[1089] 1 abhibhū, der Übermächtige, der Überwältiger, ist nicht etwa eine Hypostase Brahmās (die ja samt und sonders ad absurdum geführt werden, e.g. DN vol. I., p. 17f., 221f.), sondern es ist der Weltüberwinder, der Jino. Cf. MN vol. I., p. 171.
2 nibbānam: von wollen, wünschen, wähnen; siehe meinen »Wahrheitpfad«, Anm. 283. Zur Etymologie vergl. noch Theragāthā v. 689ff. Manussabhūto sambuddho vanā nibbānam āgato; zur Semasiologie SN vol. II., p. 118, Bhavanirodho nibbānan ti.
3 buddho erwacht; vergl. paṭibuddho wiedererwacht, MN. vol I., p. 365.
4 die Reihe appicchatā, santuṭṭhī, sallekhā, subharatā, viriyārambhā weist auf die wahre Abstammung von sallekhā, sallekho hin: nicht aus likho, sondern aus lagho hat sich entwickelt saṃlaghuka, sallahuka, sallaukha, sallœkha, sallekho. – In sallikhitagatto, SN vol. I., p. 82, ist das i dialektische Differenzierung, wie bei nisinno für niṣaṇṇas.
5 pubbe 'va sambodhā anabhisambuddhassa bodhisattass' eva sato: bodhisatto = bodhi + sakta, ; cf. āsatto, MN I., 120, 1; AN I., 138, SN I., 212 (CV II, 156), asatto, Suttanipāto v. 176f. etc., ādānasattam maccudheyyam v. 1104, auch MN I., 376 manosatto = manopaṭibaddho, Suttanip. v. 473 mānasatto, SN IV., 23, 66 bhavasatto. Diese Ableitung war dem ursprünglichen Buddhismus so geläufig, daß er sie, metaphorisch, sogar auf sattva bezogen hat, siehe SN III., 190.
6 anussaranti, praesens praeteriti soliti: cf. Ekaṃ samayaṃ ... viharati u.a.m. – WHITNEY, Ind. Gramm. § 777.
7 Die richtige Auslegung dieser Stelle verdanke ich GEORG BÜHLER; vgl. auch R. OTTO FRANKE in der Wiener Zeitschrift für die Kunde des Morgenlandes, vol. VII., p. 353. Zum Begriffe anuggaho cf. übrigens Ṛgvedaprāti ākhyam XI, 10, samt Kommentar, mit WILSONS Viṣṇupurāṇam vol. I., p. 76 n. 1, und BURNOUFS Bhāgavatapurāṇam VII, 9, 48.
8 Magen für antam (von antaram) ergibt sich aus SN vol. II. p. 270, lin. ult.
9 Freie Brüder = Nigaṇṭhā, wörtlich Knotenlose, einer der Zweige der großen Sekte der Jainās, die noch heute in Indien besteht, gegründet von Nāthaputto, einem Zeitgenossen Gotamos. Vergl. Anm. 24.
10 Die tief im Wesen des Ordens begründete Geringschätzung aller Riten (vgl. die keineswegs seltene Ehi-bhikkhu-upasampadā) gibt sich auch hier, fast überraschend, zu erkennen: selbst die, Vin. vol. I.p. 159, klar normierte Pavāraṇā-Feier mag der Mönch, ganz nach Belieben, mitmachen oder nicht mitmachen, es gilt gleich; wie eben schon ein alter, dem aṉkhas (Saṇh. VII, 16, 4) zugeschriebener Spruch sagt: Hṛdi sarvam pratiṣṭhitam.
11 Hohe schlanke Bäume voller wohlriechender Blüten; die köstliche Frucht, von außen wie eine große grüne Orange anzusehn, heißt Bilva.
[1091] 12 bhavābhavo ist hier zu erklären wie kusalākusalam, sāvajjānavajjam, karaṇīyākaraṇīyam, maggāmaggo u.a., AN vol. I.p. 129, 174, II. 37; vgl. insbes. das 49. Itivuttakam, Suttanipāto v. 6 und 514, DN vol. I p. 179.
14 Die ersten sieben Gleichnisse werden in der 54. Rede näher erklärt: Ein kahler Knochen, ohne Fleisch, abgeschabt, blutbefleckt, vom Schlächter einem halbverhungerten Hunde zugeworfen; ein Fleischfetzen, von einem Geier gepackt, doch von anderen herniederstürzenden Geiern im Kampf auf Leben und Tod entrissen; eine Strohfackel, die gegen den Wind getragen gar bald Hand, Arm und Leib ergreift; eine Grube voll glühender Kohlen, die dem Hineingestoßenen jämmerliches Unheil bereitet; Gärten, Haine, Gewässer, die man im Traum gesehn hat, aber wiedererwacht (paṭibuddho) vergebens suchen würde; ein zusammengeborgter Schatz, mit dem man am Markte großtut: aber die Eigner kommen und nehmen ihn weg; Nüsse, die einer, der klettern kann, auf hoher Palme oben sitzend pflückt: aber ein anderer, der nicht klettern kann, kommt mit scharfem Beile versehn heran und hackt auf den Stamm los, die Nüsse zu kriegen. – Die weiteren drei Gleichnisse kommen a.a.O. nicht vor, sind übrigens allgemein verständlich.
15 Der Text fügt hier als Kommentar, gleichsam in Klammern, hinzu: suttaṃ geyyaṃ veyyākaraṇaṃ gātham udānam itivuttakaṃ jātakam abbhutadhammaṃ vedallaṃ – eine augenfällige Interpolation.
16 sabbasaṉkhārasamathāya; cf. meine »Buddhistische Anthologie«, Leiden 1892, p. XXV.
17 mārassa pāpimato; cf. die 29. Anmerkung. Māro, personifiziert, ist der indische Große Pan.
18 Dieses Bewußtsein ist gleich dem inneren Sinn, d.h. dem Bewußtsein von der Unendlichkeit der Zeit.
19 pubbāpayamāno: pubbe apayamāno, von payate.
20 Sahampati ist Eigenname dieses Brahmā, wie Bako, der Blitzstrahl, in der 49. Rede, oder Sanaṉku māro, Der ewige Jüngling, in der 53. Rede (auch DN Nr. 18, 19, 27 und SN, vol. I.p. 153), Eigennamen anderer gleichzeitiger und gleichmächtiger Brahmās sind. Sahampati ist nur par parum.
21 Die Umgebung von Benāres, wald- und wasserreich, ist flach: doch sieht man hier und da anmutiges kleine Erd- und Steintumuli, von mächtigen Bäumen und Baumgruppen umstanden. Ein solcher dürfte auch der Seherstein, Isipatanam, gewesen sein. Eine Tagereise Bahnfahrt ostsüdöstlich liegt die uralte Gayāstadt an der freundlichen, hellen Gayā, die heute Phalgu genannt wird; ein schöner Spaziergang den Fluß entlang führt zum berühmten Tempel des Dorfes Buddh' Gayā. Ureli, einst Uruvelā, ist einen Tagemarsch weiter nach Süden gelegen, drüben, am rechten Ufer, an einem Knie der hier Lilañjā, früher Nerañjarā genannten mittleren Gayā. Die Landschaft mit ihren schattigen Auen und weiten Wiesen und sanften bewaldeten Hügeln und Felsen im Hintergrund erinnert, bei auffallend zurücktretender Tropenvegetation, an die untere Maingegend.
22 sāvakā: hier gleich upāsakā, gegenüber den späteren samaṇā; cf. Asokos Felsen edikt von Rūpnāth, l. 1, mit der entsprechenden Stelle von Sahasarām.
23 tathāgatapadam.
24 Siṇh. Mss haben uns diese offenbar ältere und bessere Variante zu nātao und nāṭao erhalten; vgl. FEER im Journal asiatique, April-Juni 1887, p. 314 Anm. 2; SN, vol. I, p. 68 Anm. 7, AΝ I, 220 (B = SS?), DN I, 49, 57f., auch Vinayapiṭakam I, 385.[1092] Nāthaputto ist »der Sohn aus fürstlichem Hause«, wörtlich »der junge Herr«, analog dem späteren Nāthakumāras; cf. auch die beliebten Namen Vi vanāthas, Bhoganāthas, Rāmanāthas, Jagannāthas, Lokanāthas, Dharmanāthas, Yoganāthas, Bhāvanāthas, Vīranāthas und noch ein Dutzend ähnlicher. Die Nāthakṣatriyās nun aus einem imaginierten *Jñātavaṃ as abzuleiten ist ein würdiges Kommentatorenstücklein, das denn auch unsere Jainologen gläubig hingenommen haben, ohne Kritik. Der allerdings befremdliche Übergang des ha in ya ist nämlich, wenn nicht etwa bloß ein alter Irrtum vorliegt, zu erklären nach Hemacandras I. 214 (vgl. 249, 250), ta : ha = ta : ya. Es wurde also nāthao zunächst regelrecht nāhao: dieses aber, nach Hem. l.c., hier fälschlich auf nāta° bezogen, mußte nāyao ergeben. Eine volle Bestätigung von seiten der Inschriften wird sich vielleicht im Laufe der Zeiten finden. Einstweilen genüge BÜHLERS Nachweisung verballhornter Namen, Ep. Ind. I. 378, ferner die Statue des 3. Jinas Sambhavanāthas, ib. 153, und endlich der alles eher als zufällig gewählte Name Pār vanāthas für Nātha putras' quasi Vorgänger. – Der Dialektiker Saccako ist möglicherweise des Nigaṇṭhers bekannter Tochtermann (jāmātā), der das erste Schisma unter den Jainās verursacht haben soll. Die Charakteristik in unserer 35. und 36. Rede trifft genau zu. Jāmātā ~ jāmas, jāmis, mit dem prākṛtischen Personalsuffixe li verziert, mag später Nom. propr. geworden sein; cf. Jābāli. Die irrige Übertragung von Saccakos gotram auf das seines Schwiegervaters und mütterlichen Oheims, DN vol. I.p. 57, scheint darauf zu beruhen, daß man den Nigaṇṭhaputto für den leiblichen Sohn gehalten hat, ein verzeihliches Versehn, »als dan noch bey uns heutigen tag der brauch ist, dasz der schweher sein tochterman sein sun heist«: Aventin vol. IV. p. 728. – Buddhaghosos Variante Nigaṇṭhiputto weist übrigens direkt auf die Mutter hin; ob auf Grund geschichtlicher Überlieferung oder geschwätziger Allwissenheit, wage ich nicht zu entscheiden.
25 Diese wohlbekannten neun phāsuvihārā hat wohl Asoko gemeint, wenn er, auf dem Bairāter Edikt l. 5, von den aliyavasāni spricht: denn sie heißen auch ariyavisesā, z.B. in der folgenden Rede. – Freilich ließe sich noch an den ariyūposatho, AN III. Nr. 70, und an die Dekade im Saṉgītisuttam denken. Für Asokos aliyavasāni = phāsuvihārā spricht noch Khuddakapāṭho IV, 9 santāvāsā (so ist zu lesen) = MN vol. I.p. 42 santā vihārā. Als 6. Fassung derselben Begriffe sei hier noch anupubbavihārā gegeben: Paṭisambhidāmaggo, Pāli-Mss NEUMANN Nr. 5 fol. ki. – Der von Asoko im selben Edikt als moneyasūte belobte Text ist weder im Sāmaññaphalasuttam noch im AN III. Nr. 120, wie OLDENBERG Vin. I. XL1 vermutet hat, wohl aber im 2. Teil des Nālakasuttam des Suttanipāto, vv. 699-723, mit voller Sicherheit wiederzuerkennen. Der selben, dem götterbegnadeten Gnadenreich so sympathischen Sammlung könnte auch der Upatisapasine entnommen sein: der unermüdliche Prediger der ahiṃsā hätte damit nämlich das Sāriputtapañhasuttam (vv. 955-975) empfehlen wollen, keineswegs die erst später zu hohem Ansehn gelangte dunkle metaphysische Formel ye dhammā hetuppabhavādi. Die Verse 964/5 stellten die Anāgatabhayāni im Auszuge dar. Wahrscheinlich aber wird unsere 24. Rede gemeint sein, welcher der Titel Upatissapañho ganz eigentlich zukommt und die überdies noch durch e-cā unserer 61. Rede, dem Rāhulovādo, verbunden ist: Asokos allgemeine Angabe bhagavatā bhāsite widerspricht, im Grunde genommen, nicht.
26 rittam, , in urspr. Bed.: Wer bemerkt, daß man nicht mehr braucht. Cf. rittāsanam eine verlassene Stätte, rittapesuṇo einer der das Ausrichten aufgegeben hat, muni ritto caranto der entrückt wandernde Einsiedler, Suttanip. v. 963, 941. 823, Thera gāthā vv. 502ff.; rittassādo müßiges Behagen, AN vol. I.p. 280. – Zur »inneren Meeresstille«, S. 235, passim, vergl. Theragāthā. v. 372, Suttanipāto vv. 920, 723 und 720:
[1093] Das lernet von der Flüsse Flut,
Vom Bergesbach, vom Stufensturz:
Geschwätzig wellt ihr Wasserschwall –
Verschwiegen wellt der Ozean.
27 Mönchen und Nonnen, Anhängern und Anhängerinnen.
28 Unterkleid, Oberkleid und doppelte Toga; vgl. Mahāvaggo p. 287ff.
29 māradheyyam, amāradheyyam, maccudheyyam, amaccudheyyam. – māradheyyam wörtlich: das Reich der Mortur, genau wie SCHOPENHAUER den Ausdruck anwendet, Nachlaß Bd. IV., § 551.
30 lies: rūpattāyam, vedanattāyam etc.
31 Das waren die Häupter jener ante- und conbuddhistischen Wunderbaren Heiligen, der Unbekleideten (Acelakos), der Ungebundenen (Muttācāros Ājīvikos), der Handverköster (Hatthāpalekhanos). Die Geißelung aber war diese, daß der völlig Nackte, der nicht einmal einen Napf besaß, das Almosen nicht zum Munde führen, sondern nur aus seiner Hand aufschlürfen durfte. Vgl. hierzu das Kukkuravatikasuttantam, MN Nr. 57, wo noch inbrünstigere Geißelbrüder die Sache cagnescamente, bzw. vacchescamente betreiben, u.a.m. Acelakā, vivasanā, muttavasanā, muttācārā, naggacariyā (cf. Dhp. v. 141), digambarā, nigaṇṭhā (cf. Suttanip. v. 381) sind übrigens Synonyme und gehören unter den Begriff des kṣapaṇājīvas, als dessen bekannteste Vertreter sich bis auf den heutigen Tag die Jainās erhalten haben.
32 Zu unseren fünf Sinnen zählen die Inder als sechsten die Funktion des Denkens hinzu: Gesicht, Gehör, Geruch, Geschmack, Getast, Gedenken. Vergl. die 9., 10. und 11. Rede.
33 Die Antithesen samaṇo : samitā, brāhmano : bāhitā, nahātako : nahātā, vedagū : viditā, sottiyo : nissutā, ariyo : ārakā, araham : ārakā sind metaphorisch angewandt, nicht etymologisch: denn daß der Buddho die wahren Etymologien nicht gekannt habe, ist bei seiner gründlichen Vertrautheit mit dem Brāhmanentume (DN) kaum anzunehmen. – Vergl. die tiefsinnige Ableitung des rūpam von , SN vol. III. p. 86; auch Suttanip. v. 1121. Ebenso loko von , SN vol. IV. p. 52.
34 Einen trefflichen Auszug dieser Reden, die auch heute noch im Volke recht beliebt sind, gibt Asoko auf seinem XI. Felsenedikt.
35 vibhavataṇhā; vibhavo = vibhu, vibhūti, ist hier positiv. Der Gebrauch κατ᾽ ἐναντιοτην findet sich ebenso oft, z.B. MN vol. I.p. 65: da ist vibhavo in den negativen Pol umgeschlagen und ist gleich abhavo, nämlich jenem Begriffe, der scharf hervortritt in dem reinen Dvandvam bhavābhavo, Sein und Nichtsein – wohl zu unterscheiden von dem gleichlautenden Āmreḍitam. Cf. die Anm. 12 und die schönen Belegstellen im P.W.
36 Siehe die 31. Anm. Zur Fastenübung: Manus XI., 216/18, VI, 19/20. Der addhamāsiko pariyāyabhattabhojanānuyogo ist ohne Zweifel eine Gattung des candrāyaṇam, der Mondesrunde: von Vollmond bis Neumond von 15 auf o Bissen täglicher Nahrung fallend und dann wieder bis 15 Bissen steigend; eine Hungerkasteiung von je 1/2 Monat, die bei den Brāhmanen in höchstem Ansehn steht. Kṛcchrātikṛcchrau cāndrāyaṇam iti sarvaprāya cittaṃ sarvaprāya cittaṃ, und etam āptvā vipāpo vipāpmā sarvam eno hanti sagt Gautamas XIX. 20, XXVII. 16. – Teile der folgenden dukkarakārikā lassen sich, parallel oder gar wörtlich, wiedererkennen. Man. VI, 5, 6, 13, 21, 22, XI, 223, 224. Ebenso schon in den Sūtren Gautamas', Baudhāyanas', Āpastambas'. Recht ergiebig ist, als Nachprobe, eine Vergleichung der Fragmente des MEGASTHENES, siehe besonders p. 135 [1094] bis 141 und 155-160 ed. SCHWANBECK. So heißt es, wie auf unseren Text bezogen, p. 139, 22: ᾽Ασκειν δε και τουτους κᾀκεινους καρτεριαν, την δε ἐν πονοις και την ἐν ταις ὑπομοναις, ὡστ᾽ ἐφ᾽ ἑνος σχηματος ἀκινητον διατελεσαι την ἡμεραν ὁλην. Mit letzterem Beispiele sind ganz gewiß die Stetigsteher gemeint (möglicherweise zugleich auch die Jainās, vgl. unseren Text S. 105), während die im selben Fragmente sub 19 genannten ἐσϑητες ἁπο φλοιων δενδρειων Rinden- und Laubflechten sein sollen. Der Acelako, den der Begleiter ALEXANDERS, ARISTOBULOS, schildert als ὑπτιον πεσοντα ἁνεχεσϑαι των ἡλιων και των ὀμβρων (bei STRABO, ed. μεινεκε p. 995, 6) hat sein Vorbild in dem sehr alten Spruche unserer 12. Rede, p. 183. Die zwar allgemein gehaltene Mitteilung STRABOS, ὠς δ᾽ εἰπειν, ᾽Ινδους ... ἀναπλεκομενους δε μιτρουσϑαι τας κομας (l.c. 1002, 5), dürfen wir doch wohl insbesondere von den Jaṭilos gelten lassen. Die Hatthāpalekhanos sind uns als ταις χερσι ὑδωρ πινοντες überliefert von CLEMENS ALEXANDR. (nach Historiographen? nach Pantänus?) Strom. I., ed. SYLBURG p. 305B.
37 sotāpatti, die Hörerschaft, nicht von , sondern von , daher sotāpanno und ohitasoto: Der gehört hat und Der offene Ohren hat. – Vgl. MN vol. I.p. 169, 172, 445, 480, 512. SN vol. II. p. 68-70, vol. IV. p. 138, Nr. 152 aññatra anussavā, AN vol. I.p. 198 Nr. 6, vol. II. p. 116f. und ib. 185 sotānugato, DN vol. I.p. 230f., Mahāparin. p. 39. Ein sotāpanno ist schon der sāvako: nämlich der sutavā ariyasāvako ariyānaṃ dassāvī; im SN vol. II. p. 43 noch deutlicher genannt dhammasotaṃ samāpanno.
Bei dem hohen Werte des gesprochenen Wortes, der selbst vor der kleinsten Rede durch die Versicherung Evam me sutam bekräftigt wird, könnte das Buddhavacanam wohl auch als Sutapiṭakam gelten. Vom sutantiko zum suttantiko = rutvāntikas wäre der Schritt jedenfalls näher als zum sottaniko = sautrāntikas, zumal für unseren Kanon nicht leicht etwas unzutreffender sein kann als der Begriff des sūtram, und nichts zutreffender als der des sutam. Es spielt keine Rolle, wenn gelegentlich einmal, wie Vinayapiṭ. vol. III. p. 8f. (cf. Dhp. vv. 44, 45), von der Lehrmethode als von dem die Blumen zusammenhaltenden Baste, suttam, gesprochen wird, was nicht mehr und nicht weniger als ein Gleichnis wie hundert andere sein will. Ein dunkles Gefühl der Sache, sprachlich bedingt und rückgedeutet, läßt sich bei Asoko und Späteren mehr vermuten als nachweisen: cf. Epigraphia Indica vol. II. p. 105 Nr. 79, p. 106 Nr. 80, p.400 Nr. 59. – Die Sprache aber war die Magadhās, und zwar die gewählte Rede, nicht der schwankende Kanzleipatois der Edikte. Und daß dieses unser Pāli wirklich von Magadhā bis nach Zeilon herab rein überliefert wurde, dafür gewährt uns die Stelle Cullavaggo p. 139 starken Anhalt. Zwei Jünger, früher brāhmanische Gelehrte, wird da erzählt, wollen das Buddhavacanam in gebundenes Saṃskṛt übertragen. »Denn es gibt jetzt viele Jünger, aus den verschiedensten Kasten und Ständen: die verderben das Meisterwort in seiner Sprache« – trüben seine Reinheit, meinen sie; in vedischem Saṃskṛt bliebe es Unberufenen unzugänglich. Der Meister aber weist den Vorschlag ab und sagt: Anujānāmi bhikkhave sakāya niruttiyā buddhavacanam pariyāpuṇitum, ›Das Meisterwort, ihr Mönche, soll in seiner Sprache gelernt werden‹. Das ist die richtige Übersetzung, und nicht wie OLDENBERG meint, jeder solle in seinem eigenen Dialekt die Lehre lernen (Vinayapiṭ. vol. I.p. XLVIII, Sacred Books East vol. XX. p. 151, Buddha 2p. 192). Wäre dies gemeint, dann müßte die Klage der brāhmanischen Jünger lauten: te sakāya sakāya niruttiyā buddhavacanam dūsenti oder te puthu sakāya no oder te sakāhi niruttīhio oder te nānāniruttīhio oder ähnlich. Der klare Wortlaut aber ist te sakāya no, und der ist frei von jeder Zweideutigkeit, kann sich lediglich auf buddhavacanam beziehn, wie es übrigens die Tradition, grammatisch freilich ungenügend, stets getan hat.
[1095] Durch das gehörte, verstandene Wort wurde also der Kanon, bis zur Fixierung, mündlich bewahrt. Der schon längst vorher in Indien gepflegten Schrift haben sich weder der Meister noch die eigentlichen Jünger bedient, wie dies eben in der Art ihres Ordens begründet war. Mag dieser immerhin brahmacariyaṃ saṉkhalikhitam (MN I, 179, 267, DN I, 63, passim) genannt worden sein: der Ausdruck ist älter als der Buddhismus und von den Brāhmanen überkommen, vergl. Vorrede p. XXIV. – Zur Erklärung des letzteren Begriffes sei hier noch erwähnt, daß saṉkhalikhitam, Punkt für Punkt, wörtlich heißt: der Reihe nach geschrieben; cf. MN I, 105ff. saṉkhā pi, erst nach einer Reihe (von Tagen, Gegensatz: yāvajīvam 106, 108), auch 109 l. 3 v.u.ff., und P.W. 1s.v. aṉkha Nr. 5 (mahā aṉkha Nr. 3), das, prākṛtisch wie es ist, eher zu saṉkhya als zu κογχη etc. gehört. Zwar liefert nun die Tradition auch hier, wie oft, eine richtige interpretatio finalis, aber das etymologische Verständnis ist ihr, schon seit dem 12. Buche des Mahābhāratam, total abhanden gekommen: die Geschichte von den altehrwürdigen Gesetzgebern aṉkhas und Likhitas verdient, trotz der je unter einem der beiden soi-disants Namen zusammengestellten, hier und da recht altertümlichen längeren, bzw. kurzen Vaiṣṇavasaṃhitā, gewiß nur ebenso viel Glauben wie die vom Reliquienschäffler Doṇo, Mahāparin. p. 69. Jene uralten, wahrscheinlich prähistorischen Symboloiden aber, das cakram, die caityās, der svastikas, padmas, eṣas, aṉkhas (vgl. bes. BÜHLER, Ep. Ind. vol. II., p. 323, l. 8-12), kommen hier, als dem Geist und der Form durchaus widersprechend, nicht in Betracht. Mysteriolemmata und Mahāmudrās haben im Theravādo keinen Platz gefunden.
38 bako von , vaṉk = kauṭilye im ursprünglichen Sinne: zickzacksein; entspricht volvi, volo [»fulmina volant«], τραπω, ἁστραπη. Daher wird auch Yāskas' und seiner Vorgänger Erklärung zu bakuras, Ṛgv. I, 117, 21, wohl richtig sein. Die allerdings verlockende tropische Potenzierung, nach dem Muster der Purāṇen, scheint mir hier kaum mehr als in tautophoner Prosonymie zulässig. Siehe die 20. Anmerkung.
39 lies: mā h'eva te rittakam eva ahosi tucchakam eva ahosi viññāṇam anidassanam anantaṃ sabbato paham. Siehe die Schlußverse des Kevaṭṭasuttantam, Dīghanikāyo vol. I.p. 223. Die Variante pabhaṃ wäre von abzuleiten; cf. bhaṃgo, pabhaṃgu, pabhaṃguṇo: Jātakam vol. I.p. 392 lin. ult., p. 393 lin. 3., Dhammapadam v. 148, Therīgāthā. v. 140, Itivuttakam p. 37, Saṃyuttakanikāyo vol. III. p. 32. Doch ist in siṇhalesischer wie barmanischer Schrift das bha dem ha sehr ähnlich, und eine Verwechslung mag schon früh aufgekommen sein. – Zum Folgenden vgl. die vier Verse am Ende des Dhammahadayavibhaṉgasuttam (im Suttasaṉgaho Nr. 13), deren zweiter lautet:
Tāva dīghāyukā devā
Sattā cavanti saṉkhayā:
N'atthi koci bhavo nicco –
Iti vuttam mahesinā.
Bis durch die höchste Götterwelt
Reibt alle Wesenheit sich auf:
»Kein Dasein hat Beharrlichkeit« –
Das ist das Wort des Meisterherrn.
Aller tieferen Ursprünglichkeit solcher Stellen eingedenk, wollen wir uns inzwischen erinnern, daß es auch bei uns, selbst in den ödesten Zeiten, nie gänzlich an Männern gefehlt hat, von denen das stolze Wort BRUNOS gilt: »Vidimus quantum satis est.« Man sehe nur z.B. den höchst merkwürdigen Brief PETRARCAS, de reb. [1096] fam. VIII., 8. Auf die Frage, was er vom Leben halte, antwortet der Vielerfahrene einem vertrauten Freunde u.a.: »Videtur mihi vita haec labyrinthus errorum, desertum horribile, limosa palus, habitatio ferarum, terra infelix, fons curarum, mare miseriarum, grata phrenesis, pondus infaustum, ficta fabula, falsa laetitia, verus dolor, cupiditas infinita, sitis insatiabilis, famelica nausea, fugax forma, latens praecipitium, abdita retia, officina scelerum, catena consuetudinum, rerum unci, prolixa brevitas, latae angustiae, calles inexplicabiles, passus impliciti, circulorum motus, statio instabilis, rota volubilis, manens cursus, concors discordia, bellum inexorabile, obliviosa peregrinatio, spirans mors, viventium infernus, longum funus, pomposa vanitas, superba miseria, miseranda felicitas. En, amice, qualis mihi haec videtur, quae tam multis exoptatissima ac gratissima vita est; necdum tamen conceptum omnem meae mentis expressi: peior enim est multo miseria, quam a me, seu quocumque hominum, dici possit. Sed quo es ingenio, ex his paucis totum, reor, animum loquentis introspicis. Unum tot in malis habe bonum, quod ad bonam et aeternam vitam, nisi dexter trames deseratur, via est.« Und gewiß ließe sich eine ariyapaveṇi durch Länder und Jahrhunderte hindurch ohne Mühe herstellen.
40 s.g. weil jedem der sechs Sinne (vergl. die Anm. 32) nur Qual zuteil wird: SN vol. IV. p. 126.
41 zu kasaṭam cf. karṣū.
42 Eine gute Übersicht des unglaublich peinlichen Opferwesens hat HILLEBRANDT in seiner »Ritualliteratur« gegeben, BÜHLERS Grundriß III. 2. Vgl. daselbst p. 126 zum obigen magavisāṇena piṭṭhiṃ kaṇḍūvamāno, p. 110 zur Melksymbolik; zur gāvī sarūpavacchā die Gṛhyasūtren, e.g. āṃkhāyanas 5. 5. 7.
43 saṉkhalikhitam, das ich von saṉkhyao abgeleitet habe, kann möglicherweise doch auf aṉkhao zurückgehn: also »angereihte Gaurī-Schnecken (Cypraea moneta)«, statt »der Reihe nach geschrieben«. Die Bedeutung ist in diesem wie jenem Falle die selbe: Punkt für Punkt.
44 ajjhattaṃ sampasādanam; cf. Chāndogyopaniṣat VIII, 3. 4: Atha ya eṣa saṃprasādo ... eṣa ātmā. Entspricht der γαληνῃ ἡσυξιᾳ τε εν τῃ ψυχῃ PLATONS, De legibus 791a.
Vgl. Anm. 26.
45 Cf. Asoko, VI. Säulenedikt i.f.: E cu iyaṃ atunā pacūpagamane, se me mokhyamate.
46 Vergl. Manus II, 245f.
47 Die Stadt Aṭṭhakam ist auf der Sāñci-Stele Nr. 204 aus dem dritten vorchristlichen Jahrhundert, als Heimat eines Mönches Gaṉgadatto, bezeugt: Epigraphia Indica vol. II. p. 378.
48 Zu dieser Weihe des Hauses cf. den Spruch Ṛgvedas VIII. 17. 14.
49 Lies mit dem siam. Texte santharāpetvā.
50 Obiger Spruch findet sich, wie TRENCKNER bemerkt hat, auch in den anderen drei Sammlungen, und zwar im Dīghanikāyo Mitte der dritten Rede und besonders Ende der 27., im Aṉguttaranikāyo XI., 1., Ende, im Saṃyuttakanikāyo XXI., 11., v. 1., und VI., 2., 1. Ja BÜHLER ist einem analogen Worte Sanaṉkumāros sogar im Mahābhāratam begegnet: worauf RHYS DAVIDS in seiner Übersetzung des Dīghanikāyo, vol. I.p. 121, hingewiesen hat. Eine wichtige, wörtliche Parallele bietet die Bṛhadāraṇyakopaniṣat I., 4., 23.: kṣatrāt paraṃ nāsti.
Vergl. auch die 37. Rede.
Die bekannte Gegenbehauptung der Priester wird in der 84., 93. und 98. Rede erörtert.
51 Lies mit den barm. und siam. Texten oropeyya, von + ava.
[1097] 52 Potaliyo ist Halbasket gewesen, wie etwa Keṇiyo in der 92. Rede: nach der Smṛti zu den kuṭīcakās gehörig, die sich noch einen gewissen Besitz, und sei es auch nur eine Hütte, erlauben.
53 komārabhacco, kaumārabṛtyas, ist wohl insbesondere der Titel des Arztes im rājorodho. Der Kommentar, d.i. Vinayapiṭakam vol. I.p. 269, trägt, wie gewöhnlich, Legenden vor.
54 Die Schlußfolgerung dieser Rede ist bei Manus V, 51 in den Spruch zusammengefaßt:
Anumantā vi asitā
nihantā krayavikrayī
saṃskartā copahartā ca
khādaka ceti ghātakāh.
Die Lehre vom brahmavihāro, von der Jīvako hat reden hören und hier Bürgschaft gesehn, wird nahezu gleichlautend von Āpastambas gepriesen, Dharmasūtram, 1, 8, 23, 1:
Ātmanpa yansarvabhūtāni
na muhyeccintayankaviḥ:
ātmānaṃ caiva sarvatra yaḥ pa yet
sa vai Brahmā nākapṛṣṭhe virājati.
55 Nāthaputto ist bekanntlich der Meister der Jainās gewesen. Vgl. Anm. 9 und 24.
56 Das Dogma der Jainās vom dreifachen (kamma-)daṇḍo findet sich in der großen Sannyāsopaniṣat, II. Teil v. 97, bestätigt:
Vāgdaṇḍe maunamātiṣṭhet,
kāyadaṇḍe tvabhojanam,
mānase tu kṛte daṇḍe
prāṇāyāmo vidhīyate.
Dementsprechend ist Manus XII, 10 zu erklären.
57 Der jinistische Büßer darf allenfalls Flußwasser, aber kein Brunnenwasser trinken, um angeblich das Einschlürfen kleiner Lebewesen möglichst zu vermeiden. Vergl. die peinlichen Wasserregeln im Aupapātikasūtram § 80.
58 In genealoger Beziehung zu den Manosattā devā scheint der vidyādharas Manovegas zu stehn, die Hauptperson in Amitagatis' überschattender Dharmaparīkṣā, BHANDARKARS Report on the Search for Saṃskṛt Mss, Bombay 1894, p. 13-19 etc.
59 Zur magischen Zornesmacht cf. die Legende von Asito Devalo und den Sieben Sehern, gegen Ende der 93. Rede.
Nach den kommentariellen Sagen des Milindapañho und Mahāvastu wäre Daṇḍakāraññam usw., der Daṇḍaker Wald, im weiteren Sinne als der Daṇḍaker Reich aufzufassen. Aber raññam in der Bedeutung rajjam ist mir nicht bekannt; auch würde da wohl der Text Daṇḍakaraññam usw. erfordern. Die siamesische lectio hat allerdings das zweifelhafte Daṇḍakīraññam, dagegen aber wieder ganz klar Kāliṉgāo, Mejjhāo, Mātaṉgāraññam. Richtig erscheint dem nach unser Daṇḍakāraṇṇam im Saṃskṛt als Daṇḍakāraṇyam und wird nur als undurchdringlicher Urwald erklärt, z.B. in einer ungemein interessanten und geistvollen südindischen Legende, mitgeteilt vom Paṇḍit NATE A ASTRĪ im Indian Antiquary vol. XVII. p. 259-264.
[1098] 60 Vergl. den schönen Brauch der dhammaparipucchā bei Asoko, VIII. Felsenedikt.
61 anuvicca, ; cf. anuvicarati.
62 Lies mit dem siam. Texte bhagavato sāvakānam bho.
63 nisabho, yassa paṭibalo sabhāyaṃ n'atthi = appaṭipuggalo.
64 Lies mit dem siam. Texte appabhītassa, a + prao.
65 Wie allgemein bekannt diese Rede noch im dritten Jahrhundert nach Gotamo war beweist ein Relief zu Barāhat mit der Unterschrift Dighatapasi sise anusāsati: offenbar eine Darstellung jener Szene oben Seite 408. Denn ein anderer Dīghatapassī kommt im Kanon nicht vor.
66 Vergl. die zum Teil analoge Stelle der 12. Rede, p. 73 l. 13, 14, der obigen entsprechend; eine Berichtigung, welche ich dem Freunde ROBERT L'ORANGE verdanke.
67 Ähnlich der tadvrata catvāri varṣāṇi prayuñjāno muniḥ im Sāmavidhānabrāhmaṇam II, 4, 9; III, 9, 5.
68 Von einem anderen Hundelehrling, der ein schmähliches Ende nimmt, berichtet die 24. Rede der Längeren Sammlung. – Auf das Hundegelübde bezieht sich vielleicht der valid, cf. BÖHTLINGK-ROTH 1s.v.; das Kuhgelübde wird im Mahābhāratam dahin erklärt, daß dem Befolger da jederzeit jegliches Lager, jegliche Atzung, jegliche Kleidung recht sei, cf. das Zitat ib. s.v. govratas. Das ist aber spätere Auslegung. Denn wir haben eine ganz eigentliche govṛtti, Kuhgehabung, jenes höchsten Asketen der Turīyātītāvadhūtopaniṣat und Paramahaṃsaparivrājakopaniṣat, in med.; ebenso eine gomukha- und ajagaravṛtti, eine Krokodil- und Schlangengehabung, jener äußersten Büßer der großen Sannyāsopaniṣat, II i.m., und der Nāradaparivrājakopaniṣat, V i.m., VII i.f. – Eine allgemeine Behandlung der obigen Sätze findet man im 9. Kapitel der Subālopaniṣat. Lapidar ausgesprochen schon in der Bṛhadāraṇyakopaniṣat III, 2, 14, IV, 4, 6ff.
Zu den metaphysischen Folgerungen dieser und der 19. Rede hat GIORDANO BRUNO, wie mir DE LORENZO einmal im Gespräche mitteilte, einen bewunderungswürdigen Kommentar geschrieben, auf Grund der wirklichen, täglichen Anschauung und Erfahrung, Mitte der Epistola esplicatoria zum Spaccio de la bestia trionfante, ed. WAGNER p. 113.
69 nivāpo, Futterplatz, dann der bez. Ort selbst; vergl. die 77. Rede, Anm. 137.
70 Zu kappaṭṭho cf. das entgegengesetzte kappātīto, Suttanipāto v. 373, 521, 517, 860; auch akāliko. Die kommentarielle etc. Erklärung ist natürlich irrelevant.
71 Die eingangs aufgestellte doppeldeutige Frage Nāthaputtos bezieht sich auf ein altes Wort der Dharma āstren, e.g. bei Manus IV, 138:
Satyaṃ brūyāt priyaṃ brūyān
na brūyāt satyam apriyam,
priyañ ca nānṛtaṃ brūyād:
eṣa dharmaḥ sanātanaḥ.
Gotamos Beantwortung ist in einem späteren Smṛti-Vers, als Viṣṇupurāṇe III, 12, paenult., leicht zu erkennen:
Priyaṃ yuktaṃ hitaṃ naitad
iti matvā na tad vadet:
ṣreyas tatra hitaṃ vācyaṃ,
yadyapyatyantamapriyam.
[1099] 72 Lies mit dem siam. Texte aṭṭhasatam pi vedanā vuttā. – Vergl. meine Anmerkung zu Vers 339 des Wahrheitpfades.
73 Es mag hier auf die vollkommene Ähnlichkeit der formalen Gedankenfolge dieser und zahlreicher paralleler Reden mit einer Rede SAN FRANCESCOS VON ASSISI, im 8. Fioretto, hingewiesen sein.
74 vambheti wird, ohne Zweifel richtig, von ROBERT L'ORANGE als vaṃghate erklärt; cf. WESTERGAARDS Radices. Vgl. TRENCKNERS Bemerkungen, Pāli Miscellany p. 59.
75 Eine Verherrlichung dieser Lehre, atthi kiriyā, hat Asoko auf allen seinen Edikten, oft mit den selben Worten, in schlichter und machtvoller Rede gegeben. Vgl. besonders IX. Felsenedikt, Ṣāhbāzgarhī i.f.
76 Ambalaṭṭhikā, nahe bei Rājagaham, von DE LORENZO richtig erklärt.
77 Diese Rede, sowie die vierundzwanzigste der selben Sammlung, hat Asoko auf dem Bairāter Edikte den Mönchen und Nonnen, Anhängern und Anhängerinnen, namentlich und mit genauer Kennzeichnung, empfohlen, als »Rāhulos Ermahnung: Abscheu vor Lüge«, bzw. als »Upatissos Fragen«; cf. meine Anm. 25, und in der Wiener Zeitschrift f.d. Kunde des Morgenlandes vol. XI. p. 159.
Vgl. den Archäotropus im 537. Jātakam v. 35:
Sace pi vāto girim āvaheyya,
cando ca suriyo ca chamā pateyyuṃ,
sabbā va najjo paṭisotaṃ vajeyyuṃ:
na tveva 'haṃ rāja musā bhaṇeyyam.
78 Vergl. die zehnte Rede; später auch die einundzwanzigste.
79 Die tathāgatappaveditā bhāvanā dieser Rede, die paṭhavīsamā, āposamā, tejosamā, vāyosamā und ākāsasamā, sind späterhin von den Jainās offenbar als pārthivī, vāruṇī, āgneyī, mārutī und rūpavatī (bzw. tatrabhū) dhāraṇā übernommen worden. Cf. BÜHLERS Grundriß III. 4. p. 39 § 7 i.f. – Zur ānāpānasati, der Bedachtsamen Ein- und Ausatmung, cf. Lieder der Mönche v. 548 Anm. und Längere Sammlung Anm. 691 u. 1034.
Den letzten Satz der Rede gibt MEGASTHENES, bei STRABO p. 713, sehr deutlich wieder: διο τῃ ασκησει πλειστῃ χρησϑαι προς το ἑτοιμοϑανατον. Es ist wohl möglich, daß er zu Pāṭaliputtam wirklich den Satz gehört habe.
80 Vergl. Sarvasāropaniṣat i.f.: anādirantavatī, pramāṇāpramāṇasādhāraṇā, na satī, nāsatī, na sadasatī māyā.
81 Vergl. die 12. Rede, S. 93.
82 Lies mit dem siam. Texte vekaṇṇaṃ. Cf. vikarṇas.
83 Das Gleichnis findet sich im Anfang der Brahmopaniṣat: yathā kumāro niṣkāma ānandam upayāti, »wie ein Knabe, ohne Begier, in Wonne verharrt« etc.
84 Lies mit den barm. und siam. Texten gacchissāmi. Die lectio samatitthikā verdient den Vorzug.
85 Ein bemerkenswertes Analogen zu sabbasaṉkhārasamatho, dem Aufgehen aller Unterscheidung, findet sich bei JAKOB BÖHME als Einheit im Gegensatz zur Schiedlichkeit, Tafeln von den drei Prinzipien etc. § 68. Im folgenden Schlüssel etc. stellt er einige Glieder des paṭiccasamuppādo dar, namentlich in den §§ 29-31, 34-37, 41, 42, 43, 44 und 80: freilich alles in apokalyptischen Träumen gesehn.
86 ekāsanabhojanam = ekā anabho; cf. den ekabhattiko des Cūḷasīlam, e.g. vol. I.p. 180 l. 5, passim, und die 70. Rede. Ebenso in der 21. Rede; auch Dhp v. 305.
87 Cf. die 70. Rede, in med.
[1100] 88 adhicca = α + dhitya, von dhi dhāraṇe.
89 Cf. die 47. Rede, p. 318 i.f. – Vergl. Tao-te-king Kap. 18 und 38.
90 Lies khurakāse, von kṛṣ, und davatthe.
91 Das ausführliche Gleichnis vom Pferde, womit diese Rede schließt, läßt es fraglich erscheinen, ob in den Theragāthā v. 45, 173, 659 mit bhaddo ājānīyo auch das edle Rassenroß gemeint sei, nicht der Büffelstier, wenn schon bhaddo im Saṃskṛt allerdings gern letztere Bedeutung hat. Vgl. noch Dhp v. 208 dhorayhasīlo.
92 Lies bhikkhu 'ssa ātumāri, bhikkhu 'ssa mātumāri; ātu = ātumā. Es ist Volksdialekt.
93 Zu adhisallikhato cf. die 8. Rede und meine Anm. 4.
94 khaṭopikā, von khaṭvādi.
95 »Fugere nos oportet omnem cognitionem multifariam distrahentem atque fallentem, ut ueritatem simplicissimam consequamur«: AGRIPPA, De occ. phil. p. 530, ex PROCLO.
96 Eine Autobiographie Udāyīs, mit wenigen Zügen in antiker Größe gezeichnet, enthält der Saṃyuttakanikāyo vol. V.p. 89-90. (Übersetzt in Anmerkung 860 der Längeren Sammlung.)
97 Āmalakī, hochgewachsen, mit gelblichen Blüten, ist die Myrobalane.
98 Cf. hierzu die 48. Rede p. 324. i.f. – Vergl. Ṛgv. III, 33, 3, Atharvavedas III, 30, 1; sowie das vātsalyam in der Muktikopaniṣat I i.f., im Rāmāyaṇam II, 96, 33, aliubi. Ähnlich ist auch das Gleichnis vom Säugling und der Amme, Aṉguttaranikāyo vol. III. p. 6, welches um seiner Anschaulichkeit willen dem großen Asoko so gefallen hat, daß er es in sein IV. Säulenedikt aufgenommen. – Brahmās Echo ist mahāyānische Improvisation; vgl. die analoge Stelle in der 85. Rede nebst Anm. 215.
99 Vergl. Lieder der Mönche, Anm. zu v. 84; Akṣyupaniṣat v. 47; Māṇḍūkyakārikā III, 40: duḥkhakṣayaḥ prabodha ca. – Die richtige Wiedergabe der obigen Stelle, die mit der entsprechenden der 29. und 30. Rede gleichlautet, verdanke ich meinem Freunde ROBERT L'ORANGE. Zu dem »Versunken in Geburt usw.« cf. den Topus vom Ewigen Ufer, e.g. in der 98. Rede v. 42. Dann i.a. Rāmottaratāpanīyopaniṣadi 2: garbhajanmajarāmaraṇasaṃsāramahadbhayam. Ganz ähnlich spricht JAKOB BÖHME von dem »gefährlichen Jammermeere«, Aurora Kap. 25, und SHAKESPEARE von der »sea of troubles«, Hamlet III. 1. 59; vgl. auch den φοινιον σαλον des SOPHOKLES, Oed. r. 24.
100 Der Laubwald schlechthin = palāsavanam; der palāso, butea frondosa, ist ein hoher, mächtiger Baum mit sehr großen, prachtvollen Blättern, mit vielen roten, silbern schimmernden Blumendolden behangen.
101 Vergl. den ṣraddhāvantaṃ satkulabhavaṃ ṣrotriyam und satkulabhavopanītam der Muktikopaniṣat und Nāradaparivrājakopaniṣat I i.f.
102 In der 33. Rede der Längeren Sammlung als »Viererlei Stützpunkte« aufgezählt. Vergl. zu dieser subtilen Stelle die 2. Rede und auch Saṃyuttakanikāyo vol. V.p. 272-273; »Zur Willensüberwindung, chandapahānattham, wird beim Erhabenen das Asketenleben geführt; chanden' eva chandam pajahati, eben durch den Willen wird der Wille überwunden: denn ist durch den Willen die Heiligkeit erreicht, so ist der Wille danach gestillt.«
Als vorbuddhistische Gleichnisparallele cf. die Verse Bṛhadāraṇyakopaniṣat III, 9 in fine.
103 Lies na iti: maṃ etc.
104 Eine vedāntische Hypostase des kāyasakkhī als jagatassākṣī prajñānaghanalakṣaṇaḥ findet sich in der Kaṭharudropaniṣat v. 8, und v. 23 als sākṣāddehī sukhī sarvatra.
105 TRENCKNERS Konjektur uddisissāmi ist durch den siam. Text bestätigt. Lies mit dem siam. Texte āmisagaruko und na ca no evam assa, sowie avasissatu me sarīre, upasussatu; [1101] pariyogāya instr. von pariyogo. Cf. die 32. Rede in fine, Theragāthā v. 312. Auch Asokos I. Säulenedikt, in initio; Anm. 75.
Altrömisch ist unser Heroenwort von C. LUCILIUS geprägt, fragm. virtutis definitionem sequ.:
Vis est vita, vides; vis nos facere omnia facit.
106 Ist ein Dogma der Jainās: cf. die 14. Rede; auch die 79ste. So heißt es z.B. im Aupapātikasūtram § 16 vom Jina-Meister: appaḍihayavaranāṇadaṃsaṇadhare savvaṇṇū savvadarisī – ganz wie oben.
107 Von den drei Meistern der Nackten Büßer handelt das Ende der 76. Rede; vgl. auch die 36., im Anfang. Vacchagotto der Pilger scheint vorher Jünger des Nando Vaccho, des ersten jener drei Meister, gewesen zu sein. – Nackte Büßer (Ājīvikā, Acelakā), Freie Brüder (Nigaṇṭhā, Jainās) und voran der buddhistische Orden (Saṉgho): das sind die großen gleichzeitigen Asketengilden, welche Asoko je namentlich nennt und mit ›all den anderen und irgend sonstigen Genossenschaften‹ königlich beschirmt. Cf. Säulenedikt VII, 2, l. 4-5.
108 Es ist mit den barmanischen und siamesischen Texten sabba-m-atthitānaṃ zu lesen.
109 Vergl. die formal ähnliche Stelle in der Bṛhadāraṇyakopaniṣat II, 4, 13, 14: Atraiva mā bhagavān amūmuhat ... Na vā are 'haṃ mohaṃ bravīmi, alaṃ vā ara idaṃ vijñānāya.
110 Vergl. Chāndogyopaniṣat VII, 26: Tasya ha vā etasyaivaṃ pa yata evaṃ manvānasyaivaṃ vijānata ... ātmata āvirbhāvatirobhāvau ... sa ekadhā bhavati, tridhā bhavati, pañcadhā saptadhā navadhā caivādi.
111 Cf. die analoge prāpti des Yogas, BÜHLERS Grundriß III. 4. p. 46. – Ob hier, wie ROBERT L'ORANGE vermutet, etwa an den wohlbekannten somnambulen Sonnenkreis, e.g. Seherin von Prevorst 1, 231, zu denken sei, bleibe dahingestellt. Die Art und Weise, wie z.B. der Mönch im Kevaṭṭasuttantam, Dīghanikāyo vol. I.p. 215 und 220, die Pfade zu den Göttern und zu Brahmā in seinem eigenen Inneren findet, scheint allerdings jene Vermutung zu bestätigen.
Vgl. noch Nāradaparivrājakopaniṣat i.f. sūryo na tatra bhāti na a āṉko'pi; Harivaṃ am I, 50, 6:
Na tatra viṣayo vāyor
nendor na ca vivasvataḥ:
vapuṣaḥ padmanābhasya
sa deṣas tejasāvṛtaḥ.
Auch Faust, gegen Ende, wo der Pater seraphicus die Seligen Knaben »in sich nimmt«.
112 Vergl. Māṇḍūkyakārikā IV, 42:
jātis tu de itā buddhair
ajātes trasatāṃ sadā.
Näher noch steht die wörtliche Parallele im Sāmavidhānabrāhmaṇam III, 7, 1: Atha yaḥ kāmayetāmuhyantsarvāṇyājanitrāṇi parikrāmeyam iti; sowie III, 8, 4 der vedische Wunsch: Nāhaṃ yoniṃ pravekṣyāmi bhūtottamāyā brahmaṇo duhituḥ saṃrāgavastrāyā – jāyate mriyate sandhīyate ca. Cf. auch das wichtige Smṛti-Wort von der paurvikī jāti, bei Manus IV, 148f., wozu Kullūkas bemerkt: bahūni janmāni smaraṃs teṣu ca garbhajanmajarāmaraṇaduḥkhānyapi smaran, saṃsāre virajya ... ravaṇamananadhyānaiḥ ... mokṣasukhaṃ prāpnoti.
[1102] 113 Vergl. der 98. Rede 50. Vers; Theragāthā 917 Viṣṇupurāṇe aṃ. 6a. 5 (cit. in Rāmatīrthas' Komm. zu Maitryup. I, 2):
Utpattiṃ pralayaṃ caiva
bhūtānām āgatiṃ gatim,
vetti vidyām avidyāṃ ca,
sa vācyo bhagavān iti.
114 Patronymische Anrede, gleichwie Gotamo nomen gentile eines jeden Sakyers ist; Dīghanakho ist offenbar ein Nāthaputtiyo. Cf. meine Anmerkung 24.
115 Vgl. Theragāthā 567-571 Manus VI, 76-77. Cf. auch Saṃyuttakanikāyo Bd. III, Th. ΧΧII, Nr. 95 Maitryupaniṣat IV, 2; Subālopaniṣat 8: Medomāṃsakledāvakīrṇe arīramadhye 'tyantopahate citrabhittipratīkāṣe gandharvanagaropame kadalīgarbhavanniḥsāre ialabudbudavaccañcale niḥsṛtam ātmānaṃ ... pa yanti vidvāṃsas.
116 Zu den drei Arten von Gefühlen und ihrer Wandelbarkeit, wovon gegen Ende dieser Rede gesprochen wird, vergl. die klassischen Untersuchungen BICHATS über den Zusammenhang und die Auflösung der Wehgefühle, Wohlgefühle und indifferenten Gefühle, Recherches etc. Ie partie, article V, § 2.
Nicht ohne Wert für die hochindische Überlieferung ist das Ansehn, in welchem unsere Rede noch im nepālischen Buddhismus gestanden: cf. Mahāvastu, ed. SENART vol. III. p. 67 und 474, und OLDENBERG in der Zeitschr. d. deutsch, morgenl. Ges. Bd. 52, S. 661.
117 Diese lectio, und nicht Kammāssadammam, wird die richtige sein; vgl. Jātakam vol. V.p. 511.
118 Das indische Jahr wird in diese drei Hauptzeiten zu je vier Monaten eingeteilt. Der Herbst ist die Regenzeit. Vgl. Mantrabrāhmaṇam II, v. 11:
Grīṣmo, hemanta uta no vasantaḥ
aradvarṣāḥ suvitanno astu:
teṣām ṛtūnāṃ ata āradānāṃ
nivāta eṣām abhaye syāma.
In ebendiese Hauptzeiten ist das Jahr auch bei Asoko eingeteilt, Jaugoḍo-Edikt II, l. 15: Iyaṃ ca lipī a[nu]cātuṃmāsaṃ sotaviyā tisena. Die alte Einteilung ist bis heute die volkstümliche geblieben. Siehe BÜHLERS lehrreiche Ausführungen in der Epigraphia Indica vol. II. p. 261-265; Zeitschr. d. deutsch, morgenländ. Ges. Bd. 41, S. 28. Auch Journal Royal As. Soc. [N.S.] vol. V.p. 182-184, Inschrift 1, 2, 4-7. – Dīghanikāyo, ed. Siam, vol. II. p. 286.
119 Zu sāhulo cf. sopāko, Manus X, 37, 38; hu von , lo Suffix (Rāghulo). Suttanipāto 137.
120 Lies mit den barm. und siam. Texten puthujjanagāthā; cf. munigāthā, theragāthā.
Ähnlich die gleichzeitige Parömie:
'Υγιαινειν μεν αριστον ανδρι ϑνατῳ.
Bei GOETHE: Ist nicht Gesundheit Allen uns das höchste Gut, Prolog, Halle den 6. August 1811.
121 Noch von PTOLEMÄUS, Geogr. lib. VII. cap. I. § XVII., genannt Κωσαμβα, εν Γαγγητικα κολπῳ; wodurch die von V.A. SMITH, Journ. Roy. As. Soc. 1898 p. 503 bis 519, vorgebrachte Hypothese, das alte Kosambī sei in Barāhat zu suchen, widerlegt ist. Übrigens war die Kosambī-Halle auf einem Relief in Barāhat dargestellt, mit der [1103] Inschrift Kosabakuṭi: natürlich als nicht einheimische Sehenswürdigkeit. Die Ruinen des alten Kosambī liegen ohne Zweifel im Gebiete von Mañjhānpur, wo heute die Dörfer Kosām und Pālī stehn, sechs bis acht Meter unter zweitausendjährigem Humus. Vgl. Epigraphia Indica vol. II. p. 240.
122 Zu Devakaṭasobbho vgl. Devakhātabilam; auch TRENCKNERS Bemerkung, Pāli Miscellany p. 61.
123 Ist die Lehre der Cārvākās, i.e. Wohlredner, der indischen Sensualisten; cf. die zum Teil wörtliche Parallele im zweiten Akte des Prabodhacandrodayam, wo es heißt: nāsti paralokaḥ, mṛtyur evāpavarga iti. Ebenso das erste Kapitel des Sarvadar anasaṃgrahas. – Für diese extrem einseitige, also auch nur extrem gültige Auffassung hat bei uns CABANIS ein hübsches Merkwort gefunden: »vivre, c'est sentir«, Rapports etc. tome 1, mém. 2, § 2. Vgl. noch LUKREZ II, 999-1001, wo einer der obigen Sätze fast im Echo ertönt:
Cedit item retro, de terra quod fuit ante,
in terras; et quod missum est ex aetheris oris,
id rursum coeli fulgentia templa receptant.
124 Ehebrecher werden in einem alten Spruche, Jātakam vol. VI. v. 487, uttamabhaṇḍathenā genannt, was wörtlich dem Satze SCHOPENHAUERS entspricht, Ehebruch sei der ärgste Diebstahl, Nachlaß 4. Band § 355 i.f.
125 Lehre der Bārhaspatyās, der indischen »Übermenschen«: cf. Sāyaṇas' Exzerpt im Sarvadar anasaṃgrahas, Ende des ersten Kapitels.
126 Lehre der Fatalisten, der Daivaparās; cf. deren Placitum im P.W. 1s.v. – Die niyati entspricht genau der είμαρμενη, e.g. bei PLUTARCH, De plac. philos. I, 27: 'Ηρακλειτος, παντα καϑ᾽ είμαρμενην, την δ'αυτην ὑπαρχειν και αναγκην.
127 Zu kūṭaṭṭhā cf. Sarvasāropaniṣat i.m.: sarvaprāṇibuddhistho yadā tadā kūṭastha ityucyate.
128 Cf. Bhagavadgītā II. 19., 30. Auch mit den Sāṃkhyās, zumal ihrem satkāryavādas, finden sich hier manche Berührungspunkte; vergl. GARBE, s.v. in seiner Sāṃkhya-Philosophie.
129 Der letzte Absatz erinnert an unsere naturhistorischen Weltprozeßrealisten. – Zu suttaguḷo cf. goṭaviyo, auch von guḍas, 544. Jāt. v. 37.
130 Dogma Nāthaputtos: siehe bes. die 79. Rede. – So gibt auch IARCHAS, in PHILOSTRATS Vita APOLLONII lib. III, ca. VI, sich und die Seinen mit παντα ειδοτας = sabbadassāvino alsbald für Jainās zu erkennen. Cf. Anm. 278.
131 Die Orthodoxie der rautasmārtās. Vgl. Manus I, 108:
Ācāraḥ paramo dharmaḥ
rutyuktaḥ smārta eva ca.
132 Der takkī vīmaṃsī wird wohl naiyāyiko vai eṣikas, Logiker-Physiker, sein. Von ihnen, den prāmāṇās, dürfte STRABO p. 719 reden: als Πραμνας, εριστικους τινας και ελεγκτικους trefflich bezeichnend; und zwar allgemein, nicht als besondere Schule, wie LASSEN, Indische Altertumskunde 2II, 731, angenommen. Vergl. den pramāṇapravīṇas im Vorspiel zum Prasannarāghavam.
133 Lehre der Syādvādinas, der Skeptiker.
134 Vergl. die vorwiegend buddhistische Nāradaparivrājakopaniṣat III, v. 38 ( Manus II, 98):
rutvā spṛṣṭvā ca bhuktvā ca
dṛṣṭvā ghrātvā ca yo naraḥ
[1104] na hṛṣyati glāyati vā,
sa vijñeyo jitendriyaḥ.
135 Einen Auszug dieser Stelle gibt i.a. Jābālopaniṣat in fine, im Stil der Dharmasūtren.
136 puttamatāya puttā; drastisches Sideroxylon. Entspricht dem bandhyāputrādivat der Vedāntācāryās etc. – Zur sadhammokkaṃsanā und paradhammavambhanā cf. Asokos ΧII. Felsenedikt.
137 Moranivāpo; Moragiryādi, Pfauenberg usw., häufig in den Inschriften von Sāñci und Barāhat.
138 Der siamesische Text hat Annabhāro.
139 Wie der siam. Text wohl auch die anderen richtig kañ ca; vorher garuo.
Die Auskunft über die sechs anderen Meister, welche die Kommentatoren zu geben wissen, hat gewiß keinen höheren Wert als ihre sonstige Stegreif-Exegese. So wird z.B. vom ersten, Pūraṇo Kassapo, erzählt, er sei von gemeiner Geburt und ehedem eines großen Herrn Diener gewesen, und zwar der hundertste mit neunundneunzig anderen zusammen, habe also die Zahl gerade vollgemacht, pūretvā: daher der Name Pūraṇo, usw., usw. Solche Gassenetymologien sind ja allgemein recht beliebt, nicht nur in Indien. Eine vogtländische Sage weiß nicht minder verbürgt von einem »heiligen Loff« zu berichten, der als Klausner im Walde zwischen Roda und Gera lebte, und zu welchem die Leute von weither gewallfahrtet kamen: allmählich sei dann später ein Ort entstanden, von diesem »Gange zum heiligen Loff« St. Gangloff geheißen – der ursprüngliche GANGOLF war den biederen Nachfahren natürlich längst entschwunden. Indogermanische Volksverwandtschaft zeigt auch hier typische Züge.
140 Lies mit dem siam. Texte adhiciṇṇaṃ.
141 Ebenso heißt es noch auf einer Inschrift aus dem I. Jahrhundert n. Chr. von einem berühmten Jainameister in Mathurā bahavovacaka-ca-gaṇino-ca: Epigraphia Indica vol. II, p. 209, Nr. 36.
142 So berichtet auch STRABO p. 712, nach MEGASTHENES: Τον δ'ακροωμενον ουτε λαλησαι ϑεμις ουτε χρεμψασϑαι αλλ' ουδε πτυσαι. – Zum Gleichnisse cf. des ARISTONYMOS Wort, STOB. Flor. ΧIII, 23: 'Ωσπερ το μελι τα ἡλκωμενα δακνει, τοις δε κατα φυσιν ήδυ εστιν, οὑτω και οί εκ φιλοσοφιας λογοι.
143 Nicht töten, nicht stehlen, nicht ausschweifen, nicht lügen, nicht sich berauschen. – Die obige Klage vernimmt man wörtlich in einem Ausspruche Bhartṛharis' wieder, den uns I-TSING aufbewahrt hat, bei MAX MÜLLER »India usw.« Exkurs F.
144 In der editio P.T.S. ist der Satz yam pi bis vaṇṇavādī, ferner dhammaṃ vergessen, usw.
145 Eine Bilva faßt ungefähr einen Drittelliter. – Mit der hier und im folgenden dargelegten strengen Zucht vergleiche man namentlich den zweiten Teil der großen Sannyāsopaniṣat, v. 59-103, sowie der Nāradaparivrājakopaniṣat fünften Teil, dessen v. 12 e.g. lautet:
Pāṃsunā ca praticchanna
ūnyāgāraprati rayaḥ
vṛkṣamūlaniketo vā
tyaktasarvapriyāpriyaḥ.
146 nantakāni; von na(ṃ)tas. Cf. naṃtum, naṃtva; zur Bed.: pariṇatādi. Das nördliche namatam hat natürlich nichts damit zu schaffen.
147 Lies mit dem siam. Texte daḷhāni suttalūkhāni.
[1105] 148 Es ist, wie der siam. Text andeutet, ucchepake va te ratā zu lesen. – Cf. die, dem Sinne nach identische, Variante Theragāthā v. 843, 1146: uñchā[ya] pattāgate ratā. Damit urverwandt ist unsere Unze, von unica, uncus, ογκος, aṉkas, , , ; eine Unze ist demnach eigentlich gleich einer Krume (panis, aeris, etc.).
149 nur für die Regenzeit eine Hütte sich selber errichten. Cf. Theragāthā v. 127f.
150 Zu dieser ursprünglichen Bedeutung von pāṭihāriyam, das patiggaho analog ist, cf. Chāndogyopaniṣat I, 11 i.f.: ... sarvāṇi ha vā imāni bhūtānyannam eva pratiharamāṇāni jīvanti.
151 Der siam. Text hat ovimatthaṃ; es ist, wie vol. I, p. 385, ovimaṭṭham zu lesen.
152 Vergl. hiermit Maitryupaniṣat IV, 2: Citrabhittir iva mithyāmanoramam ityathoktam = Therīgāthā 393.
Eine eigentümliche Gegenseitigkeit der obigen Ausführungen und der schönen Farbenversuche SCHOPENHAUERS ist in der Form sowohl als in der tieferen Bedeutung bis auf den einzelnen Fall nachweisbar.
153 Ein verwandtes Gleichnis, palalapiṇḍaḥ snehena vyāptaḥ, findet sich Harivaṃ e II, 71, 27; Atharva iraupaniṣadi 4.
154 Es darf hier wohl an den bekannten adhyāropas erinnert werden, rajjusarpavat: Nirvāṇopaniṣat i.m., im Vedāntasāras Nr. 34 und Nr. 70; wiederum, auch zweimal, von SEXTUS EMPIRICUS vorgetragen, I. Pyrrhon. 227 und I. Logic 187.
155 Einem der obigen Gleichnisse nahezu wörtlich entsprechend wird magische Schöpfung vom gewaltigen Hylourgen PARACELSUS beschrieben: » ... wie ein Erd in deß Hafners Hand, der macht vnd formirt darauß was er will vnd was jhn gelust«: Straßburger Ausgabe 1603 vol. I. fol. 882.
156 Zum Gleichnisse cf. Chāndogyopaniṣat VI, 14, 2; Rāmāyaṇam II, 108, 5-6.
157 Ähnlich Chāndogyopaniṣat VIII, 6, 2: Tadyathā mahāpatha ātata ubhau grāmau gacchatīmaṃ cāmuṃ ca, evamevādi.
158 Mallikā war die ebenso milde als geistvolle jüngste Gemahlin Pasenadis von Kosalo; vgl. die 87. Rede. Sie hatte, wie andere edle Gönner, Garten und Halle gestiftet. – Zur Samaṇamuṇḍikā cf. Smṛti-Stellen wie die von der ramaṇā dharmanipuṇā im Rāmāyaṇam I, 1, 55, Mhbh. ΧII, 320. Eine Matrone, die später in einen der geistlichen Schwesterorden eingetreten. So stehn z.B. die jinistischen Nonnen auch in der Gegenwart noch auf ziemlich hoher Stufe, wie die ausführlichen Belege im Indian Antiquary vom Oktober 1884 dartun.
159 Lies kujjhitamattā. – Zum Gleichnisse cf. die 64. Rede, im Anfang.
160 Vergl. Subālopaniṣat I i.f.: hṛdayāt sarvam idaṃ jāyate.
161 Der Text hat yaṃ cittaṃ sarāgaṃ sadosaṃ samoham.
162 Zu dieser typischen Bemerkung cf. das Wort vom lehrreichen Gespräche und dem heiligen Schweigen, in der Einleitung zur 26. Rede p. 161, welche Stelle noch von Parākramabāhus I. auf seiner schönen großen Galvihāre-Felseninschrift (b) l. 35, 36 wörtlich zitiert ist, Nr. 137 von ED. MÜLLERS Ancient Inscriptions in Ceylon. – Aus gleichen Vorbedingungen zu feiernder, lautloser Versammlung, die des rechten Redners gewärtig ist, ist die Upaniṣat hervorgegangen, ja schon das Sattram, beide von sitzen.
163 Der Text hat natürlich yo.
164 Siehe die 38. Rede, Seite 292-295.
165 Zu appāṭihītrakatam bhāsitam cf. Anm. 150.
166 Dogma der Sāṃkhyās: cf. Lieder der Mönche, Anm. zu v. 107. – Vergl. hiermit den verwandten Spruch im Cherubinischen Wandersmann I, 60:
[1106] Die Seel ist ein Kristall, die Gottheit ist ihr Schein,
ein Bild, das auf eine im Mittelalter wohlbekannte Vorlage zurückweist, e.g. bei WALTHER VON DER VOGELWEIDE, im Leich v. 35.
167 Zu kimi khajjopanako cf. Chāndogyopaniṣat, VI, 7, 5 Jātakam vol. VI. p. 371; Ancient Inscriptions in Ceylon, Obelisk Nr. 149b, l. 14; TRENCKNER, Pāli Miscellany p. 59. Cf. SHAKESPEARE, Pericles II, 3:
a glow-worm in the night,
The which has fire in darkness, none in light.
168 Lies panassāma, cf. vol. I, p. 177 l. 20; von na ate + pra.
169 Die sīlāni und jhānāni von idha bis so sind interpolierte Iteration.
170 Lies *udekamaṇiko assa. – Cf. das Gleichnis am Ende der 5. Rede; dann ebenso der 15., welches auch in der Chāndogyopaniṣat VIII, 8 gegeben ist.
171 Die allerhand gemeinen Dinge, wie Könige usw., zu Beginn der letzteren Reden öfters erwähnt (S. 548, 562, 579, 585), haben, nebenbei gesagt, ganz die nämliche großartig heitere Abweisung von POPE erfahren, zu Beginn seines Meisterwerkes:
Awake, my St. John! leave all meaner things
To low ambition, and the pride of kings.
172 nomen gentile Vekhanasos. – Vekhanaso, von vikhanas, ist offenbar eine ältere Variante zu Vekhānaso.
173 Eine klare Bestätigung der aññadiṭṭhikenādi als karmadhārayās, p. 369 bzw. 487 in Nr. 72, bietet Asokos X. Felsenedikt i.f.: Dukaraṃ tu kho etaṃ chudakena va janena usaṭena va añatra agena parākamena; desgleichen das VI. i.f. sowie das I. Säulenedikt, Delhi-Sivalik l. 3f. Vergl. ferner das von RHYS DAVIDS kürzlich entdeckte und von SENART besprochene Girnār-Fragment des ΧIII. Felsenedikts, im Journ. Roy. As. Soc. 1900 p. 335, wo in l. 5 añatra-yo-nesa[ṃ] zu lesen ist, das heißt, wie BÜHLERS Kālsī-Version lehrt, añatra-yo (janapado) nesa[ṃ] (nikāyānaṃ yadidaṃ) baṃhmane cā samane cā. – Zur Sache cf. die 70. Rede S. 514, die 95. gegen Ende.
174 Lies mit dem siam. Texte nisinno.
175 Eine ähnliche Sage von einer solchen Stelle in der Nähe der uralten Stadt Sāṃkā yā weist CUNNINGHAM im Archaeological Survey of India vol. I.p. 273 nach.
176 sotthisinānī ist richtig, wie in der 93. Rede; zu sotthi cf. othas usw., nicht etwa āṭī.
177 Auch Ghaṭīkāro gehört einem, zwar geringeren, Brāhmanengeschlechte an. Cf. infra Anm. 183.
178 Lies yāv' etado hi pi.
179 König Kikī, der Kṛtī rājā der Purāṇen, wird ständig in Legenden, wie Vessantarajātakam i. in., als Zeitgenosse Kassapos angeführt. – Kikī-, Kṛtī-rājā entspricht unserem ›König Karl‹, von der selben Wurzel kṛ karoti.
180 Lies mit dem siam. Texte paṇḍumudikassa; vorher, mit den anderen Mss und TRENCKNER, khādaniyam bhojaniyam. – Reis lieben die Inder bekanntlich als vorzüglichste Nahrung: »Den reinen Reis, der Kraft verleiht«, wie es in den Liedern der Mönche v. 842 heißt. So nennt auch HOMER αλφιτα μυελον ανδρων, Mehl das Mark der Männer, Od. II, 290.
181 Um kein lebendes Wesen zu verletzen. – Lies na musalena, sahatthā paṭhaviñ ca khanati.
[1107] 182 Lies paṭivibhattāni.
183 Ghaṭīkāros nomen gentile: Der vom Seher Bhagu abstammt. Vergl. Dīghanikāyo Nr. 24.
Im 408. Jātakam wird gleichfalls ein Hafner mit ›Bhaggaver‹ angesprochen, wie auch in der 140. Rede unserer Sammlung.
184 Vergl. die Legende vom magischen Obdach des Mucalindo, im Mahāvaggo I, 3, und Mahāvastu vol. III. p. 301. Auch die Olympier sind vor Niederschlägen immer geborgen, da ihr Saal ὡς ύπερνεφη ουτε νιφεται ουτε κατομβρειται, nach EUSTATHIUS, Comm. ad Il. I, ν. 420.
185 Siyā bis ahosiṃ ist kommentarielle Jātakam-Interpolation; die ganze Rede apokryphe Sage. Schon im ersten Jahrhundert vor Chr. in das nordbuddhistische Saṃskṛt des Mahāvastu übersetzt, vol. I, p. 317-335: teils wörtlich genau, teils freilich recht mißverständlich – e.g.p. 321 wo ovaṭṭikāya (von varti) parāmasitvā halsbrecherisch in kṛkāṭikāyāṃ gṛhya verzerrt wurde – teils auch mahāyānisch multipliziert, verfälscht und ausgeschmückt.
186 Vergl. den alten Spruch, im Aitareyabrāhmaṇam II, 32, 3: Cakṣur vā etad yajñasya yat tūṣṇīṃ aṃsaḥ, »Denn das Auge ist es der Andacht: die stille Verehrung«.
187 der Adeligen, Priester und Bürger.
188 Vergl. HERODOT II, 78.
189 So der barm. und siam. Text.
190 Koravyo, Kauravyas, Der von den Kurū stammt, d.i. der Kurūner.
191 Ganz ähnlich der pythagoräische Arzt ALKMAEON: Της μεν ὑγειας ειναι συνεκτικην ισονομιαν των δυναμεων, ὑγρου, ϑερμου, ξηρου, ψυχρου, πικρου, γλυκεος, κτλ. την δ'εν αυτοις μοναρχιαν, νοσου ποιητικην' φϑοροποιον γαρ ἑκατερου μοναρχία ... την δε ὑγειαν συμμετρον των ποιων την κρασιν., bei PLUTARCH, De plac. philos. V, 30.
192 Cf. Maitryupaniṣat I, 4.
193 Der Topus vom Greisenalter, S. 619 hat seinen Gegenplatz im HOMER, z.B. Ilias letzter Gesang, Mitte, wo Priamos ergreifend anhebt: Μνησαι πατρος σειο ... τηλικου, ὡσπερ εγων ολοψ επι γηραος ουδψ. Zum Überfluß und der Eroberung, S. 513f., cf. Pyrrhus' Gespräch mit Kineas, bei PLUTARCH cap. 14, auch des BAKCHYLIDES verwandte Strophe, 1, 36-39:
το δε παν-
των ευμαρειν ουδεν γλυκυ
ϑνατοισιν' αλλ' αιει τα φευ-
γοντα διζηνται κιχειν.
Der vorletzte Lehrsatz, S. 620, ist von HORAZ ungemein schön und innig erkannt worden, carm. II, 14, 6:
Linquenda tellus et domus et placens
Uxor, neque harum quas colis arborum
Te praeter invisas cupressos
Ulla brevem dominum sequetur.
194 Uralte Mangohaine, mit Steinaltaren, moosbewachsen, von hohen Akazien umstanden, sind auch heute noch vielfach anzutreffen, so in der weiten, stillen, fruchtbaren Ebene um Benāres, in Sārnāth, etc. Zum Namen Makhadevo cf. atapathabrāhmaṇam XIV, 1, 1, 13, und die Makhadevatās im Harivaṃ am III, 53, 38.
195 Diesem Ideal eines indischen Königs ist Asoko in der Tat sehr nahe gekommen.
[1108] Sagt er doch u.a. auch: hemevā savanikāyesu paṭivekhāmi, »Und so überwache ich alle Stände«, Säulenedikt VI l. 7; vgl. noch insbesondere VII 2 l. 4: dhaṃmamahāmātā pi me te bahuvidhesu aṭhesu ānugahikesu viyāpaṭā, se pavajītanaṃ ceva gihithānaṃ cādi; und Felsenedikt IV und V. Cf. BÜHLER, Zeitschrift d. deutschen morgenl. Ges. Bd. 48, Seite 53-54.
196 Zu palitas paliknī cf. urverwandtes pallidus blank ~ bleich. Weitere Belege bei PRELLWITZ, Etym. Wörterbuch d. griech. Spr. s.v. πελιδνος.
197 Vergl. das letzte Kapitel des Vāsiṣṭhadharma āstram; Mahābhāratam ΧIII, 7, 24:
Jīryanti jīryataḥ ke ā,
dantā jīryanti jīryataḥ,
cakṣuḥ rotre ca jīryete:
tṛṣṇaikā na tu jīryate.
Auch Bhartṛharis, Vairāgya atake 12, 14. – Ganz in diesem Sinne fragt VERGIL, Aen. VI, 721:
Quae lucis miseris tam dira cupido?
198 Vergl. Manus VI, 2.
199 Vergl. Ṛgvedas VI, 47, 18.
200 Siyā bis anuppavattesi ist kommentarielle Jātakam-Interpolation. – Makhadevo und seine Nachfolger sind Heroen aus jenen unermeßlichen, zyklisch ab- und wieder aufsteigenden Äonen, die zumal in den Sagen der 26. Rede der Längeren Sammlung bedeutsam und tiefsinnig zur Sprache gelangen. Der weit verbreitete ethnische Glaube, des Menschen Lebenskraft usw. sei einst unvergleichlich größer gewesen, wurde bei uns von SWIFT vorgetragen, der seinen Riesenphilosophen, recht im purāṇischen Stile, behaupten läßt, »that nature was degenerated in these latter declining ages of the world, and could now produce only small abortive births, in comparison of those in ancient times«.
201 Andere Bearbeitungen dieser volkstümlichen, gewiß vor- und nachbuddhistischen Legende finden sich als richtige jātakāni, Nr. 9 und Nr. 541, vor; auch zu Barāhat auf einem Relief aus dem dritten vorchristlichen Jahrhundert als Maghādeviyajātakam dargestellt, im Indian Antiquary vol. X.p. 119f. hübsch beschrieben. Cf. auch akuntalā, letzter Akt initio. – Verwandte Züge mit unserem Mātali, dem einstigen Mātari vā, weist Savitā im Ṛgvedas auf, namentlich I, 35, 3. Cf. BÜHLERS Grundriß III. 1 A p. 32. Vergl. ib. p. 65 Indras- akras Stellung im letzten Buche des Ṛgvedas, 167, 1, mit dem genau entsprechenden Range unseres Sakko-Maghavā im Dhammapadam v. 30. – Die beiden Bahnen, von denen S. 628 die Rede ist, werden schon in einem alten Spruche, Jātakam 537 v. 43, sehr schön vergeistigt:
Weit sind die Wolken, weit die Erdentale,
Weit überm Ozean das andre Ufer:
Doch weiter noch als diese, wahrlich, sagt man,
Daß gute Art und schlechte sei, o König!
202 Vergl. Sprüche wie sarve vipraparā narāḥ, brāhmaṇo dvipadāṃ reṣṭhaḥ, janmanā brāhmaṇo jñeyaḥ (cf. 98. Rede v. 3: jātiyā brāhmaṇo hoti); Anm. 336 zu den Liedern der Nonnen. Auch das recht bezeichnende Wort des Ūrvas im Harivaṃ am I, 45, 33:
Brahmayonau prasūtasya
brāhmaṇasyānuvartinaḥ
[1109] brahmacaryaṃ sucaritaṃ
Brahmāṇam api cālayet.
Mit brāhmaṇā va sukko vaṇṇo, kaṇho añño vaṇṇo vgl. brāhmaṇaḥ vetavarṇaḥ ... ūdraḥ kṛṣṇavarṇaḥ, in der Eingangsupanischad zur Vajrasūcī, WEBERS Ausgabe (Abhandlungen der königl. Ak. d. Wiss. Berlin von 1859) p. 212, l. 10, 11; in der Bombayer Hundertacht Upanischaden Ausgabe von 1895 p. 336a, l. 7, 8.
203 Vgl. Lieder der Mönche v. 162. – Ähnlich der treffliche HANS SACHS, Fastnachtspiel ed. GOETZE 15, 89-90:
... ich hab ... vernumen,
Von tugent sey der adel kumen.
204 Ebenso bekennen auch die altsiṇhalesischen Könige auf ihren Inschriften, den Mönchen zum Heile diese vier Erfordernisse, catari paceni, darzubieten: so Gayabahugamini von Anurādhapura, auf ED. MÜLLERS Ancient Inscriptions in Ceylon Nr. 5, l. 6.
205 Sehr schön, und ganz übereinstimmend, berichtet MEGASTHENES, Indica ed. SCHWANBECK p. 125: Μουνον σφισιν ανειται σοφιστην εκ παντος γενεος γενεσϑαι, ὁτι ου μαλϑακα τοισι σοφιστῃσιν εισι τα πρηγματα, αλλα παντων ταλαιπωροτατα.
206 König Madhuro von Avanti war Gebieter über Mālavā, eines der blühendsten Reiche Mittelindiens, dessen Hauptstadt Ujjenī viele Jahrhunderte hindurch ein Hort des Buddhismus gewesen. Ebenda hat später Kālidāsas und noch mancher minorum gentium, bei Hofe willkommen, gelebt und gedichtet. Noch heute ragt hier im Lande, einen sanften Hügel krönend und rings bis zum fernen Horizont die schimmernden Auen und Wälder beherrschend, edelgewölbt wie die Peterskuppel, der sonnenhelle Sāñci-Dom auf, ein Denkmal großer Vergangenheit. Vergl. die epigraphischen Merktafeln, Anm. 405 zu den Liedern der Nonnen.
Den klassischen neun Dichterfürsten mit Kālidāsas als vornehmstem am Hofe der Könige von Mālavā steht die berühmte Neunzahl der griechischen Lyriker gegenüber, gleichwie den Sieben vedischen Sehern die Sieben griechischen Weisen usw., ohne daß man hier an geschichtliche Begriffe zu denken brauchte, wie etwa bei der sonderbaren indo-iranischen, gnostisch-christlich-latomischen Dreiunddreißig, Anmerkung 296.
207 Zu dieser festlichen Ausschmückung cf. die entsprechenden Edikte von Kosambī und Sāñci, i.f.: [o]dā[tā]ni [d]usāni naṃ dhāpayitu usw., und BÜHLERS Anmerkung hierzu, Indian Antiquary 1890, p. 126, Epigraphia Indica vol. II, p. 367. Weiß ist die festlich feierliche Farbe der Inder: daher auch, wie S. 376, 528 passim, die weiß gekleideten Hausleute, odātavasanā; cf. die vetāmbarās, auch uklāmbarās Man. IV, 35.
208 Ist Lehrsatz der Jainās; cf. die 14. Rede, S. 106. – Zum Folgenden die 36. Rede; später auch die 26ste. – Vgl. MATTH. XI. 29; GIORDANO BRUNO, De umbr. idear., Dedic. v. 2:
Et littera Pythagorae,
Bicorni acta discrimine,
Quaeis trucem ostendit vultum dextri tramitis,
Finem largitur optimum.
209 εν ἡβῃ τουμον ευσϑενει δεμας, genau so von EURIPIDES formuliert, Cycl., Anf.
210 ākiñcaññāyatanam. Vergl. Yājñavalkyas' These sa eṣa neti netyātmā, in der Bṛhadārañyakopaniṣat III, 9, 28, passim; und Tripurātāpinyupaniṣat 5, v. 4:
[1110] Nirastaviṣayāsaṉgaṃ
sannirudhya mano hṛdi
yadāyātyamanī bhāvas,
tadā tat paramaṃ padam.
211 nevasaññānāsaññāyatanam. Cf. den berühmten Nāsadāsīnno-Hymnus, Ṛgvedas X, 129; und Tripurātāpinyupaniṣat 5, v. 6:
Naiva cintyaṃ na cācintyaṃ
na cintyaṃ cintyam eva ca:
pakṣapātavinirmuktam
brahma sampadyate dhruvam.
212 Vergl. das urverwandte schöne Mythologem vom belebenden Morgentau, im Vafthrúdhnismál v. 45.
213 Vergl. Anm. 395 zu den Liedern der Nonnen.
214 Zu ayaṃ dhammo ... atakkāvacaro cf. idam ... apratarkyam aprakā yam: Subālopaniṣadi 3.
215 Der Name Sahampati läßt verschiedene Deutung zu. Vergl. das Intermezzo im Kevaṭṭasuttantam, Längere Sammlung S. 156; und auf der anderen Seite die recht ansprechende Etymegorie von , sahas in einem jātakam des Saṃyuttakanikāyo, vol. V.p. 233. In vergangenen Äonen, als Kassapo der Meister war, erzählt da Brahmā von sich, sei er ein machtvoller Jünger, sahako bhikkhu, gewesen: darum sei er jetzt ein mächtiger Herr, saham pati, geworden. – Die Art eines Brahmā wird, je nach Umständen, als verschieden angegeben: siehe die 90. Rede, gegen Ende. – Gotamos Zaudern und Sahampatis Angst und Anliegen und die verwandten wunderbaren Vorgänge überhaupt sind von ROBERT L'ORANGE als apokryph erkannt worden, gehören spezifisch der Mahāvaggo-Mahāvastu-Legende an. Wie ratlos willkürlich diese letztere den zwar sekundären, verhältnismäßig aber weit älteren, ihr daher stellenweise unverständlichen Pāli-Text oft behandelt hat, und dies bei sonst oft sehr schöner, vollkommen getreuer Übersetzung, zeige als typisches Beispiel der im Mahāvastu vol. III. p. 319 aus der obigen Rede versaṃskṛtisierte Spruch. Cf. Anm. 185.
216 Vgl. Chāndogyopaniṣat IV, 14, 3: Yathā puṣkarapalā a āpo na liṣyante evam evaṃvidi pāpaṃ karma na liṣyata iti.
In der Stelle app' ekacce paralokavajjabhayadassāvine viharante wird vajjao nicht von , sondern von abzuleiten sein, wie Lieder der Mönche Anm. 993 anderweitig belegt, und die richtige Übersetzung demnach heißen: »und manche, die das Anpreisen einer anderen Welt für arg erachten«. Die Möglichkeit der Ableitung von ist zwar nicht ausgeschlossen, scheint aber doch, nipuṇaṃ nirūpya, dem Geiste der Stelle kaum zu entsprechen. Die Lotusrosen des Gleichnisses, die emporragen, unbenetzt von Wasser, deuten eben auf solche, die noch in dieser Welt, diṭṭhe va dhamme, Vollendung erreichen. Vergl. hierzu Lieder der Mönche v. 700 nebst Anm.
217 Cf. Anm. 21. – Zu Isipatanam vgl. Bhṛgupatanam, im Anfang von Kap. 4 des Da akumāracaritam I, p. 22, das also doch wohl auf Bhṛgus den Seher deutet.
218 Cf. Lieder der Mönche v. 299 Anm.
219 Den ersten, im wesentlichen schon ganz übereinstimmenden Bericht vom Leben Gotamos verdanken wir, wie mir DE LORENZO mitteilt, dem kühnen MARCO POLO, der es auf »Seilla« voll Teilnahme gehört und dann – im Zeitalter DANTES – mit erstaunlicher Schlichtheit beschrieben hatte. Insbesondere erzählt er, im Texte [1111] BONIS vol. I. p. 185, von jenem Palaste mit den singenden und spielenden Mädchen, oben S. 540, und daß der Prinz keine Freude daran finden mochte; wie er einst auf der Straße einen Toten gesehn, und wieder einen schlotternden, zahnlosen Greis; wie er tiefsinnig zum Palaste zurückgekehrt, voll Ekel an einer Welt wo man altern und sterben müsse, und gesagt habe, »che voleva cercare quello che mai non moriva, nè non invecchiava«, genau wie es in der 26. Rede, S. 185, und oben S. 653 vorgetragen ist; wie er dann endlich, nach dem ergänzenden Texte PAUTHIERS p. 592f., heimlich bei Nacht den Palast verlassen habe, »et s'en ala aux grans montaignes et moult desvoiables«, wie S. 90. »Et illec demoura moult honnestement, et moult menoit aspre vie; et fist moult grans abstinences«, oben S. 643-646. Selbst durch das Medium fremder und trüber Idiome hatte sich die zeilonesische Tradition dem feinfühlenden Zuhörer verständlich gemacht, so daß er den Inhalt der – wenn man will trivialen – Legende rein wiederzugeben vermochte. Den Bericht nach dem Texte PAUTHIERS findet man in GRÜNWEDELS Mythologie des Buddhismus in Tibet und der Mongolei S. 2-4 vollständig abgedruckt.
Die sitzende Gestalt Gotamos als yogischer Büßer, in atemlose Selbstverlierung verloren, mit den einzelnen Merkmalen wie S. 645f. dargestellt, ein seltsames Meisterstück der Skulptur des 1. Jahrh. vor Chr., befindet sich im Museum zu Lahore. Eine Phototypie davon hat SENART veröffentlicht, im Journal asiatique von 1890 zu p. 144.
Eine plastische Gruppe der jugendlich blühenden Mutter mit einem Kinde an der rechten Hüfte, als Göttin Ṣaṣṭhī i urakṣinī, eine wirkliche Αφροδιτη κουροτροφος von idealer Schönheit und Anmut, ist uns im Museum zu Lahore, unter den Trümmern von Jamalgarhi aus dem 1. Jahrh. vor Chr., erhalten. Auch hiervon hat SENART eine Phototypie leicht zugänglich gemacht, im Journal asiatique von 1890 zu p. 154.
220 Die Ringe der Erschlagenen. Siehe Längere Sammlung Anm. 931.
221 Vgl. Āpastambīyadharmasūtre I, 8, 23, 6; Theragāthā 33; Asoko, Edikt von Dhauli II, l. 7, Jaugoḍo II, l.10.
222 Ahiṃsako.
223 Vergl. Mahopaniṣadi III v. 49:
Striyaṃ tyaktvā jagattyktaṃ,
jagattyaktvā sukhī bhavet.
224 Aṉgulimālos Wahrspruch, satyavacanam, S. 662, ist kāryārthe apathaḥ, svapari uddhau; in der Smṛti e.g. bei Manus VIII, 110. Deutlicher zu reden: satyakriyā als angewandte samayakriyā. Es ist der uralte Glaube an die magische Macht der Wahrheit, wie Ṛgvedas VII, 104, 15. Später sind Ordalien daraus geworden. Vgl. BÜHLERS Grundriß II, 8, § 51-52. – Ein ziemlich nahe gegründetes, kleineres Wahrzeichen kennt die deutsche Sage vom dürren Stabe, der sich dann frisch begrünt, wie beim Tannhäuser.
Antithetisch, und zwar rein philosophisch, ist dieser tiefe, echt ārische Gedanke zu Beginn der 61. Rede behandelt, welche Asoko bekanntlich ganz besonders empfohlen hat; und ist, vollkommen gleich von AESCHYLUS ausgesprochen, Prom. 685f.:
ποσημα γαρ
αισχιστον ειναι φημι συνϑετους λογους.
225 Lies, wie der siam. Text hat, piyappabhūtikā.
226 Nālījaṉghas, ›Rabe‹, ähnlich als nomen ioculare eines Vertrauten im 8. Kap. von Da akumāracaritam II, p. 60.
[1112] 227 Der siamesische Text hat ācamehi. – Zu ācāmayati (stutyarthe) cf. e.g. Hiraṇyake igṛhye I, 16, 1: ācamyopatiṣṭhate, 24, 8: ācamyopahvayate.
228 Ānando wird in der Skulptur, z.B. der von Sārnāth, nicht selten dargestellt, mit Vorliebe in sanfter, trauernder Haltung an der Bahre des entschlafenen Meisters. Das jugendlich schöne, in tiefem Schmerz etwas geneigte Haupt erinnert sogleich an jenen berühmten bartlosen Christuskopf DA VINCIS in der Brera zu Mailand. – Es wäre ein verdienstvolles Unternehmen, die besten älteren Skulpturen von rein indischem Typus und Stil, fast sämtlich noch in Indien teils in situ, teils in Museen, zumal dem von Kalkutta, befindlich, auch dem westlichen Kunstfreunde in sorgfältiger Reproduktion allgemeiner zugänglich zu machen, da bisher auf diesem Gebiete kaum irgend etwas Ernstes geleistet wurde. So ist z.B. das Handbuch zur Berliner buddhistischen Kuriositätensammlung – vom Verfasser Prof. GRÜNWEDEL »Buddhistische Kunst in Indien« betitelt – trotz aller fleißigen Arbeit, für die Erkenntnis der wahren, strengen, ursprünglichen indischen, bzw. buddhistischen Kunst nahezu wertlos: denn es gibt, mit Ausnahmen eines einzigen echten Kunstwerkes (Nr. 75 der 2. Aufl., p. 144), eben nur Proben aus barbarisch entarteten und nur wenig nationalen Kulturepochen oder beschäftigt sich mit tibetisch-mongolischer Miniatur, die allerdings in recht guten Exemplaren vorhanden ist, aber selbstverständlich nicht für buddhistische Kunst in Indien ausgegeben werden darf. Das gilt leider, wie gesagt, auch von anderen, sonst sehr schätzenswerten archäologischen Arbeiten.
229 Ähnlich berichtet Asoko auf dem VI. Felsenedikt über seinen Aufenthalt im Palaste oder im abgelegenen Parke oder in den Gärten, wo ihm seine Minister, da wie dort, jederzeit und überall darzulegen haben, wie seine Anordnungen zum Wohle der Wesen ausgeführt werden, da er jederzeit und überall auf das Wohl der Wesen bedacht sei: denn es gebe kein vornehmeres Werk als der ganzen Welt zum Heile zu sorgen. – Wie Pasenadi gern unter den rukkhamūlāni vijanavātāni weilt, so Asoko im entsprechenden vacamhi vinītamhi, »im abgelegenen Parke«: vacam ist natürlich nicht von varcas stercus, sondern von vārkṣam Wald abzuleiten; vgl. das im 12. Edikt [Mansehra] genannte Amt der vracabhumika, vārkṣabhūmikās, d.i. Parkverwalter. Zur palatalen Surde für die Aspirate cf. die analogen ikkokkākādi.
230 Lies ayaṃ kho me; später, wie der siam. Text hat, ayam pi kho me. Cf. die 12. Rede, p. 69.
231 Genau bei STRABO p. 712 wiederzufinden: Ετη δ' ἑπτά και τριακοντα οὑτως (ασκησει) ζησαντα αναχωρειν εις την ἑαυτου κτησιν ἑκαστον, και ζην αδεως και ανειμενως μαλλον.
233 Lies, wie der Text hat, puna ca param bhante ime Isidattapurāṇā thapatayo etc. Vergl. das überaus schöne Gespräch des Meisters mit den beiden Kammerherren, Saṃyuttakanikāyo vol. V.p. 348-352.
234 Der siam. Text hat richtig yam pi kho bhante etc.
235 Wahrscheinlich patite kutsanāyām; vergl. Manus IV, 184: Ākā e ās tu vijñeyā bālavṛddhakṛ āturāh.
[1113] 236 Es ist mit dem barmanischen Texte, und wie vol. I.p. 390, passim, savyābajjhā und avyābajjhā zu lesen.
Viḍūḍabhos subreptive Frage, ob es also die weltlichen Götter vermöchten die überweltlichen in die Flucht zu schlagen und deren Ort zu erobern, mahnt an bekannte Itihāsās von Kämpfen zwischen Asurās und Devās, wie atapathabrāhm. I. 2, 4, 8-12, und schon Ṛgved. X, 124, 8: Tā asya jyeṣṭham iṃdriyaṃ sacaṃte ... bībhatsuvo apa vṛtrād atiṣṭhan. Vergl. OLDENBERG, Die Religion des Veda S. 166.
237 Ānando = Wohlmut.
238 Die zweite Hälfte dieses Buches der Könige, worin Pasenadi auftritt, nimmt, wie unser Text überhaupt, wenig Rücksicht auf die Zeitfolge der Reden. So sieht z.B. Pasenadi in der 90. Rede Ānando zum erstenmal, der ihm zu Beginn der 88. wohlbekannt ist. Dagegen wird allerdings erst in letzterer Ajātasattu als König von Magadhā genannt, während in der 86. Rede noch dessen Vater, Seniyo Bimbisāro, den Thron innehat.
239 Vergl. Saṃyuttakanikāyo vol. I.p. 108: Kurz ist das Leben der Menschen: ... wer lange lebt, lebt hundert Jahre, oder etwas darüber. – atapathabrāhmaṇam I, 9, 3, 19; Chāndogyopaniṣat III, 16, 7; praesertim i.a. Jaiminigṛhyasūtram 8, 1, 2 (p. 10 des Wiener Grantha-Ms): jīvāhi arada ataṃ, pa yāhi arada atam (sic).
PLINIUS VII, 28: CRATES PERGAMENUS Indos qui centenos annos excedant Gymnetas appellat, non pauci Macrobios. – Auch in den koptischen Biblia sacra wird das Leben des Menschen auf hundertzwanzig Jahre bemessen: siehe AMÉLINEAU, Vie de Schnoudi, in 12; p. 238 und 359. – Cf. MOLIÈRE, L'avare II, 6: vous passerez les sixvingts. LEOPARDI, Dialogo di un fisico e di un metafisico, nota 2, citiert ein Buch des TOMMASO GIANNOT TI, medico da Ravenna, 1550, De vita hominis ultra CXX protrahenda, dedicato al papa GIULIO III.
240 Cf. die 83. Rede, in init., und Asokos I. Säulenedikt, fin.
241 Lies ekamantaṃ nisinnassa kho Uttarassa māṇavassa etad ahosi. Das Interpositum ist tertiär interpoliert.
242 Das »tausendspeichige Rad« ist der Abdruck, den der Fersenball bei jedem Schritte auf staubigem oder feuchtem Boden zurückläßt: als rīpādas schon im 1. Jahrh. vor Chr. schematisch dargestellt; cf. BÜHLER im Anzeiger phil.-hist. Cl. Wiener Akad. der Wiss. vom 3. Februar 1898.
243 Den Typus dieser schlanken und doch kräftigen Asketenbeine mit hohem Unterschenkel zeigen außerordentlich schöne Buddho-Statuen aus Sārnāth im Museum zu Kalkutta, alte, echt indische Kunstwerke. Wunderbar ähnlich hat bei uns DONATELLO seinen Johannes gebildet, in der Chiesa dei frari zu Venedig, erst von DE LORENZO erkannt. – Vergl. Eṇajaṉgho jaṉghākarikas, Da akumāracarite II, 1: 1. fasc. p. 43; auch Valgujaṉghas, Mahābhārate ΧIII, 4, 152.
244 Merkmal eines Helden. So wird auch Rāmas bekanntlich ājānubāhus genannt, Rāmāyaṇe I, 1, 12; wozu A.W. VON SCHLEGEL in seiner Übersetzung treffend angibt: »Brachia brevia apud Indos deformia et ignobilia habita sunt; longa contra heroïci vigoris argumentum. Non mirarer, si Persae, idem statuentes, cognomine Artaxerxis prioris, μακροχειρ, male a Graecis intellecto, simile quid significassent.«
245 Gilt beim Volke, als lucus a non lucendo, für ein Anzeichen ungewöhnlicher, geistiger oder leiblicher Schaffenskraft: auch der welterobernde Cakkavatti, der über tausend Helden zeugt, stellt sich also dar, Dighanikāyo ed. Siam. vol. III p. 173. Vergl. Längere Sammlung Anm. 302.
246 sattussado, d.i. sat-tuṣya-das. Cf. Nr. 95 in initio: Opāsādaṃ sattussadam. – Dīghanikāyo vol. III. p. 166 ist kommentarielles Quidinloco.
[1114] 247 rasaggasaggī von , rasati abde + gras (= grah, cf. Manus VIII, 43) + agrī.
248 cattārīsadanto so bhavaṃ Gotamo, wörtlich ›vierzigzähnig ist Herr Gotamo‹, womit natürlich, wie auch sonst bei Zahlenreihen, nur die begonnene vierte Dekade, das heißt über dreißig, gemeint ist. Caturo dasassa heißt es im Dīghanikāyo l.c.p. 182.
249 Vergl. das avimuktam (bhruvor ghrāṇasya ca saṃdhi ṭhānam), e.g. Jābālopaniṣat 2. Bei avimuktam darf auch an die seltenere Bezeichnung dhruvas als polaren Punkt zwischen den Augenbrauen, das ist die Nasenwurzel, gedacht werden. Vgl. Su rutasaṃhitā I, 5, 24. Deutlich und ohne jede symbolische Absicht, offenbar treu anatomisch nachgebildet, ist dieses Merkmal an der Herme des APOLLONIOS VON TYANA in Neapel zu sehen. – Hier sei noch die Vermutung gewagt, die im P.W. (1s.v. dhruvas 2i) genannten Viṣṇnoḥ padāni bhrūmadhye möchten die oft vorkommenden drei vertikalen Stirnfalten sein, die von der Nasenwurzel entspringen, das mātṛmaṇḍalam aber die Pupille.
250 Gegenüber diesen im Volksmunde beliebten sagenhaften Merkmalen eines großen Mannes vergl. das Gespräch des Meisters mit Sāriputto, im Saṃyuttakanikāyo vol. V.p. 158:
»Ein großer Mann, ein großer Mann«, sagt man, o Herr: inwiefern aber ist man, o Herr, ein großer Mann?
Hat man das Herz erlöst, Sāriputto, so ist man, sag' ich, ein großer Mann: hat man das Herz nicht erlöst, so ist man es nicht.
Cf. ib., p. 216, wie der greise Meister sich in der Abendsonne wärmt, Ānandos Verwunderung, daß der Erhabene nun nicht mehr so stattlich erscheine wie früher, und die Antwort des Herrn:
So ist es, Ānando, daß der Jugend Altern, der Gesundheit Siechtum, dem Leben Sterben eignet, und daß nun die Hautfarbe nicht mehr so hell und rein ist, schwächlich die Glieder geworden, mit Falten überzogen sind, vornüber der Körper sich neigt, daß die Sinneswerkzeuge sich abgenutzt haben.
251 Lies aḍḍhavam, von .
252 Lies mit dem siam. Texte āraddhakāyo va na iñjati.
253 Vergl. Nāradaparivrājakopaniṣat III, v. 66: yasya cakṣur na dūragaṃ, caturyugāṃ bhuvaṃ muktvā, parivrāṭ saḥ.
254 Lies mit dem siam. Texte so bhuttāvi na pattam bhūmiyaṃ nikkhipati.
255 Lies mit dem siam. Texte avijahantābhāvena.
256 Der siam. Text hat richtig addasāma antaragharam pavisantam.
257 Lies ekamantaṃ nisinnassa kho Brahmāyussa brāhmaṇassa etad ahosi. Das Interpositum ist tertiär interpoliert.
258 Der berühmte Denkspruch vom Entstehn und Untergehn, S. 699, 537, 413, ist später puthujjanagatam, der allerbekannteste Gemeinplatz der indischen Literatur: überall von Philosophen, Rhapsoden und Dichtern rezipiert, variiert und ausgestaltet; vergl. e.g. Cūlikopaniṣat v. 17, 18, Māṇḍūkyakārikā II, v. 32; Da akumāracaritam I, 1. Kap., p. 6: Jalabudbudasamānā virājamānā saṃpattaḍillateva sahasaivodeti nayati ca.
259 Die größte Begleitung, die in alten Texten je angegeben: in der Regel eine erheblich geringere. Gotamo weilt von Zeit zu Zeit allein zurückgezogen, z.B. zwei Wochen, auch drei Monate lang wie Saṃyuttakanikāyo vol. V p. 320, ib. 325, oder ist von einer Anzahl ›edler Söhne‹ umgeben wie oben in der 68. Rede, oder wandert ›mit einer großen Schar‹, ›mit vielen Mönchen‹, selten ›mit fünfhundert Mönchen‹, [1115] von Ort zu Ort weiter wie in der 51., 70., 91. Rede, passim. Im Dīghanikāyo, vol. III. p. 85 der siam. Ausg., heißt es in einer Sage, Metteyyo der künftige Buddho werde einst einige tausend Jünger, anekasahassam bhikkhusaṉgham, lenken, gleichwie Gotamo jetzt einige hundert, anekasatam, lenke.
260 Brāhmanischer Halbasket, der das Haar in Flechten aufgewunden trägt. – Vergl. Nāradas' Worte, im Aitareyabrāhmaṇam VII, 13, 8, auf welche später Selo, zu Beginn des Gespräches mit Keṇiyo, anspielt.
261 Buddho. – Im Inneren von Zeilon, so in Anurādhapura und weiter, hat sich bis heute die Sitte erhalten, daß der Mann aus dem Volke, wenn er einen Hochstehenden mit einer Bitte angeht, als captatio benevolentiae also anhebt: »O Herr, der du einst einen Buddho schauen wirst, sei gegrüßt!«
262 Lies mit dem siam. Texte bhavanto; später bhotā samaṇena Gotamena und kathāpariyosānaṃ ca me.
263 Lies ekamantaṃ nisinnassa kho Selassa brāhmaṇassa etad ahosi. Das Interpositum ist tertiär interpoliert.
264 Die beiden ersten sapariso sind Glosse.
265 Mit dem 3. Verse, S. 704, vergl. Theragāthā 1252. Mālavikāgnimitre II, v. 13d: sarvair usraiḥ samagrais tvam iva nṛpaguṇair dīpyate saptasaptiḥ. Zum Gleichnis vom Golde im 4. Vers cf. die 7. Rede in med.; auch das ähnliche Bild Therīgāthā 278. Die beiden letzteren Metaphern hat der tiefe CRISTÓBAL DE CASTILLEJO treu indisch angewandt, indem die Verdad bei ihm sagt (RIV. ΧΧΧII, 237b):
Soy como el oro enterrado
So la tierra, como muerto,
Que al fin siendo descubierto,
Se halla limpio apurado;
Como la perla preciada
Entre el cieno sepultada
Υ perdida,
Que sale clara y pulida
Cuando viene á ser hallada.
266 Der siam. Text hat richtig bhavataṃ.
267 Zur Kenntnis fern entlegener Reiche und den weiten Land- und Seereisen indischer Kaufleute schon um etwa 800 vor Chr. cf. BÜHLERS Grundriß I. 11. § 5. – Es verdient Beachtung, daß auch Asoko, auf dem V. Felsenedikte, die Kābuler gleich nach den Ioniern anführt, und dann, weiter herabsteigend, die Kandahārer nennt. Kābul war den Indern zumal wegen seiner vorzüglichen Pferde- und Maultierzucht wohlbekannt. Cf. die Kambojake assatare sudante im 506. Jātakam v. 23, und im 254. Jātakam die uttarāpathajānapade assavāṇije. – Siehe auch die beiden Votivtafeln zu Sāñci, Epigraphia Indica vol. II. p. 97 Nr. 7, p. 387 Nr. 287; und noch die beiden Inschriften ib. vol. I.p. 184ff., p. 242ff.
268 An die sāpāna-sūkaradoṇī erinnert die va-sūkarayoni der Chāndogyopaniṣat V, 10, 7.
269 Lies *vekuranvāya = vaikriyanvayāya.
270 Lies pāṭaliyo; wie Asito wird Kṛṣṇas als königlicher Gebieter Kanakadaṇḍas, Der Goldstabene, genannt: Harivaṃ e II, 155, 46.
271 Lies mit dem siam. Texte gantā.
272 Vergl. JESU Verfluchung des Feigenbaums: und εξηρανϑη παραχρημα ἡ συκη, MATTH. XXI. 19.
[1116] 273 Vergl. A vaghoṣas, Vajrasūcī § 7.
274 Die Macht des Zornes, die hier, und in größerem Umfange in der 56. Rede, S. 471, gleichnisweise, bzw. legendär erwähnt ist, gehört ohne Zweifel mit anderen solchen mehr oder weniger fabelhaften Phaenomenen in das Gebiet der praktischen Magie. Nun ist es bezeichnend, wie die schwarze Kunst der Sieben Seher in der obigen Legende von Asito Devalo kraft seiner moralischen Übermacht zuschanden gemacht wird; der Geringschätzung entsprechend, die der Meister oft und oft allem Wundertume bezeugt. Es kommt ja im yogischen Sinne gelegentlich auch die magische Macht als weiße Kunst zum Vortrage, z.B. in der 73., zumal 77. Rede: immer aber spielt die ganze Thaumatopœie – man kann dies kaum genug wiederholen – eine völlig untergeordnete Rolle, und Gotamo nennt sie »nicht heilig«, vergl. die wichtige Stelle der Längeren Sammlung, 28. Rede, S. 496f., wo Sāriputto des Meisters Worte anführt. Zum ersten Male gründlich geprüft und besprochen wurde die ganze Frage in der Flegrea II, 2, 4, Neapel 1900, von meinem lieben und berühmten Freunde G. DE LORENZO.
Auch heute noch legt die südliche, d.i. zeilonesische usw. Überlieferung, der nördlichen, das ist tibetischen usw. entgegen, für myktyrische Phaenomene und was damit zusammenhängt kühl ablehnende Geringschätzung an den Tag, was um so höheres Lob verdient, als man neuerdings von jener Seite, die »ins Reden keinen Vorzug setzt«, heimlich bemüht ist theosophischen Zauber einzuschmuggeln und sogar Männer wie HIKKAḌUWE SUMAṆGALA und HEVAVITARANA DHARMAPĀLA, unsere ehrwürdigen Freunde, in den unlauteren esoterischen und asoterischen Handel zu verwickeln gesucht hat, indem man gar zu gern kolchisches παινεται für kalchisches φαινεται ausgeben will: freilich nur skythischen und verwandten Geistern zudanke.
275 Vergl. die 45. Rede, S. 340 der Übersetzung. – Ähnlich Sannyāsopaniṣat 2 i.f., v. 77: pātram asya bhavet pāṇiḥ »er habe zum Gefäß die Hand«; auch 1 i.m.: pāṇipātreṇā anaṃ kuryāt, »mit dem Handgefäße mag er Atzung einnehmen«, wo aber pāṇipātram ein handgroßes Gefäß, gleichwie udarapātram ein magengroßes Gefäß, bedeuten wird; vgl. die 77. Rede, Anm. 145. Ebenso in den anderen Bhaikṣa-Upanischaden, e.g. der Kaṭha rutyādi. (Die von DEUSSEN, »Sechzig Upanishad's« p. 696f., gewählte Lesung Kaṇṭha ruti mag wohl berechtigt sein, auch wäre an eine Kantha ruti zu denken; die drei Titel schließen übrigens einander nicht aus, können vielmehr, nach gewohnter indischer Darstellung, friedlich nebeneinander gelten). Der hatthāpalekhano, Handverköster, hat, nebenbei gesagt, ein ziemlich genaues Gegenbild im ›Rasenden SOKRATES‹, wie PLATON bekanntlich den DIOGENES genannt.
276 Den vier Schauungen dürfen vielleicht in gewisser Weise die sechs Staffeln Meister ECKHARTS verglichen werden, von deren letztem er sagt: »Der sehzt staffel ist dez hertzen růwe und fride, daz chein liep noch leyde mag ez bewegen noch betr ben.« Cf. Meister ECKHART, ungedruckte Texte etc. ed. JOSTES, Freiburg 1895, p. 105.
277 1 kahāpaṇo, Gulden, wiegt etwa 111/3 Gramm; es kann nur die Silbermünze, bzw. deren Werteinheit, gemeint sein, die unserem Zweimarkstück ungefähr entspricht.
278 Eine ähnliche Schenkung ist Ende der 52. Rede vorgekommen. Der altüberlieferten Sitte ist denn auch Asoko nachgefolgt, der auf dem Paḍeria-Edikt l. 3 u.a. berichtet, er habe nächst dem Dorfe Luṃminī (im nepālischen Grenzgebiete, heute Rummin-deī bei Bhagvānpur), an der Geburtstätte des Meisters, ein steinernes [1117] Schutzhaus errichten lassen, silā vigaḍabhī kālāpita; silā vigaḍabhī, d.i. silā vigaḍā (von gaḍayati gahane) abhī. Schon hatte er acht Jahre vorher Felsengrotten zu Barābar, nahe Belā bei Gayā, mit einer entsprechenden Inschrift den Ājīvikās gewidmet: lājinā Piyadasinā ... iyaṃ kubhā ... dinā ājī[vi]kehi. Epigraphia Indica vol. V.p. 4; Indian Antiquary Oktober 1891 p. 364.
Der oben und oft dargestellten Enkratie hat APOLLONIOS eine schöne Bestätigung erteilt, wenn er, bei PHILOSTRAT lib. III. cap. IV., also berichtet: Ειδον Ινδους Βραχμανας οικουντας επι της γης, και ουκ' επ' αυτης, και ατειχιστως τετειχισμενους, και ουδεν κεκτημενους, η τα παντων. Solche autoptisch gewonnene Einsicht, insbesondere noch einige Stellen der, freilich sehr verderbt überlieferten, Gespräche mit dem jinistischen arhan IARCHAS (i.e. yo'rhas) zeigen, wie genau der große TYANEER indische Dinge erforscht hatte.
279 Lies mit dem siam. Texte mukhā.
280 Pauṣkarasādī; der ghoṣas ist, nach den besten Mss, zu einem aghoṣī geworden, was auch sonst gelegentlich vorkommt.
281 Lies mit dem siam. Texte yathā yathā.
282 Vergl. S. 620.
283 Lies mit dem siam. Texte asambhinnā khattiyakulā.
284 Der siam. Text hat richtig pāṇena.
285 Wie oben pāṇena zu lesen; cf. den Schluß der 85. Rede.
286 Vergl. Kaṭhopaniṣat 1, 9: atithir namasyaḥ, namas te 'stu.
287 nomen gentile Kāpaṭhikos. – Zur hohen Auszeichnung, die hier, wie sonst, einem jungen hervorragenden Manne bezeugt wird, cf. Lieder der Mönche v. 489 Anm., Dhp v. 260 etc.; gleicherweise von MEGASTHENES, bei STRABO p. 709, angeführt: ... ουδε τῃ ἡλικιᾳ των γεροντων προνομιαν διδοασιν αν μη και τῳ φρονειν πλεονεκτωσι.
288 Dichter der Ṛglieder, bekannt als Aṣṭakas, Vamrakas, Vāmadevas, Vi vāmitras, Jamadagnis, Āṉgirasas, Bharadvājas, Vasiṣṭhas, Ka yapas, Bhṛgus. Cf. OLDENBERG, Sacred Books of the East vol. XVII p. 130, PISCHEL, Vedische Studien, 1. Bd. p. 238f. – Dem bhāsitam anubhāsanti, vācitam anuvācenti ist Ṛgvedas VII, 103, 5 ab homolog:
Yad eṣām anyo anyasya vācaṃ
āktasyeva vadati ikṣamāṇaḥ.
289 Dieses Gleichnis, in der Kaṭhopaniṣat (2, 5) und sonst kurz angedeutet, haben die Sāṃkhyās, wie so viel anderes, wörtlich übernommen, Sūtram III, 81. Es ist, nebenbei bemerkt, durch Vermittelung von MATTH. XV. 14., vom älteren BRUEGHEL auf seinem Gemälde zu Neapel meisterhaft veranschaulicht.
290 Es ist, wie der Text hat, taccham zu lesen.
291 Der Text hat richtig dhammā nijjhānaṃ khameyyuṃ etc.
292 Der letzte Teil dieses Zwiegesprächs, S. 735-737, erinnert formal, in der großartigen Monotonie, an die eddischen Fragen und Antworten, besonders im Alvíssmál.
293 Der Name Esukārī von Pāṇinis erwähnt IV, 2, 54.
294 Lies pāpiyaṃso und seyyaṃso (= reyas, n.); dies haben auch die siṇh. Ausgaben des Dhp in v. 43.
295 Von dem Inhalte dieser und ähnlicher Reden gibt Asoko einen meisterhaften Auszug, auf dem 1. iddāpurer Edikte, l. 4-5: Pakamasa hi iyaṃ phale: no hīyaṃ sakye mahātpen'eva pāpotave, kāmaṃ tu kho khudakena pi pakamamiṇeṇa vipule svage sakye ārādhetave, [1118] entsprechend unserem Texte: Suddakulā ce pi ... pabbajito hoti, so cādi ārādhako hoti ñāyaṃ, dhammaṃ kusalam.
296 Es sei hier bemerkt, daß die »Dreiunddreißig Götter« bereits im ältesten Ṛgvedas, als Summe der schlechthin weltlichen Götter, genannt werden, nämlich im neunten Buche, 92, 4: vi ve devās: traya ekāda āsaḥ. Desgleichen in der Bṛhadāraṇyakopaniṣat III., 9, 1, 3: trayastriṃ attveva devā iti. Cf. noch MACDONELLS Vedic Mythology p. 19 (BÜHLERS Grundriß III. 1 A), und BÖHTLINGK in den Berichten der königl. sächs. Ges. d. Wissensch. vol. 51 p. 33.
Ein Kuriosum ist es, daß JAKOB BÖHME in der »Philosophischen Kugel« seinem Gotte κατ' εξοχην die Zahl 33 gegeben hat; vielleicht auf PLATONS τριτον περι τα τριτα zurückzuführen, von dem CLEMENS ALEXANDRINUS im V. Buche der Stromata spricht, vielleicht auch auf die avestischen 33 Amṣaspands, Ya na I, 33: zunächst aber wohl auf den gnostischen Christus als [dreiund]dreißigfachen Erlöser, dessen Erdenjahre je eine himmlische Geisteräon doketisch symbolisieren.
297 Cf. Anm. 54. – PINDAR, fragm. 104: Τι ϑεος; ὁ τι το παν.
298 Lies mit dem siam. Texte kālakato va brahmaloke upapanno. Vgl. die Meisterrede im Saṃyuttakanikāyo vol. V.p. 408-410.
Der kurzen Begrüßung der Jünger unter sich, S. 744, steht nach außen der solenne Empfangsgruß gegenüber, so zu sagen der feierliche Königsgruß, wie er z.B. in der letzten Rede des vorhergehenden Buches ausgesprochen, rājā ... vandati, appābādham ... phāsuvihāram pucchati, und der zu Beginn der Bairāter Inschrift wörtlich wiederkehrt, wo Asoko als König von Magadhā, ganz wie vor ihm Bimbisāro und Pasenadi von Kosalo, den Mönchen zunächst ehrerbietigen Gruß darbringt, lājā ... abhivādemānaṃ āhā, und Gesundheit und Wohlsein wünscht, apābādhataṃ ca phāsuvihālataṃ ca, um erst dann auf Wichtiges überzugehn.
299 Diese und noch andere hochberühmte Brāhmanen treten namentlich im letzten Buch der Bruchstücke der Reden recht anschaulich hervor.
300 Lies mit dem siam. Texte vattasampanno.
301 Vergl. Manus IX, 309.
302 Lies aññamaññāhi.
303 Lies:
Paccattaṃ sasarīresu
manussesvetaṃ vijjati.
304 bhovādi kommt auch in der Smṛti vor, e.g. Harivaṃ e III, 3, 13: ūdrā bhovādina caiva bhaviṣyanti yugakṣaye; cf. ib. 36f.:
brāhmaṇā dhanatṛṣṇārtā
yugānte samupasthite
bho abdam abhidhāsyanti,
na ca ka cit paṭhiṣyati.
305 Lies mit dem siam. Texte dhutavantaṃ, i.e. dhṛtavantaṃ.
306 Cf. Suttanipāto 520; 431:
Aṇumatto pi puññena
attho mayhaṃ na vijjati.
307 Vergl. die 55. Rede, S. 403, und die 100. Rede, letzte Seite. – An den Ausspruch, daß Brahmā usw. den Verständigen im Heiligen dargestellt erscheine, also nur in ihm [1119] zur Wesenheit gelange, hat wohl Asoko gedacht, wann er in Sahasarām sagt: »Den Menschen in Indien, die bisher keine falschen Götter zu haben meinten, wurde gezeigt, daß sie falsche Götter hatten«: Etena ca aṃtalena Jaṃbudīpasi aṃmisaṃdevā saṃtā munisā, misaṃdevakaṭā.
Vers 8ff. ist von A vaghoṣas in der Vajrasūcī frei behandelt worden, namentlich in § 22, sowie in den §§ 16 und 25. – Zu Vers 18 cf. KANTS Wort, Von den verschiedenen Rassen, 1775, p. 1: ... alle Menschen auf der weiten Erde gehören zu einer und derselben Naturgattung ... so große Verschiedenheiten auch sonst in ihrer Gestalt mögen angetroffen werden. Cf. auch KRV II, 2, 2, 3, 7, ed. R.p. 517/18.
Zu Vers 52 cf. Suttanipāto 373 Nāradaparivrājakopaniṣat III, v. 25:
Atītān na smared bhogān
na tathānāgatān api
prāptāṃ ca nābhinanded yaḥ,
sa kaivalyā rame vaset.
308 Vergl. Manus III, 77f., VI, 89f.: gṛhastha ucyate reṣṭhaḥ. – In diesem Sinne auch der Spruch οικος φιλος, οικος αριστος, und GOETHE, Vier Jahreszeiten 78. – Dagegen heißt es im Harivaṃ am III, 108, 14: teṣām agra caturtho 'yam ā ramo bhikṣukaḥ smṛtas, in Übereinstimmung also mit dem Topus vom Mönche als der heiligsten Stätte der Welt, wie Ende der 65. Rede.
309 Lies mit den siam. und siṇh. Texten samaṇo ca Gotamo pāpito bhavissatīti, wie auch in der 80. Rede, S. 596.
310 Lies mit dem siam. Texte seyyā und sammucchā.
311 Es ist mit dem siṇh. Texte erst nissaṭṭhatiṇakaṭ ṭhupādāno zu lesen; dann tiṇakaṭṭhupādāno. Cf. die drei Gleichnisse von den Holzscheiten, in der 36. und 85. Rede, S. 270-272, 641-643.
312 Eine Erläuterung zur Metonymie von der Posaune, deren Ton ohne Beschränkung überall hinreicht, hat ein Zeitgenosse Gotamos, der tieferfahrene geistige Vetter PYTHAGORAS in seinem Hymnus an die Musik, bei IAMBLICHOS 110, mit feinster Präzision gegeben: ειναι τινα μελη ... προς πασαν παραλλαγην της ψυχης. Der saṉkhadhamo aṉkhadhamas, bzw. βυκανητης bucinator, läßt nämlich ein αχορδον και αλυρον μελος verlauten, so mächtig, daß die tosend emporwogenden inneren und äußeren Meere sich allmählich verglätten, ausgleichen, beschwichtigen müssen, und der Bläser, immer conchā canens, endlich eine neue Welt hervorgerufen, wie es der Dichter der Metamorphosen I, 333-347 des weiteren ausführt.
313 nomen gentile Subhos.
314 divā divassa = mero meridie, mitten am Tage.
315 Den fünf Bedingungen, S. 762, ist Bhagavadgītā ΧII, 12 analog. – Zum Leben im Hause als einer viel mühsamen Tätigkeit, ibid., cf. Theragāthā III, Dhp v. 302. Den gleichen Ausdruck hat SOPHOKLES gebraucht, Trach. 116: το βιοτου πολυπονον, und ebenso POSEIDIPPOS die χαλεπας πρηξιες verstanden, in seiner berühmten Frage STOB. Flor. περι του βιου Nr. 57.
316 Es wird, wie der siam. Text richtig hat, Paccalakappam zu lesen sein, pratīci; etwa »Westernhof«.
317 Lies mit dem siam. Texte vijjamānānaṃ tevijjānam brāhmaṇānam und tassa muṇḍakassa samaṇassa.
318 nomen gentile Saṉgāravos.
[1120] 320 Im Text ist hier das Hauptstück aus der 85. Rede (S. 639-649) eingeschaltet. – Mit folg. uccena sammatam vergl. Ṛgvedas Ende:
samānam astu vo mano
yathā vaḥ susahāsati.
3201 Vergl. die schöne Parallele bei LICHTENBERG, Verm. Schriften, Göttingen 1845, 6. Bd., S. 277, No. 3: Lord SHAFTESBURY sprach einmal mit einem Freunde über Religion. Verschiedenheit der Meinungen, sagte er u.a. fände sich nur unter Menschen von mittelmäßigen Fähigkeiten und Kenntnissen; Leute von Geist hätten durchaus nur Eine Religion. – Und was ist das für eine, Mylord? fragte jemand. – Das sagen Leute von Geist nicht, war die Antwort. – GOETHE sagt:
Heil den unbekannten
Höhern Wesen,
Die wir ahnen.
Ihnen gleiche der Mensch;
Sein Beispiel lehr' uns
Jene glauben.
321 Devadaham, i.e. Deorum lacuna. Der Ort ist auch im Mahāvaṃso II, v. 16 als Devadaho, im Mahāvastu I, p. 355f. als Devaḍaho, und Jātakam I, p. 52 als Devadahanagaram gut überliefert. Noch heute führt die Straße über die Ruinen von Kapilavatthu nach Rummin-deī, dem einstigen Luṃminī, und von da ein paar weitere Tagereisen hinauf ins Gebirge bis zur sakkischen Grenzfeste, der stolz emporragenden Burgstadt Deonyagarh, wie sie gegenwärtig heißt. Die Angabe eines chinesischen Pilgers, der Weg von Kapilavatthu nach Devadaham betrage 800 li (etwa 350 Kilometer), von WATTERS im Journal Roy. As. Soc. 1898 p. 547 mitgeteilt, wird daher der Wahrheit ziemlich nahegekommen sein. – Vergl. unser Göttweig, von vicus, wîch: der Götter Hof, hoch auf steilem Felsen, gegenüber Stein an der Donau gelegen; (schott.) Lochnagar, Interlaken, Laach usw., von lacus. Die Ruinen von Devadaham mögen dermaleinst unter dem heutigen Deonyagarh aufgefunden werden, sobald nur erst Männer wie PRINSEP oder CUNNINGHAM wieder am Werke sind. Wenn Babu MUKHERJI noch jüngst nahe bei Rummin-deī danach gesucht, Report on etc. Antiquities in the Tarai etc. (Archaeological Survey of India XXVI 1 Imp. Ser.), Kalkutta 1901, S. 58, so hat er eben den gänzlich unwissenschaftlichen, bloß willkürlichen Behauptungen von Leuten wie Major WADDELL und VINCENT A. SMITH mutlos gehorcht, ohne auch nur den Versuch eigener Quellenuntersuchung zu wagen: weil ja historisches Forschen und Verstehnlernen mehr noch als dem alten dem modernen Inder versagt ist. Die neu von ihm gelieferten, leider nur spärlichen photographischen Aufnahmen in situ der zumeist schon von dem ehemaligen Jesuiten und trotz der argen Anschuldigungen immerhin verdienstvollen A. FÜHRER entdeckten Reste und Altertümer aus der sakkischen, künstlerisch ungemein hoch stehenden Periode sollen dagegen mit lebhaftem Danke begrüßt werden. – Auf Tafel XXVIII findet man die in der 429. Anmerkung erwähnte kristallene Phiole sowie die Urne mit der Inschrift nebst den anderen drei im selben Sarkophage (salilanidhanam Leichenschrein) verwahrt gewesenen Reliquiengefäßen photograviert. Die von mir a.a.O. vorgebrachte Hypothese einer geographischen Differenzierung von Sakko und Sakyo läßt sich durch unsere Manuskripte und Inschriften doch wohl nicht genügend stützen.
322 »ez ist allez ein vorgewürket dinc«, sagt Meister ECKHART, ed. PFEIFFER [1121] p. 487, in Übereinstimmung mit dieser alten, auch nach Aupapātikasūtram § 129 bis 155 und Sarvadar anasaṃgrahas 3. Kap. gegen Ende, von den Jainās angenommenen Upanischadenlehre, die, im Bṛhadāraṇyakam noch als Geheimnis behandelt, später Gemeinplatz wurde, wie e.g. im Kathāsaritsāgaras 40, 113 prākkarmopārjitaṃ sarvam eva ubhā ubham, fast wörtlich wie oben ib. 41 sarvaṃ tiṣṭhati pūrvakarmava ād eva.
323 Zu sallena savisena gāḷhapalepanena cf. Ṛgvedas X, 87, 23 viṣeṇa tigmena ociṣā. – In Griechenland die philoktetischen Pfeile; im HORAZ die venenatis gravida sagittis pharetra, Carm. I, 22. Auch parabolisch: »glühend bittre Pfeile«, wie Faust II im Anf.
324 Puna ca param bis parisodheti ist hier, wo bereits der Mönch dargestellt, übernommene Einschaltung: lies Puna ca param bhikkhave bhikkhu vivicc' eva kāmehi viviccādi. – Zum vorhergehenden Gleichnisse cf. die 519. Anmerkung.
325 Diese Rede ist eine gründliche, wenn auch nicht allzu leicht verständliche Exposition ideal immanenter Betrachtung gegenüber der real transzendenten der Freien Brüder. Laetus in praesens animus quod ultra est oderit curare. Vergl. auch den 14., 56. und andere verwandte Dialoge.
Die Schmerzensaskese der Freien Brüder, Stetigsteher und anderer Büßer findet man insbesondere in der 45. und 57. Rede ausführlich geschildert: Gebräuche, die noch heute in Indien und gelegentlich, en miniature, sogar bei uns üblich sind; wie z.B. die alljährliche Springprozession zu Echternach zeigt. Και ταυτη απο Ινδων επανεληλυϑυια, nach SUIDAS über THEOPHILOS.
Zur Lehre āyatim anavassavo »Ferner kein Zufluß« cf. die 67. Rede S. 494 u. die Anm. 99, auch Annapūrṇopaniṣat V, v. 71 duḥkhasyāvasaras und des apokritischen MAKARIOS ϑαλαττα του βιου und πελαγος της ϑνητης ζωης, ed. BLONDEL p. 72, des MAKARIOS Aigyptios διελϑειν και ὑπερβηναι και διαπερασαι την πικραν ϑαλασσαν της ἁμαρτιας, Homil. XLIV § 6, ed. PRITIUS p. 508.
Gute, unseren und den jinistischen Texten entsprechende Darstellungen büßend beharrender Stetigsteher, d.i. Freier Brüder, bieten die zahlreichen Kolossalstatuen in den Felsenwänden und -grotten auf dem Wege zur Gwaliorburg, einer der großartigsten natürlichen Festungen, die ich gesehn. Zumal die Gruppen am östlichen und am südlichen Abhange, ungefähr je zwanzig gewaltige, meist zehn, aber auch bis zwanzig Meter hohe Gestalten, zeichnen sich durch erhabene Schönheit aus; daher denn auch ein Missionar des 16. Jahrhunderts eine dieser Gruppen, freudig überrascht und nicht blöde, als Christus und seine Jünger beanspruchen wollte –
Virtutis verae custos rigidusque satelles.
326 Dieses Gleichnis, das man fast als eine gewisse Humoreske nicht unschicklich ansehn könnte, hat SOKRATES ganz ebenso naiv, zu Ende des Gesprächs im Euthyphron, gebraucht: Εμπορικη αρα τις αν ειη τεχνη ἡ ὁσιοτης ϑεοις και ανϑρωποις παρ' αλληλων. Ja auch ECKHART, p. 34: Diz sint allez koufliute ... wan sie wellent daz eine umbe daz ander geben unde wellent alsô koufen mit unserm herren.
327 sā gaddulabandho, »ein Hund mit einem Kehlbande«. Vergl. Saṃyuttakanikāyo vol. III. p. 150, taṇhāgaddulam, Niddeso II. p. 11.
328 Der Text hat richtig nibbānasappāyam.
329 Cf. die 1. Rede. – Tao-te-king, ed. JULIEN, 1. Buches letztes Kap. i.f.
Das Erforschen der Vergangenheit und der Zukunft aufgeben ist öfters eingehend behandelt, wie Saṃyuttakanikāyo vol. V.p. 263/4, oder Theragāthā 397: yathā pure tathā pacchā | yathā pacchā tathā pure |. Vgl. die vedische Gāthā: yad asya pūrvam aparaṃ tad asya | yadvasyāparaṃ tadvasya pūrvam | : Aitareyabrāhmaṇam III, 43. Zu den Antinomien, [1122] S. 791 passim, finden sich mancherlei scholastische Beispiele im 3. Kap. des Sarvadar anasaṃgrahas. Näher steht das schöne Wort des DEMONAX: Εξεταζοντων τινων, ει ὁ κοσμος εμψυχος, και αυϑισ, ει σφαιροειδης' Ύμεις, εφη, περι μεν του κοσμου πολυπραγμονειτε, περι δε της ἑαυτων ακοσμιας ου φροντιζετε. Ähnlich SOKRATES in der Einleitung zum Phaidros.
330 lies abhiṇham. – Zur Sache cf. die 77. Rede.
331 diṭṭhipaḷāso, paḷāso = parā as, von (L'ORANGE).
332 Der Stelle S. 796f., »dem Sinne nach und dem Worte nach«, atthato ca vyañjanato ca, entspricht das Ende des dritten Felsenediktes, wo Asoko, an unseren Texten herangebildet, in schlichter Würde und ihm so eigentümlich gewordener Umsicht bestimmt: Parisā pi yute āñapayisati gaṇanāyaṃ hetuto ca vyaṃjanato ca, »Die Behörden aber werden das Gebührende veranlassen unter den Leuten, der Wirklichkeit nach und dem Worte nach.« – Vergl. den alten Spruch Yathāvādi tathākārī, wie Τheragāthā 1277; oder bei uns im Speculum monachorum BERNARDI CASINENSIS, II i.f.:
Voci vita non discordet:
Cum vox vitam non remordet
Dulcis est symphonia.
333 Unter sumpfiger Ablagerung heute begraben, darüber wahrscheinlich der Weiler Sāma-devī, wie FÜHRER vermutet, vier bis fünf Stunden südwestlich vor Niglīvā gelegen; cf. Tafel II in dessen Monograph on Buddha Sakyamuni's Birth Place in the Nepalese Tarai, Allahabad 1897, und ib. p. 37.
334 Das Gleichnis von der Lehre als Kuppelbau, als geistiges Obdach, ein wahres Denkmal, wohl zu hüten, wie es die 89. Rede weiter ausführt, hat uns ARRIAN vortrefflich überliefert: Λεγεται δε και ταδε, μνημηια ὁτι Ινδοι τοισι τελευτησασιν ου ποιεουσιν, αλλα τας αρετας γαρ των ανδρων ίκανας ες μνημην τιϑενται τοισιν αποϑανουσι, και τας ῳδας αί αυτοισιν επᾳδονται: Indica § 10.
335 Der Text hat richtig patissayamānarūpā. – Vergl. Maitryupaniṣat VII, 9 die mūḍhāḥ paṇḍitaṃmanyamānāḥ, i.e. ātmānaṃ p°.
336 Zu gihipaṭisaṃyuttam cf. tyaktaṃ sannyāsayo gena gṛhadharmādikaṃ vratam, Sannyāsopaniṣat v. 89; vergl. auch die Anm. 365 und 506.
337 Der Ausdruck dhammanetti, Richtschnur der Lehre, S. 802f., ist noch im Mahāvastu gut erhalten, vol. III. p. 234 als dharmanetrī und saddharmanetrī, vol. II. p. 373: pralujyamāne jinavara āsanasmiṃ | dhāreti āstu varadharmanetrī. Zu netti in anderer Komposition und allgemein cf. HARDY, Nettipakaraṇam p. VIIf. und Lieder der Mönche Anm. zu v. 135.
Der sāmukkaṃsiko vinayo der beiden letzten Reden erinnert einigermaßen an die correptio fraterna, wie sie s. ANTONIO DA PADOVA geübt wissen wollte. Ist auch natürlich bei ihm jene Klarheit nicht zu finden, so zeigt sich doch eine ähnlich eindringende, sorgfältig abwägende, liebevoll prüfende, mannhaft nüchterne Behandlung von Fall zu Fall wie bei uns, und immer eingedenk des hohen Zieles. Als ein Gegenstück z.B. der Geständnisannahme, oben S. 803, folge hier die korrelate kurze Stelle aus dem Sermo der feria tertia hebdom. tert. in Quadrag., ed. DE LA HAYE 1739 fol. 87: »Debet haec correctio esse de praeterito, admonitio pro futuro, ut scilicet dicatur his verbis, Tale quid commisisti? sed super praeteritum admonitio non cadit: igitur caveas de futuro.«
Zum gesamten ursprünglichen vinayo, der radikal einfach gegründet, erst später aus dem rautamūlam zu einem ārbudaghoṣadharma āstra ākhāntarajāṉgalam entwickelt [1123] wurde, cf. die wichtige 65. Rede S. 480 der Übersetzung, ›je schlechter der Orden, desto mehr der Regeln‹: ein Motto, das genau einem solchen des TACITUS entspricht, »corruptissima re publica plurimae leges«. Vorher nämlich hatte der große Beobachter der Menschen und Dinge dieses Verhältnis schon ganz in unserem Sinne, eben der indischen und der antiken Anschauung überall gemäß, erklärt: »Vetustissimi mortalium, nulla adhuc mala libidine, sine probro, scelere, eoque sine poena aut coercitionibus agebant, neque praemiis opus erat, cum honesta suopte ingenio peterentur; et ubi nihil contra morem cuperent, nihil per metum vetabantur.« Ab exc. Aug. III, 26, 27. – Cf. dazu die Anm. 382.
338 Zum Reich des Nichtdaseins cf. die ruti-Stellen, die in der Anm. 210 angegeben sind. Ein »demgemäßes Gespräch« hat PLATON, als ein Gleicher Gleiches darstellend, im Parmenides vollendet ausgeführt. Die Hauptstelle darin, p. 160, Ουδεν γαρ ἡττον γιγνωσκεται τι το λεγομενον μη ειναι, και ὁτι διαφορον των αλλων, begründet nicht nur die logische Berechtigung, sondern quasi die geistige Vorstellbarkeit einer solchen Sphäre: mit höchster poetischer Kraft schon im Ṛgvedas X, 90, 3-4 vom Seher gezeigt. Erstaunlich tief erschlossen von ECKHART in der 99. Rede; vgl. auch den vorhergehenden drittletzten Absatz i.f.: »Ein meister sprichet: der himel hât kein lieht, er ist ze hôch dar zuo.«
339 Der siam. Text hat richtig jānamāno; für anupādiseso ist saupādiseso zu setzen. – Der Schluß der ärztlichen Ratschläge findet sich ebenso fein in einem Gleichnisse des ARISTOTELES beobachtet: Ουτε γαρ ιατρος σκοπει ει δει ὑριεινειν η μη, αλλ' ει περιπατειν η μη: Ethic, Eudem. lib. II. cap. XI. Zur ärztlichen Kunst, von welcher hier eine hübsche Probe gegeben, cf. auch die 75. Rede und Nr. 129 Anm. 477. – Einer der berühmtesten Ärzte ist bekanntlich unser Jīvako gewesen, zugleich ein feinsinnig gebildeter Geist, als den ihn die 55. Rede kundgibt. Sein offizieller Rang als kaumārabḥrtyas, komārabhacco ist von kumāras Prinz abzuleiten: also der Prinzenarzt, das ist der Hofarzt. Kaum nötig zu betonen, daß kumāras der Titel für Prinz ist; wie denn auch Asoko das Wort nur in diesem Sinne anwendet: cf. Dhauli Nr. I, 23, II, 1, Säulenedikt VII, 2, 6 und BÜHLERS Anmerkung l hierzu, Epigraphia Indica II, 274. Kumāras heißt wohl auch »Kind«, aber in demselben höfischen Sinne wie unser kint Ortlieb, Gîselher daz kint, wo erwachsene Prinzen gemeint sind, Nib. 1961, 1098 oder wie altenglisch Childe (cf. Harold). Kaumārabḥrtyas etwa streng fachsimpelhaft als »Kinderarzt« ausweisen, wie noch JOLLY, Medizin p. 68, ist daher nicht anders als ob man D. CARLOS, Infant von Spanien, als »Kind von Spanien« übersetzen wollte. Barbarische Machwerke vom Schlage der BOWER-MSS. usw., die nicht nur den Begriff des kumāras verkannt haben, sind überhaupt für die Kunde der echten wissenschaftlichen Medizin der Inder recht unfruchtbar, dienen vielmehr als Materialien zu einem Kodex der Quacksalberei, auch der Zaubermittel und Horoskopien, sowie einer indianisch germanistischen Kritiklosigkeit, die alles, altes und neues, meisterhafte Diagnosen wie scharlatanische Alfanzereien kunterbunt durcheinanderstreicht. Die Geschichte der indischen Medizin kann von keinem Philologen und von keinem Arzte, nur von einem, der beides ist und dazu noch ein halbes Gran vom Geiste BICHATS mitbringt, vielleicht einmal geschrieben werden: so nämlich wie COLEBROOKE jetzt vor hundert Jahren mit der indischen Jurisprudenz den Anfang gemacht.
340 Vergl. die 67. Rede S. 496, die 22ste S. 157 der Übersetzung. Dazu das patrisstische und dann das klassische Zitat im Speculum monachorum BERNARDI CASINENSIS, III, 1 B 4e: Lubricus est antiquus serpens et, nisi capite teneatur, statim totus illabitur. Et ideo dicit poeta [OVIDIUS]:
[1124] Principiis obsta; sero medicina paratur,
Cum mala per longas convaluere moras.
341 Lies mit dem siam. Texte alañ ca me.
342 Gesicht, Gehör, Geruch, Geschmack, Getast, Gedenken.
343 Eine Parataxis wie sie der zweite Teil der Rede gibt, taṉhā sallam, avijjā visadoso, chandarāgavyāpādena ruppati, erscheint gleichartig in der Maitryupaniṣat VI i.m., dhanuḥ arīram, om ityetaccharaḥ, ikhā'sya manas, tamo lakṣaṇam. Vergl. auch Anm. 493. – Das nibbānam, die Wahnerlöschung, Wunschlosigkeit, von , vana, vani = vāna, vāni, ist, wie ROBERT L'ORANGE erkannt hat, zwar in die Smṛti als nirvāṇam übergegangen, wurde aber bald unverständlich, wie z.B. unsere 75. Rede zeigt, und daher später durch brahmanirvāṇam, i.e. paramanirvāṇam. nach dem Muster brahmaṃ yānam = paramaṃ yānam, oder auch durch bhoganirvāṇam, wie Harakelināṭake Taf. II Ζ. 36, glossiert. ECKHART, p. 578, hat dasselbe, aber positiv, gesagt: »Der allen sînen willen hât unde sînen wunsch, der hât fride.« Das Gleichnis von der Gesundheit findet sich bei ihm wieder, wenn er von uns kranken Leuten, von der kranken Natur und von dieser kranken Welt redet; ausführlich und merkwürdig genau unserem Texte entsprechend schon bei MAKARIOS, dem Jünger des ANTONIOS und ersten christlichen Mönche, unter dessen Namen – bereits ECKHART, p. 366, sagt »die heiligen veter Macharius unde die andern« – uns Aufzeichnungen erhalten sind, De patientia et discretione cap. IX. Auch SOKRATES hat ganz ähnlich im Gorgias gesprochen.
344 Cf. Anm. 117. Auch im 36. Divyāvadānam als Kalmāṣadamyam erhalten. Vielleicht auf dem Humus das heutige Kamasin, im Kurukṣetram der Jamna-Ebene, eine Tagesfahrt westlich von Allahabad. Schon bei PTOLEMÄUS ist der Ort schlechthin als Καρμαρα, ungenau aber deutlicher als andere, überliefert, Geogr. lib. VII. cap. I. § 91 Nr. 7.
345 Lies ... upādāya, sabbaṃ rūpam. – Die vier Hauptstoffe sind Erde, Wasser, Feuer, Luft. Vergl. die 28. Rede; besonders die Übungen der 62sten.
346 Lies nāhaṃ kvacani kassaci kiñcanatasmiṃ, na ca mama kvacani kismiñci: kiñcanaṃ nātthi. – »Er mir niht und ich ime niht« und »unbewegelîcher werden denne niht« sagt ECKHART, p. 508 und 510.
347 Eine ähnlich wichtige und meisterhafte Darstellung der Gedanken dieser Rede ist im Aṉguttaranikāyo X Nr. 29 teilweise weiter ausgeführt. Vergl. auch Bruchstücke der Reden v. 759-761.
Die abschließende Mahnung mā pamādattha, wie noch in Nr. 8, 19 und 152, entspricht den letzten Worten Gotamos, als appamādena sampādetha im Dīghanikāyo Nr. 16 überliefert. Achthundert Jahre später vom großen ANTONIOS dem Eremiten wiederholt als μη εκκακειν εν τῃ ασκησει, nach des ATHANASIOS autoptischer Biographie, p. 56 der Ausgabe von 1611: und noch einmal als frohen Scheidegruß vor seinem Ende, den Jüngern zum Vermächtnisse, treu bewahrt von den andächtigen Freunden, χαιρων διελεγετο και παρηγγειλεν αυτοις' μη ολιγωρειν εν τοις πονοις, μη δε εκκακειν τῃ ασκησει, αλλ; ὡς καϑ' ἡμεραν αποϑνησκοντας ζῃν, ib. p. 116. – Die vielmehr hindustanische als palästinensische Natur dieses echten ANTONIOS der Augenzeugen, der allerdings dem Zerrbilde frommer Lügner, Zeloten und Legendenjäger recht unähnlich sieht, kommt in der Sterbestunde ganz unverkümmert zum Vorschein, wo er allein mit den beiden Hauptjüngern, aggasāvakā möchte man sagen, MAKARIOS und AMMATAS, wieder auf seine entlegene Bergfeste zurückgezogen, die Abmachung trifft, ihn verborgen zu begraben (vgl. Lieder der Mönche v. 919), und ihnen endlich den [1125] ebenso unchristlichen als rein buddhistischen Rat erteilt ζησατε προσεχ οντες ἑαυτοις, και μνημονευοντες ὡν ηκουσατε παρ' εμου παραινεσεων, l.c.p. 117 das ist attadīpā viharatha attasaraṇā anaññasaraṇā, dhammadīpā dhammasaraṇā anaññasaraṇā: also die wörtliche Paraphrase eines der letzten Ratschläge Gotamos an Ānando, wiederum Dīghanikāyo Nr. 16, 2. Abschnitt i.f.
348 »Willst du beschieden sein rechter Notdurft.« – »Ja.« – »Das ist Brunnen und Brot und ein Rock: das ist rechte leibliche Notdurft.« ECKHART, p. 461. – Vgl. noch Mahābhāratam XIV, 46, 23 und 32.
349 ανϑρωποι κενεης οιησιος εμπλεοι ασκοι: TIMONIS PHILIASII Sillus 14.
350 Die Pforten der Sinne verschlossen haben, sagt ECKHART, p. 624; auch hat er nach den fünf Sinnen das Denken als sechsten Sinn richtig erkannt, p. 109, 590.
351 Cf. Anm. 148 zu den Liedern der Nonnen. – ukasaptati 52:
Prajñāvisphāritākṣāṇāṃ
vidravanti vipattayaḥ
hastodyatapradīpānām
andhakāra ivāgrataḥ.
352 Ein ganz erstaunliches, bis in die feineren Einzelheiten deutlich erkennbares Spiegelbild dieser Rede stellt PLATONS Menon dar; sogar findet man da, auch gegen Ende des Dialogs, unseren Weg nach Rājagaham als Weg nach Larisa, und unseren Wegweiser, maggakkhāyī, als ἡγεμων επι το ορϑον wieder.
Zum liebevollen Herzen, S. 820 passim, cf. zumal die 62. Rede S. 460-461 und die vier Allegorien der 21. Rede. Dieselben wurden, z.T. wörtlich, in die ruti aufgenommen; so die zweite, vom weiten, tiefen, unbeschränkten, himmelsraumgleichen Gemüte, als vyomavannirupādhikaḥ in die Varāhopaniṣat II, 53. Letzteres Bild auch bei ECKHART, p. 222: »Der himel enmac keinen fremden îndruk enpfangen, ime mac kein pînlîchiu nôt în gedrücket werden daz in entsetze: alsô muoz diu sêle gevestet unde bestêtet sîn« usw. Vergl. noch die 127. Rede, Anm. 454.
353 Lies mit dem siam. Texte dhammasāmaggiyā.
354 Im Text ist hier eine Wiederholung von Frage und Antwort interpoliert.
355 Ebenso ECKHART ›hören und behalten‹; fünfmal auf einer Seite, 290.
356 Ein Gleiches berichtet der Doctor seraphicus vom Professor paupertatis, Vita, cap. V. vorletzter Absatz.
357 Και γαρ και τουτο ην μεγα της ασκησεως του Αντωνιου, ὁτι χαρισμα διακρισεως πνευματων εχων, επεγινωσκεν αυτων τα κινηματα' και προς ὁ τις αυτων ειχε την σπουδην και την ὁρμην, τουτο ουκ ηγνοει: ATHANASIOS p. 113.
358 Vergl. MAKARIOS, Homil. ΧΧΧIII fin. und XIV § 6 i.f.: ουτε ... ὁραται τοις σαρκικοις οφϑαλμοις, τοις δε πνευματικοις φαινεται, τῳ οφϑαλμῳ της καρδιας, και ἡ σατανικη του σκοτους και ἡ φωτεινη της ϑεοτητος.
359 Νυν δ'εμοι μεν ὡρα ποι ιεναι: von PLATON ebenso gern wie bei uns, am Ende gewisser Dialoge idiomatisch gebraucht, bei Menon, Theaitetos, Protagoras, Laches etc.
360 Der Topus vom himmlischen Gehör, S. 826, ist auf Chāndogyopaniṣat V, 1, 4 gegründet: Yo ha vai sampadaṃ veda, saṃ hāsmai kāmāḥ padyante daivā ca mānuṣā ca: rotraṃ vā va sampat. Ja, er reicht in eine weit fernere Vergangenheit hinauf, da wir schon im Sāmavidhānabrāhmaṇam (I, 8) beide Arten der Töne, die himmlischen und die irdischen, die der Götter und die der Menschen, zugleich mit den fünf übrigen der diatonischen Skala, der Reihe nach absteigend bis zu den Geistern, Tieren, Dämonen,[1126] Bäumen und Kräutern, als Substrat der ganzen Welt – wie später den praṇavas (om) oder den pythagorischen αριϑμος – genannt hören.
Dem einsam nachdenkenden Hüter und Hirten, S. 828, steht der tätig erfahrene Hüter und Hirt der 33. und 34. Rede gegenüber: ὁ ποιμην ὁ καλος des Εν. Joh. Χ, 12 bis 18 (Luk. XV, 4-6), der ebenso beliebte als problematische »gute Hirt«, schon auf einem Fresko der Lucina-Krypte zu Rom aus dem Anfang des 2. Jahrhunderts pompejanisch anmutig nachgebildet; während auf den etwa 300-350 Jahre älteren asokischen Skulpturen zu Sāñci, Barāhat etc. an Stelle der Herdenbehütung das strengere Motiv der Einsamkeit im Wildparke prototypisch behandelt ist.
361 Das Axiom eso 'ham asmi ›Das bin ich‹ kann auf Bṛhadāraṇyakopaniṣat I, 4, 1 so 'ham asmi etc. Bezug haben; n'etam mama ›Das gehört mir nicht‹ = ιδιον τε μηδεν ἡγεισϑαι, PYTHAGORAS bei DIOG. LAERT. VIII, 23. Ebenso »Thou art not thyself«, Measure for Measure III, 1, 19. – Die topische Frage und Antwort am Schlusse dieser und ähnlicher Reden (vgl. namentlich die 146ste) ist der Strophe und Gegenstrophe im chorischen Dialog am Schlusse der Perser des AISCHYLOS vollkommen koordinat.
362 Cf. Manus II, 147f.; opapātiko: utpādayati yasmiṃ saḥ. Vgl. bes. noch Vasiṣṭhas II, 5.
363 Zum ādi rautam von der Saat und Ernte cf. die 135. Rede nebst Anm. 496. Bekanntlich in die synoptischen Evangelien aufgenommen; bei uns am schönsten von GOTTFRIED im Tristan ausgesprochen, ed. pr. v. 12239f.:
Wir muezen snîden unde mæjen
Daz selbe, daz wir dar gesæjen.
Die Bemerkung, daß Gute gleich und ungleich, Schlechte auch nicht gleich und gleich zu erkennen vermögen – ähnlich wie Korinth. I, 2, 14, 15 eine Vertiefung des antiken Axioms vom Gleichen für Gleiches, das z.B. bei uns im ersten Teile der 105. Rede, S. 808-809, ausgeführt ist – wird von den beiden Asketen gegen Ende des vierten Aktes der akuntalā bestätigt, vanaukaso 'pi santo laukikajñā vayam, und na khalu dhīmatāṃ ka cid aviṣayo nāma; bei uns vom ehrwürdigen Illuministen MERSWIN, im Buche von den Neun Felsen p. 115: »dis sint menschen, die der welte unbekant sint, abber die welt ist diesen menschen gar wol bekant.«
Das Hauptergebnis, ›Den Guten gesellt sein‹, eine Erinnerung, die in unseren Texten immer wiederkehrt, ist am Ende der 75. Rede mit lakonischer Meisterschaft entwickelt. Es ist der selbe Satz, den ARISTOPHANES in den Sphekes 1238 zitiert, τους αγαϑους φιλει, und den der Chor 1457/61 ausführt:
το γαρ αποστηναι χαλεπον
φυσεος, ὁν εχοι τις αει.
Καιτοι πολλοι ταυτ' επαϑον;
ξυνοντες γνωμαις έτερων
μετεβαλλοντο τους τροπους.
364 Analog von DIOGENES deutlich erkannt, ὁς ελεγε, μητε εν πολει πλουσιᾳ μητε εν οιχιᾳ αρετην οικειν δυνασϑαι, STOB. Flor. ΧCIII, 35.
365 gāmadhammo gemein, im Rāmāyaṇam und Bhāratam ebenso grāmyadharmas, ein recht zutreffender Ausdruck, wörtlich: dorfartig, d.i. (mhd.) dœrperlich; nämlich αγροικος, rusticus, villanus, villano, vilain: country matters, wie Hamlet (III, 2) dieselbe Sache ebenso bezeichnend sagt. Dagegen agrāmyatā »Ungemeinheit«, das ist edle Sitte, hovischeit, kurtoisîe.
[1127] 366 porī wörtlich: städtisch, πολιτικος; nämlich αστειος, urbanus, also nach heutigem Sprachgebrauche höflich, poli: auch dem bäuerisch usw. widergesetzt, aber nur formal, kṛtrimam, gegenüber dem realen Begriffe, svābhāvikam., der vorangehenden Erklärung.
367 Cf. MAKARIOS, Homil. XXX § 6 i.f.: H ώσπερ πετεινον, επαν εν ύψει πετασϑῃ, αμεριμνον εστιν, κτλ. Ein ähnliches Gleichnis von der Seele als einer unbeschwerten Flaumfeder bei ECKHART p. 360. Vergl. noch Relations etc. de la Trappe, Paris 1702, I.p. 11: »Je suis comme une feuille, que le vent enleve de dessus la terre«; Lieder der Mönche v. 104.
368 Vergl. ATHANASIOS über ANTONIOS, Vita p. 92: Ουδεποτε γαρ εταραττετο, γαληνιωσης αυτου της ψυχης' ουδεποτε σκυϑρωπος εγινετο, χαιρουσης αυτου της διανοιας. Dann CELANO (Vita II, cap. 65 und 68) über s. FRANCESCO: Tutissimum remedium contra mille inimici astutias laetitiam spiritualem sanctus iste firmabat. – Studebat proinde sanctus in iubilo cordis semper existere, servare unctionem spiritus oleumque laetitiae. Morbum accidiae pessimum summa cura vitabat. – Pro generali commonitione in quodam capitulo scribi fecit haec verba: Caveant fratres, ne se ostendant extrinsecus nubilosos et hypocritas tristes, sed ostendant se gaudentes in Domino, hilares et iucundos, et convenienter gratiosos. – Wie sein »lieber herre sant Franciscô« hat in diesem Sinne auch Meister ECKHART (p. 467) gesagt, »daz der mensche nimmer cleglich wort gesprichet ... daz er nimmer mê ervrewet wird: er ist selber diu vreude.«
369 τον εσωτεραν ερημον Αντωνιου, p. 68.
370 Der siam. Text hat richtig samanupassāma. – Zum Topus kataṃ karaṇīyam, »Gewirkt das Werk«, cf. Lieder der Mönche v. 541 Anm.; und die selben Worte s. FRANCESCOS in seinen letzten Tagen: »Ego quod meum est feci.« – Die Unterscheidung, bzw. Unterscheidungen, S. 846 passim, entsprechen ganz prachtvoll der ειδοποιος διαφορα, bzw. den διαφοραι des ARISTOTELES; auch der platonischen επιστημη διαφοροτητος. Vgl. noch p. ΧΧIII bis XXV meiner Buddhistischen Anthologie; und die Anmerkung 85 zur 64. Rede. Gegensatz: »Ein ding ân' underscheide«, wie es bei uns schon GOTTFRIED als höchsten Begriff der Einheit gibt, Tristan v. 18358. Über das Anhangen, bzw. die fünf Stücke des Anhangens, ibid., sagte mir einmal ROBERT L'ORANGE: »Die ›Theologia deutsch‹ enthält das häufig wiederkehrende Wort ›Annehmen‹, ›Sich-einer-Sache-annehmen‹, und unter diesem Wort beschreibt der Frankfurter das buddhistische upādānam.« Ebenso spricht der Hochheimer, der große ECKEHART: »Dir ist nôt vor allen dingen, daz dû dich nihtesniht annemest«, p. 22; p. 634 mit dem Gleichnisse vom Hagedorn, der nur glatt geschlichtet durch das Heu dieser kranken Welt ohne anzuhaften hindurchgezogen wird; p. 561: »waz an dir und in dir ist, ez ist allez gar siech unde verdorben.« Etc. Endlich sei noch auf MERSWINS Buch von den Neun Felsen verwiesen, wo p. 105 das ledig und unangenommen stehn erörtert ist.
371 Es ist gleich uḷārabhogakulā zu lesen; vergl. die 96. Rede, ed. Siam. p. 592. – Cf. das kulagṛham, Ṛtusaṃhāre VI, 21, zumal die kulīnatā, Harṣacarite2 p. 168. Die Liste seltener Wörter aus dem zweitgenannten Werke, die THOMAS im Journal Roy. As. Soc. 1899 p. 485-517 zusammengestellt hat, weist denn auch manche lehrreiche Pālizismen auf, wie piṇḍapātī u.a. Letzteres Wort ist mir noch Yoga ikhopaniṣadi I, v. 124 begegnet, ed. Bomb.
372 Das bāhusaccam, bzw. diṭṭhupādānam im allgemeinen, den Hang zur Vielwisserei, hat ROBERT L'ORANGE treffend erklärt als »die Gelehrtenkünstlerdichterphilosophenweiseneitelkeit, [1128] das sich zueignen jeder intellektuellen Eigenschaft, von der falschen, aber blendenden und vor der Welt glänzenden Philosophie des puthujjano bis zur Weisheit des dhammānusārī«.
373 piṇḍapātiko, der von Haus zu Hause schweigend hintritt, einen Brocken, einen Bissen abzuwarten, einzusammeln; cf. Theragāthā 849f. – Vgl. CELANO (Vita II, cap. 17) über S. FRANCESCO: Pater Sanctus utebatur eleemosynis ostiatim quaesitis multo libentius quam oblatis; verecundiam mendicandi inimicam saluti dicebat, verecundiam in mendicando eam, quae pedem non retrahit, sanctam esse confirmans.
374 Cf. die 65. Rede, Anfang. – Ησϑιεν τε ἁπαξ της ἡμερας αντονιι Eremitae Vita p. 13.
375 »Sit vobis, fratres, non cibus sed caritas in exemplum«, hat S. FRANCESCO gesagt und es, wie oben, den Brüdern oft wiederholt: »De omni eo quod peccator potest, nemo sibi debet iniquo applausu blandiri. Peccator ieiunare potest, orare, plangere, carnemque propriam macerare; hoc solum non potest, Domino scilicet suo esse fidelis.« BONAVENTURA cap. 5-6; CELANO II, 75. Gleichwohl aber hat auch S. FRANCESCO als guter Mensch die strenge Observanz geübt: cum quandoque corpusculum suum somni beneficio recrearet, sedens saepius nec aliter se deponens dormiebat, pro cervicali ligno vel lapide utens. CELANO I, 19.
376 Zum Unbestand cf. das Unzulänglich der 66. Rede, in fine; dann auch die 28., die, nebenbei gesagt, in der recht buddhistischen Einleitung zum 3. Buche der Yājñavalkyasmṛti gut monographiert ist: gantrī vasumatī nā am udadhir daivatāni cādi. – Es ist mit dem siam. Texte agammayatā zu lesen; die Variante atammayatā ›Unmittelbarkeit‹ (vgl. die 137. Rede gegen Ende) paßt hier nicht, wäre sīlasmiṃ, wie tammayo in der 47., sīlamayo in der 78. Rede. Ähnlich Tejabindūpaniṣat v. 4: agamyagamyakartā: ao, yadanyair agamyaṃ sthalaṃ tad api prayatnena gamyaṃ karoti yaḥ saḥ. Desgleichen MERSWIN, bei den Neun Felsen. – Der Spruch = Suttanipāto 588, 757 a b. Die ariyāvāsāgammayatā mag nach dem Ende der 53. Rede, p. 358, vijjāsampanne gelten: die vorangehende paṭipadā aber caraṇasampanne, beide zusammen also vijjācaraṇasampanne.
377 Cf. das Gleichnis von den reflektierten Sonnenstrahlen, Saṃyuttakanikāyo vol. V.p. 218.
378 Der letzte Absatz Bṛhadāraṇyakopaniṣat II, 4, letzter Absatz.
Das Gesetz der Wandelbarkeit, von dem diese Rede handelt, arbeitet eigentlich schon mit den variablen Infinitesimalen, wie sie den Indern von alters her geläufig waren (cf. kuṭṭakādi); das selbe Gesetz wird in der 137sten, bei Darstellung der sechsunddreißig Fesselpfade, seinem Inhalte nach genau gekennzeichnet. Es ist, beiläufig bemerkt, auch von EPICHARMOS richtig erkannt worden, Fragm. philos. Graec. ed. MULLACH vol. I.p. 142:
εν μεταλλαγᾳ δε παντες εντι παντα τον χρονον;
ὁ δε μεταλλασσει κατα φυσιν κωυποκ᾽ εν τωυτῳ μενει.
Desgleichen von SENECA in seinem durchaus indischen 36. Briefe: omnia quae videntur perire mutari.
379 Mit antamaso mālāguṇaparikkhittā pi, bis herab zu der blumengeschmückten Tänzerin, vgl. man die Parallele antamaso tiracchānagatāya pi, bis herab zur tierischen Liebe, nämlich mit einer Dirne – nicht etwa »mit einem Tier«, wie noch OLDENBERG hat, Buddha, 3. Aufl. S. 401, nach SPIEGEL, Kammavā kyam p. 9, usw. Diese Berichtigung stammt von ROBERT L'ORANGE. – Cf. Längere Sammlung Anm. 772.
380 Vergl. Yājñavalkyadharma āstre II, 77: na dadāti ca yaḥ sākṣyaṃ jānannapi usw.
[1129] 381 Κρατης λεγεται ὁ Θηβαιος τοις στασιαζουσιν οικοις επιφοιτων λογοις ειρηνης διακρινειν τας εριδας.
382 Ein solches Betragen wie hier dargestellt, und wie es Asoko vom ersten bis zum letzten seiner Edikte praktisch verherrlicht, hat PLATON als Orphisches Leben beschrieben; wozu ERASMUS in den Adagia s.v. sehr schön bemerkt: »Orphicam vitam PLATO libro de legibus sexto [pag. 782] dixit vitam innoxiam, et a luxu sanguinolentisque dapibus puram. – Videtur ORPHEUS hoc connatus apud Thraces, quod PYTHAGORAS tentavit apud Ionios, NUMA apud Romanos.« Unter den Thrakern sind vornehmlich die asketischen Κτισται zu verstehn, von denen POSEIDONIOS bei STRABO p. 296, ausführlich berichtet und sie δικαιοτατους ανϑρωπους nennt. In diesem Zusammenhange darf hier noch an die trefflichen beiden Reden PLUTARCHS über die Sarkophagie erinnert und endlich auch der drei Merkmale gedacht werden, die MANES, der Brāhmane und Jünger des Buddas, als welchen ihn SUIDAS bezeichnet, dem Christentum viel zu edel und unkirchlich zugrunde legen mochte.
383 atthi yiṭṭham = yaṣṭavyam iti nirṇayas, 60. Kap. āntiparvaṇi.
384 Es ist richtig, wie vol. I.p. 390, passim, obajjham zu lesen. Zum Begriffe des pariniṭṭhitabhāvo cf. den pariniṣṭhitakāryas im āntiparva, loc. cit. v. 20. – Das heilsame Bemühn ähnlich bei PINDAR, letzte Pythionike i.f.: ει δε τις ολβος εν ανϑρωποισιν, ανευ καματου | ου φαινεται.
385 Ausführung und Wiederholung gehört in die Sphäre des späteren Vaipulyam.
386 Mit dem Inhalte dieser Rede ist die siebzehnte des ersten Bandes zu vergleichen; auch Bruchstücke der Reden Nr. 38, Beider Seiten Anblick.
Der Topus von der kurzen und von der ausgeführten Darstellung, saṉkhittena und vitthārena, wie oben und oft gebraucht, ist auch bei Asoko auf seinem letzten Felsenedikte als saṃkhitena und vistat[e]na wiederzufinden.
387 Ähnlich bei SENECA, epist. LXXV. i.f., des Weisen tranquillitas animi et, expulsis erroribus, absoluta libertas; non homines timere, non deos; in se ipsum habere maximam potestatem: inaestimabile bonum est suum fieri. Kürzer und noch genauer von DEMOKRITOS als σοφιη αϑαμβος αξιη παντων gekennzeichnet, τιμιωτατη εουσα. – Vergl. Anm. 452; Lieder der Mönche v. 187.
388 Vergl. die 9. Rede, S. 54 der Übersetzung.
389 Der Text der P.T.S. ist hier, wie passim, unbrauchbar.
390 nāmarūpam, ein dvaṃdvasamāsas, dessen letztes, nach indischem Usus wichtigere Glied voran zu übersetzen ist. – Die Erläuterungen der Kommentatoren, wie Buddhaghoso im Visuddhimaggo, haben natürlich wenig Wert; vielmehr die schönen nāmarūpam-Parallelen und -Gleichnisse der alten Upanischaden, die man nach JACOBS Upaniṣadvākyako as aufsuchen mag: wo eben wie bei uns »Bild und Begriff« überall zutrifft. Cf. auch Anm. 408 und Längere Sammlung Anm. 349.
391 Vergl. Mahābhāratam XIV, 44, 20: sarvaṃ kṛtaṃ vinā āntam, und Yogasūtram II, 15: pariṇāmatāpasaṃskāraduḥkhair, guṇavṛttivirodhācca, sarvaṃ duḥkham eva vivekinaḥ.
392 »alle crêatûre tragent inne bitterkeit«: ECKHART p. 300.
393 »each thing's a thief« heißt es, positiv, im Timon IV, 3, gegen Ende.
394 Der Erderoberer, cakkavattī, schon Maitryupaniṣat I, 4 genannt und als sārvabhaumas erklärt; in späteren Zeiten dafür pṛthivīvallabhas allgemeines virudam. Cf. FLEET in der Epigraphia Indica vol. VI, p. 168, Anm. 6, zu welcher man noch Vikramorva īyam IV, v. 19 beifügen mag, wo sich der König zu erkennen gibt, als
[1130] svayaṃ vṛtaḥ patir dvābhyām,
Urva yā ca bhuvā ca yaḥ.
395 sakkattaṃ, mārattam, brahmattaṃ kareyya. – »Ich weiz wol, kein vrouwe mac zuo dem himel komen, si enwerde ê ein man. Daz sult ir alsô verstan: sie müezen menlîchiu werc wirken unde müezen menlîchiu herzen hân mit voller kraft, daz sie in selber mügen widerstân und allen gebresthaften dingen«: Schwester KATREI zu ECKHART, p. 456. Das ewig Weibliche, das Jungfrauengemüt ist denn auch bei ECKHART nur Vorstufe zur höheren Entwickelung, eine Phase des zunehmenden Menschen, p. 346.
396 Ein gleicher Titelreichtum Längere Sammlung, I, Ende; vergl. die Wiener Zeitschr. f.d. Kunde d. Morgenl. XI, 159f.
Ein quasi signaculum des paṭiccasamuppādo (S. 872) findet sich, recht auffällig, in den auch sonst so merkwürdigen, schönen Episteln JACOBI, und zwar 1, 14, 15, worauf mich DE LORENZO hingewiesen. Gerade diese Stelle aber hat der ägyptische ANTONIOS inniger Betrachtung empfohlen, bei ATHANASIOS, p. 32. Besser noch freilich hat der Pythagoriker BRYSON mit indischer, oder sagen wir kantischer Konzinnität die kausale Verkettung gelehrt: Οὑτως εχει ποτ' αλλαλα τ' ανϑρωπινα πραγματα καϑαπερ και τας ἁλυσιος τοι κρικοι. τηνοι τε γαρ εξ αλλαλων αρτηνται, αλλαλοις τ' ακολουϑιοντι, και ἑνος εξ αυτων ἑλκυσϑεντος ὁποιου δη ποκα το τε ὁλον και τα εξ αρχας ακολουϑει; και των τω βιω δε πραγματων ὁποια αν βουλη ἑλεσϑαι, εὑρησεις και τα λοιπα εξ αναγκας κατα το ἑξης αλλαλοις ἑπομενα. – Και τ' αλλα δε παντα, μαστευομενος και ανερευνων, οὑτως εὑρησεις εχοντα ποτ' αλλαλα. STOB. Flor. LXXXV, 15. – Die ṭhānāṭṭhānakusalatā, Kunde des Möglichen und Unmöglichen, in dieser Rede teils ungemischt, teils mythisch versetzt überliefert, erscheint im Christentum als Kenntnis der futuribilia scholastisch dogmatisiert.
397 Der siam. Text hat richtig imassa kho pana bhikkhave Isigilissa pabbatassa.
398 paccekabuddhā.
399 Es wird Nīpo zu lesen sein; cf. Theragāthā 84. Der Name kommt schon in der Ṛksaṃhitā und dann öfters im Bhāratam und in den Purāṇen vor.
400 Die außerhalb des Textes angefügte Liste ist tertiäre Zutat; das Intermezzo an sich apokryphe Improvisation. Doch braucht man darum den Begriff des paccekabuddho nicht etwa schlechthin als mythisch zu betrachten, darf ihn vielmehr im echt antiken Sinne mit SOKRATES dahin auslegen, ὁτι τον σοφον αυτον αὑτῳ μαλιστα δει σοφον ειναι, wie er es im größeren Hippias als uralte Maxime gibt. Vergl. auch Lieder der Mönche Anm. 1149; und als Parallele hierzu die S. ROSALIA, Breviar. Rom. 4. Sept.
401 Die Redner der Regenzeit sind irreguläre Asketen, die nur während dieser drei Monate Genossenschaften bilden. – Vergl. die 77. Rede, S. 563 der Übersetzung.
Mit dem dvayaṃ, sāsavañcānāsavañca, S. 877-880, vergl. das mano dvividhaṃ, uddhañcā uddhañca, und dhyānaṃ saguṇaṃ nirguṇaṃ, Maitri āṇḍilyādyup. Zum āriyamaggo, dem heiligen Wege, cf. den paramahaṃsamārgas der Upanischaden; auch PINDARS verwandten Ausdruck ει δε νοῳ τις εχει ϑνατων αλαϑειας ὁδον, v. 103 der 3. Pythionike, sowie ECKHARTS »ûf dem wege stên zur êwigen sêlikeit«, p. 128.
Der Titel der Rede ist von ungefähr dem Cātvāriṃ am brāhmaṇam, das Pāṇinis kannte, beigeordnet. – Nach Form und Gehalt verschieden, aber quasi quossum analog ist des IACOBUS SARUGENSIS dritte Homilie mit der Auflösung der Zahl Vierzig in vier Elemente u.a.m., alter Überlieferung folgend, beschäftigt, bei ZINGERLE S. 29-36. [1131] »Quadragenarium numerum ueteres magna obseruatione colebant«, hat AGRIPPA richtig bemerkt.
402 Zur Offenbarung: nämlich der Ordensregel; und zwar im Herbste, am Ende der Regenzeit, zum letztenmal vor Beginn der Wanderschaft. Vergl. die 108. Rede, S. 825, und die 65., S. 474 der Übersetzung. – Eine gleiche Einrichtung hatte S. FRANCESCO alljährlich für Pfingsten getroffen.
Im allgemeinen zur Mondnacht cf. die 32. und 146. Rede, Längere Sammlung Nr. 2, Lieder der Mönche v. 1234. Der ganze Zauber der herbstlichen Lunarien, wie er da und sonst mit ein paar Strichen angedeutet, ist in eine Gemme Kālidāsas' meisterhaft eingeschnitten, Ṛtusaṃhāram III, 22:
aradi kumudasaṉgād vāyavo vānti ītā,
vigatajaladavṛndā digvibhāgā manojñāh,
vigatakaluṣam ambhaḥ yānapaṉkā dharitrī,
vimalakiraṇacandraṃ vyoma tārāvicitram.
403 Cf. Anmerkung 19 zu den Liedern der Nonnen.
404 Cf. BERNARDI CASINENSIS Speculum monachorum I, 1, 1, 2: »Omnium bonorum operum officina cella est et stabilis perseverantia.« – »Impossibile est hominem fideliter figere in uno animum suum, qui non prius in aliquo loco perseveranter affixerit corpus suum.« Vergl. noch PASCAL, Pensées I, 7, 1: »C'est pourquoi ... j'ai souvent dit que tout le malheur des hommes vient de ne savoir pas se tenir en repos dans une chambre.«
405 Est dies, in quo color in alium colorem mutatur, et pro colore vitae color mortuorum induitur: EPHRAEMI Carmen Nisibenum ultimum, ed. BICKELL 77, 11.
406 Αποβλεψατε γαρ προς το τελος ἑκαστου των γενομενων βασιλεων, ὁτι τον κοινον πασι ϑανατον απεϑανον: IUSTINUS Martyr, Apol. I, 18.
407 Das selbe Gleichnis behandelt MAKARIOS im 1. T. der 20. Homilie.
408 Cf. das vedische Gleichnis, e.g. Bṛhadāraṇyakam II, 4, 11., Sayathā sarvāsām apāṃ samudra ekāyanam evamādi; Pra nopaniṣat VI, 5, Sayathemā nadyaḥ syandamānāḥ samudrāyaṇāḥ samudraṃ prāpyās taṃ gacchanti, bhidyete tāsāṃ nāmarūpe, samudra ityevaṃ procyate, usw.; und ebenso Tao-te-king Kap. 32 i.f., MERSWIN, Neun Felsen p. 138. – Vergl. Ilias XXI, 195-197: βαϑυρρειταο μεγα σϑενος Ωκεανοιο, εξ οὑ περ παντες ποταμοι και πασα ϑαλασσα και πασαι κρηναι και φρειατα μακρα ναουσιν.
409 Holzscheit und Reibholz stellen das vedische und ebenso altgriechische Feuerzeug dar, wie es z.B. des SOPHOKLES Philoktet bei sich in der Höhle verwahrt, v. 36. Der erste Feuerreiber ist bekanntlich Prometheus, pramanthayas, gewesen, dessen Tätigkeit von DIOGENES, im Widerspruch zur dichterischen Darstellung aber im Einklang mit unserem obigen Gleichnisse, als eine unheilsame bezeichnet wurde, δια την εὑρεσιν και μεταδοσιν του πυρος, ὡς αρχην τουτ' ον και αφορμην τοις ανϑρωποις μαλακιας και τρυφης, bei MULLACH, Fragm. philos. Graec. vol. II. p. 327.
410 Και ὡσπερ τι παιδιον μικρᾳ ψηφιδι τειχος βεβληκος ουδεν ηνησεν, κτλ.: MAKARIOS, De elevatione mentis cap. XVI.
411 Diese hier dargebotenen drei Doppelgleichnisse können als meisterliche Ausführung von Bṛhadāraṇyakam I, 5, Ende gelten, sozusagen als Auflösung des dort gegebenen Siegels: Tasmād ekam eva vrataṃ caret, prāṇyāccaivāpānyācca, nenmā pāpmā mṛtyur āpnuvad: iti yadyucaret samāpipayiṣet. – Cf. noch S. FRANCESCO, bei CELANO I, 16: Docebat eos non solum mortificare vitia et carnis incentiva reprimere, verum etiam et ipsos exteriores sensus, per quos mors intrat ad animam.
[1132] 412 So auch das sokratische Gleichnis von den vollen Fässern, im Gorgias p. 493/4.
413 Vergl. Kaṭhādyup. III, 3: Ātmānaṃ rathinaṃ viddhi | arīraṃ ratham eva tu | buddhin tu sārathiṃ viddhi | manaḥ pragraham eva ca |. – S. BERNARDUS, Serm. 49 i.m.: »Est ergo discretio non tam virtus quam quaedam moderatrix et auriga virtutum ordinatrixque affectuum et morum doctrix.« Dasselbe ritterliche Gleichnis »discretio auriga virtutum« von S. FRANCESCO gebraucht, bei BONAVENTURA cap. 5 in med. Vor ihnen schon vom seligen MAKARIOS, ed. PRITIUS, Homil. 15 § 34 und 40 § 5 i.f., και γαρ ὁ νους ἡνιοχος εστι κτλ. Und wiederum auch bei PLATON, e.g. im Phaidros p. 247.
414 Lies hier arati-r-atisaho.
415 Die klassische Leichenbetrachtung, wie oben S. 892, mit dem Ende »Gebeine, verwest, in Staub zerfallen«, erinnert an die grandiose Szene in SENECAS Hercules Oetaeus i.f., wo Alcmena mit der Aschenurne ihres Sohnes im Arme auftritt:
Timete, Superi, fata: tam parvus cinis
Herculeus est: huc ille decrevit gigas.
O quanta, Titan, in nihil moles abit:
Anilis, heu me, recipit Alciden sinus.
Hic tumulus illi est. Ecce, vix totam Hercules
Complevit urnam; quam leve est pondus mihi,
Cui totus aether pondus incubuit leve.
Kürzer gefaßt im Hamlet, Totengräberszene, Schlußverse:
Imperious Caesar, dead and turn'd to clay,
Might stop a hole to keep the wind away:
O, that that earth which kept the world in awe
Should patch a wall t' expel the winter's flaw!
Auch GOETHES Geistesgruß klingt hier an.
416 Wie hier und oft devā dīghāyukā hat EMPEDOKLES ϑεοι δολιχαιωνες, den αϑανατοισιν HOMERS und der anderen entgegen, gesagt: ist also identische Übersetzung. – Wenn man die vornehmlich indischen Bilder und Gleichnisse, in die EMPEDOKLES seine Lehre gekleidet hat, und nun noch das obige, an sich zwar belanglose, eben darum aber so vielsagende Paralipomenon betrachtet, läßt sich die Vermutung eines auch historischen Zusammenhanges, bzw. frühen Verkehrs zwischen Hindustan und Magna Graecia – durch Ariana-Media, Syrien-Ägypten – nicht mehr verschweigen.
417 paranimmitavasavattino devā sa brahmaṇah para etā bhavati ... akṣayyam aparimitam anāmayaṃ sukham a nute: Maitryupaniṣat IV, i. 4.
418 Lies vā. – Nb. die Übereinstimmung mit dem wunderbaren Puruṣasūktam, Ṛgvedas X, 90, 1: Sahasra īrṣā puruṣah ... bhūmiṃ vi vato vṛtvā atyatiṣṭhad da āṉgulaṃ. Die wahre Bedeutung von vṛtvā hier ergibt sich aus unserem entsprechenden pharitvā. Vgl. WESTERGAARDS Radices s.v. vṛ Nr. 4 ferre. – Bhagavadgītā X, 42.
419 Es ist das ursprüngliche subho jotimā wiederherzustellen, wie die ed. Siam, e.g. vol. II. p. 333, richtig hat. – Vergl. dosinā-jyotsnā.
420 Ebenso hat PINDAR in der vierten Nemeonike i.f. ὁ χρυσος ἑψομενος αυγας εδειξεν ἁπασας, und die erste Olympionike begonnen: ὁ δε χρυσος αιϑομενον πυρ ἁτε διαπρεπει νυκτι μεγανορος εξοχα πλουτου. Ein gleiches Bild dann bei unserem GOTTFRIED, Tristan, v. 12 944f.:
[1133] in dem tigele gebrant
Und geliutert, als ein golt.
421 Das Leitmotiv dieser Rede, das Thema von der Allmacht der Übung, wird auch am Ende von Gautamas' Dharma āstram intoniert, bei Manus VI, 80 phrasiert. Es ist im Abendlande vielleicht von keinem so innig erkannt und bekräftigt worden wie vom großen DIOGENES: ουδεν γε μην ελεγε το παραπαν εν τῳ βιῳ χωρις ασκησεως κατορϑουσϑαι, δυνατην δε ταυτην παν εκνικησαι, DIOG. LAERT. VI, 71. Vor ihm hatte schon PERIANDROS gesagt: Μελετη το παν.
Dem Verständnisse der Phaenomena vom tausendfachen Brahmā durch immer höhere und höhere Kreise bis zu den letzten Noumena möglicher Wahrnehmung kann, wie DE LORENZO bemerkt hat, unsere kantische Naturgeschichte und Theorie des Himmels als würdiger Eingang dienen.
422 Es ist, wie der siam. Text richtig hat, vigatavalikam und khāṇukaṇṭakaddhānam zu lesen. Desgleichen adhimuccati etc. etc. etc. – Vergl. die 127. Rede.
423 Die parisuddhā paramānuttarā suññatā findet sich in einigen Upanischaden, wie Tejabindūp. v. II als sarvaṃ tat paramaṃ ūnyam, Ātmaprabodhop. ed. Bomb. p. 397 a ādi ūnyas »Der Urarme«, Maitryup. II, 4 sa vā eṣa uddaḥ pūtaḥ ūnyādi.
Vgl. ECKHART, p. 418: »Daz ist diu allernêhste armuot des geistes, wan ez ist nieman rehte arm, wan der niht enwil unde niht enweiz unde niht enhât, weder ûzwendic noch inwendic.« Ib. 283: Diu hœhste, diu klâreste unde diu nêhste armuot; 22: Sîns selbes und aller dinge wüeste sîn; 27: »Aller stillest stân und aller lêrest ist dâ dîn allerbestez.« Usw. – Cf. noch zur Antwort auf Ānandos Frage, S. 905, das bündige Wort des MAKARIOS, bei FLOSS p. 163: »melior omnibus est paupertas«; sowie die Anm. 534.
424 Mit dem siam. Texte tattha tathāgatena zu lesen. – Aller Vorstellungen sich begeben: πτωχευσαι απο παντων των φαινομενων, MAKARIOS, Homil. XI § 6 i.f.; paupertatem colere, quasi coelestem vitam agere in terris, ab omni caducarum rerum cura et cupiditate alienam, nach BERNARDUS. Die ajjhattaṃ suññatā = der inwendigen Armut, der Armut des inneren Menschen, ECKHART p. 280, 626.
425 Zur Armut innen und außen cf. den Gedanken PASCALS II, 17, 82: »Si j'avais le cœur aussi pauvre que l'esprit, je serais bienheureux; car je suis merveilleusement persuadé que la pauvreté est un grand moyen pour faire son salut.« Die scheinbare Antinomie vom Aufnehmen der Armut ist in den Versen eines großen, unendlich reichen asketischen, das ist wohl eingeübten Geistes angemessen gelöst:
La lieta povertà, fugiendo, acquista
Ogni tesor, nè pensa come o quando;
Secur nei boschi, in panni rozzi e bigi,
Fuor d'obrigi, di cure e di letigi.
Letzterem Hinweise, den ich DE LORENZO, dem genauen Kenner MICHELANGELOS, verdanke, mag noch in diesem Zusammenhange die so anschauliche Illustration Meister ECKHARTS, p. 576, beigefügt sein: »Dar umbe sprach der, der in der kuofen blôz saz, zuo dem grôzen Alexander, der alle welt under ime hete: ›ich bin‹, sprach er, ›vil ein grœzer herre denne dû bist; wan ich hân mêr versmêhet denne dû besezzen hâst. Daz dû grôz ahtest ze besitzenne, daz ist mir ze kleine ze versmêhenne.‹« Das Helldunkel einer solchen einmütig erfahrenen indo-ārischen Armut, die heiter über Kaiser und Könige wegblickt, findet man denn auch im Bildnisse eines kynischen Pilgers [1134] und kosmopolitischen Palitanten auf einem jüngst entdeckten pompejanischen Fresko zu Boscoreale und zwar voce melius beglaubigt, »daz ist wortelôs«.
426 Der siam. Text hat richtig yo kho imesu pañcasu kāmaguṇesu chandarāgo so me appahīno. Etc. – Zur Selbsterforschung cf. die 15. und 151. Rede Aureum Pythagorerum carmen v. 40-44.
427 Der Text hat richtig sotum.
428 Lies mucchā nikāmayati.
429 Der Schluß der Rede, yo sāro so ṭhassati, ist mit v. 204 der Lieder der Mönche, sāram buddhāna sāsanam, nebst Anmerkung zu vergleichen. – Ein ähnliches Bild āṭyāyanīyopaniṣadante: Ekākṣarapradātāraṃ | yo guruṃ nābhinandati | tasya rutaṃ tathā jñānaṃ | sravatyāmaghaṭāmbuvat |; ferner Vāsiṣṭhadharma āstre VI, 31f.:
Āmapātre yathā nyastaṃ
kṣīraṃ dadhi ghṛtaṃ madhu
vina yet pātradaurlabhyāt,
kṣatapātraṃ rasā ca te:
evaṃ gā vā hiraṇyaṃ vā
vastram a vaṃ mahīṃ tilān
avidvān pratigṛhṇāno
bhasmībhavati kāṣṭhavat.
DE LORENZO weist mit Recht darauf hin, daß HORAZ dasselbe, so anschaulich lehrreiche Gleichnis gewählt hat, im berühmten 2. Briefe des 1. Buches. Er schreibt mir: »Il verso
Sincerum est nisi vas, quodcumque infundis acescit
allude proprio a vasi di creta; prima di tutto perchè i romani e i greci non adoperavano che tali vasi, e non di metallo, e poi perchè ORAZIO stesso alla fine della medesima epistola spiega ancor meglio il paragone con i versi:
Nunc adbibe puro
Pectore verba, puer, nunc te melioribus offer.
Quo semel est imbuta recens servabit odorem
Testa diu.
I quali versi corrispondono esattamente alla chiusa del discorso 122: ›Darum aber mögt ihr mit Liebe mir begegnen und nicht mit Feindschaft; das wird euch lange zum Wohle, zum Heile gereichen.‹«
Mit Liebe und nicht mit Feindschaft dem Meister begegnen, Gehör leihen usw. hat MAKARIOS getreu nachempfunden, bei FLOSS p. 305: Ου γαρ πιστευειν μονον δει Χριστῳ, αλλα και συμπασχειν αυτῳ: und AGATHON hat auch zugleich Vertrauen schlechthin wie S. 914-916 sehr besonnen als Ohnmacht und Unbill erkannt ib. p. 151: Non est peior altera passio quam fiducia: genetrix est enim omnium passionum; convenit ergo operatio monacho non sumere fiduciam, vel si solus sit in cella.
Die ewige Stille, S. 910 (asāmāyikam akuppam asamayavimokho Nr. 29 i.f.), ist wohl zumeist von ECKHART beschrieben worden, teils in Paradoxen wie ›Alle Beweglichkeit ist sterben‹, p. 536, oder ›Ganze Ruhe ist Freiheit aller Bewegungen‹, 605, teils gegenüber der ›Unstetigkeit und dem Sturme des Weltenflusses‹, 247, als ›das Wesen in einer stillen Stillheit‹, 389; ferner als wesentliche Stillheit 668, heimliche Stillheit der Einigkeit 520, Tiefe der Stillheit 517, lautere Stillnis 120, unbewegliche Stilleheit 583, stete Stillheit 600, stille Ewigkeit 375, etc. Vergl. Anm. 515.
[1135] Zur Bezeichnung Sakker in dieser Rede und Sakyer in der vorhergehenden sei bemerkt, daß die Namen, obwohl an sich identische Denominativa von »vermögen«, insofern leicht differenziert erscheinen als einige nördlichere Städte und Burgen wie etwa Kapilavatthu oder Devadaham stetig den Sakkern, und wieder andere südlichere wie z.B. Nagarakam oder Metālumpam stetig den Sakyern zugesprochen sind. Gotamo nennt seinen Vater Sakko, in der 36. und 85. Rede: er selbst aber wird allgemein Sakyaputto, Sohn der Sakyer, geheißen, so in der 41. Rede usw. Der engere Kreis Sakkos, des stolzen akras', als der er gegolten, und seiner Sakker, Sākrer, mag sich immerhin dem umfassenderen der Sakyer, akyer, eingeordnet haben, die Linie der Dynastie, der Zweig dem Stamme. Darum also haben auch die nächsten Verwandten Gotamos auf der Urneninschrift um die kristallene Phiole, die sie den Aschenresten ihres erlauchten Bruders gewidmet, sich selber als Sakyer bekannt:
Das ist ein Leichenschrein des Erwachten, Erhabenen:
Der Sakyer Stiftung, der Brüder mit Schwestern, mit
Kindern und Frauen.
Diesem nüchternen und doch beredten Epitaph ist wohl ferner noch zu entnehmen, daß die Brüder, bzw. Halbbrüder Gotamos das Erbe Sakkos gemeinsam angetreten hatten. Zerstörender Habsucht an 2400 Jahre verborgen wurde Urne und Phiole im Januar 1898 aus einem kostbar schützenden Topenhügel bei Piprāvā an der nepālischen Grenze ausgegraben und noch von BÜHLER als das erste historische Sakyer-Dokument erkannt, Journ. Roy. As. Soc. 1898 p. 389, die Inschrift aber erst von PISCHEL im 56. Bande d. Zeitschr. deutsch. morgenländ. Ges. S. 157f. richtig erklärt. – Der Unfug mit dem aka ākagargādibhyo yañ ist späterer Mißverstand, wie die gute alte Theragāthā 533 und 536 zeigt.
430 Selige Gestalt, tusito kāyo, im Reiche der Seligen Götter, vor der Herabkunft zur Erde. – Zu bodhisatto, erwachsam, d.h. der Erwachung angeschlossen sein, ihr nachhängen, sie erringen, cf. Anm. 5. Asokos Eigenbericht auf dem VIII. Felsenedikte, Piyadasi rājā dasavasābhisito saṃto ayāya saṃbodhiṃ, entspricht sehr schön unserem Topus, e.g. Anm. 5, pubbe' va sambodhā bodhisatto 'va santo: man hat also damals die wahre Etymologie von bodhisatto noch recht wohl verstanden. Später haben dann die nordbuddhistischen Übersetzer und Bearbeiter das so natürliche, mit dem Sprachgebrauche vollkommen übereinstimmende tatpuruṣam (bodhisaktas) aus Unkenntnis in ein gekünsteltes, barbarisches, ja unmögliches bahuvrīhi (bodhisattvas) verballhornt und der wüsten tibetischen Spekulation vorgearbeitet.
431 asuryā nāma te lokāḥ, andhena tamasāvṛtāḥ: Bṛhadāraṇyake IV, 4, 14; weiterhin bloß alokas genannt, sc. cakravālas, e.g. Raghuvaṃ e I, 68. – Vergl. die syntopischen Parallelen Mahāvastu I, 230, Divyāvadānam p. 204, Lalitavistaras V, v. 77. Irgendwie vermittelt ist diese Vorstellung bei den Scholastikern als Lehre vom Limbus rezipiert: »Juxta S. THOMAM limbus Patrum et infernus qualitate quidem locorum differunt, at situ probabiliter sunt quasi idem tractus continuus, sic tamen, ut magno spatio una commoratio ab altera distet«; rursus: »Multi cum s. THOMA in spatio intermedio purgatorium situm esse censent«: VIDMAR, Comp. rep. theol. dogm. p. 599. – Eine gleiche Phraseologie vom Lichtglanze durch die ganze Welt usw. im langen Hymnus des syrischen Propheten EPHRAEM auf die Geburt des göttlichen Knaben. Vergl. auch das Mittelreich der Seherin von Prevorst.
[1136] 432 Die spezielle Parallele hierzu im MAKARIOS, Apophthegm. ed. PRITIUS p. 266, bei εκ μερους τις ϑεωρει το προσωπον του ἑτερου, κτλ. – Die zehntausendfache Welt, wie die zehntausend Wesen im Tao-te-king Kap. 16, passim, oder die homerischen δμωες μαλα μυριοι, Od. XVII, 422, s.v.a. unzählig mannigfach, unendlich reich.
433 Vgl. Mantrabrāhmaṇam I, 4, 6 (= Ṛgvedas X, 184, 1):
Viṣṇur yoniṃ kalpayatu,
Tvaṣṭā rūpāṇi piṃ atu,
āsiñcatu Prajāpatir,
Dhātā garbhaṃ dadhātu te.
Komm.: Prajāpatiḥ: prajānāṃ pālako devaḥ. Etc. Es wird also hier, der ruti gemäß, der Cattāro mahābrahmāṇo gedacht sein: die Lokapālā kommen erst später.
434 pakatiyā sīlavatī; von sīlam = ηϑος, suetum, Sitte: es ist das συγγενες ηϑος PINDARS (Ol. XIII, 13), die angeborene Art.
435 Vgl. Bhāgavatapurāṇam X, 2, 20, passim. – Eine schwangere Maria, in deren durchsichtigem Schoße man das strahlende Knäblein erblickt, ist kunstvoll geschnitzt auf dem linken Flügel des inneren 500 Jahre alten Kirchenportals zu Irrsdorf (einem kleinen Weiler neben Straßwalchen, auf bedeutsamen römischen Überresten errichtet), neuerdings kopiert auf dem Kapellentore der Burg Kreuzenstein bei Stockerau dargestellt; vom Volke um Kindersegen angegangen. Ein Freskobild dieser Art hat RHYS DAVIDS erwähnt gefunden, Buddhist Birth Stories S. 65 Anm. Dergleichen Kunstwerke mögen zunächst auf eine im Mittelalter beliebte, sinnige Vorstellung zurückweisen: cf. Anm. 166; und von da wohl auf AUGUSTINUS, wie Meister ECKHART bemerkt hat, S. 411 i.f., eigentlich schon auf MAKARIOS MG., ed. BLONDEL p. 216: Ὡς γαρ εις ὑγροτητα καταβαινων ἡλιος ουχ ὑγροτητα δεχεται ουδε πηλωδης εὑρισκεται, την δ'ὑγροτητα του πηλου ξηραινων στεγανοι αυτος ὁλως την αυγην ουκ αποϑολουμενος; οὑτως ὁ Θεος Λογος, ων ἡλιος νοητος, εις σαρκα κατελϑων κτλ. – Nb. noch das »Marienglas«, lapis specularis.
Vielleicht lassen sich solche spezifisch ārische Begriffe, um nicht Dogmen zu sagen, zuletzt in den ṛgvedischen Hiraṇyagarbhas ohne Mühe und heiter auflösen, von dem der Seher X, 121, 1 singt:
Hiraṇyagarbhaḥ samavartatāgre,
bhūtasya jātaḥ patir eka āsīt.
Als jüngsten Sproß der langen Ahnenreihe hätten wir da in unseren Tagen RICHARD WAGNERS Rheingold zu begrüßen.
436 An dem Orte, wo die Legende das Ereignis stattfinden läßt, in einem Haine nahe dem Dorfe Luṃminī (cf. Anm. 278), hat Asoko unter anderem eine Denksäule errichten lassen, mit der Inschrift: »Hier ist der Erhabene geboren.« Vergl. auch die plastischen Darstellungen der Szene, auf Ruinen, aus Sārnāth etc. – Ähnlich im homerischen Hymnus auf die Geburt des Apollo, wo es, in der Übersetzung GOETHES, v. 106-109 heißt:
... es nahte Letos Entbindung.
Mit den Armen umschloß die Göttin den Palmbaum; die Füße
Stemmte sie gegen das Gras, die Erde lächelte. Mächtig
Sprang ans Licht der göttliche Sohn.
437 Diese vier Göttersöhne, die Hüter der Weltgegenden Lokapālā, auch die »Vier großen Könige« Cattāro mahārājāno genannt, sind im Christentum zu den heiligen Drei [1137] Königen aus dem Morgenlande geworden. Noch andere, spätere Beziehungen bei SEYDEL, Buddha-Legende, 2. Aufl. S. 35. Aber die älteste christliche Darstellung zeigt richtig Vier huldigende Könige, und zwar auf einem Fresko eingangs der Domitilla-Katakombe. Als dann in der Kirche einer der Könige, etwa der Dreifaltigkeit zuliebe, allmählich verschwunden war, sehn wir doch wieder Vier schützende Erzengel an den Seiten die Tradition unserer Vier großen Könige weiter erhalten: so eben noch in Rom auf einem musivischen Bilde links am Triumphbogen der Santa Maria Maggiore, auch im Sant' Apollinare Nuovo zu Ravenna. Sogar die unbiblische Bartlosigkeit anderer sehr alter, antiker Magiertypen verdient einige Beachtung. Cf. DUCHESNE et BAYET, Mémoire sur une mission au Mont Athos, Paris 1876, p. 284-296, wo die Abbildungen nachgewiesen.
Noch bei der Königskrönung in der karolingischen Sage von Reinolt etc., ed. PFAFF v. 1201/03,
kamen vier engel von her oben
iglich in einer tuben wyß geflogen
und brachten, das man han solt.
438 Im gleichen Sinne ist die Beata Maria Virgo in der Lauretanischen Litanei als »Mater purissima, Mater intemerata, Mater admirabilis, Vas spirituale, Domus aurea« gepriesen. Letzteres Bild wird zwar auf Lib. Reg. I [III], 6, 22 gedeutet, gehört aber dem Māhāmāyāsupinam des Avidūrenidānam zu, wo es dem kanakavimānam entspricht, yam pavisitvā ... kucchim paviṭṭhasadiso ahosi bodhisatto: Jātakam vol. I, p. 50. – Die Vermittelung scheint über Mesopotamien erfolgt zu sein. »Omnino nulla fere ecclesia tam constanter et unanimiter anhamartesiam S. Mariae semper docuit, quam syriaca«, sagt BICKELL in seiner Ausgabe der Nisibena p. 29 und fügt p. 30 den zahlreichen ephrämitischen und anderen Sentenzen noch die Stimme eines folgenden Patriarchen hinzu, die gar deutlich dem Lalitavistaras nachklingt: »Si fuisset in anima Mariae ulla macula aut defectus, aliam utique, eamque immaculatam matrem elegisset sibi Dominus.«
439 Diese mehr oder minder symbolische Taufe kommt bekanntlich schon in den Gṛhyasūtren vor, e.g. Gobhilas II, 8, 1, sa iraskaṃ kumāram āplāvya; sie reicht übrigens in prähistorische Zeiten hinauf. – Vergl. IACOBI SARUGENSIS, bei ZINGERLE S. 22f., JESU Jordantaufe, »auch die Abgründe erbebten bei deinem Herabkommen, und die Wolken ergossen Wasser«. (JESU Epiphanie hat neuerdings JACOBY ausführlich besprochen, Ein bisher unbeachteter apokrypher Bericht über die Taufe Jesu, Straßburg 1902, namentlich S. 43f.)
Ein ungemein schönes indo-baktrisches Hochrelief dieser Szene, echt künstlerisch komponiert und ausgeführt, im Swāt-Gebiete gefunden, ist bei GRÜNWEDEL-BURGESS, Buddhist Art in India, London 1901, als Nr. 92 wiedergegeben. Noch andere bedeutende Momente, ähnlich ausgezeichnet behandelt, ib. Nr. 40, 65, 7. – Zur Sache: Anm. 239 zu den Liedern der Nonnen.
440 Symbol der Königsmacht: lokajit, yasya chattraṃ sitam, wie es z.B. Ṛtusaṃhāram v. ult. heißt. Im Bhāgavatapurāṇam hält Hanuman diesen Schirm zu Häupten des siegreichen Rāmas IX. 10. 42, usw., namentlich auf Inschriften alter wie neuer Zeit stereotyp. – Lies mit dem siam. Texte anuhīramāne, von harati; vorher sattapadavītihārena. Das sāptapadam weist vielleicht schon auf eine symbolische Darstellung der saptarṣayas (Sieben Weisen, Siebengestirn, Septemtrio maior) zurück; vgl. auch das traivikramam. – Der weiße Schirm, dem athenischen σκιρον parallel, ist im Christentum [1138] zur weißen Taube geworden; wohl mißverständlich, weil man das ursprüngliche Symbol nicht mehr zu deuten vermochte, vetacchattram, den weißen Schirm, mit vetacchadas, dem weißen Fittich, verwechselte.
441 Quasi eine Illustration dieser Art ist es wohl, wenn man noch heute auf Zeilon, z.B. im Vidyodaya pariveṇa, auf dem blumenbekränzten Altar eine kristallene Buddho-Statuette mit einem Lämpchen dahinter ein mildes und zugleich strahlendes Licht ringsumher verbreiten sieht.
442 Der urasketentümliche Abschluß dieser Rede, so außerordentlich in seinem tiefen Humor, möchte erstaunen lassen, wären wir eben nicht schon längst gewohnt der wunderbarsten Dinge, da gerade an unseren Texten des AUGUSTINUS feine Bemerkung, Civ. XXI. 4., sich oft bestätigt: »Quarum vero rerum ante nostros oculos cotidiana documenta versantur, non genere minus mirabili, sed ipsa assiduitate vilescunt, ita ut ex ipsa India, quae remota est pars orbis a nobis, desierimus nonnulla mirari, quae ad nos potuerunt miranda perduci.«
443 Zu den nackten Büßern cf. Anm. 107. Schon AUGUSTINUS hat diese Asketen – Ājīvikās, keine Digambarajainās – richtig beschrieben, Civ. XIV. 17. i.f.: »Per opacas quoque Indiae solitudines, cum quidam nudi philosophentur, unde gymnosophistae nominantur, adhibent tamen genitalibus tegmina, quibus per cetera membrorum carent.«
444 Ebenso vom hundertjährigen APOLLONIOS VON TYANA berichtet, bei PHILOSTRAT lib. I. cap. X.i.f., De mira eius castitate. Auch MAKARIOS, Homil. XV § 51, hat erklärt: Εισι δε τινες κρατουμε νοι ὑπο ϑειας δυναμεως, ὁτι εαν ιδωσι τινα μετα γυναικος νεον, οὑτοι ει και διαλογιζονται τινα, ὁμως ου μιαινεται ὁ νους αυτων, ουτε επιτελει ενδον ἁμαρτιαν, während DOSITHEOS der Kilikier, das Haupt der Enkratiten, Apotaktiten und Eremiten, in einem lapidaren Satze, von MAKARIOS MG. ed. BLONDEL p. 151 überliefert, eigentlich und ehrlich Zweck und Ziel schon angegeben hatte: Δια μεν κοινωνιας ὁ κοσμος την αρχην εσχε; δια δε της εγκρατειας το τελος ϑελει λαβειν. – Vergl. noch ECKHART, p. 460: »Ez ist ein vrâge under den meistern, ob der mensche dâ zuo müge komen, daz er niht sünden müge in disem lîbe? Die besten meister sprechent: jâ. Daz sult ir alsô verstân. Die liute hânt sich alsô durchüebet innen und ûzen, daz sie sich zuo keime gebresten geneigen mügent.«
445 Nec vero saccum HILARION, quo semel amictus est, umquam aut lavit aut mutavit, cum supervacaneum esse diceret, munditias in cilicio quaerere: Breviar. Rom. d. XXI Oct. Pariter iam eiusdem magister, Actis Sanctorum Ian. t. II, 116, 48 ac 119, 66.
446 Vgl. Nāradaparivrājakopaniṣat IV, 3: Na sambhāṣet striyaṃ kāṃcit | pūrvadṛṣṭāṃ ca na smaret | kathāṃ ca varjayet tāsāṃ | na pa yellikhitām api. – BONAVENTURA, Vita S. Francisci cap. V.: Mulierum familiaritates, colloquia et aspectus, quae multis occasio sunt ruinae, sollicitius evitari iubebat, asserens, per huiusmodi debilem frangi et fortem saepe spiritum infirmari.
447 Cf. SOZOMENI lib. I cap. 13, De S. ANTONIO in AASS l.c. 119, 64 i.f.: Litteras neque novit neque magni aestimavit; sed puram mentem, utpote litteris antiquiorem et earum in inventricem, laudavit plurimum. – Vergl. noch die Ablehnung und endlich nur durch das stille Beispiel gewährte Aufnahme, die PAULUS SIMPLICISSIMUS als beharrlicher Antonianer schweigsam nachfolgend gefunden, l.c. 147-148.
448 Zu gaddu Gurgel, Kehle cf. Anm. 327; von = γαργαρειν. Gaddūhanamattam pi dann gelegentlich schlechthin ein Ausdruck für »auch noch so gering«. An dadrughnādi, TRENCKNER, Pāli Miscellany p. 59, ist nicht zu denken.
[1139] 449 Ein Leben wie Bakkulo hat der ägyptische PAULOS, »Eremitarum auctor et magister«, wie ihn die christliche Kirche zu rühmen beliebt, bis zu seinem Tode, im Alter von hundertdreizehn Jahren, geführt: und gleichwie Bakkulo dem Kassapo hat er es, am letzten Tage vom neunzigjährigen ANTONIOS aufgesucht, diesem noch berichtet. Der heitere Abschied unseres Bakkulo hat gleichsam eine Gegenstrophe im seligen Scheidegruß der ägyptischen MARIA, nach vierzigjähriger Buße, der sie treu in Wüsten blieb, von ihr im Sande niedergeschrieben, wie GOETHE sie nach den Acta Sanctorum (Apr. I, 82, 38) gegen Ende des Faust bekennen läßt; während ein anderer achtzigjähriger Meister, MICHELANGELO in einem Briefe an VASARI, den mir DE LORENZO mitgeteilt, uns das alte, echt solonische Motiv dazu insofern leichter verstehn lehrt, wenn er die festliche Feier einer Geburt nicht eher und nicht anders begangen haben will als »con quella allegrezza che s'à a serbare alla morte di chi è ben vissuto.«
Die unbeugsame Stärke bakkulischer und verwandter Geister mahnt allenthalben an die Gestalten der älteren Thebais: so deutlich, daß der letzteren historische Ahnen weiter als in Jerusalem aufgesucht werden möchten. Eine in den Acta Sanctorum vom 17. Jan. De S. ANTONIO Magno fol. 113 § 7 i.f. beigebrachte Bemerkung des IOANNES DAMASCENUS, der Ruhm der ägyptischen Eremiten sei bis an die Grenzen der Erde gedrungen, »ipsisque didita Indis esset, eos quoque ad eiusdem (sc. monasticae) vitae studium excitavit«, erheitert zunächst durch die ungeahnte Heuristik des biederen Kirchenvaters, dient aber sodann uns drüben stehenden als fein richtig weisender chrysorrhoischer Index. Namentlich nun sind es die mancherlei makarischen Denkmale, die immer wieder ihre indische Abstammung anzeigen. Die Ausgabe von PRITIUS bietet eine Hülle und Fülle der schönsten Beispiele. Hier folge als kürzeres Musterstück ein parabolischer Dialog, den man bei FLOSS p. 63 findet. »Frater convenit abbatem Macarium Aegyptium, cui: Abba, inquit, effare mihi verbum, quonam modo salvus ero? Ait senex: Vade in sepulchrum et maledictis mortuos impete. Abiens igitur frater eos conviciis et lapidibus appetiit, reversusque annuntiavit seni. Qui ab eo quaerit: Nihilne tibi responderunt? Frater: Nihil. Tum senex: Iterum, inquit, proficiscere cras, laudibus eos effer. Pergens itaque frater collaudavit eos vocans: Apostoli, sancti, iusti. Tum adiit senem dixtique: Laudavi. Qui: Nihilne, inquit, tibi responderunt? Frater: Nihil. Tunc senex infit: Nosti, quantis eos contumeliis affeceris, nec quidquam responderunt tibi, et quantis eosdem laudibus ornaveris, nihilque ad te prolocuti sunt: ita etiam tu, si salutem consequi desideras, mortuus fias, nec iniurias hominum nec laudes eorum cogites instar mortuorum; sic enim poteris salvus fieri.« Diese Thebais konnte nun freilich keine längere Blüte erleben, und es folgte, wie eben überall, rascher Verfall, Auflösung, Umwandlung, abusus optimi als pessimus, auf den Helden und Heros der Zelot und Hesychiast, der Monk of Misrule, Abbot of Unreason und eine »affenheit« an Stelle der »wîsheit«; oder um zur makarischen Parabel den speziellen Beleg zu liefern, die jesuitische Lehre vom Gehorsam perinde ac si cadaver. – Hier hinken manche Pfaffen an, sagt Meister ECKHART.
Die erstaunliche Rüstigkeit unseres Bakkulo, der von keinerlei Krankheit wußte, wie oben S. 925 gesagt, ist später sprichwörtlich geworden, im Aṉguttaranikāyo I, 14, 4, 5 bestätigt, wo er der gesündeste aller Jünger geheißen wird. Sein Andenken, zwar nur mehr der Name, ist noch im Lalitavistaras I im Anf. erhalten.
450 Derselbe Gedanke oft im MAKARIOS, e.g. Homil. XVII § 3 und XV § 41-42, XXVII § 20.
451 Aggivessano ist Aciravatos nomen patronymicum, der Zuname.
Der auf Seite 928 und sonst, wie z.B. Seite 87, 188 und 676 etc., mit unübertrefflicher [1140] Prägnanz geschilderten indischen Landschaft darf die ebenso rein anschaulich stilisierte Landschaft RUISDAELS als nahe verwandtes Kunstwerk verglichen werden.
Eine Art Auszug der großen Elefantenperipetie, S. 927-933, gibt Vers 320-324 des Dhammapadam. Cf. auch die anderen Elefantenparabeln, wie z.B. in der 61. und 66., 27. und 28. Rede. Das Muster der letzteren ist, nebenbei bemerkt, wörtlich in das Mahābhāratam aufgenommen worden, ΧII, 63, 25: Yathā hastipade padāni saṃlīyante sarvasattvodbhavāni, evaṃ dharmān rājadharmeṣu sarvān etc.
Zum Gleichnisse von den gebändigten und den ungebändigten Rossen, S. 927f., cf. DIOG. LAERT. II, 69: Ερωτηϑεις (Αριστιππος), τινι διαφερουσιν οί πεπαιδευμενοι των απαιδευτων, εφη; Ὡσπερ οί δεδαμασμενοι ίπποι των αδαμαστων. Schon SOKRATES, im Gorgias p. 516: Ουκουν οί γε δικαιοι ἡμεροι, ὡς εφη Ὁμηρος. Aber geradezu emblematisch genau, bis in die Einzelheiten entsprechend, ist es im unerschöpflichen MAKARIOS wiederzufinden, als Thema seiner 23. Homilie, § 2-3.
Über die Bedeutung von saṉkhalikhitam »Punkt für Punkt«, S. 931, hat neuerdings LUDWIG in der Wiener Zeitschr. f.d. Kunde des Morgenl. Bd. 15 S. 307-310 geschrieben. Seine durch eine Glosse des Vi valocanas angeregte, recht moderne Ableitung von aṉkhas, dem Schläfenschwibbogen, ist nicht ohne Geist, doch bei dem hohen Alter des überlieferten brahmacariyaṃ saṉkhalikhitam unhaltbar. Eine mögliche Etymologie findet man Ende der 48. Rede Anm. 37, Lieder der Mönche Anm. 278 zu Lieder der Nonnen: wahrscheinlich wird aber die in der 43. Anmerkung gegebene besser begründet sein. – Als letzten Ausläufer des saṉkhalikhitam kann man das Muschelabzeichen auch noch unserer heutigen Wallfahrer betrachten: ein längst vergessenes Symbol strenger Asketenschaft, das auf die jakobitischen Mönche des 6. Jahrhunderts und daher wohl auf ihren Stifter IAKOBOS ZANZALOS zurückreicht, der als Eremit in der Fetzenkutte Syrien durchzogen und viele Jünger hinterlassen hatte, Nachfolger in Ägypten, Arabien, Persien bis in die Zeiten der Kreuzzüge; woher dann endlich jenes ursprünglich indische, auf den ältesten Skulpturen schon dargestellte Büßerwappen, freilich arg verkannt, uns überkommen ist. Noch im 17. Jahrhundert sind übrigens unter den »Muschelträgern« an sich die »Jakobsbrüder« verstanden worden, so im Simplicissimus; während es im Tasso, vorletzter Auftritt, mehr allgemein anschaulich heißt:
Die Pilgermuschel und den schwarzen Kittel,
Den langen Stab erwählst du dir und gehst
Freiwillig arm dahin.
Cf. auch Hamlet IV. 5, 25f.
By his cockle hat and staff
And his sandal shoon.
452 Von der Hoffnung im weiteren Sinne handelt die 131.-134. Rede. Gegensatz: Chāndogyopaniṣat VII, 14, 2: ā ayāsya sarve kāmāḥ samṛdhyanti, amoghā hāsyāsiṣo bhavanti. – THALES: Τι κοινοτατον; ελπις, και γαρ οίς αλλο μηϑεν, αὑτη παρεστι. LUCANUS II, 15: Liceat sperare timenti. SHAKESPEARE: The miserable have no other medicine, | But only hope: Measure for Measure III, 1.
Anacchariyam »unzweifelhaft«, »unerstaunlich«, hat mir HIKKAḌUWE SUMAṈGALA recht hübsch als thokam abbhutam erklärt, SUBHŪTI dagegen künstlich gezwungen als an-uccāriyam. – Das nur im Pāli, und auch da nur in einigen Reden erhaltene Wort assutapubbam »nie zuvor gehört« hat dem Dichter Bāṇas gar sehr gefallen, so daß er es in sein Harṣacaritam als a rutapūrvatvam aufgenommen. Cf. Anm. 371.
[1141] 453 Die selbe Gepflogenheit im Umgang mit Menschen von griechischen Weisen oft empfohlen; so von SOLON: Σφραγιζε τους μεν λογους σιγῃ. Desgl. sehr schön von MAKARIOS: Ὁ μεν γαρ σιγων ωφελει, Apophthegm. ed. PRITIUS p. 235. Auch von S. FRANCESCO als Evangelicum silentium der Brüder, »ut videlicet ab omni otioso verbo omni tempore abstinerent sollicite«, wie BONAVENTURA im 5. Kapitel der Vita berichtet. – Cf. Anm. 532.
454 Cf. Anm. 54; Maṇḍalabrāhmaṇopaniṣat II, 4 i.f.: sarvaṃ jagad ātmatvena pa yaṃs tyaktāhaṉkāro brahmāham asmīti cintayann, idaṃ sarvaṃ yad ayam ātmeti bhāvayan, kṛtakṛtyo bhavati. Kurz als Monogramm: sarvatrātmaiveti pa yanti, Bhikṣukop i.f. – Unter den heiligen Anachoreten der Bergschluchten, in Wald, Fels, Einöde gebirgauf verteilt, gelagert zwischen Klüften, ertönt aus der tiefen Region des Pater profundus durch seine innig umfassende Naturerschauung zu Beginn der letzten Szene des Faust ein gleicher Vorklang empor:
So ist es die allmächtige Liebe,
Die alles bildet, alles hegt.
455 Cf. Chāndogyopaniṣat III, II, 6: imām adbhiḥ parigṛhītāṃ dhanasya pūrṇām. Eine gleiche Zonognosie bekanntlich in der Ilias und in der Edda.
456 Altvedisches Gleichnis, e.g. im Ṛk IV, 45, 4; cf. GELDNER in PISCHELS Vedischen Studien 2. Band S. 180.
457 Einer der drei begleitenden Mönche, mit welchen Anuruddho, wie eingangs erwähnt, selbviert geladen war.
458 Hiermit vergleiche man die ähnlich gesteigerten, immer sublimierter, immer reinlicher befriedigenden Begriffe des sokratischen Eros, im Symposion des PLATON p. 210-212.
459 Vergl. Theragāthā 927, Yogacūḍāmaṇyupaniṣat v. 80 Theaitetos p. 144.
460 Vergl. Anm. III über das Kevaṭṭasuttantam. Auch die verwandte Tripādvibhūtimahānārāyaṇopaniṣat VI i.f., wo der upāsakas immer höhere Gegenden ersteigend, immer höhere Kreise und Himmel erkundend endlich den Ādinārāyaṇas antrifft, von ihm begrüßt wird »Du bist Brahmā: ich bin Brahmā« – worauf dieser verschwindet und er selbst sich seiner bewußt ist. Ebenso ECKHARTS Darstellung des »Klimmenden Geistes«, p. 275 und den Gang in den eigenen Grund, wo der Mensch einig geworden als vor tausend Jahren und als nach tausend Jahren und als im Nu verkehren und mitwirken mag: »unt daz ist wîsen liuten ze wizzene unde groben ze gloubenne«, p. 189 bis 190. – Vergl. schon das altvedische Aufsteigen zum Sonnenrade, e.g. atapathabrāhm. I, 9, 3, 15; und wiederum ECKHARTS Fliegen an das Rad der »gewâren sunnen«, p. 303.
Zum Gleichnis von der hell brennenden Öllampe cf. Tri ikhibrāhmaṇopaniṣat v. 157: nivātadīpasadṛ aḥ und ein Scholion zu Maitryupaniṣat VI i.m.: nirvātade asthapradīpa ikhāvadacalatayā' vasthānaṃ samādhiḥ. Ähnlich noch Maṇḍalabrāhmaṇopaniṣat II, 3 im Anf. (cf. Anm. 518), Yogatattvop. II, 4, Bhagavadgītā VI, 19, etc. Auch MAKARIOS, bei FLOSS p. 197: »Sicut lampas splendida in loco tenebroso ... sic monachus perfectus in sobrietate et castitate« etc. – Form und Technik der indischen Lampe entspricht genau der griechischen. Von der antiken bis zur modernen Welt hat man die Metapher der Lampe immer gern gebraucht; auch in anderer Gestalt, z.B. in der 43., bzw. 146. Rede unserer Sammlung, ferner in den Liedern der Mönche v. 906, der Nonnen v. 116, woselbst weitere Belege angemerkt sind. Wie beliebt solche Gleichnisse in Rom gewesen sein müssen erhellt aus dem 30. Briefe SENECAS, wo er haec non tamquam [1142] nova, sed tamquam in rem praesentem perductus mit Wohlgefallen anführt, indem er, ganz wie Lieder der Mönche v. 702, das schöne Bild entwickelt: »Ignis qui valentem materiam occupavit aqua et interdum ruina extinguendus est; ille qui alimentis deficitur sua sponte subsidit.« Vgl. auch das Testament EPHRAEMS im Anf. Aus neueren Zeiten seien hier noch zwei Stellen aus den Relations de la mort de quelques réligieux de l'abbaye de la Trappe, Paris 1702, I.p. 171 und II. p. 227 gegeben, wo es vom abbé DE CHASTILLON heißt »il cessa de vivre comme une lampe qui s'éteint et qui cesse d'éclairer«, und vom frère ACHILLES »on le voioit diminuer de jour en jour et s'éteindre, pour ainsi dire, comme une lampe qui manque d'huile.«
461 »Krieget man mit mir und ich gibe ime als vil worte wider, daz er geswīgen muoz, sô hân ich niht überwunden, sô bin ich überwunden. Aber geswîgen ich von rehter diemüetikeit, sô hân ich überwunden. Mit überwindenne ist man überwunden, überwunden bliben hêt man überwunden.« ECKHART, p. 639. – Zum ersten Verse cf. PERSIUS V, 52-53:
Mille hominum species et rerum discolor usus:
Velle suum cuique est, nec voto vivitur uno.
462 Bālakaloṇakāragāmo.
463 Ähnlich hat das altlombardische Rittergeschlecht der TRIVULZIO drei Gesichter, tre volti, im Wappen mit der Legende mens unica. Bemerkenswert noch, wenn auch vielleicht hyperbolisch, ist was CELANO in seiner Vita S. Francisci, I, 8, genau so von den ursprünglichen Clarissinen berichtet: Praecipue namque ante omnia in eis viget virtus mutuae ac continuae charitatis, quae ita ipsarum in unum copulat voluntates, ut cum quadraginta vel quinquaginta pariter alicubi morentur, idem velle ac idem nolle unum in eis spiritum faciat de diversis. Der eigenen Einsicht aber sei endlich der ausführlichere, wundervolle Bericht über unsere Fünf Gottesfreunde vom Oberlande, um 1370, empfohlen, der wohl das innigste, zarteste, feinste Gegenstück zu den Anuruddhern darbietet und in solcher Vollkommenheit ohnegleichen dasteht: bei PREGER, Gesch. der deutsch. Mystik Bd. III, S. 364-367.
464 Cf. CELANO, l.c. 17: Dicebat enim (fratribus) eis ipse beatus pater, veram obedientiam fore non solum prolatam sed excogitatam, non solum imperatam sed desideratam; hoc est, si frater fratris praelati subditus non solum audiat vocem, sed comprehendat voluntatem, statim ad obedientiam totum se debet colligere ac facere quod eum velle signo aliquo comprehendet. Bald darauf berichtet er weiter: Sic enim eos repleverat sancta simplicitas, sic eos cordis puritas possidebat, ut duplicitatem animi penitus ignorarent; quia sicut una fides, ita unus spiritus erat in eis, una voluntas, una charitas, animorum cohaerentia, semper morum concordia, virtutum cultus, conformitas mentis, et pacis actionum. Ebenso auch schon MAKARIOS, in der III. Homilie: Οφειλουσιν ουν οί αδελφοι, ει τι ποιουσι, εν αγαππῃ και χαρᾳ ειναι μετ᾽ αλληλων, κτλ.
465 dassanañ ca rūpānam: rūpam = ειδος, Bild, Form, Umriß; cf. BÖHTLINGK-ROTH 1s.v. 1 e. Es ist eine geistige Wahrnehmung der Grundbegriffe, d.i. der Urbilder der Dinge.
466 Wie einst ist auch heute noch schatzgraben in manchen Gegenden, z.B. an den alten, längst unter Wüstensand verschütteten, ehedem so blühenden gräko-buddhistischen Kulturstätten im Taklamakan des östlichen Turkestan gebräuchlich und zuweilen recht ergiebig. Cf. HOERNLES interessante Belege in seinen Antiquities from Central Asia, Journ. As. Soc. Bengal Extra Nr. 1, 1899, p. XXVII.
[1143] 467 Zum Anblick der Umrisse, der geistigen Wahrnehmung der Urbilder der Dinge, S. 950-955, cf. PLATONS Ideenlehre; sowie Fausts Abstieg in den allertiefsten Grund, zur Gestaltung und Umgestaltung bei den Müttern (Mahāmātaras, Lokamātaras, Μεγαλαι ϑεαι, Matres materiae; Magna Mater, Mater deum Aestiorum, Nerthus, Nornen); dann Tao-te-king Kap. 21. – Vergl. auch die spätere Darstellung der Mütter in den Felsenhöhlen der Tempel, Ruinen und Torsi, so zu Elurā.
Es mag nebenher angemerkt sein, daß recht eigentlich hier das nachspürende, aufschürfende, sehr allmählich vordringende Verständnis jüngerer Epochen indischer Architektur und Skulptur, der autochthonen Meisterwerke – der Dutzenddurchschnitt und die barbarisch, d.i. fremdartig, persisch oder griechisch oder chinesisch behandelte Schablone verdient nur kulturhistorische Betrachtung – einfahren und anbohren muß: weil eben zumal der indische Künstler geheimnisvoll wie die Natur einzig von innen nach außen geschaffen, gebildet, gestaltet hat und so bei all dem Überflusse und der unendlichen Fülle noch immer großartig, ja erhaben zu wirken vermag; und nun trotz der scheinbaren Regellosigkeit, die den erstaunten Gast oft wie bei REMBRANDT befremden wird, wirklich doch eine höhere Einheit und Ordnung erreicht ist. Aber wenn man große Maler ohne Anschauung der Originale kaum verstehn lernen, wenn man sich Pyramiden und Amenophien durch Bilder oder Modelle schwerlich gut vorstellen kann, viel weniger erst die Art und Wirkung jener hindustanischen Denkmale, die gar tief gegründet in der heimischen Erde wurzeln, aus dem Schoße ihrer Felsenklüfte und -grüfte emporgewachsen, hinangewölbt, so zu sagen aus dem Reiche der indischen Mütter an den Tag hervorgestiegen scheinen. Immerhin einen mächtigen Kontrast zur Wirkung dieser Architektur bieten unsere gotischen Dome, in Straßburg, Reims, in Mailand, Toledo etc., deren felsige Gestalt bekanntlich als freie Weiterentwicklung des hindustanischen Grottenstils anzusehn, uns in Europa von den Arabern und Mauren maskiert übermittelt worden ist. Denn wo der Islam dabei irgend selbständig zu Werke gehn wollte, hat er lediglich zierlich nette Kleinschmiedearbeit zustande gebracht, nicht mehr und nicht weniger, selbst in den ungeheueren Dimensionen der mogulischen Moscheen und Mausoleen zu Delhi und Agra: während schon der erste beste gewöhnliche indische oder gothische Turm unser Gemüt bedeutsam wie die Natur anspricht, als ein Monolith vor dem Altar der Gabenmutter Demeter oder der unerschöpflich reichen Diana der Epheser. Wenn also SCHOPENHAUER die, freilich zu seiner Zeit ganz unzulänglich gekannte, hindustanische Skulptur als bloß symbolisch bezeichnet hat, so wäre hier eben bei »des Lebens Bildern, regsam, ohne Leben«, wo »alles Melodie wird« und Säulenschaft und Triglyphe klingen, vielleicht noch eine höhere, fast unbeschreibliche Aussicht und Einsicht erreichbar und etwa der Erinnerung zu gedenken:
Alles Vergängliche
Ist nur ein Gleichnis.
468 Vgl. BAKCHYLIDES, Theseus v. 42-45; δικας αδικοισιν οφρα μησεται – παντ' εν τῳ δολιχῳ χρονῳ τελειται. Auch Hamlet I, 5, 10-22; namentlich die der Schlußfolge obiger Absätze merkwürdig entsprechende Stelle:
...... confined to fast in fires,
Till the foul crimes done in my days of nature
Are burnt and purg'd away.
[1144] 469 Die Opferpriester gefräßigen Hunden vergleichen ist nicht etwa ironische Erfindung unserer Texte, vielmehr schon im 12. Kapitel des 1. Buches der Chāndogyopaniṣat mit dramatischem Humor dargestellt; ganz analog der kostbaren Szene in des ARISTOPHANES Eirene v. 1043ff., wann der Mantis Hierokles κατα την κνισαν εισεληλυϑεν.
470 Vergl. Chāndogyopaniṣat V, 10, 8 die kṣudrāṇi bhūtāni und ihr jāyasva mriyasvetyetattṛtīyaṃ sthānam.
471 Vergl. die kuṇimāhāraneraiyā der Jainās, wie Aupapātikasūtre § 56; wo auch, beiläufig gesagt, unser Cūḷasīlam neben anderem sorgsam rezipiert erscheint.
472 Dieser Kampf ums Dasein ist, wie mir DE LORENZO mitteilt, schon im Vedas erkannt worden, atapathabrāhmaṇam I, 8, 1, 3. – Das Gleichnis von der Schildkröte und der Reuse scheint das Original zu jener mühseligen, kaum verständlichen Parabel vom Kamel und dem Nadelöhr abzugeben, wie DE LORENZO in der Flegrea vom 5. Juni 1901 S. 410f. des näheren ausführt. Doch was nach indischer Anschauung unschwer begreiflich, ist, durch diverse Medien und Metamorphosen mehr und mehr verdunkelt, im N.T. endlich zu einer Art Hieroglyphe geworden, mit der die Exegese, die sogar einen vikarierenden Elefanten aufgefunden, nicht fertig werden konnte, da ihr eben die ursprüngliche, in der Natur begründete, wenn auch hyperbolische Eikasie unseres Gleichnisses nicht zugänglich war; daher denn auch der sinnige MAKARIOS MG. es vorgezogen hat, καμηλος von καμειν abzuleiten und auf die πενια zu beziehen, ed. BLONDEL p. 58/59. Aber in einem der ältesten christlichen Briefe und zwar des BARNABAS, den freilich die Kirchentyrannis gerade seiner unzweideutig überirdischen Gesinnung wegen infam wie PETRUS verleugnet, findet man unsere obige Anschauung unvertrübt wieder, ohne Möglichkeit zu opportunem Mißverstehn und theokratischer Umwertung, in der Mitte des X. Kapitels, wo BARNABAS die Schlechten und Frevler den Polypen und anderen Tieren der Seetiefe vergleicht, ὡς και ταυτα τα ιχϑυδια μονα επικαταρατα εν τῳ βυϑῳ νηχεται, μη κολυμβωντα ὡς τα λοιπα, αλλ' εν τῃ γῃ κατω του βυϑου κατοικει. – Noch mag hier bemerkt sein, daß bei VERGIL, wann er den ατερπεα χωρον des EMPEDOKLES abbildet, die Stelle von der Schwierigkeit zum Menschentum zu gelangen wiederkehrt, Aen. VI, 703-751. Bis in die Gegenwart hat sich im Volke ein solches, man möchte sagen metaphysisches Gefühl hie und da erhalten. »Ziemlich verbreitet«, erzählt uns z.B. VERNALEKEN in seinen Mythen und Bräuchen des Volkes in Österreich S. 119f., »ist in Steiermark die Meinung, daß die Soldaten nicht in den Himmel kämen, sondern die ›grüne Wiese‹ zu ihrem Sammelplatz hätten. Dort auf der ›grünen Wiese‹ harren sie, bis der Tag kommt, an welchem sie in der Welt wie der erscheinen werden«. Diese grüne Wiese nun gleicht aber mehr noch als den prata der Aeneis dem ασφοδελος λειμων der Odyssee, und dieser wiederum mehr dem heillos tiefen Sacer Oceanus, aus dem die uralte Schildkröte aufsteigt. Eine wunderbare Ahnung darum hat unseren WOLFRAM, im Titurel Str. 166, von »jâmersôten« reden lassen, nachdem er, Str. 120, das Gleichnis gegeben:
Ez 'n wart ûf mer geworfen ûz kocken noch ûz kiele
nie anker alsô swære der ze tal durch wâc sô tiefe geviele,
als mîn herze in jâmer ist versenket.
473 Genau entsprechend sagt SOKRATES, im Gorgias p. 522: Πολλων γαρ αδικηματων γεμοντα την ψυχην εις Ἁιδου αφικεσϑαι παντων εσχατον κακων εστιν.
474 Ist das ευ ακουειν PINDARS, 1. Pythionike i.f., 4. Isthmionike v. 13: das bene audire, der gute Ruf; oder wie unser HARTMANN den Iwein gar schön eröffnet:
[1145] Swer an rehte güete
Wendet sîn gemüete,
Dem volget sælde unde êre.
Vergl. die 60. und 76. Rede und Dhammapadam v. 1-2.
475 Es ist, wie im Brahmāyusuttam p. 514, zu lesen. tass' imāni satta ratanāni bhavanti, seyyathīdamādi. Die spectamina munditiae gehören in den Kommentar, der, wie gewöhnlich, manches mißverstanden, manches recht volkstümlich weiter ausgeführt hat. Diesem entspricht denn auch ihre Darstellung im Relief, so zu Amarāvati vorbuddhaghosisch.
476 Vergl. der smṛti Urbild: abhibhavati nṛpaḥ sarvabhūtāni tejasā, wie Manus VII, 5 etc. Auch das homerische Seitenstück, Od. II, 230/31: προφρων αγανος και ηπιος εστω σκηπτουχος βασιλευς, φρεσιν αισιμα ειδως. Dann des PLINIUS Glückwunsch an TRAIAN zur Thronbesteigung: Fortem te et hilarem, imperator optime, et privatim et publice opto; sowie das Ideal im Rolandslied, v. 531/33:
l'emperere est ber:
tant nel vus sai ne preisier ne loer,
que plus n'i ait d'onur e de bontet.
477 Vergl. S. 617, 624, 683. Zur antiken Auffassung der Gesundheit als einer gleichmäßigen Kräfte- und Säftemischung ist bekanntlich die neueste Medizin wieder zurückgekehrt. – Ähnlich hat SHAKESPEARE, Julius Cäsar i.f., Brutus preisen lassen:
His life was gentle, and the elements
So mix'd in him that Nature might stand up
And say to all the world: This was a man.
Im gleichen hat er, als höchstes Lob Horatios, blood and judgment well commingled, Hamlet III, 2, 74; während SIMONIDES den ganzen Begriff anmutig epigraphiert, fragm. 116:
ουδε καλας σοφιας εστιν χαρις,
ει μη τις εχει σεμναν ὑγιειαν.
478 Der viermächtige Heerbann, caturaṉginī senā, das caturaṉgam balam der Smṛti, stellt die gesamte Kriegsmacht, und zwar Wagen-, Elefanten-, Reiter-und Fußtruppen dar: ist in der Skulptur mit Vorliebe, besonders gelungen und oft prachtvoll zu Amarāvati, behandelt; und wie bei unserem ALEXANDER, ATTILA, NAPOLEON auch in Indien selbstverständliches Attribut des Erderoberers, von der mythischen Larve des Naciketās bis zur historischen Person Asokos. Purāṇischer Überlieferung entstammt es, daß der Titel cakkavattī populär geworden und noch heute nicht selten als cognomen erscheint, eben wie bei uns der Name »Kaiser«. – Hier sei noch eine andere Eigenheit eines cakkavattī besser untersucht, zur 91. Rede (MS II 1. Aufl. S. 520). Bei der Wiedergabe von jālahatthapādo war ich unvorsichtig genug einmal einer kommentariellen Tradition gefolgt, die von den fein verschlungenen Linien der Hand- und Fußflächen redet und sie einem Filigrangeflechte ähnlich beschreibt. In Wahrheit aber müssen auch hier die scholastischen Interpreten abgewiesen und die klassischen Texte zur Erklärung herangezogen werden. In der ersten Hälfte des letzten Aktes der akuntalā wird nämlich unser obiges Merkmal eines dhammarājā oder cakkavattī richtig und naturgemäß der aufblühenden Lotusknospe verglichen, wo die aufstrebenden schlanken Blätter den Fingern und die unten zusammenhaltenden Blatthäutchen der Bindehaut [1146] am Ursprung der Finger entsprechen. Bei wem sich ein solches Merkmal vollkommen schön entwickelt zeigt, der mag, nach indischer Idealphysiognomik, die Laufbahn eines Welteroberers oder aber eines Weltüberwinders vollenden. So ruft denn der König, als er seines noch unerkannten, löwenwürgenden Heldenknaben emporgestreckte Hand mit der rosig durchsichtigen Bindehaut zwischen den Fingern wahrgenommen, freudig erregt aus: kathaṃ, cakravartilakṣaṇam apy anena dhāryate, tathā hy asya
pralobhyavastupraṇayaprasārito
vibhāti jālagrathitāṉguliḥ karaḥ,
alakṣyapatrāntaram iddharāgayā
navoṣasā bhinnam ivaikapaṉkajam.
Jālahatthapādo kho pana so bhavaṃ Gotamo heißt daher: »Eine Bindehaut aber an Händen und Füßen hat er, der Herr Gotamo.« Vergl. noch die als Ausnahme einmal gute Parallele im VII. Kapitel des Lalitavistaras: jālāṉgulihastapādaḥ.
Die zweiunddreißig Merkmale eines großen Mannes, die unsere Texte angeben, teilen übrigens eine Reihe mehr oder minder gleichartiger und auch gegensätzlicher Kennzeichen mit dreißig Merkmalen SAN FRANCESCOS, die CELANO in seiner Vita I cap. 29 i.f. autoptisch überliefert: Facundissimus homo (1), facie hilaris (2), vultu benignus (3), immunis ignaviae (4), insolentiae expers (5), statura mediocris parvitati vicinior (6), caput mediocre ac rotundum (7), facies utcumque oblonga et protensa (8), frons plana et parva (9), mediocres oculi nigri et simplices (10), fusci capilli (11), supercilia recta (12), nasus aequalis subtilis et rectus (13), aures erectae sed parvae (14), tempora plana (15), lingua placabilis ignea et acuta (16), vox vehemens dulcis clara atque sonora (17), dentes coniuncti aequales et albi (18), modica labia atque subtilia (19), barba nigra pilis non plene respersa (20), collum subtile (21), humeri recti (22), brevia brachia (23), tenues manus (24), digiti longi (25), ungues producti (26), crura subtilia (27), parvuli pedes (28), tenuis cutis (29), caro paucissima (30).
479 Cf. die Parallele in der Bṛhadāraṇyakopaniṣat IV, 3, 32-39: Sa yo manuṣyānāṃ rāddhaḥ samṛddho bhavatyanyeṣām adhipatiḥ, sarvair mānuṣyakair bhogaiḥ saṃpannatamaḥ, sādi. – MERSWIN, Neun Felsen, p. 120.
Zu der, wie oben ausgeführt, kaum gleichnisweise andeutbaren Art der Extreme des Daseins mögen hier einige Worte von ROBERT L'ORANGE mitgeteilt sein: »Was würde dieser (Philosoph) sagen, wenn man ihn an einen Ort versetzte, wo allen Sinnen dauernd nur Abscheuliches und obendrein dem Geiste lauter Widersprüche, Undinge, Wahnsinnsvorstellungen dargeboten würden? Und was würde er anderseits sagen, wenn man ihn an einen Ort versetzte, wo allen Sinnen dauernd nur Erfreuliches dargeboten würde und obendrein dem Geiste das, was er sieht, harmonisch, verständlich erschiene? Daß beide Orte existieren, daran dürfen wir nicht zweifeln, nach so vielen, zum Teil wörtlich übereinstimmenden, unabhängigen Zeugnissen glaubwürdiger Menschen – zumal kein Grund a priori dagegen spricht.« Er fügte dann noch hinzu: »Vergleiche übrigens die Worte JAKOB BÖHMES: Wenn alle Berge Bücher wären und alle Seen Tinte und alle Bäume Schreibfedern: noch wäre es nicht genug, um all den Schmerz zu beschreiben.« Indischer Prägnanz in gräßlicher Nā a-Nekadologie zunächstgekommen ist freilich AISCHYLOS mit seinem απεραντος ταρταρος und απεραντον δικτυον ατης, Prom. 153, 1078. Beide Orte werden von MAKARIOS wundervoll tief dahin ausgelegt, ει ουν ἡ καρδια βαϑος τι εχει απεραντον, εκει εισι τρικλινοι και κοιτωνες, ϑυραι και προϑυρα, και διακονιαι πολλαι και διεξοδοι; εκει εστι [1147] το εργαστηριον της δικαιοσυνης και αδικιας; εκει εστιν ὁ ϑανατος εκει εστιν ἡ ζωη; εκει εστιν ἡ αγαϑη εμπορια και ἡ εναντια Homil. XV § 32 fine, XLIII § 8; ein vollkommen indischer Kommentar zu dem Spruche cittaṃ kāraṇam arthānāṃ | tasmintsati jagattrayaṃ | tasmin kṣīṇe jagatkṣīṇaṃ | taccikitsyaṃ prayatnataḥ | : Yoga ikhopaniṣat VI, 59.
480 Der Weise, paṇḍito, ist hier als der Kluge nach der Seite möglicher Zuträglichkeit, wie vorher bālo, der Tor, pariyāyena entwickelt. – Zum Gleichnis vom Würfelspiele cf. die 60. Rede S. 435-441, Lieder der Mönche v. 462; Chāndogyopaniṣat IV, 1. u. 3. Kapitel. Dieses drastische Bild hat denn auch Asoko wiederholt dargestellt, namentlich auf dem IX. Felsenedikt i.f.: Tato ubhayasa ladhaṃ bhoti, iha ca so aṭho paratra ca anaṃtaṃ puñaṃ prasavati tena dharma[ma]ṃgalena. Item: XI., ΧIII. Felsened., III. Säulenedikt. – In der gräko-italischen Kultur ist das Gleichnis nicht minder beliebt gewesen, von EPICHARMOS, fragm. v. 280 κυβους απο τυχας βαλειν, bis auf CÄSARS »Iacta alea est« herab. Weitere interessante Nachweise findet man in den Adagia des ERASMUS s.v. alea, und in SCHRADERS Reallexikon der indogermanischen Altertumskunde s.v. Spiele. Dieselbe, bei uns weniger gebrauchte Metapher vom großen Wurfe hat SCHILLER angewandt, in der Ode an die Freude. In neuerer Zeit ist dafür das große Los und der Haupttreffer, schon bei JEAN PAUL zu begegnen, volkstümlich geworden. Vergl. auch PASCALS »Il faut parier«, Pensées II, 3, 5.
Es verdient Beachtung, daß die Todesstrafe, von der S. 958 und besonders wichtig S. 634 die Rede ist, auch in Indien für schwere Vergehn stets allgemein üblich gewesen. Nicht als ob man sich etwa zu wundern hätte, den milden Hindu, wie man gern spöttisch sagt, doch nicht so ganz modern nachsichtig, sogar zu Zeiten, von antiker Grausamkeit erkennen zu müssen; vielmehr die indischen Juristen, die zumeist von der ehrlichen Anschauung ausgehn, hier eine Ausnahme, gleichsam einen salto mortale machen zu sehn. Denn ein solcher wäre es für den unbiblischen Rechtsverstand, auf Menschenmord Todesstrafe zu setzen, solange der Tiermord, z.B. Metzgerei, Jagd, völlig straflos, ja in gewisser Sanktion bleibt. Oder mit anderen Worten: da der Inder, entgegen dem Christen, das Leben des Menschen im Durchschnitte keineswegs als unendliche Wertgröße betrachtet, sondern nur als das was es ist, nämlich eine dem Grade nach höhere Wesenstufe, dürfte man konsequent erwarten, bei geduldetem Tiermord auch den Menschenmord eben nur geduldet (Krieg, Duell), bzw. graduell bestraft zu finden (impetus, dolus). Das ist nun in Indien wirklich, und zwar von den frühesten Rechtslehrern bis zu den spätesten Kasuisten, wenigstens teilweise, zu normieren versucht worden. So sehn wir also hier das ius talionis durchaus nicht unantastbar bestehn; und nach Asoko, der kein stammelnder Moralprediger, wofür ihn der Unverstand hält, sondern selbstbewußt wie ALEXANDER jeder Zoll ein König war, dieser in Krieg und Frieden gleich große, man muß wirklich sagen ideale Monarch berichtet auf seinem V. Säulenedikt i.f., er habe fünfundzwanzigmal seit seiner Thronbesteigung (das ist jedes Jahr) eine Anzahl Verbrecher begnadigt. Aber eben nur eine Anzahl: wie die Stelle im IV. Säulenedikt besagt, wo nāsaṃtaṃ als acc. sing. part. praes. act. von zu erklären ist, und jīvitāye tānaṃ nāsaṃtaṃ va nijhapayitave wörtlich heißt, man läßt (die Hinzurichtenden, patavadhā) an das eilige Schwinden ihrer Lebensfrist denken, d.h., wie Asoko des näheren ausführt, drei Tage lang in Gesellschaft ihrer Angehörigen auf den Tod sich vorbereiten, durch Einkehr in sich, Hingabe des letzten Besitzes und Fasten im Anblick des nahen Endes. »Denn mein Wunsch ist es«, so schließt der König dieses Edikt, »daß man also selbst bei der Hinrichtung sich mit dem Jenseits versöhnen kann. Das Volk aber gedeihe vielfach im rechten Wandel, beherrsche sich, reiche Almosen dar.«
[1148] 481 Dasselbe Gleichnis »ex domo in domum videri migrare« bei CORNELIUS NEPOS, Atticus i.f.
482 na kulejeṭṭhāpaccāyī, i.e. na kule jeṭṭhā[ya] paccāyī. – Vgl. das sinngemäße gurūnaṃ apaciti, vuḍh[ā]naṃ su ruṣ[ā] etc. bei Asoko, Felsenedikt IX, IV, Säulenedikt VII, 2, 8.
483 mahallako, wörtlich: groß geworden, das ist in das Alter der Reife eingetreten sein; nicht etwa in das Greisenalter, wie die nordbuddhistischen Lexikographen vermeint haben. Vergl. mahilā = adulta; āyuṣmān, in aetatem esse, etc. – Ähnlich heißt bei uns »zu seinen Jahren gekommen sein« zunächst nur, das Alter der Pubertät erreicht haben: wie z.B. der Sachsenspiegel, 1, 42 ausdrücklich erklärt.
484 Genau so der platonische Mythos, den SOKRATES, im Gorgias p. 523/4, vorträgt, wo RHADAMANTHYS, »der Richter aus Asien«, den nackten Geist des Verstorbenen, ερημον παντων των συγγε νων και καταλιποντα επι της γης παντα εκεινον τον κοσμον, der gerechten Krisis überantwortet. Noch schöner, ohne Mythos, nur klar Manus IV, 239-241; Raṭṭhapālo in der 82. Rede.
Jene häufige Übereinstimmung mit den Griechen ist schon dem feinsinnigen Forscher und Beobachter MEGASTHENES aufgefallen, der da, bei STRABO, p. 713, von den Indern sagt: περι πολλων δε τοις Ἐλλησιν ὁμοδοξειν, und bald darauf, gerade als ob er unsere obige Stelle im Sinne hätte, fortfährt: παραπλεκουσι δε και μυϑους, ὡσπερ και Πλατων περι τε αφϑαρσιας ψυχης και των καϑ' ᾁδου κρισεων, και αλλα τοιαυτα. – Vergl. übrigens das altägyptische Totengericht.
Geistesverwandt sind bei SHAKESPEARE the visible spirits of the heavens, the justicers, Lear IV, 2.
485 Zum letzten Götterboten, dem Lehrer Tod, dem Musageten der Philosophie, wie er von SCHOPENHAUER nach der berühmten sokratischen Definition genannt wird, cf. Anm. 51 zu den Liedern der Nonnen. – Wie oben der Richter der Schatten im Dialoge die reflektierende Frage stellt, genau entsprechend läßt PETRARCA im ersten Dialoge De contemptu mundi seinen Augustinus, als ob er eben jene Frage vernommen, antworten: »dum aequaevum quisque comitatur ad sepulchrum, necesse est, ipse etiam ad alieni casus praecipitium contremiscat, et de se incipiat esse sollicitus. – Eo autem vehementius movebitur qui iuniorem, qui validiorem formosioremque videat repentina morte subtractum, sese ante circumspiciet et dicet: securius hic habitare videbatur, et tamen eiectus est, nec aetas profuit nec forma nec robur: mihi securitatem quis spopondit deusve magusve? Mortalis sum profecto.« – Und merkwürdig: dieselbe Anschauung findet sich, etwa ein viertel Jahrtausend später, beim gewaltigen Demiourgen des Rinascimento, dem Künstler, von dem VASARI, wie mir DE LORENZO erzählt, gesagt hat, »non nasceva pensiero in lui, che non vi fusse scolpita la morte«, also bei MICHELANGELO wieder, der, gleichfalls in einem seiner Dialoge, nachdem er in bekannter Weise tiefernst gelächelt, »Iο vi dico che in questo mondo è da piangere«, dann fortfährt: »bisogna pensare alla morte. Questo pensiero è solo quello che ci fa riconoscere noi medesimi, che ci mantiene in noi uniti, senza lasciarci rubare dai parenti, dagli amici, dai gran maestri, dall'ambizione, dall'avarizia, e dagli altri vizii e peccati, che l'uomo all'uomo rubano, e lo tengono disperso e dissipato, senza mai lasciarlo ritrovarsi e riunirsi. Ed è meraviglioso l'effetto di questo pensiero della morte; il quale, distruggendo ella per natura sua tutte le cose, conserva e mantiene coloro che a lei pensano, e da tutte le umane passioni li difende.« Und noch einmal merkwürdig: wiederum etwa ein viertel Jahrtausend später hat der herrlichste aller Melodiker, also MOZART, dessen Werk allmählich von KÖCHEL und JAHN erschlossen [1149] zwar heute noch recht ungekannt ist, in der Blüte seines 31. Jahres genau dasselbe ausgesprochen, hat den Tod als »Schlüssel zu unserer wahren Glückseligkeit« bezeichnet, und gesagt: »Da der Tod, genau zu nehmen, der wahre Endzweck unseres Lebens ist, so habe ich mich seit ein paar Jahren mit diesem wahren, besten Freunde des Menschen so bekannt gemacht, daß sein Bild nicht allein nichts Schreckendes mehr für mich hat, sondern recht viel Beruhigendes und Tröstendes.«
Den schlichtesten Auszug der letzten Götterbotschaft geben vielleicht die Lieder der Mönche v. 780, wo es heißt »Ein einzig Tüchlein deckt ihn, das ist alles, Am Hingeschiednen haftet keine Habe« etc.; sowie der alte Spruch:
Povre et riche, par tout le mont,
De tout l'avoir qu'assamblé ont,
Qu'enportent ils quant ils s'en vont?
Un drapelet tant seulement.
486 Vergl. PLATON, Rep. X. Nr. 14; die Höllenschilderung und den Feuerwirbelsturm im Faust, 2. Teil, bei der Grablegung,
Die rote Brandung schlägt hervor etc.
487 Ειτα βορβορον πολυν και σκωρ αεινων; εν δε τουτῳ κειμενους κτλ. ARISTOPHANES, Batr. 145/6. Von PLATON als alte Überlieferung bezeichnet Phaid. p. 69.
488 Ir vleisch die maden âzen | unz ûf daz gebeine. KONRAD, Der werlte lôn 222/3.
489 kukkulanirayo, kukkuranirayo = sārameyadādanam, der Hundehölle des Bhāgavatapurāṇam V, 26, 7; cf. die uralten Höllenhunde des Ṛg- und Atharvavedas, auch den hesiodischen Κερβερον ωμηστην Αϊδεω κυνα πεντηκοντακεφαλον. Dann: Aen. VI, 417ff.; Inferno VI, 13ff.: »Cerbero, fiera crudele e diversa ... graffia gli spirti, gli scuoia, ed isquatra.« Ebenso hat DANTE die anderen mehr oder minder traumhaften Höllen, die gleichfalls im Bhāgavatapurāṇam l.c., bei Manus usw. usw. kurz angedeutet sind, wahrscheinlich vermittelst der sogenannten Paulusapokalypse überkommen und seiner katholischen Komödie kunstvoll eingefügt. – Auch die höllischen »dogs of war« im Julius Cäsar, III, 1, 273, gehören hierher.
490 Vergl. die Stygia unda, Aen. VI, 385, bis hinauf zur δεινη Στυξ des HESIOD, Theog. 776 dem vāḍavam der Smṛti.
491 Vergl. Manus VIII, 271: niḥkṣepyo'yomayaḥ aṉkur jvalann āsye da āṉgulaḥ, mit dem Kommentar lohakīlo 'gninā pradīpto da āṉgulo mukheṣu kṣeptavyaḥ. – Analog bei uns der nicht etwa nur dantesk visionäre sondern realchristliche »Schwedentrunk«, im Dreißigjährigen Kriege vom rechtgläubigen Soldaten dem geplünderten Bauer mit Vorliebe verabfolgt, indem er ihn fesselte, zu Boden warf, ihm ein Sperrholz in den Mund steckte, einen Melkkübel Mistjauche in den Magen goß und ihm dann auf den Bauch trat, daß es wieder herausspritzte: cf. GRIMMS Wörterbuch s.v. Schwedentrunk, Simplicissimus I, 4, und zumal des Dr. LAMMERT Geschichte der Seuchen, Hungers- und Kriegsnot etc., Wiesbaden 1890, S. 132, wo aus einer handschriftlichen Chronik noch viel andere, jeder Phantasie spottende Greuel enthüllt werden, »unerhörte Martter, davon auch der teuffel in der höll mit Wissenschaft haben mochte, so sie den Menschen angethan.« Auch aus neuerer Zeit erzählen Augenzeugen wie treu noch unsere vereinigten apostolischen Streiter in China höllische Art bewährt haben.
Man hat gelegentlich gesagt, die Inder gefielen sich in überschwänglicher Höllenphantasie. Aber leider ist nicht nur unser ›Schwedentrunk‹ einer teuflischen Wirklichkeit bedenklich nahegekommen. Zahllose Beispiele erscheinen als leibhaftige Zeugen, [1150] beweisen wie genau jene Alten ja nicht den satanischen, sondern eben den menschlichen Geist auch auf diesem Gebiete beobachtet und geschildert haben. Wir Deutsche stehen da gar nicht so fern ab, wie man meinen möchte, und können uns schon etliche der Akten verraten lassen, die Dr. LAMMERT ein langes Leben hindurch aus Archiven und Urkunden unermüdlich zusammengetragen hat: und manche Zweifel an höllischer Objektität werden da schwinden. Man vergegenwärtige sich etwa folgende typische Fälle, aus Tausenden gleicher herausgegriffen, und sei dabei der kantischen Lehre von der Idealität des Raumes und der Zeit wohl eingedenk. Der Kgl. Bezirksarzt Dr. LAMMERT also berichtet l.c.S. 174f.: »So meldet die Augsburger Chronik am 17. Mai 1634: ›Die speerreiterische Soldaten haußen in schwaben sehr tyrannisch, tractieren die bauren mit köpff Reitlen, wasser eingießen, die Mäuler bis auf die Ohren aufschneiden u. dergl.‹ S. 193ff.: In Landau und Umgegend steigerte sich der Hunger so, daß die Leichen aus den Gräbern gestohlen und verzehrt wurden. ›Auch Lebende wurden hin und her erschlagen und verzehrt; so schlachtete eine Frau ihr eigenes Kind, salzte es ein, verzehrte es; sie starb darüber im Gefängnis.‹ Nahe bei Zweibrücken stritten zwei Weiber um den Besitz eines von Würmern bedeckten Stückes Aas, wobei eine die andere erwürgte. Rudelweise durchzogen die Wölfe Elsaß und Kurpfalz und die sonst blühenden Landstriche hatten das Aussehen verödeter Kirchhöfe. Der Rektor GOTTFRIED ANDREÄ (von Worms) erzählt in seiner Lebensbeschreibung, daß sich die Leute vor den Bäckerläden einander totgedrückt haben und daß der Magistrat auch hier den Kirchhof mit einer Wache hat versehen müssen; zur selben Zeit sah genannter Rektor vor dem Tore ein totes Pferd liegen, ›dabei sich eine Weibsperson befand, welche das Fleisch abschnitt, in ihr Fürtuch nahm und zugleich roh davon aß, dabei etliche Hunde, welche an der Mitte des Pferdes fraßen und auf dem Kopfe desselben unterschiedliche Raben.‹ Graf JOHANN VON NASSAU-SAARBRÜCKEN sagt in seinem Schreiben an Kaiser FERDINAND aus eigener Erfahrung, daß er in Städte, Flecken und Dörfer gekommen sei, da nicht ein Haus gefunden worden, darin nicht ein vor Hunger verschmachteter Körper gelegen wäre. ›Ja, ich habe gesehn, daß die Leut vor Hunger nicht allein allerhand unnatürliche Speisen und sich untereinander selbst aufgefressen, sondern rasend worden, wie die unvernünftigen Thiere, die Sprach verloren, dagegen als Hund und Wölf geheult, nicht mehr aufrecht, sondern auf allen Vieren gelaufen.‹ CALMET in seiner Geschichte von Lothringen berichtet aus dieser Zeit zum Jahre 1638: Der Hunger war so groß, daß die Menschen Aas, und zuletzt sich selbst aufzehrten. Der Sohn vergriff sich an der Leiche des Vaters, der Vater an jener des Kindes, die Mutter an der Leiche der Tochter, der Reisende schlief nicht sicher neben seinem Reisegefährten, aus Furcht, daß er ihn totschlage, um an ihm den Hunger zu stillen. Auch in der Mainzer Gegend haben sie (nach KHEVENHILLER) ›die Gottesäcker durchsucht, die Gräber aufgebrochen, die Hochgerichte erstiegen und die Todten zur Speise genommen.‹ S. 219: In Ruppertshofen und Castorf waren alle Männer gestorben. Die Kuhhirtin in Ruppertshofen ›hat von ihrem todten Manne gerissen und geschnitten, solches gekocht und mit ihren Kindern gegessen: auch ihrem Vater die Schenkel abgehauen, gewaschen, gekocht, dergleichen den Kopf aufgethan, gesotten und gefressen. Als sie gefragt worden, wie es geschmeckt, hat sie geantwortet, wenn sie nur ein wenig Salz dazu gehabt hätte, hätt' es gut geschmeckt.‹ Der Kommandant von Rheinfels, Junker GEORG PHIL. VON BUSECK, hat dies nach genauem Erforschen wahr befunden. Dergleichen Jammerszenen sollen auch in anderen Gegenden, am Rhein, Main, an der Lahn, Dill und Sieg vorgekommen sein. S. 228f.: Im Fuldaischen und Koburgischen bildeten [1151] sich ›sogar förmliche Mordbanden, welche in Höhlen oder leerstehenden Häusern wohnten und von diesen aus auf Menschenraub ausgingen.‹ – ›Wie im vergangenen, so schlachteten auch in diesem Jahre Mütter ihre Kinder und verzehrten sie, während sich andere ertränkten.‹ – ›Haufen Bettler lauerten auf die Vorübergehenden und tödteten sie, wie denn bei Worms eine solche Bande von ihrem Feuer verjagt und in den Töpfen die schaurigen Überbleibsel von Händen und Füßen gefunden wurden.‹ S. 239: Gefangene, im Stockhause verwahrte weimarische Soldaten, litten so große Not, daß sie die vor Hunger gestorbenen Kameraden roh auffraßen. S. 132: Vernehmen wir, zu weiterer Beleuchtung des Zeitbildes, noch eine Stimme jener Leidensgenossen über die bestialische Raffiniertheit, mit welcher die schutzlosen Leute von den Mordgesellen gequält, geschunden und zum Tode gebracht wurden. ›Zu dieser Zeit‹, berichtet eine handschriftliche Chronik von Redwitz, ›gieng jammer und Noth an in Unsrem Lande, vnd hat gewehret bis vff das 1637. Jahr, do man den baldt nichts anderst hörte, als Rauben, stelen, Morden, brennen vnd sengen, die armen Leuth wurden niedergehauen, gestochen, geschossen, auch geraitelt, vielen die Augen ausgestochen, Arm vnd Beine entzwey geschlagen, Ohren vnd Nasen, auch Männliche Glieder vnd Säugende Brüst wurden ab- vnd ausgeschnitten, ettliche von Ferne beim Feuer gebratten, theils im Rauchschloth vffgehenket vnd Fever vnter sie geschieret, ettliche in die Backöffen gestoßen, stroh fürgemacht vnd angezündet, Khün vnd schweffel vnter die Nägel gestecket vnd angezündet, die Daumen geschraubet, spitzige Knöbel ins Maul gestecket, daß das Bluth hauffenweiß herauß geloffen, hernacher den gantzen leib, durch den Mundt, mit Urin vnd Mistwasser gefüllet, die Fueßsohlen aufgeschnitten, hernach Salz hineingestreuet, Riemen auß den leibern geschnitten, vnd vielen die Rippen in den leib entzwey geschlagen, Jn Summa die große pein vnd vorhin unerhörte Martter (davon auch der teuffel in der höll mit Wissenschaft haben mochte) so sie den Menschen angethan, biß sie gestorben vnd verschmachtet oder preßhaft worden, ist nicht zu schreiben.‹«
Das wären denn einige flüchtige Streiflichter in unsere eigene Hölle einer verwichenen Zeit, greulich genug, um uns die kokytischen Welten der Heiden nicht mehr so fremdartig wie dem Mephistopheles dämmern zu lassen. Andeutungen höllischer Phänomene aus der Gegenwart aber sind ebensowenig da wie dort verschieden: vergl. das unverblümte Wort im Wahrheitpfade 1S. 155.
492 Vergl. des DIONYSIUS Überfahrt in das ungeschaffene Leben, bei ECKHART p. 530.
Das schmerzlich bewegte Aufseufzen des Richters der Schatten, am Ende obiger Symphonia horrifica, erinnert im letzten fernen Grunde an das berühmte, von SCHOPENHAUER, I § 57 i.m., interpretierte ῳμω ξεν ιδων εις ουρανον ευρυν des unerbittlich vergeltenden Peliden, Mitte der XXI. Ilias. – Cf. noch Lieder der Mönche v. 217/218.
493 Mit dem siam. Texte taṃ viddhā zu lesen; cf. Muṇḍakopan. II, 2, 2: tad veddhavyaṃ (cetasā bhāvanīyam), ib. 4: apramattena veddhavyaṃ aravat.
494 Von cando Mond; vergl. Haimadhātupārāyaṇam I, 313 candati dīpyate āhlādayati ca, und die beliebten nom. person. deriv. Candrasomaharidattādi, e.g. auch Theragāthā 299 Candano und den Candranavihāras, bei FOUCHER, Iconographie bouddhique, Paris 1900, p. 62.
495 Von dem hier so oft genannten Kampfe εξοχα παντων gilt Asokos Wort vom dhammavijayo, dem wahren Siege, welchem gegenüber jeder andere, und noch so ungeheuere – der König spricht als Eroberer ganz Hindustans, von Baktrien bis Zeilon, [1152] vom Ganges bis zum Indus – nur von recht geringem Geschmacke ist; der dhammavijayo allein, sagt Asoko als erfahrener Held auf dem ΧIII. Felsenedikt, Girnār l. 11, ist sa-rasako, mit echtem Geschmacke begabt: und nur ihn kann man für sättigend und beschwichtigend halten, den wahren Sieg.
Das maraṇaṃ suve = dem vomaraṇaṃ der Smṛti, e.g. Mahābhāratam ΧII, 152, 12, »morgen todt«. – Vergl. JAKOBS Epist. 4, 14, Korinther I, 15, 30 & 55, und den Scheidegruß des Eremiten ANTONIOS, Anm. 347, ferner das Adagium στιγμη χρονου, von DEMETRIOS PHALEREUS überliefert, und GOETHE, Aus meinem Leben I, 3 i.m. Auch den schönen Spruch »Chi tempo aspetta, tempo perde«, bei RINALDO D'AQUINO, um 1250; sowie das Wort des Königs D. Rodrigo, im D. Quijote II, 26 i.m.:
Ayer fuí señor de España,
Υ hoy no tengo una almena
Que pueda decir que es mia.
496 Hier vergl. man die 57. Rede; sowie auch der 98sten drittletzten Vers, kammunā vattatī loko: vielleicht zeigt dieser Ausspruch, nächst den zur 57. Rede beigebrachten orakelartigen Stellen der Bṛhadāraṇyakopaniṣat, die früheste und ergo schärfste Prägung des faustischen Wortes: »Im Anfang war die That.« – Genau entsprechend hat der Pythagoriker TIMAIOS gelehrt: ταν ψυχαν των μεν δειλων ες γυναικεια σκανεα ποϑ' ὑβριν εκδιδομενα, των δε μιαιφονων ες ϑηριων σωματα ποτι κολασιν, λαγνων δ' ες συων η καπρων μορφας, κουφων δε και μετεωρων ες πτηνων αεροπορων, αργων δε και απρακτων αμαϑων τε και ανοητων ες ταν των ενυδρων ιδεαν, De anima mundi i.f. Eine solche Palingenesie hat auch LAO-TSE, Kap. 23, dargestellt; ja sogar unser MEISTER ECKHART, p. 333, 334, 589, der mit siegreicher Geisteskraft ausführt, wie die Natur aus einem Kraut, das im Garten wächst, allmählich den Menschen zu entwickeln vermag: den Menschen, der »aller Kreatur Wesen hat, mit den Steinen, mit den Bäumen, und fürbaß mit allen anderen Kreaturen.« In diesem Sinne will er auch seine 56., so geheimnisvolle, aus verborgenster Tiefe schöpfende Rede verstanden wissen, mit dem indo-ägypto-empedokleischen Thema: »Daz edelste, daz an dem menschen ist, daz ist bluot, sô ez wol wil; aber daz ergeste, daz an dem menschen ist, daz ist bluot, sô ez übel wil.« – Vergl. noch die schöne Stelle in JAKOBS Ep. 3, 13: Τις σοφος και επιστημων εν ὑμιν, δειξατω εκ της καλης αναστροφης τα εργα αυτου εν πραϋτητι σοφιας, und insbesondere ib. 17 mit S. 993 dem Übergange, der zur Anmut führt.
497 Vergl. der 124. Rede Anfang, S. 923: und wiederum der 85. Rede Ende, S. 656 – Beide modi sind pariyāyena anwendbar, nach Dhammapadam v. 64 und 65; oder weil, nach HIPPOKRATES, ὁ βιος βραχυς, ἡ δε τεχνη μακρη, ὁ δε καιρος οξυς, ἡ δε πειρα σφαλερη, ἡ δε κρισις χαλεπἡ, Aphor. I, 1.
498 Diese knappe, so kühn wie besonnen dargestellte Logik aller Möglichkeit ist zwar oft versucht worden, hat aber in der wichtigsten Frage, aus Mangel deutlicher Begriffe, nur paradoxe Thesen ergeben; so z.B. bei MAKARIOS, nach FLOSS p. 148, »qui se ipsum cogit ad omnia, is est monachus«, bei ECKHART p. 358 und 447, wo er sagt: »Socrates sprichet, daz tugende machent unmüglîchiu dinc müglich.« Cf. noch Lieder der Mönche v. 536 Anmerkung. Negativ aber doch identisch ist auch der, freilich trivial gewordene, Satz LESSINGS »Kein Mensch muß müssen.« Erst in der Lehre von der Vereinigung der Natur und Freiheit, der größten aller Leistungen des menschlichen Tiefsinns, wie SCHOPENHAUER sie nennt, hat KANT die vollkommene Auflösung und Ausführung des Problems gegeben.
[1153] Zur heißen Buße, āttappam etc. S. 999-1000, cf. das vedische tapas, bzw. die ebenso übermächtigende dīkṣā, von tüchtig sein: entspricht der ασκησις bzw. μελετη in der Anmerkung 101; auch dem αναμιμνησκεσϑαι, σοφιαν τε και αρετην ασκειν PLATONS, und nicht minder GOETHES
Allen Gewalten
Zum Trutz sich erhalten,
Nimmer sich beugen,
Kräftig sich zeigen,
Rufet die Arme
Der Götter herbei.
Die geistige Einigung, der cetosamādhi, ibid., hat ein schönes Analogon in der pythagorischen συναρμογα und im gleichen ἑν γενεσϑαι και τον ανϑρωπον δει: und ist dann von unserem großen BRUNO, wie mir DE LORENZO mitteilt, sehr innig erkannt worden, da er im Spaccio, ziemlich gegen Ende, jene libertà di spirito preist, »a cui tal volta amministra il monachismo (non dico quello de' cocchiaroni), l'eremo, la solitudine: che sogliono parturir quel divino sigillo, ch'è la buona contrazione.« Es ist, im Grunde genommen, ECKHARTS und LAOS Rückkehr zur Einfalt.
499 Ὁ τοιουτος παντα τα του κοσμου πραγματα ενδοξα, πλουτον και τρυφην, και πασαν απολαυσιν, αυτην τε την γνωσιν, και παντα τα του αιωνος τουτου βδελυκτα ἡγειται και μισητα, MAKARIOS, Homil. IX § 8 i.f.
500 Cf. die 22. Rede, p. 140.
501 purisadammo; analog puruṣapa us in der Chāndogyopaniṣat II, 6, und το ϑρεμμα ανϑρωπος im PLATON, De legibus p. 777.
502 Vergl. den »desiderio della bellezza«, nach PLATON, bei MICHELANGELO, wie e.g. in den Rime e prose, Chieti 1847, p. 174.
503 Die aṭṭha disā acht Richtungen bezeichnen s.v.a. die acht Freiungen aṭṭha vimokhā der 77. Rede, passim; vgl. auch Lieder der Mönche, Anmerkung zu v. 1172. – Die Makarismen MATTH. V, 3-10, im Mittelalter die aht sælekeiten genannt, bieten ein christliches Gegenstück dar; desgleichen die, wiederum andersartigen, octo beatitudines der Scholastiker, vielleicht auch schon des IRENÄUS Abhandlung περι ογδοαδος; mehr noch das Durchwandeln der sechserlei Bilder, in FRITZLARS Blume der Schauung. Über die Unmittelbarkeit. S. 1008, sagt ECKHART, S. 5: Als nû ie ein meister wîser unde mehtiger ist, alsô ouch sîn werc unmitelîcher geschiht und einveldiger ist.
Zur ganzen Stelle S. 1007-1008 ›Dann habt ihr auf eines gestützt ein anderes abzustoßen‹, sei der geübteren Beobachtung ein gewiß analoger Spruch GOETHES empfohlen, aus der Seligen Sehnsucht, im West-östlichen Divan, 1. Buch, vorletzter Vers:
Und so lang du Das nicht hast,
Dieses: Stirb und werde!
Bist du nur ein trüber Gast
Auf der dunkeln Erde.
Derselbe Gedanke, »Dies um das«, ist im Tao-te-king wiederholt vorgetragen.
Die Reihenfolge der Tiere auf S. 1009, wie im Gleichnisse der 125. Rede S. 927, ist auch auf den schönen Friesen und Reliefgruppen rein indischer Meisterskulptur noch ebenso erhalten: es geht der Elefant voran, dann folgt das Roß, der Stier etc. Cf. e.g. REA, South Indian Buddhist Antiquities, Madras 1894, S. 36 und Tafel ΧΧII. – Vorzüglich [1154] ausgeführte Elefanten und Rosse bietet später die hochentwickelte Bildhauerkunst von Amarāvati, nahe der Krischna-Mündung, etwa 600 Jahre nach Gotamo. Kräftig, anmutig, edel, zugleich individuell sehr verschieden, je nach dem gewählten Moment, und immer ungemein anschaulich, lebendig, durchgeistigt, im ganzen und im einzelnen wie bei den besten Antiken feinsinnig beobachtet und fixiert: sei es nun in einem sanft blickenden oder aber wild anstürmenden Elefantenauge oder in der seiden glänzenden muskelgeschwellten Haut oder in der wogenden Macht der zermalmenden Vorderfüße; sei es wieder an den ausdrucksvoll erregten Ohren der Rosse, ihrem stolz geschwungenen Nacken, den beweglichen Nüstern, dem rhythmischen Tritt ihrer leichten zierlichen Hufe usw., usw. Photographien der Reste und Fragmente – die Mohammedaner haben natürlich auch hier was sie konnten dem Erdboden gleichgemacht und kein einziges Stück unversehrt lassen, und die moderne Sammelwut hat die Zerstörung so ziemlich vollendet – findet man, freilich dazu noch in einem gar dürftig verkleinerten Maßstabe, in FERGUSSONS Tree und Serpent Worship, London 1868: als Beispiel der Rosse namentlich auf Tafel 59, 1, 82, 1, 96, 1; der Elefanten auf Tafel 61, 1, 64, 1, 91, 3. Vergl. auch die zum Teil ergänzenden Blätter in BURGESS' Archæological Survey of Southern India (Amarāvati and Jaggayyapeta), London 1887, e.g. Nr. 27, 1, 2, 5, etc.
504 Die letzten Ausführungen Mahākaccānos entsprechen dem Bṛhadāraṇyakam IV, 3, 17: Sa yad ātra kiṃcit pa yaty, ananvāgatas tena bhavaty: asaṉgo hyayaṃ puruṣa ity. Evam evaitad Yājñavalkyādi. Ebenso ECKHART p. 144 l. 1-2. Cf. noch Faust v. 11954/57: Ohne Erdenrest, »Und wär' er von Asbest, Er ist nicht reinlich.« Die Darstellung des innen zuständigen Herzens, S. 1013f., hat ein mythisch gegründetes Gegenstück in der Schilderung der Menschen auf dem siebenten der Neun Felsen im Buche MERSWINS, p. 103. – Wie auch nur Gedanken nachspüren unförderlich sei wo Einigung not, S. 1013 sarvacintāvivarjitas, e.g. Nādabindūp. ed. Bomb. v. 51, hat unser WALTHER schon tief und klar erkannt, 56, 23, 24:
Liezen mich gedanke frî,
So 'nwiste ich niht umb' ungemach.
505 Vergl. Maitryup. VI, 25: sarvabhāvaparityāgo yoga ityabhidhīyate.
506 Zu kāmasukham, mīlhasukham etc. cf. der ruti und Smṛti grāmyakāmān, grāmyasukham wie Kuṇḍikop. v. 3 etc. mit Anm. 365. Gegensatz vīrasukham, heroisches Wohl; dann das asaṉkiliṭṭhaṃ yogakkhemam der 26. Rede: το αϑολωτον καλλος des MAKARIOS MG., p. 85. Vergl. auch das klassische luto ludere, wie PLAUTUS, Mil. glor, II, 3 gegen Ende; und BRUNO, Spaccio II, 3 eb.: »Meditantur sua stercora scarabaei.« Die ganze Antinomie hat unser Divus BERNARDUS CLARAEVALLENSIS in einen, dem Gehalte wie der Form nach eigentümlich indisch anmutenden, Denkspruch gefaßt: Modi diligendi sunt quatuor. Carnem amare carnaliter, spiritum carnaliter, carnem spiritualiter, spiritum spiritualiter: Sententiae et Soliloquia fol. 506 ed. Par. 1621. Sie ist schon in dem alten, von PRODIKOS überlieferten, von LEOPARDI übersetzten Gleichnisse »Herakles am Scheideweg« meisterhaft veranschaulicht.
507 Vergl. Anm. 71. – Noch spät allgemein indisch, e.g. ukasaptati 50: na vaktavyaṃ pāpaṃ dṛṣṭaṃ rutaṃ ... kathāpi khalu pāpānām alam a reyase yataḥ. – Ähnlich die pythagorische, der THEANO zugeschriebene Maxime: Περι ὡν λεγειν καλον, περι τουτων σιωπαν αισχρον; και περι ὡν αισχρον λεγειν, περι τουτων σιωπαν αμεινον; sowie die andere, von ARISTOXENOS überlieferte: Μη ειναι προς παντας παντα ῥητα. Auch von S. FRANCESCO heißt es, bei CELANO I2, 3: Expertus namque fuerat, magnum fore [1155] malum, cuncta communicare cunctis. Besonders genau aber entspricht das sechste der Octo punctorum, meditantibus quibus pervenitur ad perfectionem usw., S. BERNARDI l.c. fol. 1755-1756, und ib. die zu Ende des vierten dargelegte salutis via und ihre principia: Fuge, tace, quiesce.
508 Βιας εφη, Μισει το ταχυ λαλειν, μη ἁμαρτῃς, μετανοια γαρ ακολουϑει.
509 Subhūti ist Glosse, nach Aṉguttaranikāyo I, 14, 2, 4. – Einen allgemeinen, κατ' αϑαμβιαν entsprechenden Kommentar zu dieser Rede mit der abschließenden Maxime »Keiner Beachtung würdigen« findet man vielleicht am schönsten im dritten Kapitel des vierten Buches der nikomacheischen Ethik des ARISTOTELES bei Ausführung der Grundsätze Ὁ δε μεγαλοψυχος δικαιως καταφρονει, οί δε πολλοι τυχοντως, und Ουδεν γαρ μεγα αυτῳ εστιν, und Ου γαρ μεγαλοψυχου το απομνημονευειν, αλλως δε και κακα, αλλα μαλλον παροραν; und wieder anders und doch sehr ähnlich bei dem großartig versöhnenden Urteile des ägyptischen ANTONIOS και πασι παντα συγχωρησομεν, Vita p. 29, dem wirklich vorgeprägten Stempel zur berühmten, von SCHOPENHAUER gepriesenen Botschaft in der letzten Szene der Cymbeline »Pardon 's the word to all«, sowie auch in CASTILLEJOS Diálogo entre Memoria y Olvido mit dem Fazit:
Olvidar es lo mejor.
510 Vergl. Anm. 183. – Der Aufenthalt bei Hafnern, deren Handwerk ja frei von Tadel ist, wird von Asketen bevorzugt: cf. die kulāla ālā in der Jābālopaniṣat fine.
511 Lies tena viññāṇena kiṃ vijānāti.
512 Dasselbe Gleichnis hat PLATON, De Rep. IV, p. 435: Και ταχα αν παρ' αλληλα σκοπουντες και τριβοντες, ὡσπερ εκ πυρειων εκλαμψαι ποιησαιμεν την δικαιοσυνην. Cf. Anm. 89.
513 Der āvusovādaccayo ist commentatio protreptica.
514 Wer in den langen schmalen indischen Gassen und Höfen nicht sehr auf der Hut ist kann im Gedränge von einer der zahlreichen Kühe leicht unversehns niedergestoßen oder tödlich verletzt werden. – Wie ein spezieller Kommentar dazu liest sich ein kürzlich vorgekommener Fall, den mir DE LORENZO aus Neapel, nach dem Pungolo vom 2. Januar 1902, berichtet: »Ieri sera fu trasportato all'ospedale dei Pellegrini, con grave commozione generale, un giovanotto diciottenne, ARNALDO MUROLO, ferito con un colpo di corna al petto da una delle vacche, che girano per la città, continuando una usanza barbara per quanto indecente.«
515 Der Schluß der Rede, S. 1031, gibt das echte Που στω an. – Cf. vorher Bṛhadāraṇyakam III, 4; IV, 3, 17; 4, 16:
kim icchan kasya kāmāya.
Vergl. noch ECKHART, p. 242: Ohne Dünken und Wähnen und Glauben, p. 284: »Und hier umbe sô bin ich geborn unde nâch mîner gebürtewîse, diu êwic ist, sô enmac ich niemer ersterben. Nâch mîner êwigen gebürtewîse sô bin ich êweclich gewesen unde bin nû unde sol êweclîche belîben. – Dâ bin ich daz ich was, unde dâ nime ich weder abe noch zuo. – Wer dise rede niht verstêt, der bekümber sîn herze niht damite. Wan als lange der mensche niht gelîch ist dirre wârheit, alsô lange wirt er dise rede niht verstên.« Vgl. KANT KRV II, 2, 2, 2, 9 (R. 432): »Die Kausalität der Vernunft im intelligibelen Charakter entsteht nicht, usw.«
Der berühmte, von PAPPOS Lib. VIII propos. 11 prooem. überlieferte Ausruf Δος μοι που στω και κινω την γην ist von HEATH in seinem schönen Werke über ARCHIMEDES, [1156] Cambridge 1897, S. XIX, trefflich erörtert. – Noch einige Sigla ähnlicher Gattung werden durch eine Reihe entsprechender Bilder hie und da veranschaulicht: wie etwa Aṉguttaranikāyo, Sattakanipāto p. 13 ed. Siam. thale tiṭṭhati brāhmaṇo, Majjhimanikāyo Nr. 98 v. 42 amatogadham anuppatto, Suttanipāto 359 pāraṉgato ṭhitatto.
516 kālakiriyā, von kālaṃ karoti die Zeit erfüllen, wörtlich »die Zeit machen«, d.i. sterben [Augenblick des Todes]; vergl. das gegenüberstehende kālaṃ gacchati die Zeit erlangen, wörtl. »in die Zeit gehn«, d.i. keimen [Augenblick der Empfängnis]: Chāndogyopaniṣat II, 13, 1.
517 Vergl. Raṭṭhapālo vor König Koravyo, in der 82. Rede; = THEOGNIS v. 727/8:
ουδ' αν αποινα διδους ϑανατον φυγοι ουδε βαρειας
νουσους ουδε κακον γηρας επερχομενον.
518 ajjhattaṃ sampasādanam = nistaraṉgasamudravan (nirvatāsthitadīpavad acalasampūrṇabhāvābhāvavihīnakaivalyajyotir bhavati): Maṇḍalabrāhmaṇopaniṣat II, 3 im Anf.; cf. auch Anm. 44.
519 Das Exordium der buddhistischen Lehre, die heilige Wahrheit vom Leiden, S. 1033-1035 und sonst ausführlich begründet, ist mit anderen Worten als »Heiligthum des Schmerzes« von GOETHE das Würdigste genannt worden, als »jene letzte Religion, die aus der Ehrfurcht vor dem, was unter uns ist, entspringt«, Wilhelm Meisters Wanderjahre, 2. Buch, 2. Kap. gegen Ende. Bei uns ist diese erste der heiligen Wahrheiten allerdings nur als Basis rechter Erkenntnis dargestellt, während die vierte ein Zenit erreicht, wo Leiden nicht mehr bestehn kann: »dâ kein leit stat enhât«, wie ECKHART, p. 42, erkannt. – Cf. das Gleichnis vom Pfeilschmied, in der 101. Rede, S. 786.
520 Vergl. Dhammapadam 354a, Sabbadānaṃ dhamma dānaṃ jināti und ähnliche Stellen. Von Asoko auf dem IΧ. (Girnār-) und XI. Felsenedikt frei wiedergegeben: siehe BÜHLERS Ausführungen in der Zeitschr. d. deutsch. morgenländ. Gesellsch. Bd. 48 S. 57f. In diesem Sinne aber faßt der König seine Gedanken über den Wert des Gebens im allgemeinen zu Ende des kurzen VII. Felsenediktes in die Maxime zusammen: »Denn wer auch eine reiche Gabe nicht geben kann: sich selbst beherrschen, das Herz läutern, erkenntlich und rechtschaffen sein bleibt immer gültig.« –
Cuddasa bis mahapphalataraṃ vadāmi ist micchāvādo, kenacideva pariyāyena infarciert.
521 Vergl. Anm. 430. – Upapajjīti zeigt den Schluß des Berichtes an. Der Kommentar fügt noch ein paar Verse hinzu. – Anāthapiṇḍiko, der Almosenspender, war allmählich der Beiname des gabenreichen und ungewöhnlichen Mannes geworden: von Hause aus hieß er Sudatto, das ist OTTO. Cf. Aṉguttaranikāyo I, 14, 6, 2.
Das Thema dieser meisterlichen Fugenrede findet man bei ECKHART, p. 14, also wieder: »Wil dîn ouge alliu dinc sehen unde dîn ôre alliu dinc hœren unde dîn herze alliu dinc gedenken, in der wârheit, in allen disen dingen muoz dîn sêle zerströuwet werden. Dar umbe sprichet ein Meister: swenne der mensche ein indewendic werc sol wirken, sô muoz er alle sîne krefte în ziehen, rehte als in einen winkel sîner sêle, unde sich verbergen vor allen bilden unde formen, und aldâ mag er wirken.«
Der Garten Anāthapiṇḍikos war, nebenher bemerkt, bei uns, vierzig Jahre nach ECKHARTS Tode, von MERSWIN durch die Stiftung des Grünen Werder, auf einer Insel der Ill bei Straßburg, in seiner ganzen Eigenart erstaunlich getreu wiedergeschaffen worden; worüber das Nähere PREGERS Geschichte der deutschen Mystik 3. Band S. 373 einzusehn ist.
522 Nämlich die Ader öffnen.
[1157] 523 Zu Mahācundos Hypomnem cf. die 140. Rede i.f.; auch Kaivalyopaniṣat 24: sadasadvihīnas, Mahopaniṣat V, v. 69: sadasator madhye pa yati, ja schon Chāndogyopaniṣat III, 11, 1: Atha tata ūrdhva uditya naivodetā nāstametā, ekala eva madhye sthātā. Ebenso Tao-te-king Kap. 33 i.f., ECKHART p. 535: »ûf der mite stên.«
Das letzte Gespräch Channos und das letzte des ATTICUS mit den Freunden vor seinem freiwilligen Tode zeigt nach Inhalt und Form paarweise Gleichheit, bei CORNELIUS NEPOS XXV, 21. Mythisches Vorbild ist die bhṛguide Wanderung durch den Tod zum Leben (vergl. auch das Bhṛgupatanam Anm. 217); das herakleische Ende; und der Vogel Phönix. »Mortalis immortalis flere si foret fas, Flerent divae Camoenae Naevium poetam« deutet uns heiter gelassen das altrömische Epitaph an.
524 Zum dreifachen Wissen cf. e.g.S. 648.
525 Die westlichen Suner sind in der Legende des zweiten Divyāvadānam, bei Wiedergabe unseres obigen Berichtes, zu roṇāparāntakās geworden: in Wirklichkeit aber wird an die Hūnāo, Hūṇāo, die Hunu des Avesta und des PTOLEMÄUS Χουνοι, zu denken sein, zu welchen die Lage von Sāvatthī als Ausgang wohl paßt.
Es ist bei diesem Dialoge kaum nötig wiederum auf das berühmte Gespräch des S. FRANCESCO im 8. Fioretto hinzuweisen, wiewohl auf Tao-te-king Kap. 13. – Zur kurzen Anleitung S. 1052, ib. Kap. 58. Vgl. LOTHARS Wahlspruch »Ubi mel, ibi fel«, den der vielerfahrene Kaiser vielleicht einst von S. BERNARD vernommen; dann später von HARTMANN im Gregorius v. 284, 286 als »nach liebe leit – daz honec mit der gallen« vorgetragen; zumal aber cf. ECKHART, p. 424: »Allez leit kumet von liebi unt minne; wan minne unt liebi ist leides anevanc unt ûzganc.«
526 Vergl. Dhyānabindūpaniṣat v. 8: vṛkṣaṃ tu sakalaṃ vidyācchāyā tasyaiva niṣkalā. – Denselben Gedankengang, oder vielmehr dieselbe Anschauung haben alle die großen Griechen mit den Indern gemein: und der welterfahrene, reiflich gewitzigte ARISTOPHANES hat ihr sogar, wie mir scheint, den beredtesten Ausdruck verliehen, Orn. 685/87:
φυσιν ανδρες αμαυροβιοι, φυλλων γενεᾳ προσομοιοι,
ολιγοδρανεες, πλασματα πηλου, σκιοειδεα φυλ' αμενηνα,
απτηνες εφημεριοι, ταλαοι βροτοι, ανερες εικελονειροι.
527 Das öfter gegebene Gleichnis von der geschlachteten Kuh ist insbesondere in der Atharvasaṃhitā nicht selten anzutreffen. Es spricht für das hohe Alter und die gute Überlieferung unserer Texte. Denn spätere Generationen, etwa seit Asokos ersten Felsen-, bzw. fünften Säulenedikten vom praktischen Buddhismus bereits mächtig beeinflußt, hätten es, als anachronistisch, nicht mehr anwenden können. Daher galten denn auch der Smṛti die gavā anās als antyajās, e.g. Vyāsīyadharma āstre I, 12. – Vergl. noch Anm. 382; und die unpatriarchalische, tief asketentümliche Art wie der greise, naive HILARION in seiner Unterredung mit dem Judenchristen und kyprischen Bischofe EPIPHANIOS, der ihm zu Ehren ein Fleischgericht hatte vorsetzen lassen, der Speiseregel der Mönche unserer 55. Rede wohl entsprechend geantwortet hat: »Ignosce mihi, pater, quia ex quo accepi habitum istum, non manducavi quidquam occisum«, nach den AASS Oct. tom. IX fol. 29 Nr. 57 i.f.
528 Der Anschauung gemäß betrachtet der Inder die noch zunehmende, bzw. eben erst voll gewordene Mondnacht als Kulmination: während wir, ohne Rücksicht auf die Anschauung, die astronomische Tageszeit berechnen; daher fällt in Indien die Feier des Vollmondes in der Regel auf den Vorabend. – Ein anderes Mondgleichnis im S. 757, Lieder der Mönche v. 1115 Anmerkung: ebenso doppelartig bedeutsam in[1158] dem Bilde eines Fra MARIANO da Volterra »SAN FRANCESCO è simile alla luna piena per la activa et contemplativa vita«, bei SABATIER, BARTHOLI Tractatus etc. p. 149.
Ein schönes, ob auch tiefer stehendes Gegenstück zum obigen Berichte von Nandako und den Nonnen darf man bei uns wohl in Meister ECKHARTS Gesprächen mit Schwester KATREI erkennen: so wenn diese Heilige, nicht unähnlich wie es oben von der geringsten der Nonnen ausgesagt ist, von sich den Bescheid gibt, »daz ich nie hinder mich gesach, sît ich ûf den wec gewîset wart zuo mîner êwigen sêlicheit, unde daz ich keiner crêatûre rât nie gevolgete, wan daz ich allez für mich gienc in eime rehten ernste«, p. 468; oder p. 474 das Wort von der Übung bis an den Tod; u.a.m.
529 Vergl. S. 413, 537, 699. – Zu nibbindam, überdrüssig, cf. die 74. Rede i.f. und Lieder der Nonnen Anm. 26; sowie den nirvedas der ruti, namentlich im Bṛhadāraṇyakam III, 4. Dann auch den nivveo der Janiās etc. Bei uns hat Meister ECKHART, p. 374, gesagt: »Ez enist dehein krêatûre sô gelustlich, der mensche möhte sî sô lange anesehen, ez enverdrüzze in.« In einem ähnlichen aber allgemeineren Sinne, mehr objektiv nach außen gewendet, haben wieder andere grübelnde Geister »Cui bonum« gefragt und »Quien querrà la vida si sabe lo que es?«, GRACIAN, Criticon III, 1, »Wer erfreute sich des Lebens, | Der in seine Tiefen blickt!«, SCHILLER, Kassandra 87/88, etc.
Den Ausdruck einer solchen Gesinnung hat vielleicht erhaben wie keine andere die buddhistische Kunst getroffen, zumal auf einer der so fein gearbeiteten Meisterstatuetten aus getriebenem Golde, in Anurādhapura gefunden, jetzt im Museum zu Kolombo, mit dem herrlichen nach rechts geneigten Antlitze, von rein indo-ārischem Typus. Auch die Züge des lysippischen Apoxyomenos gleichwie die verklärteren des glykonischen Herakles und etwa die des lateranensischen St. Hippolytus sind von einem verwandten Geiste belebt; obwohl der letztgenannte kirchlich, also κακιστῳ κομματι.
Der pacchāsamaṇo, upaṭṭhāko, antevāsī, der eine, jeweilig andere begleitende Jünger, der dem Meister nachfolgt, ihm aufwartet, wie S. 93, passim, reicht bis in die alten Upanischaden hinauf, e.g. Bṛhadāraṇyake VI, 3, Ende: Taṃ haitam Uddālaka Āruṇir Vājasaneyāya Yājñavalkyāyāntevāsina uktvā ... etam u haiva Vājasaneyo Yājñavalkyo Madhukāya Paiṉgyāyāntevāsina uktvā ... Madhukaḥ Paiṉgya Cūḍāya Bhāgavittaye 'ntevāsina uktvādi. So schließt auch bei uns das vorletzte Fioretto nach SAN FRANCESCO ab, ed. SABATIER Nr. 54: »Hanc historiam habuit frater Iacobus de Massa ab ore fratris Leonis, et frater Hugolinus de Monte Sanctae Mariae ab ore dicti fratris Iacobi, et ego qui scripsi ab ore fratris Hugolini viri per omnia fide digni.«
Die Gestalt eines so getreuen Jüngers ist in der Skulptur, z.B. der von Sārnāth, und in der Malerei, wie auf den Fresken zu Ajaṇṭā – die Skizze eines derartigen Bildes findet man in FERGUSSONS und BURGESS' Cave Temples of India, London 1880, p. 311 Nr. 59 – anmutig dargestellt: und hat wiederum ein überraschend entsprechendes Gegenstück auf elf der ausgezeichneten sechsundzwanzig theodericischen Mosaiken vom Leben Jesu im Sant' Apollinare Nuovo zu Ravenna. Mag nun dergleichen durch zufällige oder notwendige Anlässe oder etwa durch byzantinische Tradition a la bricole begegnet sein: der Künstler hat da wie dort eine große Anschauung bewundernswürdig groß und gleichartig nachgebildet. Athavā bhavitavyānāṃ dvārāṇi bhavanti sarvatra.
Vergl. noch das wohlbekannte sāvakayugam, das ist Sāriputto und Moggallāno, das aggam bhaddayugam: ein gleiches auch in der 50. Rede, p. 333; und die cattāri purisayugāni, viermal je zwei erlauchte Jünger, 7. Rede p. 37, passim.
[1159] Die sinnige Vorstellung, daß in heiliger Nähe auch einer Geisterschar das abgeklärte Auge aufgehn mag, wie oben Ende des Berichtes S. 1065, hat bei uns GOETHE veranschaulicht, wenn der Pater seraphicus den Seligen Knaben seine Augen verleiht und als die eigenen brauchen läßt, »diese Gegend« anzuschauen, und die Seligen nun »in sich nimmt«, ihnen Bäume, Felsen, Wasserstrom liebreich offenbart und sie zu höherem Kreise hinansteigen, durch Geisternahrung immer unvermerkt wachsen lehrt, in den freiesten Äther entfaltet: die »junge Geisterschar«, die – gleich jener anderen oben S. 1062 – erst wie ein Morgenwölkchen durch den Dunkeln Wald herangeschwebt war, mit der Frage:
Sag' uns, Vater, wo wir wallen,
Sag' uns, Guter, wer wir sind?
Glücklich sind wir, allen, allen
Ist das Dasein so gelind.
530 Chāndogyopaniṣat I, 2, 2: te ha nāsikyaṃ prāṇam udgītham upāsāṃ cakrire. Etc. – Και καλως Ἡρακλειτος ειπεν, ὁτι αί ψυχαι οσμωνται καϑ' ᾁδην, PLUTARCHI De facie etc. cap. 28 i.f. – Faust v. 6473/78 (Der Hauch des Paris); ib. v. 8265f. (Das Gruneln des Homunculus), und ebenso W.Ö. Divan I, 16, VIII, 28. In diesem Sinne möchte sich wohl auch der gandharvas, gandhabbo, der Δαιμων, Genius, Keimling – vergl. die 93. Rede gegen Ende – als Duftes lebendige Fühlung, ohne Ferne geflogen und gebannt, wirkend offenbaren: colla parte keine ganz ungehörige, recht artige Probe höherer indoārischer Physiologie. Bei uns von GUSTAV JÄGER umfassend erneut.
Eine solche Anschauung, die bis zu einem gewissen Grade gültig ist, wird von ECKHART mit großer Besonnenheit mehrfach beleuchtet, z.B.p. 81 »diu sêle ist in eime ieklîchen gelide alzemâle«, p. 268 »diu sêle ist ganz und ungeteilt alzemâle in dem fuoze und in den ougen«, p. 397 »ist ganz in eime ieglîchen gelide, in den vingern, in den ougen, in dem herzen und in eime ieglîchem teil aller gelide grôzer und kleiner«, p. 537 »diu sêle ist an ir nâtûre alsô gestalt, wâ si iht ist, dâ ist si alzemâle, an ieglîchem lide ist si alzemâle, unt daz ist des schult, swâ der nâtûre iht ist, dâ ist si alzemâle«. KANT: »Ich bin ebenso unmittelbar in der Fingerspitze wie in dem Kopfe. Meine Seele ist ganz im ganzen Körper und ganz in jedem seiner Theile.« ed. ROSENKR. VII, 42.
531 Wenn bei der 120. Rede in anderem Zusammenhange eine kantische Einführung empfohlen sein durfte, so wird hier als Vorschule das 1.-2. Hauptstück des 2. Buches der transzendentalen Dialektik das Verständnis zum Teil erleichtern. Da kommt unser Ergebnis vom »Entstehn und Vergehn des Selbstes« bei der Kritik des 1. Paralogismus zustande: »Denn das Ich ist zwar in allen Gedanken; es ist aber mit dieser Vorstellung nicht die mindeste Anschauung verbunden, die es von anderen Gegenständen der Anschauung unterschiede. Man kan also zwar wahrnehmen, daß diese Vorstellung bey allem Denken immer wiederum vorkömt, nicht aber, daß es eine stehende und bleibende Anschauung sey, worin die Gedanken (als wandelbar) wechselten. Hieraus folgt: daß der erste Vernunftschluß der transscendentalen Psychologie uns nur eine vermeintliche neue Einsicht aufhefte, indem er das beständige logische Subiect des Denkens vor die Erkentniß des realen Subiects der Inhärenz ausgiebt, von welchem wir nicht die mindeste Kentniß haben, noch haben können, weil das Bewustseyn das einzige ist, was alle Vorstellungen zu Gedanken macht, und worin mithin alle unsere Wahrnehmungen, als dem transscendentalen Subiecte, müssen angetroffen werden, und wir, außer dieser logischen Bedeutung des Ich, keine Kentniß [1160] von dem Subiecte an sich selbst haben, was diesem, so wie allen Gedanken, als Substratum zum Grunde liegt.« K.R.V., 1S. 350.
532 Zum stillen Niedersitzen, der lautlosen Versammlung, dem heiligen Schweigen cf. S. 585 u. 609, und die 118. Rede. S. 883. So hat denn auch S. IOANNES SINAITICUS, der unverzagte asketische Felsenklimmer, auf seiner 3. Klimax den σιωπης βυϑον wahrgenommen und auf der 27. Staffel dann wundersam entsprechend erklärt: προερχομενος, ὁ λογῳ ου προερχομενος, ηπιος, αγαπης ὁλος οικος, ρ. 28 und 403 der Ausgabe von 1633. – In diesen Sinne hat bei uns CARLYLE gesagt: »Speech is of Time, Silence is of Eternity«, Sartor resartus III, 3.
533 Wie das Vorspiel dieser und ähnlicher Reden lautet der Bericht in CELANOS Vita S. FRANCISCI, I, 22: Ingrediente ipso aliquam civitatem, laetabatur clerus, pulsa bantur campanae, exultabant viri, congaudebant foeminae, applaudebant pueri, et saepe ramis arborum sumptis psallentes ei obviam procedebant.
Diese, zumal im Mittleren Halbhundert, oft dargestellte cārikā kalyāṇena kittisaddena abbhuggatā ist gewissermaßen eine vihārayātrā höherer Art, oder recht eigentlich eine dhammayātrā; und man erinnert sich da gern, daß Asoko gerade den letzteren Ausdruck auf dem VIII. Felsenedikt gebraucht, auch wohl im Gegensatze zur gewöhnlichen devayātrā, um alsdann, ein seltener Herrscher, zufrieden den Schluß zu ziehen, er habe, auf der anderen Seite, dabei, nämlich bei der dhammayātrā, mehr Genuß erfahren als die vorangegangenen Könige bei ihren vihārayātrās, Prozessionen, Jagdfahrten und sonstigen dergleichen Vergnügungen. – Nb.: bhāge aṃñe, bzw. bhagi aṃñi, ist loc.: parte alteri; wodurch mit echt indischem feinsten Humor implizite das ›bessere Teil‹ bedeutet ist. Ähnlich Säulenedikt VII, 2, 9, wo Asoko völlig bewußt des Unzulänglichen selbst seines großartigen Wirkens, das umfassend und allgemein wie es ist zugleich auch die mindesten Einzelheiten zum Schutze der Menschen sowie der zahmen und der wilden Tiere sorgsam vorgesehn hat, endlich – ubique princeps – mit innig melancholischem Lächeln sagt: Tata cu lahu se dhaṃmaniyame, nijhatiyā va bhuye: »Dennoch aber ist wenig getan mit gerechtem Betragen, Einsicht üben ist wohl mehr.« Eine solche Mahnung ist übrigens auch bei uns, zwar von keinem Kaiser und König, doch von einem Meister verkündet worden: »Ihr sollt wissen, daß die Leute die nützesten Übungen üben. – Wisset, daß das Königreich selig ist, wo der Mensch eins ist innen. Sie schaffen mehr ewigen Nutzen in einem Augenblicke, als alle äußeren Werke, die je auswendig gewirkt wurden«: ECKHART, p. 129; vielleicht also wie kein anderer kühn bekräftigend was der Panagios GREGORIOS Phoster ein Jahrtausend vorher schon an den Abhängen des Ararat gelebt und gelehrt: Ωφελιμωτατον γαρ ὑπαρχει απο παντων των κοσμικων περισπασμων ἡσυχιαν αγειν, και ιδιαζειν, Act. Sanct. Sept. tom. VIII fol. 393 C.
Der Bescheid über jene Ehrwürdigen, am Schlusse der obigen Rede, ist eine schlichte Auflösung der bedenklichen Frage JAKOBS, Ep. 4, 4, ουκ οιδατε ὁτι ἡ φιλια του κοσμου εχϑρα του ϑεου εστιν; und des paradoxen Spruches, den ECKHART p. 483 aus einem gleichen Sanctus EXPERGITUS Illuminator beibringt: »Weltliche Ehre und weltliche Freude ist nichts anderes als eine ungerechte Bosheit«; wie denn sogar unser frohgemute und doch tiefsinnige Ritter WIRNT ebenso gesagt hatte, »daz diu werlt niht fröuden hât, | ir hœhstez leben mit grimme stât |«: Wîgâlois v. 11677/78.
534 Cf. zum Eingange dieser Rede einen Ausspruch des DIOGENES, in STOB. Flor. XCV, 19: την πενιαν αυτοδιδακτον ειναι αρετην und, ib. 11, επικουρημα προς φιλοσοφιαν. Ebenso der Pythagoriker HIPPODAMOS, ib. XCVIII, 71 i.f.; und noch mancher Große, der uns von SENECA in seinem encomium paupertatis, epist. LXXXVII [1161] bei Erklärung des deesse, vorgeführt wird: eine Reihe, die man beliebig von ARISTOPHANES, Plut. 593: παντ' εστ' αγαϑ' ὑμιν δια την πενιαν, bis zu PLOTIN, Enn. III. 2. 5: πενιαι συμφορα, und weiter ergänzen und erkunden mag. Ist nun zwar der griechische Begriff der πενια, bzw. ανυπαρξια viel kleiner als der indische der ūnyatā, so stellt er doch wohl einen Bruchteil des letzteren dar; gleichwie auch die povertà des S. FRANCESCO und die armuot MEISTER ECKHARTS, zumeist aber die himmlische Öde LAO-TSES. Bei ihnen allen gilt eben BRUNOS tiefbedachte Definition: »nessuno può gustar che cosa sia tranquillita di spirito, se non è povero o simile al povero«; und nicht minder was ein alter Barde an DON GOZIMAS dem Eremiten naiv gerühmt hat:
Mas preçiava el su pobredat
Que algun conde su riqueat.
535 An der südöstlichen Grenze von Nepāl, vielleicht im Gebiete von Khajauli, unfern Janakapur, dem alten Mithilā. – Cf. Jātakam 488 v. 11.
536 Nach dem Bṛhadāraṇyakam I, 5, 8: manasā hyeva pa yati, manasā ṛṇoti; wo auch II und IV i.f. Pārā aryas als Altmeister überliefert ist.
Zu S. 1065, Z. 4 v.o.: Auch Geister und Götter sind bekanntlich dem Entstehn und Vergehn unterworfen. Vergl. Anm. 416 und S. 943. Dieser Begriff der nur lange, nicht ewig bestehenden Götter, wie er in Indien gang und gäbe und unvermutet wieder bei EMPEDOKLES erscheint, ist mir recht merkwürdig einmal auch bei uns begegnet. Eine muntere Schrättin sagte einst im Gespräch, es war an einem Karfreitage, sehr klug zu mir: »Wie kann eins denn immer noch an Christus glauben? In so langer Zeit muß er ja längst anders worden sein und aufgelöst.« – »Freilich doch nur was den Leib angeht«, warf ich ein, »aber sein Geist?« – »Auch der, mein' ich«, sagte sie, »mag nimmer derselbe geblieben und verschwunden sein.« Einem solchen Zeugnisse wohlgesättigten Mutterwitzes ließen sich gelegentlich mancherlei tiefere Stimmen gesellen, wie etwa Anm. 472 von anderen Ripien berichtet ist, deren finale Gestalt uns VERNALEKEN aufbewahrt hat. Es sind gewissermaßen chladnische Klangfiguren; oder historisch betrachtet, versprengte Reste ārischen Glimmers im semitischen Kalke, die heute nur mehr in labyrinthisch verborgen rieselnden Quellen altüberkommener Weissagung, allmählich fast ununterscheidbar zerschliffen, immer weiter zersetzt, hinweggetragen und verschwemmt, kaum reinlich wiedergewinnbar sein werden: und ihnen glücklich nachspüren kann selten gelingen. Noch seltener freilich durch Schlamm und Gerölle, Mergel, Kies und Quarz bis zum Urgebirge vordringen und Edelkristalle finden und schätzen lernen: »denn die wahren Heiligen sind«, nach des MATTHIAS CLAUDIUS einsichtiger Kleinodienkunde, »die Diamanten gegen die ungeheure Menge Feldsteine.« Am seltensten aber erst KANT ergründen und Kopf und Herz buddhistischer Mönche abwägen, dann Gleichmut in entlegenen Wäldern vollbringen und endlich wortlos in ägyptischer Einöde sich verlieren: wie es ROBERT L'ORANGE getan.
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