[39] Sātāgiro:
Bei vollem Monde heut, am Feiertag,
Wann himmlisch hell die Nacht erscheint,
Erhabnen Meister hier erschaun,
Wohlan denn, laßt uns gehn zu Gotamo!
Hemavato:
154
Ist auch sein Herz den andern hold,
Erbarmer allem was da lebt?
Ist auch bei Wohl ihm wie bei Weh'
Alsbald erbötig Sinngewalt?
Sātāgiro:
155
Sein Herz, es ist den andern hold,
Erbarmer allem was da lebt;
Es ist bei Wohl ihm wie bei Weh'
Alsbald erbötig Sinngewalt.
Hemavato:
156
Er nimmt auch nicht was nicht man gibt,
Er schont auch jedes Wesen zart?
Er zieht auch nicht als Schwärmer hin,
Ist an die Schauung auch gewohnt?
[40] Sātāgiro:
157
Auch nimmt er nicht was nicht man gibt,
Auch schont er jedes Wesen zart;
Auch zieht er nicht als Schwärmer hin,
Gewohnt an Schauung, auferwacht.
Hemavato:
Er sagt auch keiner Lüge Wort,
Er geht auch schlechte Gleise nicht?
Er gibt auch nicht Verkehrtes an,
Er spricht auch nicht in kreuz und quer?
Sātāgiro:
159
Auch sagt er keiner Lüge Wort,
Auch geht er schlechte Gleise nicht;
Auch gibt er nicht Verkehrtes an,
Als Denker spricht er was da taugt.
Hemavato:
160
Er krankt an keiner Wünsche Reiz,
Bewahrt auch immer klar den Geist?
Er kennt auch keine Wirrsal mehr,
Er blickt auch fein die Dinge durch?
Sātāgiro:
161
Er krankt an keiner Wünsche Reiz,
Bewahrt auch immer klar den Geist;
Auch kennt er keine Wirrsal mehr,
Blickt auferwacht die Dinge durch.
[41] Hemavato:
162
Er hat auch Wissen auserwirkt,
Ist auch im Wandel recht bewährt?
Er hat auch wohl den Wahn versiegt,
Entwesen aller Wiederkehr?
Sātāgiro:
Auch hat er Wissen auserwirkt,
Ist auch im Wandel recht bewährt;
Auch hat er wohl den Wahn versiegt,
Entwesen aller Wiederkehr.
Als Denker ward ihm reif der Geist,
Im Werke hier, im Gleise gleich:
Der wissend, wandelnd ist bewährt,
Wohlan, sei Gotamo begrüßt!
Gazellenbeinig, schlank, beherzt,
Mit leichtem Leibe, schlichtem Blick,
Im Walde Schauung sinnt er so:
Da sei denn Gotamo begrüßt!
Allein wie Löwe schweift er fern,
Es kümmert ihn kein Wunschgebiet;
Erflehn die Kunde gehn wir hin,
Aus Todesschlingen wie man flieht.
Verheißer und Enthüller hier,
Der alle Dinge hat erkannt,
Aus Arg und Ängsten ist erwacht:
Es geb' uns Kunde Gotamo!
[42] Die beiden Priester gelangen vor Gotamo hin.
Es fragt
Hemavato:
Woraus entstanden ist die Welt,
Wo kann da wieder ein sie gehn?
Die Welt ist angehangen wo,
Sie reibt woran sich immer auf?
Der Herr:
Aus Sechs entstanden ist die Welt,
In Sechs kann wieder ein sie gehn;
Die Welt, an Sechs gehangen da,
Sie reibt sich immer auf an Sechs.
Hemavato:
Was ist das für ein Hangen hier,
Woran sich auf nur reibt die Welt?
O zeig' den Ausgang offenbar,
Der Leiden wie man ledig wird.
Der Herr:
Fünf Wunschgebiete kennt die Welt,
Gedenken noch als sechstes dann:
Den Willen wer da von sich weist,
Der Leiden ledig wird er so.
172
Der Ausgang ist es aus der Welt,
Erwiesen wirklich offenbar:
Ich hab' es deutlich dir gezeigt,
Der Leiden wie man ledig wird.
[43] Hemavato:
Wer kann da kreuzen wohl die Flut,
Entkommen übers Meer dahin:
Wo nichts man fassen, greifen kann,
Zu Grunde wer sinkt unter nicht?
Der Herr:
In Tugend tüchtig immerdar,
Gewitzigt, einig in sich selbst,
Im eignen Geiste sinnig sein:
So kreuzt man schwer gekreuzte Flut.
Von Liebreiz nicht mehr angelockt,
Entbunden aller Bande hier:
Wer Gnügelust versiegen ließ,
Zu Grunde sinkt ein solcher nicht.
Hemavato
wendet sich an die Schar der ihm nachgefolgten jüngeren Priester und spricht:
Den Tiefbedachten, der so klar den Sinn sieht,
Entwesen der an keinem Wunsche haftet:
Erblickt ihn hier, von allem abgeschieden,
Am Sonnenpfade schreiten hin, den Großen.
Erlauchten Meister, der so klar den Sinn sieht,
Erkenntnis lehrt, an keinen Wunsch geklammert:
Erblickt ihn hier, den Allerkenner, kundig,
Am heil'gen Pfade schreiten hin, den Großen.
[44] 178
Gar heiter lacht uns heute Glück,
So hell erschienen, ach so hehr,
Den Auferwachten da wir sehn,
Wie Flut er kreuzte, wahnversiegt.
Sieh' diese tausend Priester rings,
Die machtbegabten, reich an Ruhm:
In deinen Orden gehn sie ein,
Bist unser aller Meisterherr.
Wir ziehn als dein Gefolge nach,
Von Dorf zu Dorfe, Burg zu Burg:
Dem Auferwachten immer treu,
Der Wahrheit also wohlbewährt.
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