Fünfter Teil

Kumārakassapo

[324] 201

O Heil dem Herrn, der Kunde Heil,

O Heil dem Sieger, seiner Kunst,

Wo solche Kunde, solches Werk

Gewiesen wird, gewonnen wird!


202

Unzählbar langer Zeiten Lauf

Hab' immer ich den Leib geliebt:

Nun kenn' ich künftig keinen Leib,

Den letzten Körper kreis' ich ab,

Das letzte Leben, letzte Grab,

Und nimmer gibt es Wiedersein.


Dhammapālo

203

Wer noch in holder Jugend Kraft

Als Jünger hier dem Sieger folgt

Ist unter Schläfern aufgewacht,

Er lebt sein Leben nicht umsonst.


204

Ja, Zuversicht und Tugendkraft

Und helles Wissen halte fest

Der Weise, diesen Inbegriff

Der Botschaft aller wachen Herrn.


Brahmāli

205

Wer hat gebändigt bieder seine Sinne,

Wie Rosse recht gezügelt, recht erzogen?

Den wahnentwöhnten Dünkelüberwinder,

Sogar die Götter nehmen ihn mit Neid gewahr!


[325] 206

Ich hab' gebändigt bieder meine Sinne,

Wie Rosse recht gezügelt, recht erzogen:

Den wahnentwöhnten Dünkelüberwinder,

Sogar die Götter nehmen mich mit Neid gewahr.


Mogharājā

Ein Anhänger:


207

Von außen finster leuchtest innen licht,

O Mogharājā, immer selbstversenkt!

Es brechen Winternächte frostig an,

Und Bettler bist du: was beginnst du dann?


Mogharājā:


208

Ein reiches Korn reift überall

In Magadhā, ich hab's gehört:

Ein Dach aus Stroh beglückt mich bald

Und besser als der Menschen Glück.


Visākho Pañcālīputto

209

Du sollst nicht andre loben, andre lästern je,

Erhabne nicht verhöhnen, nicht erheben mehr,

Gefallne keinem Richterstuhle führen vor:

Bescheiden stehe, rede recht, bis wohl gewahrt!


210

Wer fein geborgnes zartes Ziel erschaut,

Gewisse Kunde kennt, in eigner Ebbung weilt,

Und innig wirbt um wache Meisterart:

Gewinnen wird er Wahnerlöschung leicht.


Cūḷako

[326] 211

Fasanen rufen, schön beschopft, gefiedert reich,

Sie blähn die blauen Kröpfe kräftig, schreien schrill,

Mit Gras und Kräutern ist die Erde dicht bedeckt,

Der Himmel wasserschwanger, wolkig schwarz verhüllt.


212

In Schauung schickt sich hell des Heitern leichter Leib,

Die rechte Tatenrast ist heilig hier getan:

Was reinlichst rein in Tiefen funkelt, kennbar kaum,

Erfasse dieses beste Reich der Ewigkeit!


Anūpamo

213

Ein Herz voll Hochmut, Übermut,

Ein Pfahl im Fleische dünkt mich das:

Du taumelst hin, du taumelst her,

Wohin das Holz dich taumeln läßt.


214

Ein böser Würfel bist du, Herz,

Ich heiße, Herz, Verderber dich!

Nun hast du seltnen Herrn gesehn,

Den Meister, der gehorchen lehrt.


Vajjito

215

In öder Irrnis bin ich oft

Und oft gewandelt auf und ab,

Das heilig Wahre sah ich nicht,

Ein blinder, blöder Erdensohn!


[327] 216

Ich hab' gekämpft, ich hab' gesiegt,

Ich hab' den Wandel still gestaut,

Hab' alle Gänge gar gemacht,

Und nimmer gibt es Wiedersein.


Sandhito

217

Beim Feigenbaume, licht belaubt,

Mit jungen Knospen neu beblüht,

Da hab' ich ernst, ein einzig Nu,

An Ihn, den Sieger, einst gedacht.


218

Und dreißig Alter unsrer Welt

Sind wieder hin, seit jenem Nu:

Und jener ernste Augenblick,

Er hat mich heute wahnversiegt.

Quelle:
Die Reden Gotamo Buddhos. Bd. 3, Zürich/Wien 1957, S. 324-328.
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