In Purpur brechen aus die Bäume prächtig,
Und Kerne schaffend schütteln ab sie Kelche,
Die Blüten funkeln, Herr, wie Fackeln blendend,
Es lacht der Lenz, o Held, in voller Wonne.
528
Die Knospen knistern schaukelnd an den Ästen,
Verhauchen Düfte hold nach allen Seiten,
Zerflattern blühend, frohe Frucht erhoffend:
Die Zeit ist da, o Herr, von hier zu wandern.
Nicht allzu kühl, nicht allzu heiß am Tage,
Erfreulich dünkt zum Pilgern, Herr, der Frühling:
Sie sollen sehen dich, die Sakyer, Koḷyer
Von Westen her die Rohiṇī erreichen.
Aus Hoffnung wird das Feld gepflügt,
Aus Hoffnung sät man Samen aus,
Aus Hoffnung zieht der Kaufmann fort
Aufs hohe Meer, um Geldgewinn:
Die Hoffnung, die mich weilen heißt,
Die Hoffnung soll gelingen mir!
[384] 531
Und immer wieder sät man aus den Samen,
Und immer wieder gießen Wolkengötter,
Und immer wieder ackert man den Acker,
Und immer wieder kommen andre Eigner.
Und immer wieder werden Bettler bitten,
Und immer wieder werden Geber geben,
Und immer wieder neue Gabe geben,
Und immer wieder neue Himmel finden.
Ein Heldensohn erleuchtet sieben Ahnen,
Den Stamm, auf dem er selber licht erstanden:
Der höchste Herrscher, wähn' ich wohl, vermag es,
Du, Sakyer, hast gezeugt den echten Sakko!
534
Suddhodano, des Meisters Vater bist du ja!
Des Wachen Mutter, Māyā war das Weib genannt,
Das einst den lichten Trieb in ihrem Leibe trug,
Nun hingeschieden hold in hellen Welten weilt.
535
Die Gotamidin starb hinweg, entschwand uns fort:
Genesen neu genießt sie Götterwonnen,
In Wunschgenügen wandelnd, selig sinnbegabt,
Im Glanze gern der Göttergleise glücklich.
Bin Sohn des Meisters, der Unmögliches vermag,
Des Aṉgirāsen ohne Gleichen, echt geklärt:
Du, Sakyer, bist der Vater meines Vaters,
Bist also mir der Ahn, o Gotamide!
Wer nichts mehr vor sich, hinter sich,
Wer nichts mehr findet nirgendwo:
Der fühlt ein überirdisch Wohl,
Im Walde waldgewohnt, allein.
Und einsam will ich wandern hin,
Im Walde, den der Meister lobt,
Im Walde, der mich still entzückt,
Ein unverzagter, ernster Mönch.
539
Wo gern der Büßer weilt, gelabt,
Wo lustig Elefanten gehn,
Im Haine will ich emsig sein,
Allein das Heil erringen recht.
540
Im kühlen Forste voller Duft,
In kühler Höhle, felsig, fest,
Da will ich baden quellenkalt,
Und einsam wandeln auf und ab.
Allein zufrieden, ohne Freund,
Vom großen Walde froh begrüßt:
Wann werd' ich also selig sein,
Gewirkten Werkes, wahnversiegt?
542
Und sinn' ich sehnend solche Tat,
So will ich finden was mir taugt:
Auf mich allein sei mein Verlaß,
Nicht hilft ein andrer andern hier!
Den Panzer will ich binden um,
Zum Kampfe schreiten Schritt vor Schritt,
Nicht eher aus dem Forste gehn
Bis alles Wähnen ist gefällt.
[386] 544
Und wann der Wind mir wohlig weht
Und linde Düfte kühlend haucht,
Zertreff' ich was da Wähnen war,
Am Felsenhaupte thronend hehr.
Die Bucht im Felsen, schattenkühl,
Umblüht von Blumen, waldumrauscht:
Da will ich rasten, bergbeglückt,
Erlöst von allem Erdeleid.
546
Und was ich will, ich bin es bald,
Vollendet wie der volle Mond;
Versiegt ist aller Wahn in mir,
Und nimmer gibt es Wiedersein.
Wer kennen kann was künftig kommt, in Zukunft schaut,
Und gut wie böse, beides deutlich hat gedacht:
Nicht Feindes und nicht Freundes Augen
Erspähen ihn, erspüren Harm im Herzen.
Wer klar besonnen atmet ein,
Wer klar besonnen atmet aus,
Allmählich Reife hat erreicht,
So wie's der Wache vorgewirkt:
Der leuchtet durch die finstre Welt
Gleichwie der Mond aus Wolkennacht.
Und unvermischt ist mein Gemüt,
Ist unermeßlich, wohl erweckt:
Geheime Tiefen, lichten Tag
Erhellt es, leuchtet überall.
[387] 550
Nur Weise leben wirklich hier,
Auch ohne Geld, auch ohne Gut:
Doch wer da keine Weisheit wirbt,
Der lebt nicht, wär' er noch so reich.
Die Weisheit sichtet Wort um Wort,
Kein Aufsehn will sie, keinen Ruhm:
Die Weisheit läßt im Leide schon
Uns Freuden finden eigensam.
Es ist Gesetz, nicht erst von heut,
Erstaunlich nicht, nicht unerhört,
Daß wo gezeugt gestorben wird:
Was wär' dabei auch wunderbar?
553
Sobald ein Keim nur irgend keimt,
Entwickelt Leben sichern Tod;
Gebornes löst sich eilig auf:
Denn was da atmet muß vergehn.
Dem Toten, wahrlich, dient es nicht zum Heile
Was hier im Leben andre Leute nutzen,
Kein Todesklaglied, keine Ruhmgesänge,
Kein Lob und Preis von Priestern und Asketen.
555
Und Jammer quillt im Auge, wühlt im Körper,
Die Sinne schwinden, Kraft- und Geistbegabung;
Die freien Lüfte sind uns liebste Freunde,
Wer trösten, lindern will, ist trübe, lästig.
556
So harre, höre denn der Hausgewohnte
Auf Weise nur und vielerfahrne Männer:
Denn ihre Wissenschaft läßt hingelangen,
Dem Kahn am Strome gleich, zum andern Ufer.
[388] 557
Erbärmlich war mein Lebenslos,
Gescholten war ich, unbeschützt;
Mein Bruder trieb mich fort von Haus:
»Mach' weiter, du da, trolle dich!«
558
So ging ich denn verstoßen fort.
Zum Klostergarten kam ich hin,
Und stand am Tore, kummervoll,
Hätt' frohe Kunde gern gehört.
559
Da trat der Meister her zu mir,
Und streichelt' milde mir das Haupt,
Und legt' den Arm in meinen Arm,
Und führt' mich in den Garten ein.
560
Und aus Erbarmen reicht' der Herr
Ein Linnen mir, zum Fußbad recht:
»Das mache sauber ganz und gar,
Wie schon das Eck hier sauber ist.«
561
Sein Wort, ich nahm es willig auf,
Die frohe Botschaft merkt' ich wohl,
Ging hin in Frieden, innig, ernst,
Zu trachten höchstem Heile nach.
562
Nun weiß ich was ich jeher war,
Das Aug' ist himmlisch abgeklärt,
Mein Wissen dreifach, unvertrübt:
Erfüllt ist was der Herr befiehlt.
[389] 563
Leibhaftig hat sich Panthako
Vervielfacht magisch tausendmal:
Sitzt also still im heitern Hain,
Beständig, bis man sein gedenkt.
564
Und als der Meister seinen Mönch
Einst rufen ließ, zur rechten Zeit:
Zur rechten Zeit, im selben Nu
Kam leicht ich durch die Lüfte her,
565
Sank Ihm zu Füßen in den Staub,
Und setzte mich zur Seite dann.
Da sah der Meister hin auf mich,
Erkannte wohl den echten Sohn:
»Altar seid ihr für alle Welt,
Gefäß darin man Opfer bringt,
Der Acker, der die Ernte trägt:
Nehmt an die Gaben, die man gibt!«
567
Der innen voll von Unrat strotzt,
Aus Kot entstanden, kotentstammt,
Ein durch und durch verpfützter Pfuhl,
Die große Beule, das Geschwür,
568
Mit Blut und Eiter angefüllt,
In Dreck empfangen, aufgesäugt,
Vor Feuchte triefend, unser Leib:
Er träufelt immer faulen Saft.
[390] 569
Mit sechzig Sehnen fest gefügt,
Mit Muskelmasse dicht bedeckt,
Mit Haut bezogen, Haut gesäumt,
Ist faul und nutzlos dieser Leib.
570
Aus Knochen ist er aufgebaut,
Mit Flechsen, Bändern unterknüpft:
Und weil nun das zusammenhält
Bewahrt er seine Haltung hier.
571
Dem Sterben stetig zugewandt,
Dem Herrn des Todes untertan,
Kann doch der Mensch in dieser Welt
Die Macht zermalmen, ledig gehn.
572
In Irrnis ist der Leib getaucht,
Umwunden vierfach, seilverstrickt:
Im Strudel sinkt er eilig ein,
Vernestelt in der Sehnsucht Netz.
573
Gehemmt von Gier und Haß, bequem,
Mißmutig, zweifelnd, ungeklärt,
Beklommen tief in Lebenslust,
Von Wahneshüllen dicht umhüllt,
574
Geht hin der Körper seinen Gang,
Getrieben von der Taten Kraft,
Kreist auf und ab in Wohl und Weh
Im Jammer dieser Wandelwelt.
Wer diesen Leib da lieben mag,
Ein blinder Tor, ein Erdensohn,
Der schichtet Leichen scheußlich an,
Geboren neu, gestorben neu.
[391] 576
Wer diesen Leib da lassen mag,
Gleichwie man Würmer läßt im Kot,
Des Lebens Wurzel speit er aus,
Er wird erlöschen wahnversiegt.
An ödem Orte, ruhereich,
Wo wild im Walde Tiere gehn,
Da soll der Mönch gesiedelt sein,
Gedanken sinnen, selbstvertieft.
578
Was abfällt soll er sammeln auf,
Im Beinhaus, aus der Gasse Staub,
Die Fetzen stücken dann zurecht:
Denn rauhe Kleidung kleidet ihn.
579
In stiller Demut soll er stehn,
Von Haus zu Hause treten hin
Und warten, ob man Speise gibt,
Sich nie vergessen, ganz gefaßt.
580
Auch üble Kost bekomm' ihm wohl,
Er wird nicht gieren was ergetzt:
Wer gute Küche kosten mag,
Den kümmert keine Schauung mehr.
Bedürfnislos, zufrieden, froh,
Soll abgeschieden gehn der Mönch,
Sich keinen Menschen schließen an,
Der Welt entfremdet, Brüdern fremd.
[392] 582
Als wär' er stützig, wär' er stumm
Verstell' er weise seinen Sinn,
Kein Wort verlierend ohne Not,
Erfragen Brüder seinen Rat.
Er soll nicht rechten, rügen nicht,
Soll Kränkung meiden, meiden Gram,
Sich wohl bewahren ordensecht,
Sein Mahl bemessen kärglich, kurz.
Das Grundgerüst begreif' er recht,
Beherrsche witzig fein das Herz,
Der eignen Ebbung eingedenk
Entdeck' er bald ein klares Glück.
585
Und immer standhaft, immer stark,
Sei stets gewiß er in sich selbst:
Solang' er noch von Leiden weiß,
Solange kenn' er keine Rast.
586
Und weilt er also, innig, ernst,
Und will der Mönch entmakelt sein,
Versiegt er was da Wähnen war,
Erlöschung läßt ihn selig an.
587
Das eigne Heil, man soll es sehn,
Betrachten treu das Wort des wachen Herrn,
Und was ihm wirklich angehört,
Das halten fest als echtes Ordenswerk.
[393] 588
Der beste Freund, der hier erfreut,
Ist reiner Wandel, recht bereitet, reich,
Und offnes Ohr für edles Wort:
Das ist ein Zeichen, das Asketen ziemt.
Den Meister schätzen hoch und hehr,
Die Satzung ehren ehrlich, nach Gebühr,
Dem Orden dienen, untertan:
Das ist ein Zeichen, das Asketen ziemt.
590
Sich grenzen ab, sich grenzen ein,
Geläutert leben, ohne Fehl und Furcht,
Das Herz beherrschen ruhevoll:
Das ist ein Zeichen, das Asketen ziemt.
591
In Tun und Lassen ordensecht,
So leiben, leben licht und heiter hin,
Des hohen Zieles wohl bewußt:
Das ist ein Zeichen, das Asketen ziemt.
592
Im Walde weilen, hausen gern,
In lärmverlorner Ruhe, weltentrückt,
So wie's den Weisen tüchtig taugt:
Das ist ein Zeichen, das Asketen ziemt.
593
Gefestigt, vielerfahren sein,
Den Dingen forschen nach bis auf den Grund,
Begreifen was da Wahrheit ist:
Das ist ein Zeichen, das Asketen ziemt.
594
Zu wissen was vergänglich geht
Und wesenlos, den Ekel kennen gut,
Nur Abscheu fühlend überall:
Das ist ein Zeichen, das Asketen ziemt.
[394] 595
Erwirken was Erweckung will,
Auf Wunderpfaden pflegen Sinn und Kraft,
Den achtgeteilten heil'gen Weg:
Das ist ein Zeichen, das Asketen ziemt.
596
Den Durst nach Dasein tilgen aus,
Vernichten mit der Wurzel allen Wahn,
Entsündigt sein und abgelöst:
Das ist ein Zeichen, das Asketen ziemt.
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