenden Himmelsbewegungen erhellt, dass ihr Abstand so gross ist, dass Saturn in Vergleich damit als nahe angesehen werden muss.
8. Daraus erhellt, dass der Mond und die Erde, vom Jupiter oder Saturn aus gesehen, viel kleiner erscheinen werden, als Jupiter und Saturn von der Erde aus gesehen; ja auch die Sonne würde, von den Fixsternen aus gesehen, nicht grösser erscheinen, als uns die Fixsterne von der Erde aus. Wir dürfen deshalb bei einer vorurtheilsfreien Vergleichung der Theile der sichtbaren Welt den Mond und die Erde und die Sonne nicht grösser als die Sterne annehmen.
9. Die Sterne unterscheiden sich von einander nicht blos in der Grösse, sondern auch dadurch, dass einige mit eigenem Licht, andere nur mit fremdem Licht leuchten. So kann es vor Allem bei der Sonne nicht zweifelhaft sein, dass sie das Licht, womit sie unsere Augen blendet, in sich hat; denn ein so stetes Licht kann sie selbst von allen Fixsternen zusammen nicht erborgen, da diese nicht so viel Licht uns zusenden und doch von uns nicht weiter als von der Sonne entfernt sind; auch zeigt sich sonst kein so glänzender Körper, von dem sie es empfinge; wäre dies der Fall, so würde man es offenbar bemerken. Das Gleiche wird man von allen Fixsternen annehmen müssen, wenn man ihr glänzendes Leuchten und ihre weite Entfernung von uns und der Sonne beachtet; denn[87] wären wir einem Fixsterne so nahe wie der Sonne, so würde er ebenso stark und glänzend wie diese erscheinen.
10. Dagegen sehen wir den Mond nur an der der Sonne zugewendeten Seite leuchten, woraus zu entnehmen, dass er kein eigenes Licht hat und nur die von der Sonne empfangenen Strahlen nach unseren Augen zurückwirft. Dasselbe beobachtet man durch die Ferngläser bei der Venus, und dasselbe wird auch an dem Merkur, Mars, Jupiter und Saturn anzunehmen sein, da ihr Licht stumpfer oder matter als das der Fixsterne ist, und sie von der Sonne nicht so weit abstehen, dass sie nicht von ihr erleuchtet werden könnten.
11. Endlich bemerken wir dasselbe bei der Erde. Denn sie ist aus dunkeln Körpern zusammengesetzt, welche die von der Sonne empfangenen Strahlen ebenso kräftig wie der Mond zurückwerfen. Denn wenn die Erde in Wolken eingehüllt ist, welche viel weniger dunkel als ihre anderen Theile sind, so sieht man diese doch, wenn die Sonne sie bescheint, ebenso hell wie den Mond glänzen, und es erhellt danach, dass die Erde rücksichtlich des Lichtes sich von dem Mond, der Venus, dem Merkur und anderen Planeten nicht unterscheidet.
12. Dies ergiebt sich auch daraus, dass, wenn der Mond sich zwischen der Sonne und Erde befindet, dessen von der Sonne nicht erleuchtete Seite ein schwaches Licht zeigt, an dem man leicht erkennt, dass es von der Erde zu ihm kommt, welche ihre von der Sonne empfangenen Strahlen nach ihm zurückwirft; auch nimmt dasselbe ab, je nachdem der von der Sonne erleuchtete Theil der Erde sich vom Monde abwendet.
13. Und überhaupt würde, wenn wir die Erde vom Jupiter aus sähen, sie wohl kleiner, aber nicht leicht schwächer erscheinen, als Jupiter von hier aus. Von den näheren Planeten aus gesehen, würde sie grösser erscheinen, aber von den Fixsternen aus würde ihr Anblick wegen der ausserordentlichen Entfernung ganz verschwinden. Daraus folgt, dass die Erde zu des Planeten, und die Sonne zu den Fixsternen zu rechnen ist.
14. Unter den Sternen besteht der Unterschied, dass die Fixsterne immer ihre gegenseitige Entfernung und Stellung zu einander bewahren; die anderen aber ihre[88] Stellung fortwährend ändern, weshalb sie Planeten oder Wandelsterne heissen.
15. So wie nun Jemand auf offener See bei ruhigem Wetter aus seinem Schiff andere entferntere Schiffe in ihrer Lage sich ändern sieht und dabei oft zweifelhaft sein kann, welchem von jenen, und ob nicht auch dem seinigen er die Bewegung (von der jene Veränderung ausgeht) zutheilen soll, so scheinen die Unregelmässigkeiten der Planeten, von der Erde aus gesellen, der Art, dass man aus ihnen allein nicht entnehmen kann, welchen Körpern sie eigentlich zuzuschreiben sind. Da sie sehr ungleich und verwickelt sind, so kann man sie nicht leicht erklären, wenn man nicht aus den verschiedenen Arten, sie aufzufassen, eine als die auswählt, wonach sie wirklich geschehen. Zu dem Behufe haben die Astronomen die verschiedenen Hypothesen aufgestellt, d.h. Annahmen, die nicht als wahr, sondern nur als zur Erklärung der Erscheinungen geeignet gelten.
16. Die erste ist die von Ptolemäus. Sie steht mit so vielen Erscheinungen in Widerspruch (insbesondere mit der Zu- und Abnahme des Lichtes, welche bei dem Monde und der Venus beobachtet werden), und wird jetzt so allgemein von allen Philosophen verworfen, dass ich sie hier übergehe.
17. Die zweite ist die von Kopernikus; die dritte von Tycho Brahe. Beide entsprechen als Hypothesen in gleicher Weise den Erscheinungen und sind wenig unterschieden; nur ist die des Kopernikus etwas einfacher und klarer, so dass Tycho keinen Grund gehabt hätte, sie zu ändern, wenn er nicht über die Hypothese hinaus den wahren Sachverhalt hätte erklären wollen.[89]
18. Da nämlich Kopernikus kein Bedenken getragen hatte, der Erde eine Bewegung zuzuschreiben, so wollte Tycho dies, als in der Physik widersinnig und der allgemeinen Annahme widersprechend, verbessern; allein indem er die wahre Natur aller Bewegung nicht beachtete, so behauptete er den Stillstand der Erde nur den Worten nach, gab ihr aber der Sache nach mehr Bewegung als Jener.
19. Ich selbst weiche von Beiden nur darin ab, dass ich der Erde wahrhafter wie Tycho und scharfsinniger wie Kopernikus alle Bewegung abspreche, und ich will deshalb hier eine Hypothese aufstellen, die, einfacher wie alle anderen, doch zum Verständniss der Erscheinungen und zur Erforschung ihrer natürlichen Ursachen am besten geeignet ist. Ich möchte sie aber nur als Hypothese und nicht als die wirkliche Wahrheit angesehen wissen.
20. Erstens kennen wir den Abstand der Fixsterne von uns nicht, aber wir können ihn auch nicht so annehmen, dass er den Erscheinungen widerspricht; wir brauchen deshalb sie nicht blos oberhalb des Saturn, wie meist Alle thun, zu setzen, sondern nehmen uns die Freiheit, sie noch viel weiter vorauszusetzen. Wollte man nämlich ihre Entfernung mit den von der Erde uns bekannten vergleichen, so würde ihre allgemein zugestandene Entfernung ebenso unglaubhaft wie jede grössere erscheinen; mit Rücksicht auf die Allmacht Gottes kann aber keine so gross angenommen werden, dass sie unglaubwürdiger als eine kleine erschiene. Um aber die Erscheinungen nicht blos bei den Planeten, sondern auch bei den Kometen leicht[90] zu erklären, muss, wie ich später zeigen werde, der Abstand zwischen ihnen und der Bahn des Saturn sehr gross angenommen werden.
21. Zweitens stimmt die Sonne mit den Fixsternen und der Flamme darin überein, dass sie Licht von sich aussendet, und wir werden deshalb annehmen, dass sie auch in der Bewegung mit der Flamme und in der Lage mit den Fixsternen übereinstimmt. Nämlich hier auf der Erde sehen wir nichts Edleres als die Flamme; denn sie löst andere Körper, an die sie gebracht wird, wenn sie nicht sehr fest und hart sind, in ihre Theile auf und nimmt sie mit sich; aber ihre Bewegung geschieht nur innerhalb ihrer Theile, und die ganze Flamme wendet sich nicht von einem Ort zu dem ändern, wenn sie nicht von einem Körper, an dem sie haftet, fortgetragen wird. Hiernach können wir annehmen, dass auch die Sonne zwar aus einem sehr flüssigen und beweglichen Stoffe bestellt, welcher alle umliegenden Stoffe des Himmels an sich reisst, aber dass sie trotzdem den Fixsternen darin ähnelt, dass sie nicht aus einer Himmelsgegend in die andere wandert.
22. Die Vergleichung der Sonne mit einer Flamme darf auch deshalb nicht als unpassend gelten, weil hier jede Flamme fortwährend der Nahrung bedarf, und man dasselbe nicht bei der Sonne bemerkt. Denn nach den Naturgesetzen beharrt die Flamme nicht weniger wie jeder andere Körper, wenn sie einmal bestellt, so lange, bis sie von einer fremden Ursache zerstört wird; da sie aber aus einem sehr flüssigen und beweglichen Stoffe besteht, so wird dieser hier auf der Erde von dem sie umgebenden Stoffe fortwährend zerstreut, und deshalb bedarf sie der Ernährung, nicht um sich, wie sie ist, zu erhalten, sondern damit, während sie erlischt, immer eine neue Flamme an ihre Stelle trete. Die Sonne zerstören aber die benachbarten Himmelsstoffe nicht so, und deshalb bedarf sie keiner Nahrung zur Wiederherstellung. Indess wird unten auch gezeigt werden, dass immer neuer Stoff in die Sonne eintritt, und anderer aus ihr austritt.[91]
23. Hier ist auch zu bemerken, dass, wenn die Sonne in ihrer Lage von den Fixsternen nicht verschieden ist, diese nicht alle in demselben Umkreis einer Sphäre sich befinden können, wie Viele annehmen, weil die Sonne nicht mit in diesem Umkreis sein kann. Sondern die Sonne hat einen weiten Raum um sich, in dem sich kein Fixstern befindet; ebenso müssen die Fixsterne von einander weit entfernt sein, und einzelne viel mehr als andere von uns und der Sonne abstehen. Wenn daher
[Fig. 8] S die Sonne ist, so werden F f Fixsterne sein, und man hat sich unzählige andere darüber und darunter und über die Ebene dieser Tafel hinaus nach allen Richtungen des Raumes hin zerstreut voranstellen.
24. Drittens ist anzunehmen, dass nicht blos der Stoff der Sonne und der Fixsterne, sondern des ganzen Himmels flüssig ist. Schon alle Astronomen nehmen dies an, da sie sehen, dass die Planetenerscheinungen ohnedies kaum erklärt werden können.
25. Darin aber scheinen mir Viele zu irren, dass sie zwar in dem Himmel eine Flüssigkeit annehmen, aber ihn wie einen leeren Baum vorstellen, der den Bewegungen anderer Körper keinen Widerstand leistet, aber auch keine Kraft hat, sie mit sich zu nehmen. Denn ein solches Leere kann es in der Natur nicht geben, und allen Flüssigkeiten ist es gemeinsam, dass sie nur deshalb den Bewegungen anderer Körper nicht widerstehen, weil sie selbst eine Bewegung in sich haben, und weil diese Bewegungen leicht nach allen Richtungen hin mit einer Kraft geschehen, welche bei einer bestimmten Richtung nothwendig alle in ihnen enthaltenen Körper mit sich nehmen, soweit keine andere Ursache sie zurückhält, und sie fest, ruhend und hart sind, wie aus dem Früheren erhellt.[92]
26. Viertens sehen wir die Erde auf keine Säulen gestützt und von keinem Strange gehalten, sondern ringsum von dem flüssigen Himmel umgeben. Wir halten sie deshalb für stillstehend und ohne Neigung zu einer Bewegung, da wir keine bemerken; aber dies hindert nicht, dass sie von dem Himmel fortgeführt wird und seinen Bewegungen ohne eigene Bewegung folgt. So steht ein Schiff, wenn kein Wind oder Ruder es fortstösst, und kein Anker es festhält, mitten im Meere still, obgleich vielleicht die ungeheure Wassermasse in einem unsichtbaren Strome abfliesst und das Schiff mit sich führt.
27. Und so wie die übrigen Planeten darin unter sich übereinkommen, dass sie dunkel sind und die Strahlen der Sonne zurückwerfen, so werden sie mit Recht ihr auch darin gleichen, dass jeder in der Himmelsgegend, wo er sich aufhält, ruht, und dass jede an ihnen beobachtete Veränderung seiner Lage nur daher kommt, dass der ganze Himmelsstoff, der ihn enthält, sich bewegt.
28. Hier muss man sich an das oben über die Natur der Bewegung Gesagte erinnern; dass sie nämlich (im eigentlichen Sinne, nach dem wirklichen Sachverhalt) nur die Ueberführung eines Körpers aus der Nachbarschaft der ihn berührenden Körper, welche als ruhend gelten, in die Nachbarschaft anderer ist. Oft wird aber im gemeinen Leben jede Thätigkeit, wodurch ein Körper aus einem Ort in einen anderen wandert, Bewegung genannt, und in diesem Sinne kann man sagen, dass eine Sache sich zugleich bewegt und nicht bewegt, je nach dem Orte, auf dem man sie bezieht. Hieraus folgt, dass weder die Erde noch die anderen Planeten eine eigentliche Bewegung haben, weil sie sich nicht aus der Nachbarschaft der sie[93] berührenden Himmelsstoffe entfernen, und diese Stoffe als in sich unbewegt angenommen werden; denn dazu gehörte, dass sie sich von allen Theilen dieses Stoffes auf einmal entfernten, was nicht geschieht. Allein der Himmelsstoff ist flüssig, und deshalb trennt sich bald dieses Theilchen, bald jenes von den berührten Planeten durch eine Bewegung, die den Theilchen, aber nicht dem Planeten zuzuschreiben ist; ebenso wie die theilweisen Bewegungen der Luft und des Wassers auf der Oberfläche der Erde nicht der Erde, sondern den Theilen der Luft und des Wassers beigelegt werden.
29. Nimmt man aber die Bewegung in dem gewöhnlichen Sinne, so muss man zwar sagen, dass alle übrigen Planeten und auch die Sonne und die Fixsterne sich bewegen, aber nur sehr uneigentlich kann das von der Erde gesagt werden. Denn die Menschen betrachten gewöhnlich die Theile der Erde als unbeweglich und bestimmen danach die Orte der Sterne und nennen diese bewegt, insoweit sie von diesen so bestimmten Orten sich entfernen. Dies ist für das Leben bequem und deshalb vernünftig. Wir haben selbst von Kindheit ab geglaubt, dass die Erde keine Kugel, sondern eine Fläche sei, und dass auf ihr überall auch aufwärts und niederwärts dieselben Punkte als Weltpunkte gelten, d.h. als Osten, Westen, Süden und Norden, und wir benutzen diese, um die Orte aller anderen Körper danach zu bestimmen. Wenn aber ein Philosoph bemerkt, dass die Erde eine in dem flüssigen und beweglichen Himmel eingetauchte Kugel ist, und dass die Sonne und die Fixsterne immer dieselbe Stellung gegen einander innehalten, so wird er diese, als feste, zur Bestimmung der Orte jener benutzen und wird dann sagen, dass die Erde sich bewegt. Allein dies ist ohne Grund. Denn erstens darf im philosophischen Sinne ein Ort nicht nach sehr entfernten Körpern, wie die Fixsterne, sondern nach denen, welche den angeblich auch bewegenden Körper berühren, bestimmt werden. Und dann hält die Volksmenge die Fixsterne nur deshalb eher wie die Erde für unbewegt, weil sie meint, dass jenseit der Fixsterne es keine Körper mehr giebt, von denen sie sich trennen, und[94] weshalb sie bewegt genannt werden könnten. Dagegen nennt sie die Erde stillstehend, in dem Sinne, in dem sie die Erde rücksichtlich der Fixsterne bewegt nennt. Diese Ansicht ist aber gegen die Vernunft. Denn da unsere Seele der Art ist, dass sie keine Grenzen für die Welt anerkennt, so wird Jeder, der die Unendlichkeit Gottes und die Schwäche unserer Sinne bedenkt, es für richtiger halten, auch noch jenseit der sichtbaren Fixsterne andere Körper anzunehmen, mit Bezug auf welche die Erde als stillstehend, die Fixsterne aber als bewegt angenommen werden können.
30. Indem so alle Vermuthungen für die Bewegung der Erde beseitigt sind, müssen wir annehmen, dass der ganze Himmelsstoff, in dem die Planeten sich befinden, nach Art eines Wirbels, in dessen Mitte die Sonne ist, stetig sich dreht, und zwar die der Sonne näheren Theile schneller, die entfernteren langsamer, und dass alle Planeten (einschliesslich der Erde) immer zwischen denselben Theilen des Himmelsstoffes bleiben. Dies genügt, um ohne alle Künsteleien die sämmtlichen Erscheinungen derselben leicht zu verstehen. Denn so wie man in Flüssen, an Stellen, wo das Wasser in sich zurückkehrend Wirbel bildet, einzelne darauf schwimmende Grashalme sich mit dem Wasser zugleich fortbewegen sieht, andere aber sich um die eigenen Mittelpunkte drehen und ihre Kreisbewegung um so schneller beenden, je näher sie dem Mittelpunkte des Wirbels sind und obgleich sie immer nach Kreisbewegungen streben, doch niemals vollkommene Kreise beschreiben, sondern in die Länge oder Breite etwas davon abweichen; ebenso kann man sich dasselbe bei den Planeten leicht vorstellen, und damit allein sind alle Erscheinungen erklärt.[95]
31. Wenn also S
[Fig. 9] die Sonne ist, und der sie umgebende Himmelsstoff sich immer in derselben Richtung von Westen durch Mittag nach Osten oder von A durch B nach C dreht, und der Nordpol über der Fläche der Zeichnung herausragt, so wird der den Saturn umgebende Himmelsstoff ungefähr 30 Jahre zum Umlauf durch den ganzen Kreis [Saturn] brauchen, und der um Jupiter diesen mit seinen Begleitern in 12 Jahren durch den Kreis [Jupiter] führen; ferner werden Mars so in 2 Jahren, die Erde mit dem Monde in einem Jahr, Venus in 8 Monaten und Merkur in 3 Monaten ihre Umläufe in den Kreisen[96] [Mars], [Terra], [Venus], [Merkur] vollenden, indem der Himmelsstoff sie mit sich nimmt.
32. Auch einige dunkle Körper, welche durch die Fernröhre sichtbar sind, Sonnenflecken heissen und der Oberfläche der Sonne ganz nahe sind, werden in 26 Tagen sie umkreisen.
33. Ausserdem sind, wie ich dies auch oft an den Wasserwirbeln bemerkt habe, in jenem grossen Wirbel des Himmelsstoffes noch andere kleinere Wirbel enthalten; so einer, in dessen Mittelpunkt sich Jupiter, ein anderer, in dessen Mittelpunkt die Erde sich befindet; auch diese werden in derselben Richtung mit dem grossen Wirbel fortgeführt. Davon dreht der mit dem Jupiter in der Mitte dessen 4 Begleiter mit einer solchen Geschwindigkeit um ihn herum, dass der entfernteste in 16 Tagen, der folgende in 7 Tagen, der dritte in 85 Stunden und der nächste in 42 Stunden einen Umlauf vollenden. Indem sie so einmal in dem grossen Kreise um die Sonne geführt werden, durchlaufen sie ihre kleineren Kreise um den Jupiter mehrmals. Ebenso bewirkt der Wirbel, welcher die Erde zum Mittelpunkt hat, dass der Mond in einem Monat um sie herumläuft, und die Erde selbst jeden Tag sich einmal um ihre eigene Axe dreht, und in derselben Zeit, in der Erde und Mond ihren gemeinsamen Umlauf einmal vollenden, die Erde sich 365 mal um sich selbst und der Mond 12 mal um die Erde sich drehen.
34. Endlich darf man nicht annehmen, dass alle Mittelpunkte der Planeten immer in derselben Ebene bleiben,[97] und dass die von ihnen beschriebenen Kreise ganz genau sind; sondern beides trifft nur ungefähr zu, wie dies bei allen natürlichen Dingen der Fall ist, und diese Veränderung wird auch in den kommenden Jahrhunderten fortgehen.
35. Wenn nämlich die Figur 9 eine Ebene vorstellt [Fig. 9] in welcher der Mittelpunkt der Erde das ganze Jahr verharrt, welche Ebene die Ekliptik heisst und mit Hülfe der Fixsterne bestimmt wird, so ist anzunehmen, dass jeder der anderen Planeten sich in einer anderen Ebene bewegt, die gegen jene etwas geneigt ist und sie in einer Linie schneidet, welche durch den Mittelpunkt der Sonne geht, so dass die Sonne sich in allen diesen Ebenen befindet. So schneidet z.B. die Ebene des Saturn jetzt die Ekliptik in den Zeichen des Krebses und Steinbocks und ragt über sie bei der Waage nach Norden hervor und ist nach Süden im Widder unter ihr; der Winkel beider Ebenen beträgt ungefähr 2 1/2 Grad. In dieser Weise schneiden die Ebenen der anderen Planeten die Ekliptik an anderen Stellen; bei Jupiter und Mars ist der Winkel kleiner; bei der Venus um einen Grad grösser und bei Merkur am grössten, nämlich beinahe 7 Grad. Auch die Sonnenflecken (wenigstens wenn die Beobachtungen von Scheiner richtig sind, dessen Fleiss in Betreff der Erscheinungen dieser Flecken Alles erschöpft zu haben scheint) drehen sich in Ebenen um die Sonne, die 7 oder mehr Grad gegen die Ekliptik geneigt sind, so dass hierin ihre Bewegung sich von der der Planeten nicht unterscheidet. Denn der Mond bewegt sich um die Erde in einer 5 Grad gegen die Ekliptik geneigten Ebene; die Erde um ihre eigene Axe so, dass die Ebene des Aequator 23 1/2 Grad von der Ekliptik abweicht, welche Ebene sie mit sich führt. Diese Abweichungen der Planeten von der Ekliptik werden Bewegungen in der Breite genannt.[98]
36. Dagegen heissen ihre Umläufe um die Sonne Bewegungen in die Länge. Auch diese wechseln in dem Abstand von der Sonne. In jetziger Zeit ist Saturn von ihr im Schützen weiter als in den Zwillingen, und zwar um den zwanzigsten Theil seines Abstandes. Jupiter ist in der Waage weiter als im Widder, und ebenso haben die übrigen Planeten an anderen Orten ihre Sonnenferne und Sonnennähe. Nach einigen Jahrhunderten hat sich dies aber Alles geändert; die einzelnen Planeten und auch die Erde werden die Ekliptik an anderen Stellen durchschneiden und mehr oder weniger abweichen; ebenso werden ihre grössten und kleinsten Abstände von der Sonne sich in anderen Zeichen befinden.
37. Ich brauche nun wohl nicht zu zeigen, wie aus dieser Hypothese der Wechsel von Tag und Nacht hervorgeht; ebenso der von Winter und Sommer, oder die Annäherung der Sonne an die Wendekreise und ihre Entfernung davon; die Lichtwechsel des Mondes, die Finsternisse, die scheinbaren Stillstände und rückläufigen Bewegungen der Planeten, das Vorrücken der Nachtgleichen, die Schwankungen in der Schiefe der Ekliptik und Aehnliches; denn dies kann man, wenn man die ersten Elemente der Astronomie gelernt hat, leicht einsehen.
38. Allein ich möchte noch kurz darlegen, wie in der Hypothese von Brahe, welcher meist alle Gegner des Kopernikus zustimmen, die Erde eine grössere Bewegung hat als hier. Denn wenn erstens die Erde nach ihrer Ansicht stillsteht, so muss sich der ganze Himmel zugleich mit den Sternen jeden Tag einmal um sie herum drehen, was nicht möglich ist, wenn nicht zugleich alle Theile der Erde aus der Nachbarschaft der sie berührenden Himmelstheilchen in die Nachbarschaft anderer kommen. Da nun[99] diese Ueberführung gegenseitig ist, wie eben gesagt worden ist, und dieselbe Kraft oder Thätigkeit dazu bei der Erde wie bei dem Himmel nöthig ist, so ist kein Grund, weshalb wir die Bewegung eher dem Himmel wie der Erde beilegen; vielmehr ist sie nach dem Obigen nur der Erde zuzuschreiben, weil sie in ihrer ganzen Oberfläche geschieht, aber nicht ebenso an der ganzen Oberfläche des Himmels, sondern nur an einem Theile seiner Hohlseite, welche die Erde berührt, und welche in Vergleich zur Busseren sehr klein ist. Auch ist es unerheblich, wenn Jene sagen, dass nach ihrer Annahme nicht blos die hohle innere Fläche des Himmels von der Erde, sondern auch die äussere Oberfläche desselben von einem anderen ihn umgebenden Himmel sich trenne, nämlich von dem kristallenen oder feurigen Himmel, und dass sie deshalb diese Bewegung dem Himmel und nicht der Erde zuschreiben. Denn für eine solche Trennung der ganzen Oberfläche des Sternenhimmels von einem ihn umgebenden anderen Himmel liegt kein Grund vor; sie ist vielmehr rein willkürlich angenommen. Mithin ist selbst nach ihrer Hypothese die Bewegung aus sicheren und überzeugenden Gründen der Erde zuzutheilen, und wenn sie den Himmel für bewegt und die Erde für stillstehend annehmen, so sind die Gründe dafür unsicher und eingebildet.
39. Nach derselben Hypothese des Tycho führt die Sonne in ihrer jährlichen Bewegung um die Erde nicht blos den Merkur und die Venus, sondern den Mars, Jupiter und Saturn mit sich, die von ihr entfernter als die Erde sind. Dies ist unbegreiflich, namentlich in einem[100] flüssigen Himmel, wie sie ihn voraussetzen, wenn nicht der ganze dazwischen liegende Himmelsstoff sich zugleich mitbewegt, und die Erde währenddem durch eine gewisse Kraft von den sie berührenden Theilchen dieses Stoffes sich trennt und darin einen Kreis beschreibt. Deshalb ist diese die ganze Erde betreffende Trennung, die eine besondere Thätigkeit in ihr fordert, als ihre eigene Bewegung anzusehen.
40. Ein Bedenken bleibt noch gegen meine Hypothese; denn wenn die Sonne immer die gleiche Stellung zu den Fixsternen behält, so muss die Erde in ihrer jährlichen Bewegung auf ihrer Bahn ihnen bald näher, bald ferner kommen; aber die Erscheinungen haben bis jetzt das noch nicht erkennen lassen. Dies erklärt sich indess aus der ungeheuren Entfernung der Fixsterne von uns, so dass die ganze Bahn der Erde um die Sonne in Vergleich dazu nur als ein Punkt gelten kann. Ich gebe zu, dass dies unglaublich scheint, wenn man nicht an die Betrachtung der Grösse Gottes sich gewöhnt hat, und wenn man die Erde als den vornehmsten Theil der Welt und als die Wohnung des Menschen, für welchen alles Andere geschaffen worden, ansieht; den Astronomen aber, die schon wissen, dass sie in Vergleich zu dem Himmel nur ein Punkt ist, wird dies weniger wunderbar erscheinen.
41. Auch bedürfen ausserdem die Kometen, von denen es gewiss ist, dass sie nicht, wie das rohe Alterthum glaubte, in unserer Luft sich befinden, dieses weiten Raumes zwischen der Bahn des Saturn und den Fixsternen, um all ihre Wanderungen zu vollenden; denn diese sind so mannichfach, so ungeheuer und von der Festigkeit der Fixsterne und der regelmässigen Bewegung der Planeten um die Sonne so verschieden, dass sie ohnedem auf kein Naturgesetz zurückgeführt werden können. Es darf uns auch nicht irren, dass Tycho und andere Astronomen, welche ihre Parallaxen genau verfolgt haben, sie nur über den Mond nach der Bahn der Venus und des Merkur verlegen, und nicht über den Saturn hinaus; denn sie hätten letzteres ebensogut aus ihren Rechnungen ableiten können;[101] allein bei ihrem Streit mit den Alten, welche die Kometen zu den Meteoren unterhalb des Mondes rechneten, begnügten sie sich mit dem Beweis, dass sie im Himmel sind, und sie wagten nicht, ihnen die volle Entfernung, welche die Rechnung ergab, zuzutheilen, aus Furcht, man möchte es nicht so leicht glauben.
42. Neben diesem Allgemeinen konnte noch viel Besonderes nicht blos in Betreff der Sonne, der Planeten, der Kometen und Fixsterne, sondern vorzüglich auch in Betreff der Erde (nämlich Alles, was wir auf ihrer Oberfläche vorgehen sehen), als Erscheinungen hier aufgezählt werden. Denn um die wahre Natur dieser sichtbaren Welt zu erkennen, genügt es nicht, einzelne Ursachen aufzufinden, welche das fern am Himmel Geschehende erklären, sondern es muss daraus auch Alles, was wir auf der Erde in der Nähe sehen, sich ableiten lassen. Es ist indess nicht nöthig, Alles dies zur Bestimmung der Ursachen der allgemeinen Verhältnisse zu betrachten; doch werden wir nur dann sie als richtig von uns bestimmt erkennen, wenn wir daraus nicht blos das, auf was wir geachtet haben, sondern auch alles Andere, was man bis dahin nicht bedacht hatte, ableiten können.
43. Wenn wir hierbei nur klar erkannte Prinzipien benutzen und die Folgerungen nur in praktischer Weise aus ihnen ableiten, und wenn dann das so Abgeleitete mit allen Naturerscheinungen genau übereinstimmt, so würden wir sicherlich Gott beleidigen, wenn wir die auf diese Weise ermittelten Ursachen der Dinge als falsch beargwöhnten und meinten, er habe uns so unvollkommen geschaffen, dass wir selbst bei dem richtigen Gebrauche unserer Vernunft irren.
44. Um indess auch nicht zu anmassend zu erscheinen,[102] wenn ich bei der Erforschung so grosser Dinge die ächte Wahrheit gefunden zu haben behaupte, so will ich dies lieber unentschieden lassen und alles hierüber jetzt Folgende nur als eine Hypothese bieten, die selbst, wenn sie falsch wäre, doch sich mir der Mühe zu verlohnen scheint, sofern all ihre Ergebnisse mit der Erfahrung übereinstimmen. Denn dann wird sie uns für das Leben so viel Nutzen wie die Wahrheit selbst gewähren.
45. Ich werde sogar zur besseren Erklärung der Naturgegenstände ihre Ursachen höher aufsuchen, als sie nach meiner Ansicht wirklich bestanden haben. Denn unzweifelhaft ist die Welt von Anfang ab in aller Vollkommenheit geschaffen worden, so dass in ihr die Sonne, die Erde, der Mond und die Sterne bestanden, und dass es auf der Erde nicht blos Samen von Pflanzen, sondern diese selbst gab; auch sind Adam und Eva nicht als Kinder geboren, sondern erwachsen geschaffen worden. Dies lehrt uns die christliche Religion und auch der natürliche Verstand. Denn wenn man die Allmacht Gottes beachtet, so kann er nur das in allen Beziehungen Vollkommene geschaffen haben. Allein dennoch ist es zur Erkenntniss der Natur der Pflanzen und Menschen besser, ihre allmählige Entstehung aus den Samen zu beobachten, als so, wie sie Gott bei dem Beginn der Welt geschaffen hat. Können wir daher gewisse Prinzipien entdecken, die einfach und leicht fassbar sind, und aus denen, wie aus dem Samen, die Gestirne und die Erde und Alles, was wir in der sichtbaren Welt antreffen, abgeleitet werden kann, wenn wir auch wissen, dass sie nicht so entstanden sind, so werden wir doch auf diese Weise ihre Natur weit besser erklären, als wenn wir sie nur so, wie sie jetzt sind, beschreiben. Da ich nun glaube, solche Prinzipien gefunden zu haben, so will ich sie hier kurz darlegen.
46. Aus dem Früheren steht bereits fest, dass der Stoff in allen Körpern der Welt ein und derselbe ist; dass er beliebig theilbar und schon von selbst in viele Theile getheilt ist; die sich verschieden bewegen und ziemlich[103] kreisrunde Bewegungen haben und immer die gleiche Summe von Bewegungen in der Welt erhalten. Aber wie gross diese Theile sind, und wie schnell sie sich bewegen, und welche Kreise sie beschreiben, kann man aus der blossen Vernunft nicht ableiten; denn Gott konnte dies auf unzählige Arten verrichten, und nur die Erfahrung kann lehren, welche er davon ausgewählt hat. Wir können deshalb jede beliebige annehmen, sofern nur ihre Folgen mit der Erfahrung übereinstimmen. Wir wollen deshalb annehmen, dass der ganze Stoff, aus dem die sichtbare Welt besteht, im Anfange von Gott in möglichst gleiche Theilchen von mittlerer Grösse getheilt worden, d.h. welche die Mitte zwischen denen hielten, aus denen jetzt der Himmel und die Gestirne bestehen; dass sie alle zusammen so viel Bewegung in sich gehabt hallen, als jetzt in der Welt besteht, und dass sie gleiche Bewegung gehabt haben, sowohl die einzelnen um ihre eigenen Mittelpunkte und von einander getrennt, so dass sie den flüssigen Körper bildeten, wie wir den Himmel vorstellen, wie auch mehrere zusammen eine Bewegung um gewisse andere Punkte, die in der gegenseitigen Entfernung so vertheilt waren, wie es jetzt die Mittelpunkte der Fixsterne sind; endlich auch noch eine Bewegung um einige andere Punkte, die der Zahl der Planeten gleich sind. So drehten sich alle in dem Raume A E J [Fig. 8] enthaltenen um den Punkt S und alle in dem Raume A E V um F, und eben so die anderen. Alle zusammen bildeten ebensoviel Wirbel, als Gestirne in der Welt sind.
47. Dies Wenige scheint mir genügend, damit aus ihm, als den Ursachen, alle in der Welt sichtbaren Wirkungen nach den oben dargelegten Naturgesetzen hervorgehen. Ich glaube auch nicht, dass mau einfachere, verständlichere und wahrscheinlichere Prinzipien der Dinge wird ausdenken können. Denn wenn auch vielleicht aus einem Chaos nach denselben Naturgesetzen die jetzt vorhandene Ordnung[104] abgeleitet werden könnte, wie ich dies darzulegen früher unternommen hatte, so scheint doch eine solche Verwirrung mit Gottes, des Weltschöpfers, höchster Vollkommenheit weniger zu stimmen, als das Maass, und die Ordnung und das Chaos kann auch nicht so deutlich von uns erkannt werden. Kein Verhältniss und keine Ordnung sind aber einfacher und verständlicher als die, welche überall aus der Gleichheit bestehen. Deshalb nehme ich hier an, dass alle Theilchen des Stoffes im Anfange sowohl nach Grösse als nach Bewegung einander gleich gewesen sind, und ich behalte für die ganze Welt keine Ungleichheit, als die in der Lage der Fixsterne, welche Jedem, der des Nachts den Himmel betrachtet, so deutlich erscheint, dass sie nicht abgeleugnet werden kann. Es ist auch gleichgültig, mit was der Anfang gemacht wird, da es doch später nach den Naturgesetzen verändert wird. Es wird allerdings auch eine andere Annahme möglich sein, aus der dieselben Wirkungen (obgleich vielleicht künstlicher) durch dieselben Naturgesetze abgeleitet werden können; denn mit ihrer Hülfe wird der Stoff alle Gestalten, deren er fähig ist, nach und nach annehmen, und wenn wir diese Gestalten der Reihe nach betrachten, werden wir endlich zu der gelangen, welche die der jetzigen Welt ist; es ist deshalb kein Irrthum bei einer falschen Voraussetzung zu befürchten.[105]
48. Um nun mit der Darlegung der Wirksamkeit der Naturgesetze- bei dieser Hypothese zu beginnen, so bedenke man, dass die Theilchen, in die der ganze Stoff der Welt im Anfange getheilt angenommen worden, damals Kugelgestalt nicht gehabt haben können, weil mehrere Kugeln nebeneinander den Raum nicht ausfüllen. Welcher Gestalt sie aber auch gewesen sind, so mussten sie doch im Laufe der Zeit rund werden, da sie mannichfache in sich zurücklaufende Bewegungen hatten. Wenn sie nämlich im Beginn mit genügend starker Kraft bewegt worden sind, so dass das eine sich von dem anderen trennte und diese Kraft anhielt, so war sie unzweifelhaft auch stark genug, um alle Ecken derselben bei ihrer späteren gegenseitigen Begegnung abzuschleifen; denn dazu gehörte nicht so viel Kraft wie zu jener. Und aus dieser Abreibung der Ecken allein sieht man leicht, wie der Körper endlich rund werden musste, weil hier unter Ecke alles über die Kugelgestalt an einem solchen Körper Hervorstehende zu verstellen ist.
49. Da es aber keine durchaus leeren Räume geben kann, und diese runden Stofftheilchen mit einander verbunden waren, so werden sie keine Zwischenräume behalten haben, und diese mussten also von anderen ganz kleinen Abgängen des Stoffes, welche die zur Ausfüllung nöthige Gestalt hatten und diese nach Verhältniss des auszufüllenden Raumstelle fortwährend wechselten, ausgefüllt werden. Während nämlich die Stofftheilchen, welche rund werden, ihre Ecken allmählig abreiben, ist das davon[106] Abgeriebene so klein und erlangt eine solche Schnelligkeit, dass es durch die blosse Kraft seiner Bewegung in unzählige Stückchen sich trennt und so alle Winkel ausfüllt, wohin die anderen Stofftheilchen nicht eindringen können.
50. Denn man muss festhalten, dass, je kleiner die Abgänge der Theilchen sind, sie um so leichter sich bewegen und in noch kleinere sich trennen können. Denn je kleiner sie sind, desto grösser ist ihre Oberfläche im Verhältniss zur Masse; und sie begegnen anderen Körpern nach dem Verhältniss ihrer Oberfläche und theilen sich nachdem ihrer Masse.
51. Sie bewegen sich auch viel schneller als die anderen Stofftheilchen, von denen sie doch ihre Bewegung erhalten; denn während letztere in geraden und offenen Bahnen sich bewegen, stossen sie jene in schiefe und enge ab. Aus demselben Grunde sehen wir aus einem Blasebalg, wenn er auch nur langsam geschlossen wird, doch die Luft wegen der Enge des Weges, auf dem sie herauskommt, schnell heraustreten, und schon oben ist gezeigt worden, dass ein Theil des Stoffes sich sehr schnell bewegen und von selbst in zahllose Theilchen sich trennen muss, damit die verschiedenen ungleichen Kreisbewegungen ohne Verdünnung oder Leeres geschehen können, und dazu ist dieser Theil des Stoffes am besten geeignet.[107]
52. So haben wir bereits zwei sehr verschiedene Arten des Stoffes, welche die zwei ersten Elemente dieser sichtbaren Welt genannt werden können; die erste Art ist die, welche solche Stärke der Bewegung hat, dass sie bei der Begegnung mit anderen Körpern in Stückchen von endloser Kleinheit zerspringt und ihre Gestalt der Enge der von jenen frei gelassenen Lücken anpasst. Die andere Art ist die, welche in kugelige und zwar im Vergleich mit den sichtbaren Körpern in sehr kleine Theilchen getheilt ist. Diese Theilchen haben aber doch eine feste und bestimmte Grösse und sind in viel kleinere theilbar. Eine dritte Art, die entweder aus stärkeren Stücken oder aus einer weniger zur Bewegung geeigneten Gestalt besteht, wird sich bald ergeben, und wir werden zeigen, dass aus diesen Dreien alle Körper der sichtbaren Welt sich bilden. Aus der ersten Art entstehen nämlich die Sonne und die Fixsterne, aus der zweiten der Himmel, aus der dritten die Erde mit den Planeten und Kometen. Denn da die Sonne und die Fixsterne Licht von sich absenden, die Himmel es weiter senden, die Erde, die Planeten und Kometen es aber zurücksenden, so wird dieser dreifache, dem Anblick sich darbietende Unterschied nicht mit unrecht auf drei Elemente zurückzuführen sein.
53. Man wird auch wohl allen Stoff, der in dem Raume H E J [Fig. 8] enthalten ist und um den Mittelpunkt S sich dreht, für den ersten Himmel nehmen können, und allen jenen Stoff, welcher um die Punkte F f unzählige andere Wirbel bildet, für den zweiten Himmel, und endlich Alles jenseit dieser zwei für den dritten. Wir nehmen auch an, dass dieser dritte Himmel in Verhältniss zu dem zweiten unermesslich gross ist, und ebenso der zweite es rücksichtlich des ersten ist. Indess gehört die Betrachtung des dritten Himmels nicht hierher, weil er von uns in diesem Leben niemals geschaut werden kann, und wir hier nur von der sichtbaren Welt handeln.[108]
Die Wirbel, deren Mittelpunkt F f sind, werden wir alle nur für einen Himmel rechnen, weil sie von uns alle nur nach einer Beziehung aufgefasst werden; dagegen werden wir den Wirbel S, wenn er auch von den anderen nicht verschieden erscheint, doch Für einen besonderen, und zwar den ersten von allen nehmen, weil wir in ihm die Erde, unsere Wohnung, treffen werden und deshalb in diesem viel mehr zu betrachten haben als in den anderen, und man die Namen den Dingen nicht um ihrer selbst willen, sondern nur zur Darstellung unserer Gedanken über sie zu geben pflegt.
54. Die im Anfange geringe Menge der ersten Stoffesart vermehrte sich später, weil die der zweiten Art durch die stete Bewegung sich mehr und mehr abschliffen. Da nun seine Menge in der Welt grösser wurde, als zur Ausfüllung jener kleinen Bäume nöthig war, welche zwischen den kugeligen Theilchen der zweiten Art bei deren gegenseitigen Berührung vorhanden waren, so floss aller Ueberschuss nach Ausfüllung dieser Zwischenräume nach den Mittelpunkten S F f und bildete dort gewisse höchst flüssige Körper, nämlich die Sonne in S und die Fixsterne in anderen Mittelpunkten. Denn nach der Abreibung nehmen die Theilchen des zweiten Elementes weniger Baum als früher ein und deshalb dehnten sie sich nicht blos zu zu den Mittelpunkten aus, sondern entfernten sich gleichmässig nach allen Richtungen und liessen so kugelige Räume zurück, welche von dem Stoffe des ersten Elements aus allen Orten ringsum gefüllt wurden.
55. Denn das Naturgesetz ist der Art, dass alle im Kreise bewegten Körper so viel sie können sich von dem Mittelpunkt entfernen, und hier will ich jene Kraft, durch welche sowohl die Kügelchen zweiten Elementes wie auch[109] der um die Mittelpunkte S F gehäufte Stoff ersten Elementes von diesem Mittelpunkte sich zu entfernen strebt, möglichst genau erklären; denn darin allein besteht, wie sich ergeben wird, das Licht, und von dieser Erkenntniss ist die von vielem Anderen bedingt.
56. Wenn ich sage, dass die Kügelchen zweiten Elements von den Mittelpunkten, um die sie sich drehen, sich zu entfernen streben, so will ich ihnen damit kein Denken zutheilen, aus dem dieses Streben hervorginge, sondern sie sind nur so gerichtet und zur Bewegung bereit, dass sie wirklich dahin gehen, wenn keine andere Ursache sie hindert.
57. Da indess häufig mehrere Ursachen zugleich auf einen Körper wirken, und eine die Wirkungen der anderen hemmt, so können wir, je nachdem wir auf diese oder jene blicken, sagen, dass der Körper gleichzeitig nach verschiedenen Richtungen hin treibt oder sich zu bewegen strebt. Wenn z.B. der Stein A
[Fig. 10] in die Schleuder E A um den Mittelpunkt E geschwungen wird, so strebt er zwar von A nach B, wenn alle seine Bewegung bestimmenden Ursachen zugleich beachtet werden; denn er bewegt sich wirklich dahin. Berücksichtigt man aber nur die in ihm selbst befindliche Bewegung, so muss man sagen, dass, wenn er in dem Punkt A ist, er nach C strebt, nach dem oben dargelegten Gesetze der Bewegung, wobei wir die Linie A C als eine gerade, den Kreis in dem Punkt A berührende Linie annehmen. Träte[110] nämlich der Stein in dem Augenblicke, wo er aus L kommend in A anlangt, aus der Schleuder heraus, so würde er wirklich von A nach C fliegen und nicht nach B. Die Schleuder hindert nun zwar diese Wirkung, aber doch nicht das Streben danach. Beachten wir aber nicht jene ganze Kraft der Bewegung, sondern nur den Theil derselben, welcher von der Schleuder gehemmt wird, und unterscheiden wir sie von dem anderen Theile, vermöge dessen er heraustritt, so muss man sagen, dass der Stein, wenn er im Punkte A ist, nur nach D zustrebt oder von dem Mittelpunkt E in den geraden E A D sich zu entfernen sucht.
58. Um dies klar einzusehen, wollen wir die Bewegung, womit der Stein, wenn er in A ist, nach C geführt werden würde, wenn keine andere Kraft ihn hemmte, mit der Bewegung vergleichen, mit der eine in A befindliche Ameise sich nach C bewegen würde, wenn die Linie E Y ein Stock wäre, auf dem sie geradeaus von A nach Y ginge, während inmittelst der Stock selbst um den Mittelpunkt E drehte, und der Punkt A des Stockes den Kreis A B F beschriebe, und beide Bewegungen so gleichzeitig erfolgten, dass die Ameise nach X käme, wenn der Stock nach C gelangt und nach Y, wenn der Stock nach G gelangt, und die Ameise so sich immer in der geraden A C G befände. Und dann wollen wir auch die Kraft, mit welcher derselbe Stein, wenn er in der Schleuder in der Kreislinie A B F herumgetrieben wird, von dem Mittelpunkt E sich zu entfernen strebt, in den geraden Linien A D, B C, F G mit dem Bestreben vergleichen, was in der Ameise bleiben würde, wenn sie durch ein Band oder einen Leim im Punkt A auf dem Stocke E Y festgehalten würde, während dieser Stock sie um den Mittelpunkt E in der Kreislinie A B F herumführt, und sie mit allen Kräften versuchte, nach Y zu gehen und so sich von dem Mittelpunkt E in den geraden Richtungen E A Y, E B Y u.s.w. zu entfernen.
59. Ich weiss zwar, dass im Anfange die Bewegung dieser Ameise sehr langsam sein wird, und dass deshalb ihr Bestreben am Beginn der Bewegung nicht als gross erscheinen kann; allein es ist doch nicht gleich Null und steigt mit Zunahme ihrer Wirkung, so dass die daraus hervorgehende Bewegung schnell genug werden kann. So[111] wird, um noch ein zweites Beispiel zu benutzen, wenn E Y eine Röhre ist, in der sich ein Kügelchen A befindet, dieses in dem ersten Zeitpunkt, wo dieser Kanal sich im Kreise um B dreht, nur in der langsamsten Weise nach Y sich bewegen; im folgenden Zeitpunkt aber schon schneller; denn es behalt die vorherige Kraft und bekommt eine neue durch das neue Streben, sich von dem Mittelpunkte zu entfernen. Denn so lange die Kreisbewegung währt, dauert auch dieses Bestreben und erneuert sich in jedem Zeitpunkt. Dieses bestätigt auch die Erfahrung. Wird die Röhre sehr schnell um E bewegt, so gelangt A in kurzer Zeit nach Y. Auch bei der Schleuder zeigt sich dies; je schneller der Stein in ihr sich dreht, desto mehr wird das Seil gespannt, und diese Spannung, welche blos von dem Stein, der vom Mittelpunkt seiner Bewegung sich zu entfernen strebt, herkommt, zeigt uns die Grösse dieser Kraft.
60. Was hier von dem Stein in der Schleuder und dem Kügelchen in der Röhre, die sich um E drehen, gesagt worden, gilt, wie man leicht einsieht, auch von allen Kügelchen zweiten Elementes; nämlich jedes strebt mit grosser Kraft, von dem Mittelpunkt des Wirbels, in dem es sich dreht, sich zu entfernen; auch wird es von den ihn umgebenden Kügelchen davon nur in derselben Weise, wie der Stein von der Schleuder, zurückgehalten. Biese Kraft in ihnen wird aber noch dadurch sehr vermehrt, dass die oberen von den unteren und alle zusammen von dem im Mittelpunkt dieses Wirbels sich sammelnden Stoff ersten Elements gedrückt werden. – Zunächst wollen wir, um nichts zu verwirren, nur von diesen Kügelchen sprechen und den Stoff ersten Elements so nehmen, als wenn alle von ihm erfüllten Räume leer wären, d.h. als wenn sie nur mit einem Stoff angefüllt waren, welcher die Bewegung anderer Körper weder unterstützte, noch hinderte. Denn aus dem Früheren erhellt, dass das der wahre Begriff des Leeren ist.
61. Da nun alle Kügelchen, welche sich um S in dem Wirbel A E J
[Fig. 13] drehen, wie gezeigt, von S sich zu entfernen streben, so erhellt, dass die an der geraden[112] S A befindlichen sich alle einander nach A drängen müssen; ebenso die in der Linie S E nach E, und so überall ähnlich. Wenn sie daher den ganzen Raum zwischen S und dem Umkreis A E J nicht genügend ausfüllen können, so wird der nicht ausgefüllte Raum sich bei S befinden. Und weil die, welche sich so einander drängen (z.B. die in der Linie S E), sich nicht alle wie ein Stock drehen, sondern einige schneller, andere langsamer ihren Umlauf vollenden, wie später gezeigt werden wird, so muss der bei S verlassene Raum rund werden; denn wenn man auch annähme, dass anfangs mehr Kügelchen in der geraden S E als in S A und S G gewesen seien, so dass die untersten auf der Linie S E dem Mittelpunkt S näher waren als die untersten der Linie S G, so würden doch jene untersten ihren Umlauf schneller vollenden als die oberen, und einige würden sich gleich zum Ende der Linie S G hindrängen, um so desto mehr von S sich entfernen zu können. Deshalb sind alle untersten Kügelchen dieser Linien gleich weit von S entfernt, und der von ihnen verlassene Raum B C D wird rund sein.
62. Es ist ferner festzuhalten, dass nicht blos die Kügelchen in der geraden S E [Fig. 13] einander nach E drängen, sondern dass jedes auch noch von allen denen dahin gedrängt wird, die sich innerhalb der geraden Linien befanden, welche von ihm nach dem Umkreis B C D als Tangenten gezogen werden. So wird z.B. das Kügelchen F von allen gedrängt, die sich zwischen den Linien B F und D F oder in dem dreieckigen Raum B F D befinden, aber nicht so von den übrigen. Wäre daher die Stelle F leer, so würden in demselben Zeitpunkt alle in dem Raume B F D enthaltenen Kügelchen zu dessen möglichster Erfüllung herbeieilen, aber auch nur diese. Denn wie dieselbe Schwerkraft, welche den in freier Luft fallenden Stein in gerader Linie zum Mittelpunkt der Erde zieht, denselben auch schief dahin treibt, wenn seine gerade Richtung durch eine schiefe Ebene gehemmt ist, so wird unzweifelhaft dieselbe Kraft, mit welcher alle in dem Raume B F D enthaltenen Kügelchen sich von dem Mittelpunkt S in geraden Linien zu entfernen streben, auch zureichen, um sie in schiefen Linien davon zu entfernen.
63. Dieses Beispiel mit der Schwere wird die Sache[113] klar machen, wenn man die in dem Gefäss B F B
[Fig. 14] befindlichen Schrotkörner betrachtet, die so auf einander liegen, dass, wenn man im Boden des Gefässes eine Oeffnung macht, das Korn 1 durch seine Schwere herabfällt; zugleich werden ihn zwei andere, 2, 2 folgen, und diesen wieder drei andere 3, 30, 3 u.s.w., so dass zu derselben Zeit, wo der unterste sich zu bewegen anfängt, alle in dem dreieckigen Raum B T D enthaltenen Körner zugleich sinken, während die anderen sich nicht bewegen. Wenn die Körner 2, 2 dem fallenden Korn 1 etwas gefolgt sind, werden sie allerdings sich so hemmen, dass sie nicht weiter können; allein dies findet bei den Kügelchen zweiten Elementes nicht statt, da sie in steter Bewegung sind. Wären sie also einmal gerade so geordnet, wie jene Schrotkörner in der Figur 15
[Fig. 15] , so würde dies doch nur einen Augenblick so währen und deshalb die Stetigkeit ihrer Bewegung nicht unterbrechen. Auch ist festzuhalten, dass die Kraft des Lichts nicht in der Dauer der Bewegung besteht, sondern nur in dem Druck oder in der ersten Anstalt zur Bewegung, sollte auch eine Bewegung selbst daraus nicht hervorgehen.
64. Hieraus ergiebt sich deutlich, wie die Thätigkeit, welche für mich das Licht ist, von dem Körper der Sonne oder eines Fixsternes nach allen Richtungen sich gleichmässig ausbreitet und in dem kleinsten Zeiträume sich in jede Entfernung erstreckt, und weshalb dies in geraden Linien geschieht, nicht blos von dem Mittelpunkt des leuchtenden Körpers aus, sondern auch von allen Punkten seiner Oberfläche. Hieraus können alle übrigen Eigenschaften des Lichtes abgeleitet werden, und dies würde, so sonderbar es klingt, auch dann mit dem Himmelsstoff sich so verhalten, wenn in der Sonne oder einem anderen Stern, um den er kreist, gar keine Kraft enthalten wäre, ja, wenn der Körper der Sonne nur ein leerer Raum wäre, so würde dennoch sein Licht, wenn auch etwas schwächer, aber im Uebrigen wie jetzt gesehen wer den, wenigstens in dem Kreise, in dem sich der Himmelsstoff bewegt; denn wir betrachten hier auch nicht alle Richtungen der Kugel. Um indess auch erklären zu können, was das in der Sonne und den Sternen ist, was diese Kraft des Lichts verstärkt und nach allen[114] Richtungen der Kugel ausgiesst, ist Einiges über die Himmelsbewegung vorherzuschicken.
65. Wie auch im Anfange die einzelnen Wirbel desselben bewegt gewesen sein mögen, so müssen sie doch jetzt so unter sich eingerichtet sein, dass jeder nach der Seite sich bewegt, wo die Bewegungen der anderen, ihn umgebenden ihm den geringsten Widerstand entgegenstellen; denn es ist ein Naturgesetz, dass die Bewegung eines Körpers durch die Begegnung mit einem anderen leicht verändert werden kann. Setzen wir deshalb, dass [Fig. 8] der erste Wirbel, dessen Mittelpunkt S ist, sich von A durch E nach J bewegt, und ein anderer benachbarter, dessen Mittelpunkt F von A durch E nach V, wenn keine anderen es hindern; denn dann stimmen ihre Bewegungen am besten mit einander überein. Ebenso soll ein dritter Wirbel, dessen Mittelpunkt sich nicht in der Ebene S A F E befindet, sondern darüber hinaussteht und mit den Mittelpunkten S und F ein Dreieck bildet, sich von A nach E und dann in die Höhe bewegen. Bei dieser Annahme kann ein vierter Wirbel, dessen Mittelpunkt f ist, sich nicht von E nach F bewegen, um der Bewegung des ersten sich anzupassen, weil dem die Bewegungen des zweiten und dritten entgegen wären; aber auch nicht von E nach V, wie der zweite, weil dem der erste und dritte entgegen sind, und endlich auch nicht von E in die Höhe, wie der dritte, weil dem der erste[115] und dritte entgegen wären; so bleibt nur, dass er mit einem seiner Pole nach E, mit den anderen entgegengesetzt nach B gerichtet, sich um die Axe E B von S nach V dreht.
66. Auch in diesen Bewegungen würde ein Gegensatz sein, wenn die Ekliptiken der drei ersten Wirbel, d.h. die von ihren Polen entferntesten Kreise, sich in dem Punkt E einander begegnen, wo der Pol des vierten Wirbels ist. Denn wenn z.B.
[Fig. 16] J V X der Theil ist, welcher den Pol E umgiebt, und dieser sich in der Richtung J V X dreht, so wird der erste Wirbel ihn und die gleichlaufenden an der geraden Linie E J schleifen, und der zweite wird ihn an der Linie E V, und der dritte an der Linie E X schleifen und somit seine Umdrehung etwas behindern. Allein die Natur verbessert dies leicht nach den Gesetzen der Bewegung, indem sie die Ekliptik der drei ersten Wirbel ein Wenig nach der Richtung umbiegt, in der sich der vierte J V X bewegt; dann werden sie ihn nicht mehr in den geraden Linien E J, E V und E X
[Fig. 17] , sondern in den gebogenen 1 J, 2 V, 3 X schleifen und so mit seiner Bewegung ganz übereinstimmen.
67. Es scheint mir keine andere Art denkbar, wobei die Bewegungen dieser verschiedenen Wirbel sich einander weniger hindern. Wenn man nämlich setzt, dass die Pole von zweien sich berühren, so drehen sich entweder beide in gleicher Richtung und werden so in einen Wirbel zusammenfliessen, oder in entgegengesetzte, und dann werden sie einander am stärksten hemmen. Wenn ich mir also auch nicht herausnehmen will, die Lage und Bewegungen aller Wirbel des Himmels zu bestimmen, so glaube ich doch im Allgemeinen behaupten zu können und hier genügend bewiesen zu haben, dass die Pole jedes Wirbels nicht sowohl die Pole der benachbarten Wirbel, sondern die denen möglichst entfernten Theile derselben berühren.
68. Ausserdem scheint die unerklärbare Mannichfaltigkeit in der scheinbaren Lage der Fixsterne klar zu zeigen, dass die um sie sich drehende Wirbel unter sich[116] nicht gleich gross sind. Dass aber der Fixstern nur in dem Mittelpunkt eines solchen Wirbels sich befinden kann, erhellt offenbar aus ihrem Licht; denn theils ergiebt das Frühere, theils wird das Folgende ergeben, dass das Licht auf das Genaueste durch diese Wirbel, ohne solche aber durchaus nicht erklärt werden kann. Da wir nun an den Fixsternen nur ihr Licht und ihre scheinbare Lage wahrnehmen, so ist kein Grund vorhanden, ihnen mehr zuzuschreiben, als zur Erklärung dieser beiden Bestimmungen nöthig ist. Zur Erklärung des Lichts gehört aber nur, dass der Himmelsstoff sich um sie dreht, und zur Erklärung ihrer Lage, dass diese Wirbel von ungleicher Grösse sind. Sind sie aber ungleich, so müssen die von den Polen entfernteren Theile des einen die den Polen näheren Theile von anderen berühren, weil anders die ähnlichen Theile von grossen und kleinen Wirbeln sich einander nicht anpassen können.
69. Hieraus kann man abnehmen, dass der Stoff des ersten Elementes stetig nach dem Mittelpunkt jedes Wirbels aus den benachbarten Wirbeln durch die diesem Pol näheren Stellen fliesst, und dass umgekehrt er aus diesem in die benachbarten Wirbel an den von den Polen entfernten Stellen ausfliesst. Denn wenn man z.B. annimmt
[Fig. 18] , dass A Y B M der Wirbel des ersten Himmels ist, in dessen Mittelpunkt sich die Sonne befindet, und dass A dessen Südpol, B dessen Nordpol ist, um die sich der ganze Himmel dreht, und dass vier benachbarte Wirbel K O L C sich um die Axen T T, Y Y, Z Z und M M drehen, von denen er die beiden O und C an ihren Polen, die beiden anderen K und L an den von ihren Polen entferntesten Stellen berührt, so erhellt aus dem Obigen, dass aller Stoff sich von der Axe A B zu entfernen strebt und deshalb mit mehr Kraft nach den Richtungen Y und M als nach denen A und B drängt. Da er nun in Y und M den Polen der Wirbel O und C begegnet, die keine grosse Kraft, ihm zu widerstehen, haben, dagegen von A und B den Theilen der Wirbel K und L, die von ihren[117] Polen am entferntesten sind und deshalb mehr Kraft haben, von L und K nach S zu gehen, als die um den Pol liegenden Theilchen von S nach L und K streben, so muss offenbar der in K und L befindliche Stoff nach S zu rücken, und der in S befindliche nach O und C.
70. Dies würde nicht blos von dem Stoff des ersten Elementes, sondern auch von den Kügelchen des zweiten gelten, wenn nicht besondere Ursachen deren Bewegung in dieser Richtung hemmten. Allein da die Bewegung der ersten Elemente viel schneller ist als die des zweiten, und ihnen immer der Durchgang durch jene kleinen Winkel freisteht, welche die Kügelchen des zweiten Elementes nicht ausfüllen können, so würde, wenn man auch annähme, dass der ganze in dem Wirbel L enthaltene Stoff [Fig. 18] des ersten und zweiten Elementes gleichzeitig von einem Punkt in der Mitte zwischen S und L nach S zu sich zu bewegen angefangen habe, der Stoff des ersten Elementes eher zu dem Mittelpunkt S gelangen als der des zweiten. Weil aber der so in den Raum S eingetretene Stoff des ersten Elementes die Kügelchen des zweiten Elementes nicht blos nach der Ekliptik e g oder M Y, sondern hauptsächlich auch nach den Polen f d oder A B fortstösst, wie ich gleich erklären werde, so hindert er, dass die aus den Wirbeln L kommenden näher nach S vorrücken als bis zu einer gewissen Grenze, wie sie hier mit dem Buchstaben B bezeichnet ist. Dasselbe gilt von dem Wirbel K und von allen übrigen.
71. Man muss ferner bedenken, dass die um den Mittelpunkt L sich drehenden Theilchen zweiten Elementes nicht blos die Kraft haben, sich von diesem Mittelpunkt zu entfernen, sondern auch in ihrer Schnelligkeit zu verharren, welche beide Umstände einander gleichsam hemmen, weil, während sie in dem Wirbel L sich drehen, sie durch die übrigen benachbarten Wirbel, die man sich über und unter der Ebene der Figur denken muss, in gewissen Grenzen gehalten werden und nach B nicht hinaustreiben können; weil sie sich zwischen L und B langsamer bewegen als zwischen L und den übrigen benachbarten Wirbeln ausserhalb der Ebene dieser Figur, und zwar um so viel langsamer, als der Raum L B grösser ist. Denn da sie sich im Kreise bewegen, so können sie nicht mehr Zeit auf den Durchgang zwischen L und jenen[118] anderen Wirbeln verwenden als auf den zwischen L und B. Deshalb bewirkt ihre Kraft, sich von dem Mittelpunkt L zu entfernen, zwar, dass sie etwas gegen B zu heraustreten, weil sie da den um den Pol liegenden Theilchen des Wirbels S begegnen, die ihnen leicht Platz machen; aber dagegen hindert sie die Kraft, mit der sie ihre Schnelligkeit festhalten, an einen Austritt so weit, um bis nach S zu gelangen. Nicht dasselbe findet bei dem Stoff ersten Elementes statt. Denn wenn er auch darin mit den Theilchen zweiten Elementes übereinkommt, dass er durch die gleiche Kreisbewegung von seinem Mittelpunkte sich zu entfernen strebt, so unterscheidet er sich doch sehr darin, dass er von seiner Schnelligkeit bei seiner Entfernung von dem Mittelpunkt nichts nachzulassen braucht, weil er überall beinahe gleiche Wege findet, um seine Bewegung fortzusetzen, nämlich in den kleinen Winkeln, welche von den Kügelchen zweiten Elementes nicht ausgefüllt werden. Deshalb fliesst unzweifelhaft dieser Stoff ersten Elementes fortwährend nach S durch die den Polen A und B benachbarten Stellen, und zwar nicht blos von den Wirbeln K und L, sondern noch von vielen anderen auf der Figur nicht verzeichneten; denn sie liegen weder alle in derselben Ebene, noch kann ich deren Lage, Grösse und Zahl bestimmen. Unzweifelhaft fliesst derselbe Stoff aus S nach den Wirbeln O und C und noch nach mehreren, deren Lage, Grösse und Zahl ich hier nicht angebe, sowie ich auch nicht bestimme, ob derselbe Stoff aus O und C gleich zu K und L zurückkehrt oder in viele andere von dem ersten Himmel entferntere Wirbel übergeht, ehe er seine Kreisbewegung vollendet.
72. Es ist aber noch genauer die Art zu betrachten, wie der Stoff sich in dem Raume d e f g [Fig. 18] bewegt. Nämlich sein von A kommender Theil geht gerade nach d, wo er den Kügelchen zweiten Elementes begegnet und diese nach B fortstösst; ebenso geht der von B kommende Theil gerade nach f, wo er den Kügelchen zweiten Elementes begegnet, die er nach A fortstösst. Und gleichzeitig prallt der Theil d ebenso wie der bei f nach allen Richtungen der Ekliptik e g zurück und stösst ebenso alle umliegenden Kügelchen zweiten Elementes, und zuletzt wird er durch die Gänge, die zwischen diesen Kügelchen um die Ekliptik e g sind, nach M und Y ausweichen.[119] Ausserdem wird, während dieser Stoff ersten Elementes durch seine eigene Bewegung gerade ausgetrieben wird, von A und B nach d und f, er auch durch die Bewegung des ganzen Wirbels im Kreise um die Axe A B gedreht, so dass seine einzelnen Stückchen Spirallinien nach Art der Schneckenhäuser beschreiben, welche Spiralen sich, nachdem die Körperchen bis d und f gelangt sind, von beiden Seiten nach der Ekliptik eg umwenden. Und weil der Raum d e f g grösser ist als der Gang, durch den der Stoff ersten Elementes dahin gelangt und daraus fortgeht, so bleibt deshalb immer ein Theil des Stoffes daselbst und bildet den flüssigsten Theil, der sich immer um seine Axe f d dreht.
73. Vor Allem ist festzuhalten, dass dieser Körper die Kugelgestalt haben muss. Denn wenn man auch wegen der Ungleichheit der Wirbel nicht annehmen kann, dass eine durchaus gleiche Menge von Stoff des ersten Elementes von den dem einen Pol nahen Wirbeln, wie von den dem anderen Pol nahen nach S getrieben wird, auch diese Wirbel nicht so liegen, dass sie den Stoff in gerade entgegengesetzter Richtung hinsenden; und wenn man ferner auch nicht annehmen kann, dass andere Wirbel, welche den ersten Himmel an seiner Ekliptik berühren, für einen bestimmten Kreis desselben, der für die Ekliptik desselben gelten könnte, in gleicher Weise belegen sind und den aus S durch alle Theile dieses Kreises und seinem benachbarten heraustretenden Stoff mit gleicher Leichtigkeit in sich aufnehmen: so folgt doch daraus keine Ungleichheit in der Gestalt der Sonne, sondern nur in ihrer Lage, Bewegung und Grösse. Ist nämlich die Kraft des Stoffes ersten Elementes, welcher von dem Pol A nach S treibt, grösser als der von dem Pol B kommende, so wird jener Stoff, ehe er durch die Begegnung von anderen zurückgestossen werden könnte, weiter nach B, als der andere nach A vordringen; allein bei diesem weiteren Vordringen wird seine Kraft abnehmen, und beide werden sich nach den Naturgesetzen zuletzt an dem Orte stossen, wo ihre Kräfte einander gleich sind, und dort werden sie den Körper der Sonne bilden. Dies wird mithin etwas entfernter von dem Pol A als von dem Pol B sein. Aber deshalb werden die Kügelchen zweiten Elementes nicht mit grösserer Kraft an der Stelle d des Umkreises[120] als in f gestossen, und deshalb wird dieser Umkreis nicht weniger rund sein. Ebenso kann der Stoff ersten Elementes leichter aus S nach O als nach C abfliessen (wenn er nämlich dort einen freien Raum findet), und dann wird der Körper S sich O etwas nähern, den Abstand vermindern und zuletzt da bleiben, wo die Kraft von beiden Seiten gleich ist. Betrachten wir daher nur die vier Wirbel L C K O, und nehmen wir sie als ungleich in der Grösse, so folgt, dass die Sonne S weder in der Mitte von O und C noch von L und K sein kann. Diese Ungleichheit kann noch grösser werden, wenn noch mehr Wirbel sie umgeben.
74. Wenn ferner der aus den Wirbeln K und L kommende Stoff ersten Elementes nicht gerade aus nach S, sondern in einer anderen Richtung treibt (z.B. der aus K kommende nach e, und der aus L kommende nach g), so werden die Pole f d, um welche der ganze Stoff der Sonne sich dreht, sich nicht in den geraden von K und L nach S gezogenen Linien befinden, sondern der Südpol f wird sich e nähern, und der Nordpol d dem g. Ferner wenn die gerade Linie S M die ist, in welcher der Stoff ersten Elementes am leichtesten von S nach C überwandert, in ihrem Durchgange durch den Umkreis f e d dem Punkt d näher als der Punkt f ist, und wenn ebenso die Linie S Y, auf welcher dieser Stoff von S nach O strebt, in dem Durchgänge durch den Umkreis f g d dem Punkt f näher als d ist, so wird die Ekliptik e g der Sonne, oder die Ebene, in der sich ihr Stoff dreht und den grössten Kreis beschreibt, sich ein Wenig von e aus mehr nach dem Pole d als nach dem Pole f neigen, aber doch nicht so viel als die gerade S M; und von g aus wird sie sich mehr nach f als nach d neigen, aber auch nicht so viel als die gerade S Y. Daraus folgt, dass die Axe, um welche der ganze Stoff der Sonne sich bewegt, und dessen äusserste Enden die Pole f d sind, keine ganz gerade Linie ist, sondern dass sie ein Wenig gekrümmt oder gebogen ist, und dass der Sonnenstoff zwischen e und d oder zwischen f und g etwas schneller sich dreht, als zwischen e und f oder d und g, und vielleicht auch, dass er überhaupt zwischen e und d und zwischen f und g nicht mit einer gleichmässigen Geschwindigkeit sich dreht.
75. Dies kann jedoch nicht hindern, dass der Sonnenkörper[121] nahezu rund ist, weil daneben andere Bewegungen von den Polen nach der Ekliptik diese Ungleichheiten ausgleichen. Aus demselben Grunde, weshalb eine Glasflasche dadurch allein rund wird, dass durch ein eisernes Rohr Luft in ihre durch Feuer flüssige Glasmasse geblasen wird, weil nämlich die Luft mit derselben Kraft, mit welcher sie von der Oeffnung nach dem Boden drängt, von dort nach allen Richtungen zurückprallt und alle Stellen gleich stark zurücktreibt, so muss auch der Stoff ersten Elementes, welcher in den Sonnenkörper durch dessen Pole eingetreten ist, alle umliegenden Kügelchen zweiten Elementes gleich stark überall hinwegtreiben, und zwar die ebenso, auf welche er schief zurückprallt, als die, welche er geradeaus trifft.
76. Es ist endlich festzuhalten, dass dieser Stoff ersten Elementes, so lange er zwischen den Kügelchen zweiten Elementes sich aufhält, eine gerade Bewegung von den Polen A B zur Sonne, und von der Sonne zur Ekliptik Y M, und eine kreisrunde um die Pole gemeinsam mit dem ganzen Himmel A M B Y hat. Allein daneben verwendet er auch den grössten und vornehmsten Theil seiner Triebkraft auf die Veränderung der Gestalt seiner kleinen Theilchen, damit er alle kleinen Wirbel, durch welche er hindurchgeht, genau ausfüllen kann. Daher ist durch diese Theilung seine Kraft schwach, und seine einzelnen Theilchen fügen sich den Bewegungen der ihnen benachbarten Kügelchen zweiten Elementes und sind immer bereit, aus diesen engen Räumen herauszugehen, wo sie zu so schiefen Bewegungen genöthigt werden, und nach irgend einer Richtung geradeaus zu gehen. Der in dem Sonnenkörper aufgehäufte Stoff muss aber da viel Kraft haben, weil alle seine Theile in diesen äusserst schnellen Bewegungen zusammenstimmen und alle ihre Kraft anwenden, die umliegenden Kügelchen zweiten Elementes nach hier und dort fortzustossen.
77. Daraus kann man ersehen, wie viel der Stoff ersten Elementes zu der Wirksamkeit beiträgt, aus der nach dem Obigen das Licht besteht, und wie diese Wirksamkeit sich nicht blos nach der Ekliptik, sondern auch nach den Polen zu in allen Richtungen ergiesst. Denn nehmen wir zunächst einen Raum in H [Fig. 18] an, der nur mit Stoff des ersten Elementes angefüllt, aber[122] doch gross genug ist, um noch eine oder mehrere Kügelchen zweiten Elementes aufzunehmen, so werden offenbar alle in der Kugel d H f, dessen Basis die hohle Halbkugel d e f ist, enthaltene Kügelchen gleichzeitig dahin treiben.
78. Auch ist dasselbe schon oben von den Kügelchen in dem Dreieck dargelegt worden, dessen Basis der Halbkreis der Sonnenekliptik war, obgleich da die Wirksamkeit des ersten Elementes noch nicht beachtet wurde; jetzt wird dies nun von ihnen und zugleich von den übrigen in der Kugel enthaltenen durch die Hülfe dieses ersten Elementes deutlicher erhellen. Denn der Theil desselben, welcher den Sonnenkörper bildet, treibt sowohl die bei der Ekliptik e als bei den Polen d f und alle in dem Kegel d H f befindlichen Kügelchen zweiten Elementes nach H; denn er selbst bewegt sich mit keiner grösseren Kraft nach e als nach d und f und die dazwischen liegenden Stellen; dagegen treibt jener, welcher in H sich befindet, nach C, von wo er durch K und L nach S gleichsam im Kreise zurückkommt. Er hindert deshalb nicht, dass diese Kügelchen sich H nähern, und dass durch ihren Austritt ihr leer gewordener Platz dem Sonnenkörper zuwächst und sich mit Stoff ersten Elementes anfüllt, der von den Mittelpunkten K, L und anderen herbeiströmt.
79. Ja dieser Stoff ersten Elementes hilft dabei; denn da jede Bewegung in gerader Richtung drängt, so wird der in H befindliche stark bewegte Stoff mehr zu dem Austritt als zum Bleiben drängen; denn je enger der Raum wird, in dem er sich befindet, desto mehr muss er seine Bewegung biegen. Es ist deshalb nicht wunderbar, dass bei der Bewegung eines sehr kleinen Körpers andere in noch so weite Räume zerstreute Körper zugleich bewegt werden, und deshalb auch nicht wunderbar, wenn die Wirksamkeit der Sonne nicht blos, sondern selbst der fernsten Sterne in dem kleinsten Zeiträume bis zur Erde gelangt.[123]
80. Nehmen wir ferner an, dass die Stelle dieses blos von Stoff ersten Elementes [Fig. 18] angefüllt ist, so werden alle Kügelchen zweiten Elementes in dem Kegel[124] g N e von dem Stoff ersten Elementes, der sich in der Sonne von d nach f und nach dem ganzen Halbkreis e f g mit grosser Gewalt bewegt, dahinge trieben werden, obgleich sie vielleicht von selbst keinen Drang dazu haben; aber sie sind dem auch nicht entgegen, und auch der in N befindliche Stoff ersten Elementes nicht; denn er ist durchaus bereit, nach S zu gehen und dort den Raum zu füllen, welcher dem Sonnenkörper zuwächst, weil die Kügelchen der hohlen Halbkugel e f g nach N sich bewegen. Es ist auch keine Schwierigkeit, dass gleichzeitig die Kügelchen zweiten Elementes von S nach N, und der Stoff des ersten von N und S, also in entgegengesetzten Richtungen gehen, da der Stoff ersten Elementes nur durch die engen Zwischenräume geht, welche die Kügelchen zweiten Elementes nicht ausfüllen, mithin seine Bewegungen von ihnen nicht gehemmt werden. Denn wir sehen, wie in gleicher Weise in den Uhren, die wir jetzt statt der Wasseruhren benutzen, der aus dem oberen Gefäss herabfallende Sand die Luft nicht hindert, aus dem unteren Gefässe durch die Räume zwischen den Sandkörnern aufzusteigen.
81. Man kann nur fragen, ob die in dem Kegel e N g enthaltenen Kügelchen von dem blossen Sonnenstoff mit ebenso viel Kraft nach N fortgestossen werden, als die Kügelchen in f H d nach H von dem Sonnenstoff und ihrer eigenen Bewegung gestossen werden. Dies kann nicht sein, wenn H und N gleich weit von S abstehen. Allein da, wie schon bemerkt, der Abstand zwischen der Sonne und der Himmelsober fläche um sie bei den Polen geringer ist als bei der Ekliptik, so kann jene Kraft dann sich ausgleichen, wenn die Linien H S und N S sich verhalten wie M S und A S. Wir haben hier nur eine Erscheinung in der Natur, an der dies erprobt werden kann, nämlich wenn einmal ein Komet einen solchen Theil des Himmels, durchläuft, dass er zuerst in der Ekliptik, dann bei einem Pol und dann wieder in der Ekliptik gesehen wird. Beachtet[125] man in solchem Falle noch die Entfernung, so kann man abnehmen, ob dessen Licht (was, wie ich unten zeigen werde, von der Sonne kommt) unter fast gleichen Verhältnissen stärker bei der Ekliptik als bei den Polen erscheint.
82. Es bleibt noch zu erwähnen, dass die dem Mittelpunkt jedes Wirbels nächsten Kügelchen zweiten Elementes kleiner sind und sich schneller bewegen als die etwas entfernteren; aber dies gilt nur bis zu einer bestimmten Grenze, über welche hinaus die entfernteren sich wieder schneller als die unteren bewegen und an Grösse ihnen gleich sind. So sind z.B. [Fig. 18] in dem ersten Himmel hier alle Kügelchen zweiten Elementes am kleinsten an der Oberfläche der Sonne d e f g; etwas weiter davon ab werden sie allmählich grösser bis zu der Oberfläche des Sphäroids H N Q R, über die hinaus sich alle gleich sind. Die an der Oberfläche H N Q R bewegen sich am langsamsten, so dass die Kügelchen H Q vielleicht 30 und noch mehr Jahre brauchen, um eine Umdrehung um die Pole A B zu vollenden. Dagegen bewegen sich die oberen nach M und Y zu, und die unteren nach e und g zu schneller, und beide vollenden ihren Umlauf in wenig Wochen.
83. Zuerst ist leicht zu erweisen, dass die oberen bei M und Y sich schneller bewegen müssen als die unteren bei H und G. Theils deshalb, weil wir angenommen haben, dass im Anfange alle gleich gross gewesen sind (wie billig war, da wir keinen Grund für ihre Ungleichheit hatten), und der Raum, in dem sie wirbelnd sich im Kreise bewegen, nicht genau rund ist, theils weil die benachbarten Wirbel nicht gleich gross sind, theils weil jener Raum enger sein muss gegenüber den Mittelpunkten der benachbarten Wirbel, als gegenüber den anderen[126] Stellen derselben; deshalb ist es nothwendig, dass einmal einige sich schneller bewegen als andere, indem sie ihre Ordnung bei dem Uebergange aus einem breiten Weg in einen engeren verändern müssen. So können z.B.
[Fig. 19] zwei Kügelchen zwischen den Punkten A C nicht in den engeren Raum C D übergehen, ohne dass eines vor dem anderen gellt, und dieses vorgehende muss offenbar sich deshalb schneller bewegen. Dann wird, weil alle Kügelchen des ersten Himmels sich mit ihrer ganzen Kraft von dem Mittelpunkt S zu entfernen streben, sobald das eine sich schneller als sein Nachbar bewegt, es durch diese grössere Kraft sich mehr von dem Mittelpunkt entfernen, und deshalb sind die oberen immer die, welche sich schneller bewegen. Wie gross aber diese Geschwindigkeit ist, kann nur die Erfahrung lehren, und davon haben wir nur eine an den Kometen, die, wie ich unten zeigen werde, aus einem Himmel in den anderen wandern, wie wir die Langsamkeit des Kreises H Q auch nur aus der Bewegung des Saturn abnehmen können, der entweder hier oder darunter sich befindet, wie ich zeigen werde.
84. Dass aber innerhalb der Grenze H Q [Fig. 18] die dem Mittelpunkt S näheren Kügelchen sich schneller als die entfernteren umdrehen, folgt aus der Umdrehung des Sonnenstoffs, der alle benachbarten Theile des Himmels mit sich fortreisst; denn unzweifelhaft kann er bei seiner schnellen Bewegung, und da er immer etwas von sich durch die engen Gänge zwischen den Kügelchen zweiten Elementes nach der Ekliptik zu forttreibt und bei den[127] Polen empfängt, dessen Kügelchen bis zu einer gewissen Entfernung mit sich fortreissen. Die Grenze dieser Entfernung bezeichnen wir durch die Ellipse H N Q R und nicht durch einen Kreis; denn obgleich die Sonne Kugelgestalt hat und den umliegenden Himmelsstoff mit ebenso viel Gewalt gegen die Pole wie gegen die Ekliptik bei der Wirksamkeit stösst, in welcher das Licht, wie erwähnt, bestellt, so gilt doch nicht dasselbe für dessen Wirksamkeit, womit sie den Himmelsstoff mit sich im Kreise herumreisst, da diese lediglich von der Umdrehung um ihre Axe abhängt, die offenbar an der Ekliptik stärker ist als an den Polen. Deshalb müssen hier H und Q mehr von S abstehen als N und R. Daraus wird sich auch später der Grund ergeben, weshalb die Schwänze der Kometen manchmal gerade und manchmal krumm erscheinen.
85. Wenn nun hier die Kügelchen des Himmelsstoffes innerhalb H Q, sich schneller bewegen als die oberen, so müssen sie auch kleiner sein; denn wären sie grösser oder gleich gross, so würden sie dadurch allein mehr Kraft haben und deshalb über die oberen hinausgehen. Ist aber es einmal geschehen, dass ein Kügelchen so klein ist, dass sie es mehr an Grösse, als dieses sie an Schnelligkeit übertrifft, so muss es immer unterhalb dieses bleiben; denn wenn auch Gott im Anfange diese Kügelchen genau gleich gemacht hat, so mussten doch im Verlauf der Zeit wegen der Ungleichheit der zu durchlaufenden Räume und der dadurch veranlassten Bewegung, wie früher gezeigt worden, einzelne kleinere hindurchdringen, und zwar in der Anzahl, um den Raum H N Q R auszufüllen. Denn dieser Raum ist im Vergleich mit der Grösse[128] des ganzen Wirbels A Y B M nur sehr klein, so wie auch die Grösse der Sonne, damit verglichen, nur sehr klein ist. Diese Verhältnisse konnten daher in der Figur nicht innegehalten werden, denn die Tafel wäre sonst viel zu gross geworden. Ausserdem giebt es mehrere andere Ungleichheiten in den Bewegungen der Himmelstheile, namentlich der zwischen S und H oder Q befindlichen, die bald ausführlicher behandelt werden sollen.
86. Endlich ist nicht zu übersehen, dass der aus den Wirbeln K, L und ähnlichen kommende Stoff ersten Elementes zwar hauptsächlich sich nach der Sonne zu bewegt, aber dass doch sehr viele Theile davon sich durch den ganzen Wirbel A Y B M zerstreuen [Fig. 18] und von da zu anderen C, O und ähnlichen übergehen, und indem sie um die Kügelchen zweiten Elementes fliessen, es bewirken, dass sie theils um eigene Mittelpunkte, theils in anderer Art sich bewegen. Da nun so diese Kügelchen sich nicht in einer Weise, sondern verschiedenartig zugleich[129] bewegen, so erhellt, dass sie, welche Gestalt sie auch anfänglich gehabt haben, jetzt ganz die Gestalt einer Kugel und nicht die eines Cylinders oder eines Sphäroids, die nur an einer Seite rund sind, haben müssen.
87. Nachdem nun die Natur des ersten und zweiten Elementes so vollständig erklärt worden, dass wir jetzt von dem dritten handeln können, so ist zu bedenken, dass der Stoff des ersten Elementes nach allen seinen kleinen Theilen nicht gleichmässig sich bewegt, sondern dass oft in einer sehr kleinen Menge desselben unzählige verschiedene Grade von Schnelligkeit bestehen. Dies ergiebt sich leicht theils aus der oben beschriebenen Erzeugung desselben, theils aus dessen fortwährender Abnutzung. Denn wir nehmen an, dass er dadurch entstanden, dass die Theilchen des zweiten Elementes noch nicht kugelförmig waren, sondern eckig, und indem sie den ganzen Raum, worin sie sich befanden, ausfüllten, sie sich nicht bewegen konnten, ohne die Ecken sich abzureiben, und dass die kleinen Stückchen, die dadurch sich von ihnen sonderten, ihre Gestalten mannichfach wechselten, je nach dem Ort, den sie auszufüllen hatten, und dass sie so die Form des ersten Elementes annahmen. Jetzt werden wir nun noch in derselben Weise annehmen, dass dieses erste Element zur Ausfüllung aller Zwischenräume zwischen den anderen Körpern dient. Deshalb können die einzelnen dieser Stückchen anfänglich nicht grösser gewesen sein als die Ecken, aus deren Abstossung sie sich bildeten, oder als der Raum, den drei sich gegenseitig berührende Kügelchen in der Mitte frei liessen. Dabei haben einzelne von ihnen sich ganz erhalten können, während andere in ihrem Austritt aus den engen Räumen in ihrer Gestalt sich mehr und mehr änderten und deshalb sich endlos theilen mussten. So seien z.B. A, B, C die Kügelchen
[Fig. 20] , deren erste beiden A B sich in G berühren und sich nur um ihren eigenen Mittelpunkt drehen, während der der dritte C, welcher den ersten an E berührt, sich auf ihn von E nach J drehen wird, bis er mit dem Punkt D das zweite Kügelchen in F berührt. Hier ist klar, dass der Stoff des ersten Elementes innerhalb des Dreiecks F G J, mag er aus mehreren Abfällen oder aus einem bestehen, mittlerweile ganz ruhig bleiben kann; dagegen[130] muss der in dem Raum F J E D sich nothwendig bewegen, und kein Stückchen davon kann zwischen den Punkten D und F so klein nachgewiesen werden, dass es nicht doch grösser wäre als das, was in den einzelnen Zeitpunkten davon entfernt wird. Denn das Kügelchen C bewirkt durch seine Annäherung an B, dass die Linie D F unzählige verschiedene Grade der Kürze annimmt.
88. So sind also in dem Stoff ersten Elementes einzelne Stückchen, die weniger getheilt und weniger schnell bewegt als die anderen sind. Da man annimmt, dass sie aus den Ecken der Stückchen zweiten Grades entstanden sind, als diese noch nicht zu Kugeln abgedreht waren, sondern allen Raum allein ausfüllten, so müssen sie sehr eckige und zur Bewegung ungeschickte Gestalten haben. Sie bleiben deshalb leicht an einander hängen und übertragen einen grossen Theil ihrer Bewegung auf die kleinsten und schnellsten Stückchen. Denn nach den Naturgesetzen übertragen die grösseren Körper leichter ihre Bewegung auf kleinere, als dass sie eine neue Bewegung von diesen erhalten.
89. Dergleichen grössere Stückchen befinden sich vorzüglich in dem Stoff ersten Elementes, der von den Polen nach der Mitte des Himmels in geraden Linien sich bewegt; denn da dessen Theile die geringste Bewegung haben, so genügt dies zur geraden Bewegung, aber nicht zu den mehr schiefen und anderen, die an anderen Stellen geschehen. Deshalb werden sie von dort auf diesem geradlinigen Wege ausgestossen und vereinigen sich dort zu kleinen Massen, deren Gestalt ich hier genauer betrachten will.
90. Da sie nämlich oft durch jene engen dreieckigen Räume hindurchgehen, welche sich zwischen den Kügelchen zweiten Elementes, die sich berühren, befinden, so müssen sie nach Breite und Tiefe die dreieckige Gestalt annehmen; in Bezug auf die Länge ist sie aber nicht leicht zu bestimmen, weil sie nur von der Menge des Stoffs, aus dem diese Theilchen sich bilden, abzuhängen scheint; es genügt, wenn man sie sich als dünne Säulen vorstellt, die an ihrer Oberfläche drei vertiefte, nach Art der Schneckenhäuser gewundene Rinnen haben, so dass[131] sie drehend durch jene Gänge hindurchkommen können und die Gestalt des krummlinigen Dreiecks F G J [Fig. 20] haben, wie sie zwischen drei sich berührenden Kügelchen zweiten Elementes immer sich befinden. Da sie länglich sind und schon schnell zwischen diese Kügelchen zweiten Elementes hindurchgehen, während sie selbst sich um die Himmelspole drehen, so erhellt, dass ihre Rinnen nach Art der Schneckenhäuser gewunden sein müssen und zwar mehr oder weniger, je nachdem sie zwischen Kügelchen, die von der Axe des Wirbels mehr oder weniger entfernt sind, durchgehen, da diese Kügelchen dort schneller als hier nach dem oben Bemerkten den Umlauf machen.
91. Auch können, weil sie gegen die Mitte des Himmels aus entgegengesetzten Richtungen kommen, und zwar ein Theil von der südlichen, der andere von der nördlichen Seite, während inmittelst der ganze Wirbel sich um seine Axe in ein und derselben Richtung dreht, wie erhellt, die von dem Südpol kommenden nicht in derselben Richtung gewunden sein, wie die von dem Nordpol kommenden, sondern in der entgegengesetzten. Dies ist sehr bemerkenswerth, weil die später zu erklärenden Kräfte des Magneten davon abhängen.
92. Damit aber Niemand sage, ich nehme ohne Grund nur drei Rinnen in diesen Theilchen ersten Elementes an, da doch die Kügelchen zweiten Elementes sich nicht immer einander so berühren könnten, dass blos dreieckige Räume übrig blieben, so will ich hier bemerken, dass alle anderen weiteren Räume, die sich oft zwischen diesen Kügelchen befinden, immer ihre Kügelchen ganz gleich denen des Dreiecks F G J haben und im Uebrigen sich in steter Bewegung befinden. Deshalb müssen die gerieften Theilchen ersten Elementes, die hindurchgehen, auch die beschriebene Figur annehmen. Denn wenn z.B. vier Kügelchen A B C H
[Fig. 21] , die sich in den Punkten K L G E berühren, zwischen sich einen viereckigen Zwischenraum lassen, von denen jeder Winkel einem der Winkel des Dreiecks F G J gleich ist, und wenn ferner jene vier Kügelchen sich bewegen, so verändert dieser Zwischenraum fortwährend seine Gestalt, wird bald viereckig, bald länglich, oder er theilt sich auch in zwei dreieckige Räume. Deshalb muss der darin befindliche, nicht so schnell bewegte Stoff ersten Elementes nach einem oder zwei seiner Winkelräume[132] hinfliessen und den Rest dem beweglichen Stoff, der seine Gestalt leichter ändert, um sie allen Bewegungen der Kügelchen anzupassen, überlassen. Und wenn zufällig eines dieser Stückchen in einem dieser Winkel nach der diesem Winkel entgegenstehenden Richtung hintreibt, so wird es über den Raum des Dreiecks F G J [Fig. 20] hinaus zurückgestossen und deshalb verkleinert werden, wenn es sich trifft, dass ein drittes Kügelchen jene beiden berührt, die den Winkel bilden, in dem das Stückchen sich befindet. Wenn nämlich der weniger bewegte und den Winkel G ausfüllende Stoff sich nach D über die Linie F J ausdehnt, so wird er dort von dem Kügelchen C zurück gestossen und so verkleinert werden, wenn dieses Kügelchen C an B herankommt und das Dreieck G F J schliesst. Und weil die Theilchen ersten Elementes, die grösser und weniger bewegt als die anderen sind, bei ihrem Durchgange durch lange Wege des Himmels oft zwischen drei so einander berührenden Kügelchen sich befinden müssen, so können sie nur die oben beschriebene Gestalt in bestimmterer und dauernderer Weise annehmen.
93. Wenn nun auch diese gerieften und länglichen Theilchen ersten Elementes sehr von dem übrigen Stoff dieses Elementes abweichen, so werden wir sie doch nicht von dem letzteren unterscheiden, so lange sie nur unter Kügelchen zweiten Elementes sich befinden. Denn theils bemerkt man da keine eigenthümliche Wirkung von ihnen, theils enthalten sie auch viele andere wenig kleinere und langsamere Theilchen zwischen sich, so dass es unter diesen kleinsten und so gerieften Theilchen unzählige anderen Grades giebt, wie leicht daraus abzunehmen ist, dass die Wege, die sie durchwandern, sehr verschieden sind.
94. Wenn aber dieser Stoff ersten Elementes zum Körper der Sonne oder eines anderen Gestirnes gelangt ist, so streben alle feinen sehr bewegten Theilchen, in gleiche Bewegungen zusammenzustimmen, da sie durch keinen Riegel von den Kügelchen zweiten Elementes daran verhindert werden. Daher kommt es, dass jene gerieften und ebenso viele andere noch kleinere, welche wegen ihrer zu eckigen Gestalt oder zu grossen Masse eine solche starke Bewegung nicht annehmen, sich von den übrigen[133] kleinsten trennen, und indem sie wegen der Ungleichheit ihrer Gestalt sich leicht an einander hängen, mitunter grosse Massen bilden, welche der inneren Oberfläche des Himmels am nächsten, sich da mit dem Gestirn, aus dem sie gekommen sind, verbinden, und, indem sie da der Wirksamkeit, in die wir oben das Licht gesetzt haben, widerstellen, bilden sie die Flecken, welche auf der Sonnenoberfläche gesehen werden. Aehnlich sehen wir das Wasser und alle Flüssigkeiten, wenn sie bei dem Feuer sich erhitzen und einzelne Theilchen von anderer Natur als die übrigen in sich enthalten, die weniger zur Bewegung geschickt sind, deshalb einen daraus gebildeten dichten Schaum ausstossen, welcher auf ihrer Oberfläche schwimmt und sehr unregelmässige Gestalten und Bewegungen hat. Ebenso muss der aus ihren Polen nach der Ekliptik zu aufkochende Sonnenstoff seine gerieften Theilchen so wie alle anderen, die sich leicht aneinanderhängen und schwer der gemeinsamen Bewegung folgen, wie eine Art Schaum von sich ausstossen.
95. Daher erklärt es sich, weshalb die Sonnenflecken nicht an ihren Polen erscheinen, sondern mehr in den der Ekliptik naheliegenden Theilen, und weshalb sie sehr mannichfaltige und unbestimmte Gestalten haben, und weshalb sie endlich so sich im Kreise um die Sonnenpole, wenn auch nicht so schnell wie deren Substanz, doch zugleich mit dem ihnen nächsten Himmelstheile sich bewegen.[134]
96. Aber sowie die meisten Flüssigkeiten diesen anfänglich ausgestossenen Schaum nachher bei dem längeren Kochen wieder aufsaugen und wegnehmen, so muss man auch bei der Sonne annehmen, dass mit derselben Leichtigkeit, womit der Stoff dieser Flecke aus dem Sonnenkörper auftaucht und sich auf deren Oberfläche anhäuft, er später sich auch wieder vermindert und zum Theil in ihre Substanz zurückgeht, zum Theil aber sich durch den benachbarten Himmel vertheilt (denn diese Flecken bilden sich nicht aus dem ganzen Sonnenkörper, sondern nur aus dem neuerlich in ihr eingetretenen Stoff). Und der übrige Stoff, der länger da ausgehalten hat und so zu sagen schon ausgekocht und von Schmutz befreit ist, dreht sich immer mit der grössten Gewalt und reibt zum Theil die schon fertigen Flecken ab, während an anderen Stellen neue aus dem neu in die Sonne eintretenden Stoffe sich bilden. Daher kommt es, dass nicht alle in derselben Stelle erscheinen. Eigentlich pflegt die ganze Oberfläche der Sonne mit Ausnahme der bei den Polen liegenden Theile mit dem Stoff, aus dem diese Flecken sich bilden, bedeckt zu sein; indess werden nur die Stellen Flecken genannt, wo deren Stoff so dicht und gedrängt ist, dass sie die Kraft des von der Sonne kommenden Lichtes erheblich lähmen.
97. Ausserdem kann es kommen, dass die stärkeren und dichteren dieser Flecken an ihrem Umkreis eher als in der Mitte von dem reineren, sie umfliessenden Sonnenstoff[135] aufgerieben werden. Diese Enden des Umkreises laufen dann dünner aus und lassen das Licht durch; deshalb müssen sie die Farben des Regenbogens annehmen, wie ich früher bei dem gläsernen Prisma in Kap. 8 der Meteore erklärt habe. Und solche Farben werden auch bisweilen an ihnen beobachtet.
98. Denn es trifft sich oft, dass der bei diesen Flecken fliessende Sonnenstoff über ihre Ränder hinaussteigt; dort zwischen den Flecken und an der anstossenden Oberfläche des Himmels wird er zu einer schnellen Bewegung genöthigt, wie ja auch bei den Flüssen an engen und seichten Stellen die Schnelligkeit derselben grösser ist als an breiten und tiefen. Deshalb muss dort das Sonnenlicht etwas stärker sein. Und so pflegen sich die Flecken in Fackeln umzuwandeln, d.h. einzelne Stellen der Sonnenoberfläche, die früher dunkler waren, werden jetzt heller als die übrigen, und umgekehrt sieht man Fackeln sich in Flecken verwandeln, wenn sie in den feineren Sonnenstoff an der einen Stelle untertauchen, und eine Menge neuer Stoff ihnen von einer anderen Seite hinzutritt und sich anhängt.
99. Wenn aber diese Flecken sich auflösen, so trennen sie sich nicht wieder genau in solche, aus denen sie sich gebildet hatten, sondern zum Theil in dünnere, aber zugleich festere, welche weniger eckig gestaltet sind; dadurch sind sie beweglicher und dringen deshalb leicht durch die Gänge zwischen die Kügelchen des umliegenden Himmels nach anderen Wirbeln, zum Theil verwandeln sie sich in sehr feine Stückchen, welche aus den Ecken anderer ausgebrochen sind, sich entweder in die reinste Sonnensubstanz verwandeln oder in den Himmel dringen, zum Theil endlich in stärkere, welche aus den gerieften Theilchen und anderen damit verbundenen sich bilden und nach dem Himmel fortgehen, wo sie zu gross sind, um durch jene engen Gänge zwischen den Kügelchen zweiten Elementes einzudringen und deshalb auch an die Stelle[136] jener Kügelchen treten und sich nicht so leicht wie diese bewegen.
100. Hier verbinden sich aber dieselben und bilden eine grosse Masse, die sehr dünn und der Erdenluft (oder vielmehr dem Aether) nicht unähnlich ist, und die von der Sonne sich nach allen Seiten ringsum ungefähr bis zur Sphäre des Merkur oder noch darüber hinaus erstreckt. Dieser Aether kann aber nicht in das Maasslose anwachsen, wenn auch immer neue Theilchen aus der Auflösung der Flecken ihm zuwachsen, weil die fortwährende Bewegung der Kügelchen zweiten Elements durch und um diesen Aether leicht ebensoviel auflösen und wieder in Stoff des ersten Elements umwandeln kann. Da nämlich alle Flecken der Sonne und anderer Sterne, so wie der ganze sie umgebende Aether in ihren Theilen weniger beweglich als die Kügelchen zweiten Elements sind, werden wir sie zum dritten Element rechnen.
101. Diese Entstehung und Auflösung der Flecken hängt also von so kleinen und zufälligen Ursachen ab, dass es nicht auffallen kann, wenn manchmal gar keine in der Sonne sich zeigen, und dann wieder so viel, dass sie ihr Licht verdunkeln. Denn sobald einzelne von den Stückchen ersten Elements sich aneinander hängen, entsteht der Anfang eines Flecken, mit dem sich leicht später andere Stückchen verbinden, die sich aneinander hängen, weil sie durch den Aufstoss auf die ersteren einen Theil ihrer Bewegung verlieren.
102. Wenn diese Flecken zuerst entstehen, sind sie ganz weiche und dünne Körper; deshalb brechen sie leicht den Stoss der Stückchen ersten Elements, die auf sie andringen, und verbinden sie mit sich. Auch schleift und glättet die innere Oberfläche durch die stete Bewegung der Sonnensubstanz, an die sie stösst, sich allmählich ab und wird sogar dicht und hart, während ihre, dem Himmel zugewendete Oberfläche weich und dünn bleibt. Deshalb losen sie sich in Folge davon, dass der Sonnenstoff ihre innere Oberfläche abreibt, doch nicht leicht auf, wenn er nicht zugleich ihre Ränder umfluthet und übersteigt; vielmehr werden diese Flecken immer wachsen, so lange deren Grenzen über die Oberfläche der Sonne hervorstehen und deshalb den Stoff durch ihre Begegnung nicht verdichten. Daher kommt es, dass manchmal ein und derselbe Fleck[137] sich über die ganze Oberfläche eines Gestirnes ausdehnt und lange anhält, ehe er aufgelöst werden kann.
103. So berichten einzelne Geschichtsschreiber, dass die Sonne einmal mehrere Tage lang, das andere Mal ein ganzes Jahr blasser wie gewöhnlich gewesen und gleich dem Monde nur ein trübes Licht ohne Glanz gegeben habe. Auch zeigen sich jetzt viele Sterne grösser oder kleiner, als sie früher die Astronomen beschrieben haben. Die Ursache davon scheint nur zu sein, dass ihr Licht durch mehr oder weniger Flecken verdunkelt wird.
104. Es kann sogar kommen, dass ein Stern von so vielen Flecken verhüllt wird, dass er für uns unsichtbar wird. So hat man sonst 7 Plejaden gezählt, während man jetzt nur 6 sieht. Ebenso kann ein Stern, der bisher nicht sichtbar war, in kurzer Zeit und plötzlich mit starkem Licht erglänzen. Denn wenn sein ganzer Körper durch einen ungeheuren und dichten Flecken bisher bedeckt war, und der Stoff ersten Elements einmal stärker als gewöhnlich hinzufliesst und über die äussere Oberfläche dieses Fleckens sich ergiesst, so wird er in ganz kurzer Zeit denselben ganz bedecken, und dann wird dieser Stern ebenso leuchten, als wenn kein Flecken ihn einhüllte, und er kann später lange so fortglänzen oder auch allmählich sich wieder verdunkeln. So erschien 1572 ein früher nicht gesehener Stern in dem Sternbild der Cassiopeja anfangs mit sehr starkem Licht; allmählich ward er dunkler, und 1574 verschwand er wieder. Ebenso glänzen jetzt einige andere Sterne am Himmel, die man früher nicht gesehen hat, wovon der Grund hier ausführlicher angegeben ist.[138]
105. Es sei z.B. der Stern J ringsum von den Flecken d e f g
[Fig. 22] bedeckt, der nicht so dicht sein kann, dass nicht in seinen Poren viele Gänge blieben, durch die aller Stoff ersten Elements, einschliesslich der oben beschriebenen gerieften Theilchen, hindurchgehen könnte. Denn bei seiner Erzeugung war er ganz weich und dünn, und da konnten sich solche Poren leicht bilden, und als er später sich verdichtete, hinderten jene gerieften Theilchen und die übrigen ersten Elements durch ihren fortwährenden Durchgang ihr völliges Zusammenfliessen; vielmehr rückten sie nur so nahe zusammen, dass keine Stofftheilchen, die grösser als die gerieften des ersten Elements waren, hindurchkonnten, und dass die Gänge, welche die von einem Pol kommenden gerieften Theilchen einliessen, sie nachher nicht mehr zurückliessen und auch die von dem anderen Pol kommenden, umgekehrt gerieften nicht aufnahmen.
106. Denn die gerieften Theilchen ersten Elements kommen nicht von einem Punkte, sondern aus allen nach dem Pol A gelegenen Himmelsgegenden, und sie drängen nicht blos nach dem Punkt J, sondern gegen die ganze Mitte des Himmels H J Q; sie bilden sich daher Wege in dem Nebel d e f g in geraden, der Axe f d parallelen Richtungen, die nur ein wenig nach d von beiden Seiten zusammenlaufen. Die Eingänge dieser Wege sind auf der Hälfte der ganzen Oberfläche e f g zerstreut und die Ausgänge auf der anderen Hälfte e d g, so dass die von A kommenden gerieften Theilchen zwar leicht auf der Seite e f g eintreten und auf der entgegengesetzten e d g austreten können, aber durch e d g niemals zurück und durch e f g nicht heraus können. Denn der ganze Flecken besteht nur aus Abfällen von kleinster Art ersten Elements, die aneinander hängen und gleichsam Zweige bilden. Wenn daher die von der Seite f kommenden gerieften Theilchen den Rändern dieser Zweige auf ihren Wegen begegnen, müssen sie sie nach d umbiegen; wollten sie daher durch[139] dieselben Wege zurück von d nach f, so würden die etwas hervorragenden Ränder dieser Zweige ihren Durchgang hemmen. Ebenso haben die von der Seite B kommenden gerieften Theilchen sich andere Wege ausgehöhlt, deren Eingang auf der ganzen Oberfläche e d g vertheilt ist, und deren Ausgang sich auf der entgegengesetzten e f g befindet.
107. Diese Gänge müssen auch nach Art der Schneckenhäuser ausgehöhlt sein, der Gestalt der eingelassenen gerieften Theilchen entsprechend; deshalb sind die für die eine Art passenden Gänge es nicht für die andere Art, die von der anderen Seite kommen, und die umgekehrt gewunden sind.
108. So kann der Stoff ersten Elements von beiden Seiten der Pole durch diese Gänge zu dem Stern J gelangen; allein da dessen geriefte Theilchen dicker als die ändern sind und deshalb mit stärkerer Kraft geradeaus vordringen, so bleiben sie nicht darin, sondern gehen, wenn sie durch f [Fig. 22] eingetreten sind, sofort durch d wieder heraus. Dort begegnen sie den Kügelchen zweiten Elements oder dem Stoff ersten Elements, der von B kommt, und deshalb können sie geradeaus nicht weiter, sondern prallen nach allen Richtungen in den umgebenden Aether x x ab und kehren nach der Halbkugel e f g zurück. Die, welche nun davon in die Gänge des Fleckens oder der Flecken wieder eintreten können, welche dort den Stern bedecken, gehen von f wieder nach d. Indem sie so stetig durch die Mitte des Gestirns gehen und durch den umfliessenden Aether zurückkehren, bilden sie da eine Art Wirbel; die übrigen, welche von diesen Gängen nicht aufgenommen werden können, lösen sich entweder durch die Begegnung mit den Aethertheilchen auf oder müssen durch die der Ekliptik Q H naheliegenden Theile in den Himmel sich entfernen. Denn die gerieften Theilchen, welche in den einzelnen Momenten auf die Oberfläche des Sternes J treffen, sind nicht so zahlreich, dass sie alle Gänge füllen, die ihrem Maasse entsprechend in den Flecken e f g ausgehöhlt sind; denn sie erfüllen auch in dem Himmel nicht alle Zwischenräume zwischen den Kügelchen zweiten Elements, sondern es muss wegen der mannichfachen Gänge dieser Kügelchen eine grosse Menge feinen Stoffes mit jenen gerieften gemengt[140] sein, und dieser feinere Stoff würde mit ihnen zugleich in die Gänge eintreten, wenn nicht die von der Halbkugel eines anderen Sternes abgeprallten gerieften Theilchen mit stärkerer Kraft sich zum Eintritt drängten. Was hier von den durch die Halbkugel e f g eintretenden gesagt ist, gilt auch von denen, die durch die Halbkugel e d g eintreten; dass sie nämlich sich andere, von den ersten ganz verschiedene Gänge aushöhlen, in denen die meisten in dem Stern J und den ihn umgebenden Flecken von d nach f abfliessen; dann prallen sie nach allen Richtungen auseinander und kehren durch den Aether x x nach d zurück, wobei so viele sich auflösen oder nach der Ekliptik abgehen, als neue von dem Pol B hinzukommen.
109. Der Rest des Stoffes ersten Elements, der sich in dem Raume J befindet, dreht sich um die Axe f d und strebt deshalb immer, sich davon zu entfernen. Er hat deshalb anfänglich im Flecken d e f g sich einige Gänge gebildet, die er sich nachher immer bewahrt, und welche die anderen kreuzweise durchschneiden. Aus diesen fliesst etwas von diesem Stoff aus, weil immer etwas durch die früheren mit den gerieften Theilchen gleichzeitig eintritt. Denn da alle Theile des Fleckens an einander hängen, so kann der Umkreis d e f g nicht grösser noch kleiner werden, und deshalb muss in dem Stern J sich immer eine gleiche Menge Stoffes ersten Elements befinden.
110. Auch die Wirksamkeit, in welcher nach dem Früheren das Licht besteht, muss hier aufgehört haben oder kann nur sehr schwach sein. Denn so weit dessen Stoff sich um die Axe f d dreht, bricht sich dessen Gewalt, womit er von der Axe fortstrebt, an dem Flecken und gelangt nicht bis zu den Kügelchen zweiten Elements; auch die Kraft, mit welcher die gerieften Theilchen, die von dem einen Pol kommen, nach dem anderen drängen, vermag hier nichts, theils weil diese Theilchen in Rücksicht auf die Himmelskügelchen, auf die sie stossen, nur sehr klein sind und sich auch etwas langsamer als der übrige Stoff des ersten Elements bewegen; hauptsächlich[141] aber, weil die von dem einen Pole kommenden diese Kügelchen nicht stärker nach der einen Richtung fortstossen, als dies von den von dem anderen Pol kommenden nach der entgegengesetzten Richtung geschieht.
111. Der Himmelsstoff, welcher in dem ganzen, diesen Stern J umgebenden Wirbel enthalten ist, kann inmittelst seine Kraft behalten, wenn sie auch nicht zureicht, in unseren Augen die Lichtempfindung zu erwecken; und es ist möglich, dass inmittelst dieser Wirbel die ihm benachbarten Wirbel überwiegt und sie stärker drückt, als er von ihnen gedrückt wird. Denn würde der Stern J [Fig. 22] zunehmen, wenn nicht der Ihn umgebende Flecken d e f g dies verhinderte. Denn wenn die Umgebungen des Wirbels J A Y B M sind, so werden seine Kügelchen, welche diesen Umgebungen am nächsten sind, die gleiche Kraft haben, um darüber hinaus nach den umliegenden anderen Wirbeln zu gehen, als die Kügelchen dieser nach J drängen; denn deshalb allein besteht hier diese Grenze der Umgebung. Wenn aber bei sonst unveränderten Umständen die Kraft, mit welcher z.B. der Stoff des Wirbels O nach J drängt, abnimmt (und dies kann aus verschiedenen Ursachen geschehen, z.B. wenn sein Stoff in andere Wirbel übergeht oder sich viele Flecken um den in O befindlichen Stern bilden u.s.w.), so folgt aus den Naturgesetzen, dass die in der Nähe von Y befindlichen Kügelchen des Wirbels J darüber hinaus nach P drängen, und da die übrigen zwischen J und Y ebendahin drängen, so[142] würde der Raum, in dem sich der Stern J befindet, zunehmen, wenn ihn nicht der Flecken d e f g begrenzte. Da nun dieser Flecken die Vergrösserung des Sternes nicht gestattet, so werden die ihm nächsten äusseren Himmelskügelchen etwas grössere Zwischenräume als gewöhnlich zurücklassen, und es wird mehr Stoff ersten Elements in diesen Zwischenräumen enthalten sein, der, so lange er darin zerstreut ist, keine grosse Kraft haben kann. Wenn es sich aber trifft, dass die durch die Poren des Fleckens austretenden Theilchen ersten Elements, welche auf diese Kügelchen stossen, oder auch eine andere Ursache, einige von diesen Kügelchen von der Oberfläche des Fleckens abtrennen, so wird der Stoff ersten Elements den Zwischenraum sofort ausfüllen und kräftig genug sein, um noch andere ihm benachbarte Kügelchen von der Oberfläche des Fleckens zu trennen. Je mehr dies geschieht, desto mehr wird der Stoff ersten Elements Kraft gewinnen und deshalb in sehr kurzer Zeit, gleichsam in einem Augenblick, sich über die ganze Oberfläche des Fleckens verbreiten. Dort dreht er sich nicht anders, wie der in dem Flecken enthaltene Stoff, und er stösst deshalb die umliegenden Himmelskügelchen ebenso stark, wie es der Stern J selbst thun würde, wenn kein ihn einhüllender Flecken es verhinderte. So wird der Stern dann mit starkem Lichte leuchten.
112. Ist aber der Flecken so dünn und schwach, dass er von dem Stoff ersten Elements, der sich über seine äussere Oberfläche ausbreitet, aufgelöst wird, so wird dann der Stern J nicht leicht wieder verschwinden. Denn dann müsste ihn erst von neuem ein Flecken ganz einhüllen. Ist der Nebel aber dicker, so dass er sich nicht auflöst, so wird seine äussere Oberfläche sich durch den Stoss des ihn umfliessenden Stoffes verdichten, und wenn inmittelst die Ursachen sich ändern, weshalb früher jene Kraft gemindert war, mit der der Stoff des Wirbels O nach J treibt, dieser sich vielmehr vergrössert, so wird der Stoff des Wirbels J von P nach Y zurückgetrieben werden und dadurch den Stoff ersten Elements, der über den Fleck d e f g ausgebreitet ist, sich vermindern, und es werden sich gleichzeitig neue Flecken auf dessen Oberfläche erzeugen, die allmählich sein Licht verdunkeln, und wenn die Ursache anhält, es ganz aufheben und den ganzen[143] Raum dieses Stoffes ersten Elements ausfüllen. Denn wenn die Kügelchen des Wirbels J, die sich an seiner äusseren Oberfläche A B B M befinden, mehr wie gewöhnlich gepresst werden, so werden sie auch mehr die in dem Innern bei x x befindlichen pressen, und diese werden dann in ihrer Mischung mit den sich verzweigenden Theilchen des Aethers, der sich um die Sterne bildet, den gerieften Theilchen und anderen nicht ganz kleinen Stückchen ersten Elements, die über den Flecken d e f g verbreitet sind, keinen leichten Durchgang gestatten. Deshalb werden sie sich sehr leicht zu Flecken sammeln.
113. Beiläufig gesagt, werden jene gerieften Theilchen sich in allen Rinden dieser Flecken fortwährend Wege aushöhlen und durch alle ebenso wie durch einen hindurchgehen. Denn jene Nebelflecken bilden sich aus dem Stoff ersten Elements und sind deshalb im Anfange sehr weich, so dass sie jenen gerieften Theilchen einen leichten Durchgang gestatten. Dasselbe gilt nicht von dem umgebenden Aether; denn wenn auch einige seiner stärkeren Theilchen einzelne Spuren solcher Gänge behalten, weil sie aus der Auflösung der Flecken gebildet sind, so folgen sie doch der Bewegung der Kügelchen zweiten Elements, behalten deshalb nicht die gleiche Lage und lassen deshalb die geradeaus gellenden gerieften Theilchen nur schwer hindurch.
114. Aber es kann leicht kommen, dass derselbe Fixstern wechselweise erscheint und verschwindet und bei seinem jedesmaligen Verschwinden in eine neue Rinde von Flecken eingehüllt ist. Denn ein solcher Wechsel ist der Natur bei bewegten Körpern sehr entsprechend, so nämlich, dass, wenn sie von einer Ursache nach einer Richtung gestossen sind, sie nicht da bleiben, sondern[144] weiter gehen, bis sie von einer anderen Ursache wieder zurückgestossen werden. So geht ein an einem Faden aufgehangenes Gewicht durch die Schwerkraft von der einen Seite nach seiner Senkrechten und erlangt so eine Triebkraft, welche es auf die entgegengesetzte Seite treibt, bis die Schwere diese Kraft wieder überwindet, es nach der Senkrechten zurückzieht, wo dann eine neue Bewegung in dieser Art beginnt. So geht, wenn man ein Gefäss einmal bewegt hat, die darin enthaltene Flüssigkeit vielmal hin und hör, ehe sie zur Ruhe zurückkehrt. Wenn so alle Wirbel des Himmels in einem gewissen Gleichgewicht sich befinden, so kann, wenn der Stoff des einen einmal davon abgewichen ist, er viele Male bald auf diese, bald auf jene Seite austreten, ehe diese Bewegung sich wieder ganz verliert.
115. Ein Wirbel, in dem sich ein solcher Fixstern befindet, kann auch ganz von den ihn umgebenden Wirbeln aufgezehrt und sein Fixstern in einen dieser Wirbel hineingerissen werden, wo er sich in einen Planeten oder Kometen verwandelt. Wir haben nämlich oben nur zwei Ursachen bemerkt, weshalb die Wirbel nicht von einander gestört werden. Die eine ist, dass der Stoff des einen Wirbels durch den Widerstand der benachbarten gehindert wird, in diese überzugehen; diese Ursache kann aber nicht überall statt finden. Denn wenn z.B. der Stoff des Wirbels S [Fig. 8] von den Wirbeln L und N so gepresst wird, dass er dadurch an seiner Bewegung nach D gehemmt ist, so kann er nicht ebenso von dem Wirbel D an seiner Ausbreitung nach L und N gehindert werden, und auch von anderen nicht, wenn sie ihm nicht nach Verhältniss seiner Grösse näher sind; was aber zwischen denen, die sich am nächsten stehen, nicht Statt haben kann. Die andere Ursache ist, dass der Stoff ersten Elements, welcher in dem Mittelpunkt jeden Wirbels den Stein bildet, zwar die dort befindlichen Kügelchen zweiten Elements von sich nach den benachbarten Wirbeln stösst; aber dies findet nur in all den Wirbeln statt, deren Sterne von keinen Flecken verhüllt werden; dagegen nicht, wo dichtere Flecken dazwischentreten, namentlich wenn sie, nach Art mehrerer Wirbel, sich über einander lagern.
116. Hiernach hat es offenbar keine Gefahr, dass der eine Wirbel von seinen Nachbarn zerstört werde, so lange[145] der Stern in seiner Mitte in keine Flecken eingehüllt ist; wird er aber von ihnen bedeckt und überzogen, so hängt es nur von der Lage dieses Wirbels zu den anderen ab, ob er schneller oder langsamer von ihnen aufgezehrt wird. Ist diese Lage so, dass er sich der Bewegung der Nachbarwirbel stark widersetzt, so wird er schneller von ihnen zerstört werden, ehe viele Rinden an den Flecken sich um den Stern verdichten können; hemmt er nur gelinder, so wird er nur langsam abnehmen, und die Flecken, welche den Stern in der Mitte umlagern, werden stärker werden und mehr und mehr ober- und unterhalb desselben sich ansammeln. So hat z.B. der Wirbel N [Fig. 8] die Lage, dass er die Bewegung des Wirbels S mehr als die eines anderen hindert; deshalb wird er leicht von dem Wirbel S weggerissen werden, sobald ihn einige Flecken einhüllen, so dass die Oberfläche des Wirbels S, welche jetzt in der Linie O P Q endet, später in der Linie O R Q endet, und der ganze zwischen diesen beiden Linien enthaltene Stoff dem Wirbel S hinzutritt und seinem Laufe folgt, während der übrige Stoff zwischen der Linie O R Q und O M Q in andere Nachbarwirbel übergeht. Denn in der Lage, wie sie jetzt angenommen ist, kann den Wirbel N nur die grosse Kraft des Stoffes ersten Elements, die in seinem Mittelpunkt vorhanden ist, erhalten, welche die Kügelchen zweiten Elements nach allen Richtungen so fortstösst, dass sie mehr diesem Stoss als den Bewegungen der benachbarten Wirbel folgen; aber diese Kraft wird durch die Dazwischenkunft der Flecken geschwächt und gebrochen.
117. Dagegen ist der Wirbel O zwischen vier anderen S F G H
[Fig. 23] und zwei anderen M N, die man sich über jenen vier vorstellen muss, so gestellt, dass er, wenn auch dichte Flecken um seinen Stern sich sammeln, er doch nie, so lange jene sechs in ihren Kräften sich gleich bleiben, ganz zerstört werden kann. Ich nehme nämlich an, dass die Wirbel S F und ein dritter M, der über ihnen bei D anfliegt, um ihre eigenen Mittelpunkte sich drehen von D nach C; ebenso die drei anderen G H und der sechste N über ihnen sich von E nach C drehen, und dass der Wirbel C zwischen diesen sechs so gestellt ist, dass er sie nur berührt und sein Mittelpunkt von denen der sechs anderen gleich weit absteht, und die Axe, um[146] die er sich dreht, in der Linie D E ist. So stimmen die Bewegungen dieser sieben Wirbel bestens überein, und wenn auch der Stern des Wirbels C von noch so vielen Flecken bedeckt wird, so dass er nur schwache oder gar keine Kraft hat, um die Kügelchen des Himmels um ihn herum mit sich in die Kreisbewegung fortzureissen, so ist doch kein Grund da, weshalb die anderen sechs ihn- aus seinem Ort vertreiben sollten, so lange sie unter einander gleich sind.
118. Um aber zu verstehen, wie so viele Flecken um ihn entstehen können, so wollen wir annehmen, dass der Wirbel anfangs nicht kleiner als einer von den sechs ihn umgebenden gewesen sei; so dass er seinen Umkreis bis zu den Punkten 1 2 3 4 ausdehnte, und dass er in der Mitte einen sehr grossen Stern gehabt, welcher sich vielleicht aus dem Stoff ersten Elements bildete, welcher durch D aus den drei Wirbeln S F M und durch E aus den drei anderen G H N nach C drängte und von dort nur nach denselben Wirbeln nach K und L hin zurückging. So konnte der Stern Kraft genug haben, um den ganzen Himmelsstoff mit sich im Kreise herumzudrehen; allein da wegen der Ungleichheiten und Unmessbarkeiten der Massen und Bewegungen, die in anderen Theilen der Welt bestehen, Nichts ewig im Gleichgewicht sich befinden kann, so wird, wenn die Kräfte des Wirbels C geringer werden sollten als die der umliegenden, ein Theil seines Stoffes in sie übergehen, und zwar mit starker Kraft, so dass der so fortgegangene Theil grösser ist, als diese Ungleichheit erfordert. Deshalb wird später wieder etwas von diesem Stoff in jene aus diesen zurückgehen, und so fort abwechselnd. Da nun inmittelst sich viele Rinden der Flecken um den Stern desselben bilden, so werden seine Kräfte immer mehr sich vermindern, und deshalb wird bei diesem Hin- und Hergehen weniger Stoff zurückkommen, als fortgehen, bis der Wirbel ganz klein geworden oder ganz aufgezehrt ist, mit Ausnahme seines Sternes, da dieser, durch den Wall vieler Flecken geschützt, in den Stoff anderer Wirbel nicht übergehen kann und auch von den anderen Wirbeln aus seiner Stelle nicht vertrieben werden kann, so lange jene Wirbel unter sich gleich sind. Aber inmittelst müssen sich diese Flecken immer mehr verdichten, und wenn dann endlich einer von den[147] benachbarten Wirbeln grösser und stärker als die anderen wird und z.B. als Wirbel H seine Oberfläche bis zu der Linie 5 6 7 ausdehnt, dann wird dieser Wirbel H leicht den ganzen Stern C, der nicht mehr flüssig und leuchtend ist, sondern wie die Kometen und Planeten dunkel und hart, mit sich fortführen.
119. Es ist nun zu untersuchen, wie eine solche dunkle und harte Kugel, die aus der Masse vieler Flecken zusammengesetzt ist, sich bewegen wird, wenn sie von einem benachbarten Wirbel fortgerissen wird. Sie dreht sich nämlich mit dem Stoffe welcher sie fortreisst und so lange sie weniger Bewegung hat als dieser, wird sie nach dem Mittelpunkt, um den die Drehung geschieht, vorrücken; und da nun nicht alle Theile des Wirbels mit gleicher[148] Schnelligkeit sich bewegen und nicht gleiche Grösse haben, sondern von der Oberfläche einwärts bis zu einer gewissen Grenze ihre Bewegung allmählich langsamer wird und dann von dieser Grenze bis zu dem Mittelpunkt wieder schneller, und die Theile kleiner werden, wie oben gezeigt worden so wird jene Kugel, die in den Wirbel niedersinkt, wenn sie so dicht ist, dass sie noch vor der Grenze der langsamsten Bewegung die gleiche Geschwindigkeit mit den sie umgebenden Theilen erlangt, nicht tiefer eindringen, sondern in andere Wirbel eingehen, d.h. ein Komet werden; ist diese Kugel dagegen weniger dicht, und wird sie deshalb unter die Grenze herabsteigen, so wird sie in einer gewissen Entfernung von dem Sterne, welcher dem Mittelpunkt des Wirbels innewohnt, bleiben und sich um ihn drehen, d.h. ein Planet werden.
120. Wir wollen z.B. annehmen, dass der Stoff des Wirbels A E J O [Fig. 8] den Stern N mit sich zuerst fortreissen soll, und nun untersuchen, wohin er ihn führen wird. Da aller Stoff um den Mittelpunkt C sich dreht und deshalb davon sich zu entfernen strebt, so wird unzweifelhaft der jetzt in O befindliche Stoff bei seinem Gang von R nach Q diesen Stern geradeaus nach S stossen, und der Natur der Schwere gemäss, die später erklärt werden soll, wird diese Bewegung des Sternes N und jedes anderen Körpers nach dem Mittelpunkt des Wirbels, in dem er sich befindet, ein Niedersteigen genannt werden können. So also stösst er ihn anfangs, wo wir noch keine andere Bewegung in ihm voraussetzen; aber zugleich wird der Stoff, der ihn ringsum umgiebt, ihn mit sich in die kreisrunde Bewegung von N nach A nehmen, und da diese drehende Bewegung ihm die Kraft, von dem Mittelpunkt S sich zu entfernen, giebt, so hängt es nur von seiner Dichtigkeit ab, ob er tief nach S herabsinken wird; ist sie klein, so wird dies geschehen, wo nicht, wird er von S sich entfernen.[149]
121. Unter Dichtigkeit (soliditas) verstehe ich hier die Menge (quantitas) des Stoffes dritten Elements, aus denen die diesen Stern einhüllenden Flecken bestehen, in Vergleich zu seiner Grösse (moles) und Oberfläche. Die Kraft nämlich, mit der der Stoff des Wirbels A E J O ihn um den Mittelpunkt S mitnimmt, bestimmt sich nach der Grösse der Oberfläche, nach der er ihm entgegentritt; je grösser diese ist, desto mehr Stoff kann darauf wirken. Die Kraft aber, womit derselbe Stoff ihn nach dem Mittelpunkt S stösst, hängt von der Grösse des Raumes ab, den er einnimmt. Denn wenn auch aller Stoff des Wirbels A E J O von S sich zu entfernen strebt, so wirkt doch nicht jeder auf den Stern N, sondern nur der Theil, der wirklich da weggeht, wo dieser eintritt, und dieser Theil ist gleich dem Raum, den er eingenommen hatte. Endlich bestimmt sich die Kraft, welche der Stern N durch seine eigene Bewegung erhält, nämlich immer darin zu verharren, und die ich seine eigene Bewegung nenne, nicht nach seiner Oberfläche, auch nicht nach seiner ganzen Masse, sondern nur aus dem Theile dieser Masse, die aus Stoff dritten Elements bestellt, d.h. aus Stofftheilchen, die an einander hängen, und aus denen die ihn umgebenden Flecken gebildet sind. Denn was den Stoff ersten und zweiten Elements in ihnen anlangt, so geht solcher fortwährend aus ihm heraus und neuer an dessen Stelle hinein, und deshalb kann letzterer nicht die Kraft behalten, die dem ausgehenden eingedruckt war; auch kann man kaum sagen, dass eine solche ihm mitgetheilt worden, sondern die schon vorher in ihm befindliche Bewegung war nur in der Richtung verändert worden, und diese Richtung kann ans verschiedenen Ursachen sich fortwährend verändern.[150]
122. So sieht man, dass auf der Erde das Gold, das Blei und andere Metalle, wenn sie einmal bewegt sind, eine stärkere Thätigkeit oder Kraft, in ihrer Bewegung zu beharren, haben, als Holz und Steine von gleicher Grösse und Gestalt; jene werden deshalb für dichter gehalten, d.h. sie haben in sich mehr Stoff dritten Elements und weniger Poren, die mit Stoff ersten und zweiten Elements angefüllt sind. Aber ein Kügelchen von Gold kann so klein sein, dass es nicht die gleiche Kraft, seine Bewegung beizubehalten, besitzen wird, als eine viel grössere steinerne oder hölzerne Kugel; auch kann die Goldmasse solche Gestalten annehmen, dass eine hölzerne Kugel, die kleiner ist, doch einer grösseren Thätigkeit fähig ist; wenn sie nämlich in Faden oder Blättchen ausgedehnt oder wie ein Schwamm mit vielen kleinen Löchern ausgehöhlt wird, oder wenn sie sonst mehr Oberfläche im Verhältniss zu ihrem Stoff und Masse erlangt, als jene hölzerne Kugel.
123. Und so kann der Stern N, obgleich er an Masse sehr gross ist und in viele Rinden von Flecken eingewickelt, doch weniger Dichtigkeit haben, d.h. weniger Fähigkeit, seine Bewegung festzuhalten, als die Kügelchen zweiten Elements, die ihn umgeben. Denn diese Kügelchen sind nach Verhältniss ihrer Grösse so dicht als nur möglich, weil sie keine Gänge enthalten, die mit einer dichteren Masse ausgefüllt werden könnten, und eine Kugelgestalt haben, welche von allen die geringste Oberfläche in Verhältniss zu ihrer Masse hat, wie den Geometern bekannt ist. Es ist zwar ein grösser Unterschied zwischen ihrer Kleinheit und der Grösse eines Sternes; allein zum Theil wird dieser dadurch ausgeglichen, dass den Kräften dieses Sternes nicht die Kräfte einzelner von diesen Kügelchen, sondern von mehreren auf einmal sich entgegenstellen. Denn wenn diese mit einem Sterne um den Mittelpunkt sich drehen, so drängen alle, auch der Stern, von S sich zu entfernen. Ist nun diese Kraft in dem Stern grösser als die Kräfte aller der einzelnen Kügelchen zusammen, die zur Ausfüllung des Raumes des Sternes nöthig sind,[151] so wird er von S sich entfernen, damit diese Kügelchen an seine Stelle treten; haben dagegen jene mehr Kraft, so werden sie ihn nach S treiben.
124. Es kann auch kommen, dass der Stern N mehr Kraft hat, um in seiner geradlinigen Bewegung zu verharren, als alle die ihn umgebenden Kügelchen von Himmelsstoff, wenn er auch weniger Stoff dritten Elements enthält als die Kügelchen vom Stoff zweiten Elements, die zur Ausfüllung eines gleichen Raumes erforderlich sind. Da sie nämlich sein von einander getrennt sind und verschiedene Bewegungen haben, so können sie, obgleich sie gemeinsam auf ihn wirken, doch nicht ihre Kräfte so auf einmal vereinigen, dass kein Theil davon unbenutzt bliebe. Dagegen bildet der ganze Stoff dritten Elements, aus dem die den Stern umgebenden Flecken und die ihn umfliessende Luft besteht, nur eine Masse, die, wenn einmal bewegt, ihre ganze Kraft, in dieser Bewegung zu beharren, in derselben Richtung entwickelt. Aus dieser Ursache sieht man, dass die Stücken Eis oder Holz, welche auf dem Wasser eines Flusses schwimmen, ihren Weg mit stärkerer Kraft geradeaus verfolgen als das Wasser selbst, und dass sie deshalb stärker gegen die Ufer stossen, obgleich sie weniger Stoff dritten Elements enthalten als eine gleiche Masse Wasser.
125. Endlich kann der Stern weniger Dichtigkeit als einzelne Himmelskügelchen haben, und wieder mehr als andere etwas kleinere, theils in Folge des bereits erwähnten Grundes, theils weil diese kleineren Kügelchen, wenn sie auch zusammen ebenso vielen Stoff zweiten Elements als die grösseren Kügelchen zusammen bei Ausfüllung des gleichen Raumes enthalten, doch mehr Oberfläche enthalten. Deshalb werden sie von dem Stoff ersten Elements, welcher die Wirbel zwischen ihnen ausfüllt, sowie durch andere Körper, welchen sie begegnen, leichter als die grösseren von ihrer Bewegung abgelenkt und in andere Richtungen gewendet.
126. Wenn wir also annehmen, dass der Stern N dichter als die Kügelchen zweiten Elements ist, die von dem Wirbelmittelpunkt S sehr entfernt sind, und die alle als gleich angenommen werden, so kann er zwar im Anfange nach verschiedenen Richtungen treiben und mehr oder weniger S sich nähern, je nach dem Zustande der[152] anderen Wirbel, ans deren Nachbarschaft er sich entfernt. Denn er kann von diesen auf verschiedene Weise zurückgehalten oder fortgestossen werden oder ebenso nach Verhältniss seiner Dichtigkeit; da, je grösser diese ist, desto weniger andere Ursachen ihn nachher aus seiner zuerst eingeschlagenen Richtung herausbringen können. Indess kann er von den benachbarten Wirbeln mit keiner grossen Kraft gestossen werden, weil angenommen worden, dass er früher bei ihnen in Ruhe bestanden hat; deshalb kann er auch nicht gegen die Bewegung des Wirbels A E J O [Fig. 8] nach den Theilen zwischen J und S treiben, sondern nur nach denen zwischen A und S. Hier muss er endlich zu einem Punkt gelangen, wo die Linie seiner Bewegung einen jener Kreise berührt, in denen der Himmelsstoff um den Mittelpunkt S sich bewegt. Ist dieses geschehen, so setzt er seinen Weg so fort, dass er immer mehr und mehr von S sich entfernt, bis er aus dem Wirbel A E J O in einen anderen überwandert. Er soll z.B. zuerst in der Linie N C sich bewegt haben, ehe er nach C gelangte, wo diese krumme Linie N C den Kreis berührt, der hier von den Kügelchen zweiten Grades um den Mittelpunkt S beschrieben wird. Er muss nun gleich sich von S entfernen auf der krummen Linie C 2, zwischen diesem Kreis und der Tangente, welche ihn im Punkt C berührt. Denn da er nach C von dem Stoff zweiten Elements gebracht ist, der entfernter von S ist als der in C, und deshalb sich schneller bewegt, und der Stern auch dichter ist, wie wir angenommen haben, so muss er mehr Kraft, in seinem Lauf in der Richtung der Tangente dieses Kreises zu beharren, haben. Sobald er indess von dem Punkt C sich entfernt, trifft er auf Stoff zweiten Elements, der sich schneller bewegt, und dieser wird ihn etwas von der geraden Richtung abdrängen; zugleich vermehrt dieser seine Geschwindigkeit und macht, dass er höher steigt in der krummen Linie C 2, die umsomehr der Tangente sich nähert, je dichter der Stern ist, und mit je grösserer Schnelligkeit er von N nach C gelangt ist.
127. Während er so durch diesen Wirbel A E J O[153] fortschreitet, erlangt er eine solche Kraft der Bewegung, dass er leicht von da in andere Wirbel und aus diesen wieder in andere wandert. Auch behält er, wenn er nach 2 gelangt ist und aus der Grenze des bisherigen Wirbels heraustritt, einige Zeit noch den um ihn fliessenden Stoff und trennt sich nicht eher ganz davon, als bis er tief in den anderen Wirbel A E V eingedrungen ist, nämlich bis er nach G gelangt ist. Ebenso nimmt er Stoff von diesem zweiten Wirbel bis nach 4 in dem dritten mit und von diesem dritten bis nach 8 innerhalb des vierten, und so fort bei jedem neuen Wirbel. Und der Weg, den er in seiner Bewegung beschreibt, wird sich verschieden krümmen, je nach der Bewegung des Stoffes der Wirbel, durch die er hindurchgeht. So ist der Theil 2 3 4 ganz anders gebogen als der vorgehende N C 2, weil der Stoff des Wirbels F sich von A durch E nach V dreht, und der Stoff des Wirbels S von A durch E nach J. Ein Theil dieser Linie 5 6 7 8 ist beinahe gerade, weil der Stoff des Wirbels, in dem er da ist, sich um die Axe x x drehend angenommen wird. Diese aus einem Wirbel in den ändern wandernden Sterne sind die Kometen, und ich will versuchen, alle ihre Erscheinungen hier zu erklären.[154]
128. Zuerst bemerkt man, dass, ohne alle uns bekannten Regeln, der eine durch diese, der andere durch jene Himmelsgegend hindurchwandert, und dass sie in wenig Monaten wieder verschwinden; auch durchlaufen sie niemals mehr, mindestens nicht viel mehr, sondern meist weniger als die Hälfte des Himmelst Und wenn sie zuerst sichtbar werden, scheinen sie sehr gross, aber nachher nehmen sie wenig zu, wenn sie nicht einen grossen Theil des Himmels durchlaufen; ihre Abnahme geschieht dagegen immer allmählich; auch ist ihre scheinbare Bewegung zuerst oder um den Anfang herum am schnellsten, gegen das Ende am langsamsten. Und nur von einem entsinne ich mich, gelesen zu haben, dass er ungefähr die Hälfte des Himmels durchwandert hat, nämlich von dem aus dem Jahre 1475, der anfangs einen dünnen Kopf und langsame Bewegung hatte und zuerst bei der Jungfrau erschien und bald eine wunderbare Grösse erlangte und dann durch den Nordpol so schnell sich bewegt hat, dass er 30-40 Grad des Kreises in einem Tage durchlaufen hat; endlich ist er in der Nähe des nördlichen Fisches oder in dem Zeichen des Widders allmählich unsichtbar geworden.
129. Dieses Alles ist nun hier leicht zu erklären. Denn wir sehen denselben Kometen einen anderen Theil des Himmels in dem Wirbel F [Fig. 8] , einen anderen in dem Wirbel Y durchwandern, und es giebt keine Stelle, die er auf diese Weise nicht durchlaufen könnte. Auch ist anzunehmen, dass er ziemlich immer dieselbe Geschwindigkeit behält, nämlich die, welche er bei dem Durchgang durch die Enden der Wirbel erlangt, wo der Himmelsstoff sich so schnell bewegt, dass er in wenig Monaten den ganzen Umlauf vollendet, wie früher gezeigt worden ist. Da nun dieser Komet in dem Wirbel Y nur die Hälfte dieses Umlaufs im Wirbel Y und viel weniger im Wirbel F und in keinem mehr durchläuft, so kann er deshalb nur wenige Monate in jedem sich aufhalten. Und wenn man bedenkt, dass er für uns nur sichtbar ist, so lange er in dem Wirbel ist, bei dessen Mittelpunkt wir uns aufhalten, und er auch hier nicht eher erscheinen kann,[155] als bis der Stoff des Wirbels, ans dem er kommt, ihm nicht mehr folgt und ihm ganz umgiebt, so erhellt, dass dieser Komet, obgleich er dieselbe Grösse und beinahe immer die gleiche Geschwindigkeit behält, doch im Anfange seiner Erscheinung grösser und schneller erscheinen muss als gegen das Ende, und dass er bisweilen in der Mitte am grössten und schnellsten erscheint. Denn wenn das Auge des Beobachters nahe bei dem Mittelpunkt F ist, so wird ihm der Komet im Punkt 3, wo er zuerst sichtbar wird, viel grösser und schneller erscheinen als in 4, wo er verschwindet, weil die Linie F 3 kürzer ist als F 4, und der Winkel F, 4, 3 spitzer ist als der Winkel F, 3, 4. Befindet sich aber der Beobachter bei Y, so wird der Komet zwar in 5, wo er sichtbar zu werden beginnt, grösser als in 8 erscheinen, wo er aufhört, aber am grössten und schnellsten wird er zwischen 6 und 7 erscheinen, wo er dem Beobachter am nächsten ist. Wenn er so bei 5 ist, kann er zwischen den Sternen der Jungfrau stehen; zwischen 6 und 7 nahe bei dem Nordpol und da in einem Tage 30 bis 40 Grade durchlaufen, und endlich kann er bei 8 zwischen den Sternen des Fisches verschwinden, wie dies bei dem wunderbaren Kometen des Jahres 1475 geschehen ist, den Regiomontanus beobachtet haben soll.
130. Man kann fragen, weshalb die Kometen nur so lange sichtbar seien, als sie in unserem Himmel sich befinden, während doch die Fixsterne, die viel weiter sind, sichtbar sind. Indess ist der Unterschied, dass die Fixsterne das von ihnen ausgesandte Licht viel stärker stossen, als die Kometen, die es nur von der Sonne zurückwerfen, es gegen uns stossen. Bedenkt man, dass das Licht jedes Sternes die Wirksamkeit ist, mit der der ganze Stoff von seinem Wirbel sich zu entfernen strebt, und zwar in geraden Linien, die von allen Punkten seiner Oberfläche ausgehen, und dass diese somit den ganzen Stoff der benachbarten Wirbel in derselben oder gleich geltenden Richtung drückt (da nämlich diese Linien, wenn sie durch andere Körper schief hindurchgehen, in ihnen gebrochen werden, wie ich in der Dioptrik gezeigt habe), so ist leicht einzusehen, dass nicht blos das Licht der nächsten Sterne, wie F und f, sondern auch entfernterer, wie Y, die genügende Kraft zur Erregung der Augen der Erdbewohner[156] habe, die man nicht weit von dem Mittelpunkt S annehmen muss. Denn da die Kräfte dieser und der in den benachbarten Wirbeln befindlichen Sterne sich in dauerndem Gleichgewicht befinden, so wird zwar die Kraft der von F nach S gellenden Strahlen von dem Stoff des Wirbels A E J O, der ihnen widersteht, gemindert, aber doch erst in dem Mittelpunkt S ganz vernichtet. Deshalb können einige bis zur Erde gelangen, die nicht weit von S entfernt ist. Ebenso verlieren die Strahlen, welche von Y zur Erde gelangen, bei ihrem Durchgange durch den Wirbel A E V nichts von ihrer Kraft, ausgenommen nach Verhältniss der Entfernung; denn der Stoff dieses Wirbels vermindert ihre Kraft dadurch nicht, dass er von F sich nach dem Theil O X seines Umkreises zu entfernen strebt, da er sie wieder um so viel durch sein Streben von F nach dem anderen Theile der Oberfläche A E vermehrt. Dasselbe gilt von den übrigen.[157]
131. Beiläufig ist zu erwähnen, dass die von Y zur Erde gelangenden Strahlen auf die Linien A E und V X schief auftreffen, welche die Oberfläche bezeichnen, wo diese Wirbel aufhören und deshalb in ihnen gebrochen werden. Deshalb werden die Fixsterne von der Erde aus nicht alle an ihrem wahren Orte gesehen, sondern scheinbar in Orten der Oberfläche des Wirbels A E J O, durch welche ihre Strahlen hindurchgehen, die zur Erde oder in die Nähe der Sonne gelangen; auch kann derselbe Stern manchmal an mehreren Orten erscheinen. Da diese Orte, so lange die Astronomen sie beobachtet haben, sich nicht geändert haben, so ist nach meiner Ansicht unter Firmament nur diese Oberfläche zu verstehen.
132. Da das Licht der Kometen viel schwächer als das der Fixsterne ist, so ist es zur Erregung unserer Augen nur stark genug, wenn es unter einem ziemlich grossen Wirbel gesehen wird, und deshalb werden sie nicht nach Verhältniss der Entfernung sichtbar, wenn sie von unserem Himmel sehr entfernt sind; denn es ist bekannt, dass, je kleiner ein Körper ist, um so kleiner ist auch der Winkel, unter dem er gesehen wird. Kommen aber die Kometen näher, so können mancherlei Umstände ihre Sichtbarkeit, bevor sie in unseren Wirbel eintreten, verhindern, und es ist leicht zu bestimmen, welches die hauptsächlichsten sind. Denn wenn z.B. das Auge des Beobachters nach F gerichtet ist, so wird er den Kometen in 2 noch nicht sehen, weil er da noch von dem Stoff des Wirbels, aus dem er kommt, umgeben ist; aber er wird ihn in 4 sehen, obgleich er da weiter entfernt ist. Der Grund hiervon kann sein, dass die nach 2 gehenden Strahlen des Sternes F dort auf dem an der Oberfläche[158] gebogenen Stoff des Wirbels A E J O, welcher den Kometen noch einhüllt, gebrochen werden, und diese Brechung sie nach dem, was ich in der Dioptrik gesagt, von der senkrechten Linie entfernt; denn diese Strahlen gehen schwerer durch den Stoff des Wirbels A E J O als durch den des Wirbels A E O X hindurch, und deshalb gelangen viel weniger zu dem Kometen, als wenn diese Brechung nicht stattfände, und so können diese wenigen Strahlen bei ihrer Zurückwerfung nach dem Auge zu schwach sein, um es zu erregen. Ein anderer Grund ist, dass der Komet sehr wahrscheinlich wie der Mond der Erde immer nur ein und dieselbe Seite nach dem Mittelpunkt des Wirbels, in dem er sich befindet, zuwendet, und diese allein zur Zurückwerfung der Strahlen geeignet ist. Wenn also der Komet in 2 [Fig. 8] ist, so steht diese zur Zurückwerfung geeignete Seite desselben dem Mittelpunkt S gegenüber und kann deshalb von denen bei F nicht gesehen werden; geht er nach 3 weiter, so wendet er sich bald nach F und beginnt dort sichtbar zu werden. Denn es ist sehr wahrscheinlich, dass 1) während der Komet von N durch C nach 2 geht, dessen dem Stern S zugewendete Seite durch die Wirksamkeit dieses Sternes mehr bewegt und verdünnt wird als die abgewendete Seite; dass 2) durch diese Wirksamkeit die feineren und (so zu sagen) weicheren Theilchen dritten Elementes auf dessen Oberfläche sich von ihm abtrennen, wodurch sie zur Zurückwerfung der Strahlen geeigneter wird als die Oberfläche der anderen Seite. Ebenso ist nach dem, was unten über das Feuer gesagt werden wird, der Grund, weshalb die verloschenen Kohlen schwarz sind, der, dass ihre ganze Oberfläche, sowohl die innere wie äussere, mit jenen weicheren Theilchen dritten Elementes bedeckt ist. Indem diese durch die Kraft des Feuers von den übrigen getrennt werden, verwandeln sich die Kohlen, die vorher schwarz waren, in eine nur noch aus harten und dichten Stücken bestehende Asche und nehmen die weisse Farbe an, und kein Körper ist zur Zurückwerfung der Strahlen besser als der weisse und weniger als der schwärze geeignet. 3) Müssen wir annehmen, dass jene dünnere Seite des Kometen weniger zur Bewegung geeignet ist als die andere, und deshalb muss sie nach den Gesetzen der Mechanik immer in der hohlen Seite der Kurve sich befinden,[159] welche der Komet auf seinem Wege beschreibt, weil sie so etwas langsamer als die andere Seite sich fortbewegt, und die hohle Seite dieser Linie immer nach dem Mittelpunkt des Wirbels, in dem der Komet ist, gerichtet ist (wie hier die hohle Seite des Stückes N C 2 nach dem Mittelpunkt S und die des Stückes 2 3 4 nach F gerichtet ist), so muss der Komet bei dem Uebergange aus einem Wirbel in den anderen sich wenden, wie man bei den in der Luft fliegenden Pfeilen sieht, dass der fedrige Theil bei dem Aufsteigen unten und bei dem Herabfallen oben ist. Endlich kann es noch andere Ursachen geben, weshalb die Kometen nur bei dem Durchgänge durch unseren Himmel gesehen werden; denn es hängt von sehr kleinen Umständen ab, ob ein Körper die Strahlen zurückwirft oder nicht, und für solche besondere Wirkungen, worüber die genügenden Versuche noch fehlen, muss man sich mit wahrscheinlichen Ursachen begnügen, sollten sie auch die Wahrheit nicht treffen.
133. Man bemerkt nun neben diesem auch, dass die Kometen mit einem langen sogenannten Schweif von Strahlen glänzen, wovon sie ihren Namen erhalten haben, und dass dieser Schweif immer auf der der Sonne ungefähr abgewendeten Seite glänzt, so dass, wenn die Erde gerade zwischen dem Kometen und der Sonne sich befindet, sein Schweif nach allen Richtungen um ihn erglänzt. Der Komet von 1475 hatte, als er zuerst erschien, seinen Schweif vor sich; am Ende seiner Erscheinung, wo er sich in der entgegengesetzten Seite des Himmels befand, zog er ihn nach sich. Dieser Schweif ist auch bald länger, bald kürzer, theils nach der Grösse der Kometen, denn bei den kleinen sieht man keinen, und auch nicht bei den grossen, wenn sie bei grosser Entfernung noch[160] klein erscheinen; theils nach dem Orte, denn unter sonst gleichen Umständen ist der Schweif um so länger, je entfernter die Erde von der geraden Linie ist, die von dem Kometen nach der Sonne gezogen wird. Bisweilen wird, wenn der Komet in den Strahlen der Sonne verborgen ist, nur das Ende des Schweifes gleich einem feurigen Balken allein gesehen. Endlich ist die ser Schweif manchmal breit, manchmal schmal, manchmal gerade, manchmal krumm, bisweilen von der Sonne gerade abgewendet, bisweilen nicht so genau.
134. Um dies Alles zu verstehen, muss hier eine besondere Art der Strahlenbrechung untersucht werden, welche in der Dioptrik nicht behandelt worden ist, weil sie an irdischen Körpern nicht vorkommt. Da nämlich die Himmelskügelchen nicht alle einander gleich sind, sondern von einer Grenze ab, in der sich die Bahn des Saturn befindet, nach der Sonne zu abnehmen, so müssen die Lichtstrahlen, welche durch grössere Kügelchen sich mittheilen, wenn sie zu diesen kleineren gelangen, nicht blos geradeaus vorschreiten, sondern theilweise auch seitlich zurückprallen und sich zerstreuen.
135. Man betrachte z.B. die Figur, wo den vielen kleinen Kügelchen
[Fig. 24] andere grössere aufliegen, und nehmen wir sie alle in stetiger Bewegung befindlich an, wie es von den Kügelchen zweiten Elementes gesagt worden ist. Wenn also eines davon in einer Richtung gestossen wird, z.B. A nach B, so wird dessen Wirksamkeit allen anderen in dieser geraden Linie sofort sich mittheilen. Diese Wirksamkeit gelangt wohl ganz von A nach C, aber ein Theil davon kann von C nach B übergehen, und der Rest sich nach D und E zerstreuen. Denn[161] die Kugel C kann das Kügelchen 2 nicht nach B stossen, ohne zugleich die Kügelchen 1 und 3 nach D und E zu stossen. Es ist nicht dasselbe, wenn die Kugel H die beiden 4 und 5 nach C stosst; denn wenn auch deren Wirksamkeit von diesen beiden Kugeln 4 und 5 so aufgenommen wird, dass sie sich scheinbar nach D und E abwendet, so drängt sie doch geradeaus nach C, theils weil die Kugeln 4 und 5 durch die gleichmässige Stütze ihrer benachbarten die ganze Wirkung auf die Kugel 6 übertragen, theils weil die stetige Bewegung derselben bewirkt, dass in keinem Zeitraum diese Bewegung von zweien zugleich aufgenommen wird, sondern wechselsweise jetzt von dem einen und dann von dem anderen weitergegeben wird. Wenn aber die Kugel C die drei 1, 2, 3. gleichzeitig nach B stösst, so kann deren Wirksamkeit nicht so von dieser auf eine übergeführt werden, und wenn sie sich auch bewegen, so müssen immer einige von ihnen diese Wirksamkeit in schiefer Richtung empfangen und deshalb zwar den Hauptstrahl gerade nach B leiten, aber unzählige schwächere nach den beiden Richtungen D und E zerstreuen. In derselben Weise wird der Stoss der Kugel F nach G, wenn er zu H gelangt, sich den Kügelchen 7, 8, 9 mittheilen, und diese werden den Hauptstrahl nach 5 senden, aber auch andere nach D und B zerstreuen. Hier ist der Unterschied festzuhalten, welcher aus dem schiefen Auffallen dieser Wirksamkeiten auf den Kreis C H entstellt; denn die Wirksamkeit von A nach C fällt senkrecht auf diesen Kreis und zerstreut deshalb ihre Strahlen gleich nach D und E; dagegen fällt die Wirksamkeit von F nach H schief darauf und zerstreut deshalb ihre Strahlen nur nach dem Mittelpunkt, wenigstens wenn die Schiefe des Auffallens zu 90 Grad angenommen wird; ist sie aber geringer, so werden einige Strahlen davon wohl auch nach der anderen Seite gehen, aber viel schwächer, und deshalb kaum sichtbar sein, wenn die Schiefe nicht sehr gering ist. Dagegen sind die Strahlen, die bei dem schiefen Auffallen nach dem Mittelpunkt sich zerstreuen, um so stärker, je grösser diese Schiefe des Auffallens ist.
136. Hat man diesen Beweis begriffen, so kann man ihn leicht auf die Himmelskügelchen übertragen; denn wenn auch an keiner Stelle die grösseren dieser Kügelchen[162] in dieser Weise die kleineren berühren, so nehmen sie doch, wie gesagt, von einer Grenze ab nach der Sonne zu immer mehr an Grösse ab, und der Unterschied zwischen denen über der Bahn des Saturn und denen bei der Erdbahn wird also nicht geringer sein als der in dem Beispiel gesetzte. Die Wirkung dieser Ungleichheit auf die an der Bahn der Erde muss deshalb dieselbe sein, als wenn die kleinsten den grösseren unmittelbar folgten und auch für die Zwischenstellen ist sie dieselbe bis auf die Richtungen, in denen die Strahlen sich zerstreuen, da diese nicht gerade, sondern ein Wenig gebogen sein werden. Wenn nämlich
[Fig. 25] S die Sonne ist, 2, 3, 4, 5 die Bahn, in der sich die Erde jährlich nach der Folge der Zeichen 2, 3, 4 bewegt; wenn ferner D E F G die Grenze ist, wo die Himmelskügelchen allmählich bis zur Sonne immer kleiner werden (diese Grenze hat nach dem Obigen nicht die Gestalt einer vollkommenen Kugel, sondern eines unregelmässigen Sphäroids, das nach den Polen zu viel mehr eingedrückt ist als nach der Ekliptik), und wenn C der an unserem Himmel befindliche Komet ist, so werden die von der Sonne den Kometen treffenden Strahlen von da nach allen Richtungen des Sphäroids D E F G H sich zerstreuen, so dass die, welche in F senkrecht auffallen, zum grössten Theile zwar bis 3 gerade fortgehen, aber auch hier werden einige sich zerstreuen. Die, welche schief auf 5 fallen, werden nicht blos geradeaus bis 4 gehen, sondern zum Theil nach 3 sich zerstreuen, und die, welche in H auffallen, kommen nicht geradeaus nach der Erde, sondern nur soweit sie schief zurückgeworfen werden nach 4 und 5. Aehnlich ist dies bei den übrigen. Daraus erhellt, dass, wenn die Erde an der Stelle 3 ihrer Bahn ist, der Komet von ihr gesellen werden wird, und zwar mit einem nach allen Richtungen zerstreuten Haar. Diese Art Kometen nennt man Rosen. Denn die geraden Strahlen von C nach 3 werden seinen Kopf zeigen, und die schwächeren, welche von E und G nach 3 sich biegen, werden dessen Haar zeigen. Ist aber die Erde in 4, so wird der Komet durch die Strahlen C G 4 von ihr gesehen werden und auch sein Haar oder vielmehr sein Schweif, denn er dehnt sich jetzt nur nach einer Seite aus durch die Strahlen, welche von H und anderen Stellen zwischen G und H nach 4 sich hinwenden. Ebenso wird[163] der Komet, wenn die Erde in 2 ist, mit Hülfe der geraden Strahlen C E 2, und sein Schweif durch die schiefen zwischen C E 2 und C D 2 gesehen werden, und es ist nur der Unterschied, dass, wenn das Auge in 2 ist, der Komet früh gesehen wird und der Schweif ihm voraufgeht; ist aber das Auge in 4, so wird der Komet des Abends gesehen und zieht seinen Schweif nach sich.
137. Wenn endlich das Auge sich nach dem Punkt S richtet, so kann es wegen der Sonnenstrahlen den Komet selbst nicht sehen, sondern nur gleich einem feurigen Balken den Theil seines Haares, der sich des Morgens. oder Abends zeigen wird, je nachdem das Auge mehr dem Punkt 4 oder 2 näher ist. Befindet sich das Auge in Punkt 5, so kann sogar ein Theil früh, der andere des Abends erscheinen.
138. Dieses Haar oder dieser Schweif muss manchmal gerade, manchmal gekrümmt sein, manchmal in der geraden Richtung von der Sonne zu den Kometen, manchmal davon abbiegend, mitunter breiter oder schmäler, oder auch heller, wenn nämlich die Seitenstrahlen nach dem Auge zu zusammentreffen. Dies Alles folgt nämlich aus der Unregelmässigkeit des Sphäroids D E F G H. Nach den Polen zu, wo es eingedrückt ist, muss es die Schweife der Kometen mehr gerade und breit zeigen, in der Biegung zwischen den Polen und der Ekliptik mehr krumm und von der Sonne abgewendet, nach der Länge dieser Biegung heller und schmäler.
So glaube ich von Allem hier die Ursache angegeben zu haben, was über die Kometen bisher beobachtet worden ist, soweit es nicht als Fabel oder als Wunder gelten muss.[164]
139. Es bleibt nur noch die Frage, weshalb solche Schweife sich nicht auch bei den Fixsternen und bei den entfernteren Planeten Jupiter und Saturn zeigen. Allein man sieht sie auch nicht bei Kometen, wenn ihr scheinbarer Durchmesser nicht grösser als der der Fixsterne ist, denn jene zurückgeworfenen Strahlen sind dann nicht stark genug für die Erregung der Augen. Was aber die Fixsterne anlangt, so borgen sie ihr Licht nicht von der Sonne, sondern senden es aus sich aus; deshalb muss ihr Haar, wenn es besteht, sich nach allen Richtungen zerstreuen und sehr kurz sein. Ein solches Haar scheint sie wirklich zu umgeben, denn sie sind nicht scharf abgegrenzt, sondern sind mitfahrenden Strahlen ringsum umgeben, und vielleicht kann man mit Recht ihr Funkeln hierauf beziehen, obgleich dafür mehrere Ursachen bestehen können. Was nun aber Jupiter und Saturn anlangt, so wird man sicherlich bei sehr reiner Luft mitunter kurze Haare in der von der Sonne abgekehrten Richtung um sie sehen; ich meine auch von etwas derart gelesen zu haben, obgleich ich mich des Schriftstellers nicht entsinne; und wenn Aristoteles Buch 1. Kap. 6 seiner Meteorologie von den Fixsternen erzählt, dass die Aegypter sie manchmal behaart gesehen haben, so wird dies wohl auf die Planeten bezogen werden müssen. Was er aber von dem Haar eines Fixsternes in der Weiche des Hundes erzählt, wo er das Haar selbst gesehen haben will, so ist dies entweder von einer sehr schiefen Strahlenbrechung in der Luft gekommen oder hat wohl noch eher seinen Grund in einem Fehler seiner Augen gehabt; denn[165] er setzt hinzu, dass das Haar, wenn er die Augen scharf auf es gerichtet, weniger sichtbar gewesen sei, als wenn er mit solchem Sehen nachliess.
140. Nachdem so alles auf die Kometen Bezügliche dargelegt worden ist, wollen wir zu den Planeten zurückkehren. Wir nehmen also an, dass der Stern N [Fig. 8] weniger Bewegung oder weniger Dichtigkeit als die Kügelchen zweiten Elementes hat, die sich an der Oberfläche unseres Himmels befinden, aber doch mehr als einzelne von den Kügelchen nach der Sonne zu. Deshalb wird dieser Stern, sowie er von dem Wirbel der Sonne erfasst ist, stetig nach dessen Mittelpunkt herabsteigen müssen, bis er zu den Himmelskügelchen gelangt, die in Dichtheit und Bewegkraft ihm gleich sind. Hier wird er der Sonne sich weder mehr nähern noch zurückgehen, soweit nicht einige andere Ursachen ihn hier oder dahin stossen, sondern er wird zwischen diesen Kügelchen schwebend sich fortwährend um die Sonne drehen und ein Planet werden. Wenn er sich der Sonne mehr näherte, so käme er unter kleinere Himmelskügelchen und seine[166] Kraft, von dem Mittelpunkt sich zu entfernen, würde dann stärker sein als bei diesen Kügelchen, und so würde er wieder zurückweichen. Entfernte er sich aber weiter von der Sonne, so würde er Kügelchen mit etwas langsamerer Bewegung treffen, welche seine Bewegung mindern würden, und zugleich etwas grössere, die deshalb die Kraft haben würden, ihn nach der Sonne zurückzustossen.
141. Die übrigen Ursachen, welche den so um die Sonne schwebenden Planeten hier oder dorthin stossen, sind: Erstens, dass der Raum, in dem er mit dem ganzen Himmelsstoff sich dreht, nicht vollkommen kugelförmig ist; folglich muss, wo dieser Raum breiter ist, der Himmelsstoff langsamer fliessen, als wo er schmal ist.
142. Zweitens kann der Stoff ersten Elementes, der aus einigen benachbarten Wirbeln nach dem Mittelpunkt des ersten Wirbels fliesst und von da wieder nach anderen abfliesst, sowohl die Kügelchen zweiten Elementes wie die zwischen ihnen schwebenden Planeten verschiedenartig bewegen.
143. Drittens können die Gänge in dem Körper dieser Planeten geeigneter zur Aufnahme der gerieften Theilchen und anderer ersten Elementes, die aus gewissen Himmelsgegenden kommen, als zur Aufnahme der übrigen. sein; deshalb werden die Oeffnungen dieser Gänge, die sich um die Pole der die Gestirne einhüllenden Flecken[167] nach dem Obigen bilden, sich mehr nach diesen als nach anderen Theilen des Himmels richten.
144. Viertens können schon vorher gewisse Bewegungen in dem Planeten gewesen sein, die sehr lange in ihm vorhalten, wenn auch andere Ursachen ihnen entgegenstehen. So erhält auch ein Kreisel, der nur einmal von den Knaben gedreht ist, so viel Kraft, dass er einige Minuten lang in dieser Bewegung verharrt und einige tausend Umläufe vollendet, obgleich seine Masse gering ist und sowohl die umgebende Luft als der Boden, auf dem er steht, der Bewegung entgegen sind. Deshalb kann leicht auch ein Planet, der bei seiner Erschaffung eine Bewegung erhalten hat, seine Umdrehung von dem Anfange der Welt bis jetzt ohne eine merkliche Verminderung der Schnelligkeit fortsetzen, denn die Zeit von 5-6000 Jahren, seitdem die Welt besteht, ist im Vergleich mit der Grösse des Planeten viel kürzer als eine Zeitminute im Vergleich zur Masse eines kleinen Kreisels.
145. Fünftens endlich ist die Kraft, in seiner Bewegung zu verharren, in einem Planeten viel fester und beständiger als in dem ihn umgebenden Himmelsstoff, und ebenso fester in einem grossen als in einem kleinen Planeten. Denn diese Kraft hängt bei dem Himmelsstoff davon ab, dass seine Kügelchen alle in der gleichen Bewegung übereinstimmen. Da sie nun von einander getrennt sind, so können kleine Umstände es veranlassen, dass bald mehrere, bald wenigere so übereinstimmen. Deshalb kann sich der Planet nie so schnell bewegen als die ihn umgebenden Himmelskügelchen. Denn wenn er auch derjenigen Bewegung derselben gleich kommt, wodurch er mit ihnen zugleich herumgeführt wird, so haben doch jene Kügelchen noch mehrere andere Bewegungen, insoweit sie von einander getrennt sind. Deshalb wirkt auch eine Beschleunigung oder Verlangsamung oder Beugung der Bewegung dieser Kügelchen nicht in gleichem Maasse auf den zwischen ihnen befindlichen Planeten ein.
146. Alles dies zusammen ergiebt, dass sämmtliche Erscheinungen bei den Planeten mit den von uns dargelegten Naturgesetzen völlig übereinstimmen und daraus abgeleitet werden können. Denn der weite Raum, in dem sich jetzt der Wirbel des ersten Himmels bewegt, kann sehr wohl anfänglich in 14 Wirbel getheilt gewesen sein,[168] welche so vertheilt waren, dass sich die in ihrer Mitte befindlichen Sterne allmählich mit vielen Flecken bedeckten, und diese Wirbel dann einer von dem anderen in der bereits beschriebenen Art zerstört wurden; der eine früher, der andere später, nach ihrer Stellung, so dass die drei, in deren Mittelpunkt sich die Sonne, Jupiter und Saturn befanden, grösser als die anderen waren, und die Sterne, welche sich in 4 kleineren um den Jupiter befanden, nach dem Jupiter gefallen sind; ebenso die Sterne in zwei dem Saturn benachbarten nach dem Saturn (wenigstens wenn es wahr ist, dass sich zwei Planeten um ihn bewegen); ferner sind Merkur, Venus, die Erde und Mars (welche Sterne schon früher ihre eigenen Wirbel hatten) nach der Sonne gefallen, und endlich sind Jupiter und Saturn mit ihren kleinen Sternen nach der Sonne gefallen, die viel grösser wie sie ist, nachdem ihre Wirbel verzehrt waren; dagegen sind die Sterne der übrigen Wirbel, wenn deren mehr als 14 in diesem Räume gewesen sind, in Kometen übergegangen.
147. Und wenn wir so die Hauptplaneten Merkur, Venus, die Erde, Mars, Jupiter und Saturn sich in verschiedenen Entfernungen um die Sonne bewegen sehen, so ist dies davon abzuleiten, dass die Dichtigkeit der der Sonne näheren geringer als der entfernteren ist, und es ist nicht wunderbar, dass Mars kleiner ist als die Erde und doch von der Sonne weiter entfernt, da er doch dichter sein kann, da dies von der Grösse allein nicht abhängt.[169]
148. Wenn die unteren Planeten sich schneller als die oberen um die Sonne bewegen, so kommt das davon, dass der Stoff ersten Elementes, aus dem die Sonne besteht, sich sehr schnell dreht und deshalb die benachbarten Himmelstheile mehr mit sich fortreisst als die entfernten. Auch kann es nicht auffallen, dass die Sonnenflecken sich langsamer als ein Planet bewegen, denn sie brauchen 26 Tage zu ihrem Umlauf, während Merkur, dessen Bahn 60 mal grosser ist, keine 3 Monate, und Saturn für seine an 2000 mal grossere Bahn nur 30 Jahre braucht. Mit der Schnelligkeit der Flecken würde Saturn mehr als hundert Jahre dazu brauchen. Dies mag daher kommen, dass die Theilchen dritten Elementes, welche aus der fortwährenden Auflösung der Flecken entstellen, sich um die Sonne sammeln und dort eine grosse Menge von Luft oder Aether bilden, die sich vielleicht bis zur Bahn des Merkur und noch weiter ausdehnt. Die Theilchen dieses Aethers sind sein unregelmässig und geästet, hängen so an einander und können nicht einzeln wie die Kügelchen des Himmelsstoffes bewegt werden, sondern die Sonne muss sie alle auf einmal mit sich reissen und ausserdem auch die Sonnenflecken und den dem Merkur benachbarten Theil des Himmels; deshalb machen sie wenig mehr Umläufe wie Merkur in derselben Zeit und bewegen sich deshalb langsamer als dieser.
149. Die Bewegung des Mondes nicht blos um die Sonne, sondern auch um die Erde erklärt sich daraus, dass er, wie die Planeten des Jupiter nach diesem gefallen sind, so nach der Erde gefallen ist, ehe diese sich noch um die Sonne drehte, oder vielmehr weil er die gleiche starke Bewegung wie die Erde hatte, musste er in derselben Bahn mit ihr um die Sonne sich halten. Bei seiner geringeren Masse und gleich starken Bewegkraft muss er aber sich schneller bewegen. Denn wenn die Erde sich um die Sonne S
[Fig. 26] in dem Kreise N T Z in der Richtung von N durch T nach Z bewegt, und der schneller laufende Mond eben dahin gelangt, sei es an welcher Stelle es wolle, so wird er nach A kommen, wo ihn die Nachbarschaft der Erde an dem Fortgang hemmt, und er wird dann seinen Lauf nach B richten, und zwar nach B und nicht nach D, weil er dadurch von der geraden Linie weniger abweicht. Indem er so von A nach[170] B treibt, wird aller Himmelsstoff innerhalb des Raumes A B C D, welcher ihn fortführt, nach Art eines Wirbels um den Mittelpunkt T gedreht werden, und dies wird auch die Drehung der Erde um ihre Axe herbeiführen, während alle zusammen in dem Kreise N T Z sich um den Mittelpunkt S bewegen.
150. Indess bewirken noch andere Ursachen die Umdrehung der Erde um ihre Axe. Denn war sie früher ein leuchtender Stern in dem Mittelpunkt eines Wirbels, so drehte sie sich offenbar um sich, und so hat jetzt der in ihrer Mitte gehäufte Stoff ersten Elementes noch die gleiche Bewegung und treibt sie dazu.
151. Auch kann es nicht auffallen, dass die Erde ungefähr sich 30 mal um ihre Axe dreht, während der Mond seine Bahn A B C D nur einmal durchläuft. Denn diese Bahn ist ungefähr 60 mal länger als der Umfang der Erde, und deshalb bewegt sich der Mond doppelt so schnell als die Erde; und da beide von demselben Himmelsstoff getrieben werden, der wahrscheinlich bei der Erde sich nicht schneller als bei dem Monde bewegt, so scheint der Grund für die schnellere Bewegung des Mondes nur darin zu liegen, dass er kleiner als die Erde ist.
152. Auch ist es nicht auffallend, dass der Mond immer dieselbe Seite der Erde zuwendet und nur wenig davon abweicht; denn wahrscheinlich ist sein anderer Theil dichter und muss deshalb bei dem Umlauf um die[171] Erde den grösseren davon durchlaufen, wie dies bei den Kometen bereits dargelegt worden. Auch scheinen jene unzähligen Unebenheiten nach Art von Bergen und Thälern, welche man an seiner der Erde zugewendeten Oberfläche mittelst der Fernrohre bemerkt, die geringere Dichtigkeit derselben zu beweisen. Der Grund dieser geringen Dichtigkeit kann sein, dass die uns abgewendete Seite nur das von der Sonne unmittelbar gesandte Licht empfängt, die andere aber auch das von der Erde zurückgeworfene.
153. Auch kann es nicht auffallen, dass der Mond manchmal schneller geht und von seiner Bahn nach allen Richtungen weniger abweicht, wenn er Voll- oder Neumond ist, als in den Vierteln, d.h. wenn er in den Stellen B und D sich befindet, statt bei A oder C. Denn die Himmelskügelchen in dem Räume A B C D [Fig. 26] sind nach Grösse und Bewegung verschieden, sowohl von denen unterhalb D nach K zu, als von denen oberhalb B nach L zu, dagegen denen nach N und Z zu gleich; deshalb verbreiten sie sich lieber nach A und C als nach B und D. Deshalb ist der Umlauf A B C D kein vollkommener Kreis, sondern mehr eine Ellipse, und der Himmelsstoff bewegt sich zwischen C und A langsamer als zwischen B und D. Deshalb wird auch der Mond, welcher von diesem Himmelsstoff getrieben wird, der Erde näher kommen, wenn er in der Richtung auf sie zu sich bewegt, und sich bei der umgekehrten Richtung weiter entfernen, wenn er in A und C ist, als wenn er bei B und D sich befindet.
154. Auch ist es nicht auffallend, wenn die angeblich bei dem Saturn befindlichen Planeten sich nur sehr langsam oder beinahe gar nicht um ihn bewegen, dagegen die bei dem Jupiter sich um ihn drehen, und zwar um so[172] schneller, je näher sie sind. Der Grund dieses Unterschieds kann sein, dass Jupiter wie die Sonne und die Erde sich um seine eigene Axe dreht, dagegen Saturn wie der Mond und die Kometen immer dieselbe Seite dem Mittelpunkt des Wirbels zuwendet, in dem er sich befindet.
155. Ferner ist es nicht auffallend, dass die Axe, um die sich die Erde in einem Tage dreht, nicht senkrecht auf der Ekliptik stellt, in welcher sie sich innerhalb eines Jahres um die Sonne bewegt, sondern mehr als 23 Grad von der senkrechten abweicht und dadurch den Winter und Sommer auf der Erde bewirkt. Denn die Bewegung der Erde in der Ekliptik wird vorzüglich durch die gemeinsame Wirksamkeit des ganzen Himmelsstoffes bestimmt, der sich um die Sonne dreht, wie sich daraus ergiebt, dass alle Planeten in diesem Punkte ziemlich übereinstimmen. Die Richtung der Axe der täglichen Umdrehung hängt dagegen mehr von den Stellen des Himmels ab, von denen der Stoff ersten Elementes zu ihr hinfliesst. Nehmen wir also an, dass der ganze, jetzt von dem er sten Himmel eingenommene Raum früher in 14 und mehr Wirbel vertheilt war, in deren Mittelpunkt die jetzt in Planeten umgewandelten Sterne sich befanden, so kann man nicht annehmen, dass ihre Axen alle dieselbe Richtung gehabt haben; denn dies wäre gegen die Naturgesetze. Aber es ist sehr wahrscheinlich, dass der Stoff ersten Elementes, welcher in den Stern[173] der Erde zusammenfloss, aus denselben Stellen des Firmaments gekommen ist, wohin noch jetzt ihre Pole gerichtet sind, und da sich viele Flecken mit Rinden allmählich über diesen Stern bildeten, so haben die gerieften Theilchen dieses Stoffes ersten Elementes sich in diesen Rinden viele Gänge gebildet und ihrer Grösse und Gestalt angepasst, so dass diese Rinden den gerieften Theilchen, die aus anderen Gegenden des Firmaments kamen, keinen oder nur einen schweren Durchgang gewährten. So bewirken die, welche sich passende Durchgänge durch die Kugel der Erde in der Richtung ihrer Axe gebildet haben, durch ihr fortdauerndes stetes Hindurchfliessen, dass die Pole sich nach den Himmelsgegenden richten, von wo sie herkommen.
156. Da indess die beiden Umdrehungen der Erde, die jährliche und die tägliche, sich bequemer vollziehen würden, wenn sie um parallele Axen erfolgten, so werden die Ursachen, welche dies verhindern, allmählich beiderseits verändert, und deshalb nimmt im Lauf der Zeit die Abweichung der Ekliptik von dem Aequator ab.
157. Endlich ist es nicht auffallend, dass alle Planeten, obgleich sie immer nach der Kreisbewegung streben, doch niemals vollkommene Kreise beschreiben, sondern in aller Weise, sowohl in der Länge als Breite, immer ein wenig davon abweichen. Denn da alle Körper in der Welt einander berühren und gegenseitig auf einander einwirken, so ist die Bewegung jedes einzelnen von den Bewegungen aller anderen bedingt und muss so auf unzähliche Weise abweichen. – Ich glaube, dass nunmehr[174] keine Erscheinung, welche in den entfernten Himmeln gesehen und beobachtet wird, hier nicht genügend erklärt worden. Es bleibt also nur noch von den Erscheinungen zu handeln, die man in der Nähe auf der Erde sieht.
Buchempfehlung
Schnitzlers erster Roman galt seinen Zeitgenossen als skandalöse Indiskretion über das Wiener Gesellschaftsleben. Die Geschichte des Baron Georg von Wergenthin und der aus kleinbürgerlichem Milieu stammenden Anna Rosner zeichnet ein differenziertes, beziehungsreich gespiegeltes Bild der Belle Époque. Der Weg ins Freie ist einerseits Georgs zielloser Wunsch nach Freiheit von Verantwortung gegenüber Anna und andererseits die Frage des gesellschaftlichen Aufbruchs in das 20. Jahrhundert.
286 Seiten, 12.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.
444 Seiten, 19.80 Euro