Sechste Rede

Kennzeichnung der Werke

II

[996] Das hab' ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Rājagaham, im Bambusparke, am Hügel der Eichhörnchen. Um diese Zeit aber lebte der ehrwürdige Samiddhi im Walde, in einer Hütte.

Da kam denn ein Pilger, der junge Potali, auf einem Spaziergange sich ergehend, dorthin wo der ehrwürdige Samiddhi weilte. Dorthin gekommen [996] tauschte er höflichen Gruß und freundliche, denkwürdige Worte mit ihm und setzte sich seitwärts nieder. Seitwärts sitzend wandte sich nun Potaliputto der Pilger also an den ehrwürdigen Samiddhi:

»Von Angesicht hab' ich es, Bruder Samiddhi, vom Asketen Gotamo gehört, von Angesicht vernommen: ›Eitel ist Tat in Werken, eitel ist Tat in Worten, Tat in Gedanken ist einzig echt.‹ Gibt es nun eine Einkehr, wohin eingekehrt man nichts empfindet?«

»Nicht also, Bruder Potaliputto, wolle du reden und nicht den Erhabenen bezichtigen, nicht gut ist ja eine Bezichtigung des Erhabenen; nicht kann ja der Erhabene gesagt haben: ›Eitel ist Tat in Werken, eitel ist Tat in Worten, Tat in Gedanken ist einzig echt.‹ Aber es gibt, Bruder, eine Einkehr, wohin eingekehrt man nichts empfindet.«

»Wie lang ist es her, Bruder Samiddhi, daß du Pilger bist?«

»Nicht lange, Bruder, drei Jahre497

»Was werden wir da erst noch die älteren Mönche angehn, wenn ja schon so ein junger Mönch den Meister verteidigen zu müssen glaubt! – Wer mit Absicht, Bruder Samiddhi, eine Tat begangen hat, in Werken, in Worten, in Gedanken, was empfindet der?«

»Wer mit Absicht, Bruder Potaliputto, eine Tat begangen hat, in Werken, in Worten, in Gedanken, der empfindet Schmerz.«

Da mochte Potaliputto der Pilger des ehrwürdigen Samiddhi Worte weder billigen noch abweisen; ohne zu billigen, ohne abzuweisen erhob er sich von seinem Sitze und ging fort. Bald aber nachdem Potaliputto der Pilger gegangen war, begab sich der ehrwürdige Samiddhi zum ehrwürdigen Ānando hin. Dort angelangt tauschte er höflichen Gruß und freundliche, denkwürdige Worte mit ihm und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend teilte nun der ehrwürdige Samiddhi das ganze Gespräch, das er mit Potaliputto dem Pilger geführt hatte, Wort um Wort dem ehrwürdigen älteren Ānando mit. Auf diesen Bericht wandte sich der ehrwürdige Ānando also an den ehrwürdigen Samiddhi:

»Es ist, Bruder Samiddhi, dieser Mitteilung halber geraten, den Erhabenen aufzusuchen. Wir wollen, Bruder Samiddhi, zum Erhabenen hingehn und davon berichten: wie es uns der Erhabene erklären wird, so wollen wir es halten.«

»Gern, Bruder!« sagte da der ehrwürdige Samiddhi, dem ehrwürdigen Ānando zustimmend.

Und der ehrwürdige Samiddhi begab sich nun mit dem ehrwürdigen Ānando zum Erhabenen hin. Dort angelangt begrüßten sie den Erhabenen ehrerbietig und setzten sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend teilte nun der ehrwürdige Ānando das ganze Gespräch, das der ehrwürdige Samiddhi mit Potaliputto[997] dem Pilger geführt hatte, Wort um Wort dem Erhabenen mit. Auf diesen Bericht wandte sich der Erhabene also an den ehrwürdigen Ānando:

»Auch nur vom Sehn aus ist mir, Ānando, Potaliputto der Pilger nicht bekannt, geschweige denn daß ich ihm das gesagt hätte. Aber auch Samiddhi, Ānando, hat da als ein Unverständiger Potaliputto dem Pilger die mehrfach zu beantwortende Frage einseitig beantwortet.«

Auf diese Worte wandte sich der ehrwürdige Udāyī also an den Erhabenen:

»Wenn aber, o Herr, der ehrwürdige Samiddhi es in Beziehung darauf gesagt hat: ›Was irgend empfunden wird ist schmerzlich‹?«

Also gefragt, wandte sich der Erhabene an den ehrwürdigen Ānando und sagte:

»Sieh' doch, Ānando, wie da Udāyī als ein Unverständiger irrt: gewußt hab' ich es, Ānando, daß da eben jetzt Udāyī als ein Unverständiger in Irrtum geraten, unachtsam sich irren wird. Gleich am Anfang, Ānando, hat Potaliputto der Pilger drei Arten von Gefühlen gemeint. Hätte da, Ānando, Samiddhi, der Unverständige, Potaliputto dem Pilger auf seine Frage also geantwortet: ›Wer mit Absicht, Bruder Potaliputto, eine Tat begangen hat, in Werken, in Worten, in Gedanken, die freudig zu empfinden ist, der empfindet Freude; wer mit Absicht, Bruder Potaliputto, eine Tat begangen hat, in Werken, in Worten, in Gedanken, die leidig zu empfinden ist, der empfindet Schmerz; wer mit Absicht, Bruder Potaliputto, eine Tat begangen hat, in Werken, in Worten, in Gedanken, die weder leidig noch freudig zu empfinden ist, der empfindet weder Schmerz noch Freude‹: so würde mit dieser Antwort, Ānando, Samiddhi, der Unverständige, Potaliputto dem Pilger recht geantwortet haben. Sind nun freilich, Ānando, jene anderen Büßer und Pilger töricht und unerfahren, wer soll dann des Vollendeten mächtige Kennzeichnung der Werke verstehn, es sei denn daß ihr, Ānando, zuhört, wann der Vollendete mächtige Kennzeichnung der Werke kennzeichnet.«

»Da ist es, Erhabener, Zeit, da ist es, Willkommener, Zeit, daß der Erhabene mächtige Kennzeichnung der Werke kennzeichne: des Erhabenen Wort werden die Mönche bewahren.«

»Wohlan denn, Ānando, so höre und achte wohl auf meine Rede.«

»Gewiß, o Herr!« sagte da aufmerksam der ehrwürdige Ānando zum Erhabenen. Der Erhabene sprach also:

»Vier Arten von Menschen, Ānando, finden sich hier in der Welt vor: welche vier? Da ist, Ānando, einer, der ist ein Mörder und Dieb, ein Wüstling, Lügner, Verleumder, ein Zänker und Schwätzer, voll Gier und Haß und Eitelkeit: der gelangt, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, abwärts, auf schlechte Fährte, zur Tiefe hinab, in höllische Welt; da ist wieder, Ānando, einer, der ist ein Mörder und Dieb, ein Wüstling, Lügner, Verleumder, [998] ein Zänker und Schwätzer, voll Gier und Haß und Eitelkeit: der gelangt, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte, in himmlische Welt; da ist, Ānando, einer, der ist kein Mörder und Dieb, kein Wüstling, Lügner, Verleumder, kein Zänker und Schwätzer, nicht begehrlich, nicht gehässig, recht gesinnt: der gelangt, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte, in himmlische Welt; und da ist, Ānando, einer, der ist kein Mörder und Dieb, kein Wüstling, Lügner, Verleumder, kein Zänker und Schwätzer, nicht begehrlich, nicht gehässig, recht gesinnt: der gelangt, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, abwärts, auf schlechte Fährte, zur Tiefe hinab, in höllische Welt.

Da hat, Ānando, irgendein Asket oder Priester in heißer Buße, in stetem Kampfe, in ernster Übung, in unermüdlichem Eifer, in tiefer Bedachtsamkeit eine geistige Einigung errungen, wo er innig im Herzen mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Grenzen hinausreichenden, jenen Menschen erblickt, der da ein Mörder und Dieb gewesen, ein Wüstling, Lügner, Verleumder, ein Zänker und Schwätzer, voll Gier und Haß und Eitelkeit, wie er, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, abwärts geraten ist, auf schlechte Fährte, zur Tiefe hinab, in höllische Welt. Der sagt sich nun: ›Es gibt ja wahrlich böse Taten, es gibt eine Ernte schlechter Handlungen: hab' ich doch jenen Menschen erblickt, der da also übel gewandelt war, wie er, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, abwärts geraten ist, auf schlechte Fährte, zur Tiefe hinab, in höllische Welt.‹ Der sagt sich nun: ›Wer da wahrlich also übel gewandelt ist, ein jeder solche gelangt, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, da hinab. Die das erkennen, erkennen recht: die anders erkennen, haben falsche Erkenntnis.‹ So wird er was er eben selbst erkannt, selbst gesehn, selbst gefunden hat eben einzig dabei beharrlich pflegen, sich aneignen, behaupten: ›Dies nur ist Wahrheit, Unsinn anderes.‹

Da hat wieder, Ānando, irgendein Asket oder Priester in heißer Buße, in stetem Kampfe, in ernster Übung, in unermüdlichem Eifer, in tiefer Bedachtsamkeit eine geistige Einigung errungen, wo er innig im Herzen mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Grenzen hinausreichenden, jenen Menschen erblickt, der da ein Mörder und Dieb gewesen, ein Wüstling, Lügner, Verleumder, ein Zänker und Schwätzer, voll Gier und Haß und Eitelkeit, wie er, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte geraten ist, in himmlische Welt. Der sagt sich nun: ›Es gibt ja wahrlich keine bösen Taten, es gibt keine Ernte schlechter Handlungen: hab' ich doch jenen Menschen erblickt, der also übel gewandelt war, wie er, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte geraten ist, in himmlische Welt.‹ Der sagt sich nun: ›Wer da wahrlich also übel gewandelt [999] ist, ein jeder solche gelangt, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, da hinauf. Die das erkennen, erkennen recht: die anders erkennen, haben falsche Erkenntnis.‹ So wird er was er eben selbst erkannt, selbst gesehn, selbst gefunden hat eben einzig dabei beharrlich pflegen, sich aneignen, behaupten: ›Dies nur ist Wahrheit, Unsinn anderes.‹

Da hat, Ānando, irgendein Asket oder Priester in heißer Buße, in stetem Kampfe, in ernster Übung, in unermüdlichem Eifer, in tiefer Bedachtsamkeit eine geistige Einigung errungen, wo er innig im Herzen mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Grenzen hinausreichenden, jenen Menschen erblickt, der da kein Mörder und Dieb gewesen, kein Wüstling, Lügner, Verleumder, kein Zänker und Schwätzer, nicht begehrlich, nicht gehässig, recht gesinnt, wie er, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte geraten ist, in himmlische Welt. Der sagt sich nun: ›Es gibt ja wahrlich günstige Taten, es gibt eine Ernte guter Handlungen: hab' ich doch jenen Menschen erblickt, der also wohl gewandelt war, wie er, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte geraten ist, in himmlische Welt.‹ Der sagt sich nun: ›Wer da wahrlich also wohl gewandelt ist, ein jeder solche gelangt, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, da hinauf. Die das erkennen, erkennen recht: die anders erkennen, haben falsche Erkenntnis.‹ So wird er was er eben selbst erkannt, selbst gesehn, selbst gefunden hat eben einzig dabei beharrlich pflegen, sich aneignen, behaupten: ›Dies nur ist Wahrheit, Unsinn anderes.‹

Da hat wieder, Ānando, irgendein Asket oder Priester in heißer Buße, in stetem Kampfe, in ernster Übung, in unermüdlichem Eifer, in tiefer Bedachtsamkeit eine geistige Einigung errungen, wo er innig im Herzen mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Grenzen hinausreichenden, jenen Menschen erblickt, der da kein Mörder und Dieb gewesen, kein Wüstling, Lügner, Verleumder, kein Zänker und Schwätzer, nicht begehrlich, nicht gehässig, recht gesinnt, wie er, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, abwärts geraten ist, auf schlechte Fährte, zur Tiefe hinab, in höllische Welt. Der sagt sich nun: ›Es gibt ja wahrlich keine günstigen Taten, es gibt keine Ernte guter Handlungen: hab' ich doch jenen Menschen erblickt, der also wohl gewandelt war, wie er, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, abwärts geraten ist, auf schlechte Fährte, zur Tiefe hinab, in höllische Welt.‹ Der sagt sich nun: ›Wer da wahrlich also wohl gewandelt ist, ein jeder solche gelangt, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, da hinab. Die das erkennen, erkennen recht: die anders erkennen, haben falsche Erkenntnis.‹ So wird er was er eben selbst erkannt, selbst gesehn, selbst gefunden hat eben einzig dabei beharrlich pflegen, sich aneignen, behaupten: ›Dies nur ist Wahrheit, Unsinn anderes.‹

[1000] Hat da nun, Ānando, ein Asket oder ein Priester gesagt: ›Es gibt ja wahrlich böse Taten, es gibt eine Ernte schlechter Handlungen‹, so gesteh' ich ihm das zu. Wenn er dann weiter sagt: ›Hab' ich doch jenen Menschen erblickt, der da übel gewandelt war, wie er, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, abwärts geraten ist, auf schlechte Fährte, zur Tiefe hinab, in höllische Welt‹, so gesteh' ich ihm auch das zu. Wenn er aber dann sagt: ›Wer da wahrlich also übel gewandelt ist, ein jeder solche gelangt, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, da hinab‹, so gesteh' ich ihm das nicht zu. Wenn er dann weiter sagt: ›Die das erkennen, erkennen recht: die anders erkennen, haben falsche Erkenntnis‹, so gesteh' ich ihm auch das nicht zu. Wenn er dann was er eben selbst erkannt, selbst gesehn, selbst gefunden hat eben einzig dabei beharrlich pflegen, sich aneignen, behaupten mag: ›Dies nur ist Wahrheit, Unsinn anderes‹, so gesteh' ich ihm auch das nicht zu; und warum nicht? Weil die Erkenntnis, Ānando, bei des Vollendeten mächtiger Kennzeichnung der Werke eine andere ist.

Hat da nun, Ānando, ein Asket oder ein Priester gesagt: ›Es gibt ja wahrlich keine bösen Taten, es gibt keine Ernte schlechter Handlungen‹, so gesteh' ich ihm das nicht zu. Wenn er aber dann sagt: ›Hab' ich doch jenen Menschen erblickt, der also übel gewandelt war, wie er, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte geraten ist, in himmlische Welt‹, so gesteh' ich ihm das zu. Wenn er aber dann sagt: ›Wer da wahrlich also übel gewandelt ist, ein jeder solche gelangt, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, da hinauf‹, so gesteh' ich ihm das nicht zu. Wenn er dann weiter sagt: ›Die das erkennen, erkennen recht: die anders erkennen, haben falsche Erkenntnis‹, so gesteh' ich ihm auch das nicht zu. Wenn er dann was er eben selbst erkannt, selbst gesehn, selbst gefunden hat eben einzig dabei beharrlich pflegen, sich aneignen, behaupten mag: ›Dies nur ist Wahrheit, Unsinn anderes‹, so gesteh' ich ihm auch das nicht zu; und warum nicht? Weil die Erkenntnis, Ānando, bei des Vollendeten mächtiger Kennzeichnung der Werke eine andere ist.

Hat da nun, Ānando, ein Asket oder ein Priester gesagt: ›Es gibt ja wahrlich günstige Taten, es gibt eine Ernte guter Handlungen‹, so gesteh' ich ihm das zu. Wenn er dann weiter sagt: ›Hab' ich doch jenen Menschen erblickt, der also wohl gewandelt war, wie er, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte geraten ist, in himmlische Welt‹, so gesteh' ich ihm auch das zu. Wenn er aber dann sagt: ›Wer da also wohl gewandelt ist, ein jeder solche gelangt, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, da hinauf‹, so gesteh' ich ihm das nicht zu. Wenn er dann weiter sagt: ›Die das erkennen, erkennen recht: die anders erkennen, haben falsche Erkenntnis‹, so gesteh' ich ihm auch das nicht zu. Wenn er dann was er eben selbst erkannt, [1001] selbst gesehn, selbst gefunden hat eben einzig dabei beharrlich pflegen, sich aneignen, behaupten mag: ›Dies nur ist Wahrheit, Unsinn anderes‹, so gesteh' ich ihm auch das nicht zu; und warum nicht? Weil die Erkenntnis, Ānando, bei des Vollendeten mächtiger Kennzeichnung der Werke eine andere ist.

Hat da nun, Ānando, ein Asket oder ein Priester gesagt: ›Es gibt ja wahrlich keine günstigen Taten, es gibt keine Ernte guter Handlungen‹, so gesteh' ich ihm das nicht zu. Wenn er aber dann sagt: ›Hab' ich doch jenen Menschen erblickt, der also wohl gewandelt war, wie er, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, abwärts geraten ist, auf schlechte Fährte, zur Tiefe hinab, in höllische Welt‹, so gesteh' ich ihm das zu. Wenn er aber dann sagt: ›Wer da wahrlich also wohl gewandelt ist, ein jeder solche gelangt, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, da hinab‹, so gesteh' ich ihm das nicht zu. Wenn er dann weiter sagt: ›Die das erkennen, erkennen recht: die anders erkennen, haben falsche Erkenntnis‹, so gesteh' ich ihm auch das nicht zu. Wenn er dann was er eben selbst erkannt, selbst gesehn, selbst gefunden hat eben einzig dabei beharrlich pflegen, sich aneignen, behaupten mag: ›Dies nur ist Wahrheit, Unsinn anderes‹, so gesteh' ich ihm auch das nicht zu; und warum nicht? Weil die Erkenntnis, Ānando, bei des Vollendeten mächtiger Kennzeichnung der Werke eine andere ist.

Ist da nun, Ānando, ein Mensch, der ein Mörder und Dieb, ein Wüstling, Lügner, Verleumder, ein Zänker und Schwätzer, voll Gier und Haß und Eitelkeit war, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, abwärts geraten, auf schlechte Fährte, zur Tiefe hinab, in höllische Welt, so hat er seine böse Tat, die leidig empfunden wird, eben früher begangen, oder später begangen, oder hat in seiner Sterbezeit eine falsche Erkenntnis vollzogen und vollbracht: darum ist er, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, da hinab geraten. Wenn er aber hier also übel gewandelt war, hat er sich die Folge davon schon bei Lebzeiten fühlbar gemacht, oder bei der Auferstehung, oder bei nachmaliger Wiederkehr.

Ist da nun, Ānando, ein Mensch, der ein Mörder und Dieb, ein Wüstling, Lügner, Verleumder, ein Zänker und Schwätzer, voll Gier und Haß und Eitelkeit war, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte geraten, in himmlische Welt, so hat er seine günstige Tat, die freudig empfunden wird, eben früher begangen, oder später begangen, oder hat in seiner Sterbezeit eine rechte Erkenntnis vollzogen und vollbracht: darum ist er, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, da hinauf geraten. Wenn er aber hier also übel gewandelt war, hat er sich die Folge davon schon bei Lebzeiten fühlbar gemacht, oder bei der Auferstehung, oder bei nachmaliger Wiederkehr.

[1002] Ist da nun, Ānando, ein Mensch, der kein Mörder und Dieb, kein Wüstling, Lügner, Verleumder, kein Zänker und Schwätzer, nicht begehrlich, nicht gehässig, recht gesinnt war, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte geraten, in himmlische Welt, so hat er seine günstige Tat, die freudig empfunden wird, eben früher begangen, oder später begangen, oder hat in seiner Sterbezeit eine rechte Erkenntnis vollzogen und vollbracht: darum ist er, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, da hinauf geraten. Wenn er aber hier also wohl gewandelt war, hat er sich die Folge davon schon bei Lebzeiten fühlbar gemacht, oder bei der Auferstehung, oder bei nachmaliger Wiederkehr.

Ist da nun, Ānando, ein Mensch, der kein Mörder und Dieb, kein Wüstling, Lügner, Verleumder, kein Zänker und Schwätzer, nicht begehrlich, nicht gehässig, recht gesinnt war, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, abwärts geraten, auf schlechte Fährte, zur Tiefe hinab, in höllische Welt, so hat er seine böse Tat, die leidig empfunden wird, eben früher begangen, oder später begangen, oder hat in seiner Sterbezeit eine falsche Erkenntnis vollzogen und vollbracht: darum ist er, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, da hinab geraten. Wenn er aber hier also wohl gewandelt war, hat er sich die Folge davon schon bei Lebzeiten fühlbar gemacht, oder bei der Auferstehung, oder bei nachmaliger Wiederkehr.

So gibt es denn, Ānando, ein Wirken, das unmöglich ist und unmöglich erscheint; gibt ein Wirken, das unmöglich ist und möglich erscheint; gibt ein Wirken, das möglich ist und auch möglich erscheint; gibt ein Wirken, das möglich ist und unmöglich erscheint498


Also sprach der Erhabene. Zufrieden freute sich der ehrwürdige Ānando über das Wort des Erhabenen.

Quelle:
Die Reden Gotamo Buddhos. Bd. 1, Zürich/Wien 41956, S. 996-1003.
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