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Ein jedes Wesen scheuet Qual,
Ein jedes Wesen flieht den Tod:
Erkenn' dich selbst in jedem Sein,
Und quäle nicht und töte nicht.
130
Ein jedes Wesen scheuet Qual,
Und jedem ist sein Leben lieb:
Erkenn' dich selbst in jedem Sein,
Und quäle nicht und töte nicht.
131
Wer mitleidslos die Wesen quält,
Die heiß begehren, so wie er,
Wohlauf zu sein und frohgemut,
Erlangt kein Wohl nach seinem Tod.
132
Wer mitleidsvoll kein Wesen quält,
Das heiß begehret, so wie er,
Wohlauf zu sein und frohgemut,
Erlanget Wohlsein nach dem Tod.
133
Zu keinem rede hart und rauh,
Leicht möchte er's erwidern dir;
Gar schmerzlich, ach! ist Zank und Streit,
Zu Tätlichkeiten kommt es bald.
[645] 134
Gelangst in Aufruhr nimmer du,
Gleich einer Glocke, die zersprang,
So hast Nibbānam du erreicht,
Kein Sturmgeläute gibt es mehr.
135
Gleichwie der Hirt die Herde mit
Dem Stocke in die Ställe treibt:
So treibt das Alter und der Tod
Die Lebenden dem Ende zu.
136
Verwerfliches begeht der Tor
Und denkt dabei nicht weiter dran:
Dann aber brennt die eigne Tat
Den Unbedachten glühend heiß.
137
Wer friedlos naht den Friedlichen,
Wer strafend quält die Straflosen,
Eilt zehnfach Üblem schleunig zu,
Zum einen oder anderen:
138
Er mag erfahren bittres Leid,
Verlust von Gütern und den Tod,
Es kann ihn treffen Irrsinns Nacht,
So wie auch schwerer Krankheit Qual;
139
Der König mag ihn vorladen
Und halten fürchterlich Gericht;
Sein Weib, sein Kind mag hinsiechen,
Sein Hab und Gut zugrunde gehn,
140
Verzehren und vernichtigen
Des Feuers Wut ihm Haus und Hof;
Und stirbt er, tritt der Ruh'lose
Ins Dasein in der Höllenwelt.
[646] 141
Nicht diese und nicht jene Büßerregel –
Entblößten Körpers sitzen, stehn und gehen,
Das Haar in Scheitelflechten aufzubinden,
Geweihte Zeichen auf die Stirne salben,
Zuweilen aller Nahrung sich enthalten,
Ekstatisch regungslos am Boden liegen,
Den Leib mit Asche, Staub und Mist bestreuen,
Auf seinen Fersen stetig auszuharren –
Kann läutern den, der noch Begehrung heget.
142
Und wenn auch einer schmuck und reinlich aussieht,
Beruhigt, friedreich, standhaft, keuschen Wandels,
Der keinem Wesen etwas Böses zufügt,
Der ist ein Brāhmane, ein Büßer, ist ein Jünger.
143
Gibt's einen Mann wohl in der Welt,
Des Schamgefühl so mächtig ist,
Daß jedem Anstoß er entgeht,
Gleichwie dem Sporn ein edles Roß?
Gleichwie ein edles Roß vom Sporn getroffen,
So seid ergriffen, eifrig, unermüdlich.
144
Durch recht Vertrauen, rechtes Leben, rechtes Streben,
Durch rechte Selbstvertiefung, rechte Seinsergründung,
Durch rechtes Wissen und durch rechten Wandel,
Stets einsichtvoll und gleichmütig verweilend,
Mögt überwinden ihr dies ganze Leiden.
145
Kanäle schlichten Bauern durch das Feld,
Die Bogner schlichten spitze Pfeile zu,
Die Zimmrer schlichten schlanke Balken ab,
Sich selber, wahrlich, machen Dulder schlicht.
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