Vermischte Anmerkungen über die Wortfügung in der französischen Sprache,
zusammengeworfen, mit patriotischer Freyheit, von einem Hochwohlgelahrten Deutsch-Franzosen.

[126] LECTORI MALEVOLO S.


Adulecsens! quoniam sermones habes non publici saporis, et quod rarissimum est, amas bonam rnentem, non fraudabo te arte secreta.


T. PETRONIVS ARBITER.[127]


Vermischte Anmerkungen

Num furis? an prudens ludis me obscura canendo?

Horat. Lib. II. Sat. 5.
[128]


Das Geld und die Sprache sind zween Gegenstände, deren Untersuchung so tiefsinnig und abstract, als ihr Gebrauch allgemein ist. Beyde stehen in einer näheren Verwandschaft1, als man muthmaßen sollte. Die Theorie des einen erklärt die Theorie des andern; sie scheinen daher aus gemeinschaftlichen Gründen zu fließen. Der Reichthum aller menschlichen Erkenntnis beruhet auf dem Wortwechsel2; und es war ein Gottesgelehrter von durchdringendem Witz, der die Theologie, – diese älteste Schwester der höheren Wissenschaften, – für eine Grammatick zur Sprache der heiligen Schrift erklärte. Alle Güter hingegen des bürgerlichen oder gesellschaftlichen Lebens beziehen sich auf das Geld als ihren allgemeinen Maasstab, dafür es auch Salomo3 schon nach einigen Übersetzungen erkannt haben soll.

Man darf sich also nicht wundern, daß die Beredsamkeit in den Staatsunternehmungen der ältesten Zeiten ein eben so stark Gewicht gehabt, als das Finanzwesen in der Klugheit und im Glück der unsrigen4. Im gegenwärtigen Jahrhundert würde es dem Julius Cäsar5 vielleicht so nützlich geschienen haben, ein außerordentlicher Münzmeister zu werden, als es ihm damals rühmlich dauchte ein feiner Grammaticker zu seyn. Seine Bücher de analogia sind verloren gegangen, und waren vermuthlich nicht von so gutem Gehalt als die Geschichte seiner Heldenthaten, wie jeder kritische Leser leicht erachten kann.

Es darf uns eben so wenig befremden, daß ein Varro durch seine Werke über die Landwirthschaft und Etymologie den Titel des gelehrtesten Römers6 behauptet; wenn eine astronomische Reisebeschreibung von der Milchstraße, die Schutzschrift eines metaphysischen Losungswortes, die Empfehlung neuer concinnitatum et ingeniosarum ineptiarum (wie Bacon sich irgendwo ausdrückt) in der Natur- und Sittenlehre, dem Namen unserer jüngsten Scribenten oft Flügel, wenigstens wächserne, geben.[129]

Die Gleichgültigkeit der meisten Kaufleute, besonders der glücklichen, ist eine Wohlthat für das gemeine Wesen, das in Ermangelung patriotischer Tugenden bey klareren Einsichten weit mehr Gefahr laufen würde, als es jetzt durch den Unterschleif ihrer Feigenblätter Schaden leiden mag. Law, der berühmte Actienhändler, hatte über das Geld als ein Weltweiser und Staatsmann studiert; er kannte den Handel besser als das Wagspiel, dem er zu Gefallen ein irrender Ritter wurde. Sein Herz aber war seinem Verstande nicht gewachsen; dies brach seinen Entwürfen den Hals und hat sein Andenken verhaßt gemacht, dessen Ehrenrettung ich blos auf seine hinterlassene Schriften einschränke.

Die Unwissenheit des Gelehrten in den Tiefen7 der Sprache biethet gleichfalls unendlichen Misbräuchen die Hand, kommt aber vielleicht noch größeren zuvor, die dem menschlichen Geschlecht desto nachtheiliger fallen würden, je weniger die Wissenschaften ihr Versprechen den Geist zu bessern, heutiges Tages erfüllen. Dieser Vorwurf beschämt die Sprachkünstler und Philologen am stärksten, so man als die Banquiers der gelehrten Republick ansehen kann. Pace Vestra liceat dixisse, primi omnium – – Petron.

In der Vergleichung, welche man bey Gelegenheit einer Streitfrage zwischen der lateinischen und französischen Sprache angestellt, gerieth man auch auf eine Untersuchung der Lehre von den Inversionen. Es ist bekannt, wie weit die Freyheit in der römischen Sprache geht die Wörter zu versetzen, und daß man in Schulen die Gewohnheit hat, diese Schönheit der alten Schriftsteller, durch das sogenannte construiren, zu vernichten; weil durch diesen methodischen Unfug dem Ohr der Jugend die Übung des Wohlklangs, der zu einem lateinischen Perioden gehört, entzogen wird, und zugleich der Nachdruck des Sinns vielmals verloren geht, wo durch die Stellung der Wörter die Aufmerksamkeit des Lesers oder Zuhörers erweckt und stuffenweise unterhalten werden soll8.

Die deutsche Sprache ist ihrer Natur nach vor andern dieser Inversionen fähig; und ihre Kühnheit trägt mit zum Ansehn unserer[130] poetischen Schreibart bey. Ich will ein leichtes Beyspiel anführen. Wir können ohne Abbruch der Reinigkeit und Deutlichkeit sagen:


Er hat mir das Buch gegeben.

Mir hat er das Buch gegeben.

Das Buch hat er mir gegeben.

Gegeben hat er mir das Buch.


Die erste Wortfügung ist die geradeste; oder der Nachdruck derselben kann auf denjenigen, der gegeben hat, gelegt werden. In der zwoten ruht der Hauptbegrif auf dem Worte mir; in der dritten weist man auf das Buch; in der letzten auf die Handlung des Zeitwortes. Man sieht hieraus, daß die Inversion nicht schlechterdings willkührlich oder zufällig, sondern dem Urtheil des Verstandes und des Gehörs unterworfen ist.

Die Ursache nun, warum der Syntax einiger Sprachen diese Versetzung der Wörter mehr oder weniger erlaubt, hängt gröstentheils von der Beschaffenheit ihrer grammatischen Etymologie ab. Je charakteristischer selbige ist, desto mehr Inversionen finden in der Wortfügung statt. Je mannigfaltiger und je sinnlicher die Veränderungen der beweglichen Redetheile, nämlich, der Nenn- und Zeitwörter, durch die Etymologie der Sprachkunst bezeichnet werden: desto ungebundener kann ihre syntactische Zusammensetzung seyn. Die Etymologie der französischen Sprachkunst hat aber theils nicht so viele theils nicht so kenntliche Merkmale; daher verbietet sich der Gebrauch der Inversionen in ihrer Wortfügung von selbst.

Es fehlt dem Französischen gänzlich an Fallendungen und folglich an Deklinationen9. Um die Abhängigkeit der Nennwörter anzuzeigen, bedient man sich am häufigsten der Vorwörter de (von) und à (ad), wie die englische Sprache of (af) und to (zu), die man mit + und – (den Zeichen der beyden Hauptveränderungen in der Größenlehre) vergleichen könnte.

Ein Nennwort, so unmittelbar (das heißt, ohne Präposition) von dem Zeitwort regiert wird, muß also ordentlich seine Stelle hinter demselben einnehmen, wenn ich seine Abhängigkeit gewahr werden soll.


»Le jeune Hébreu tua le géant

Le géant tua le jeune Hébreu«


[131] »Memes articles: memes mots: & deux sens contradictoires«, sagte der Schriftsteller, aus dem ich dies Exempel borge10. Das Deutsche hingegen leidet hier eine Versetzung ohne Umkehrung des Verstandes.


Der hebräische Jüngling erlegte den Riesen.


oder: Den Riesen erlegte der hebräische Jüngling. Die Endung des deutschen Artickels und Nennwortes ist hinlänglich das Gebieth des Verbi zu unterscheiden, und die Stellung der Wörter hebt diesen Unterscheid nicht auf.

Wie die lateinische Deklinationsform durch eine falsche Anwendung sich in die französische Sprachkunst eingeschlichen; so ist die Lehre von den Artickeln darin, durch eine seichte Beobachtung verworren gerathen. Der Kürze11 wegen verweise auf die Grammaire des Restaut, den ich mir weder die Mühe zusammen zu ziehen noch zu ergänzen geben mag.

Man hat das Herkommen des Artickels den Saracenen zuschreiben wollen; mit wieviel Grunde, weiß ich nicht. Sollten sie nicht auch das Glockenspiel oder Geläute des Reims in die Dichtkunst eingeführt haben12, 13.

In einer Abhandlung des Bischofs Pantoppidan über die dänische Sprache, erinnere mich gelesen zu haben, daß selbige das besondere an sich habe, die Artickel ihren Nennwörtern hinten anzuhängen14. Einen[132] ziemlich ähnlichen Contrast macht die Emphasis Aramaea in den morgenländischen Mundarten.

Der wahre Gebrauch des Artickels ist vornemlich logisch15, und dient der Bedeutung eines Wortes seine Einschränkung, oder eine besondere Richtung zu geben.

Worin eigentlich aber die Natur der Bestimmung bestehe, die in dem Artickel le, la liegt, und die Arten dieser Bestimmung sind noch nicht deutlich genug auseinander gesetzt worden16. Die Schuld liegt meines Erachtens größtentheils an den mangelhaften Erklärungen von dem rechten Begrif eines selbständigen Nennwortes und eines Beywortes (nominis Substantiui & Adiectiui) der eine Oberstelle unter den ontologischen Aufgaben verdiente. Alle nomina Propria sind bloße Beywörter17, daher sie keinen Artickel heischen, sondern durch den Zuwachs desselben zu Appellatiuis, wie die Adiectiua zu Substantuis im Französischen werden. Hierauf gründen sich die Hauptregeln von dem Geschlecht der Wörter im Lateinischen und andern Sprachen. Diese Zweydeutigkeit in der grammatischen Qualität der Nennwörter, ist durch die Reflexions philosophiques sur l'origine des langues & sur la signification des mots eines Maupertuis – –

(Quis desiderio sit pudor aut modus

Tam chari capitis? – –)

nicht gehoben worden.


Leser, die nicht nur dasjenige einsehen, worüber man schreibt, sondern auch was man zu verstehen geben will18, werden gegenwärtige Anmerkungen leicht und gern ohne fernere Handleitung über die[133] etymologische Signatur der Zeitwörter, die im Französischen mehr in das Aug als Ohr fällt, fortsetzen können. Für Kinder, denen man den Brey fertiger Bissen in den Mund schieben muß, gehören Schriftsteller, die gründlichere Lehrmeister sind, als ein Notenschreiber seyn darf. Kennern und Liebhabern, die selbst Anmerkungen zu machen wissen, fehlt es nicht an der Gabe anderer ihre anzuwenden, und an der Behändigkeit die Ellipses einer Abhandlung ohne einen Lambertus Bos19 aufzulösen.

Überhaupt ist die Dienstfertigkeit der persönlichen Fürwörter im Französischen ein bequemes Wahrzeichen der Zeitwörter, welche ihren Endungen nach sich selten von den Nenn- und Bestimmungswörtern unterscheiden, auch wird der sonst unvermeidliche Misverstand der Personen, wie im Deutschen, dadurch völlig verhütet.

Das Verneinungszeichen ne, die Beziehungswörterchen y und en, welche den Zeitwörtern im Französischen vorangeschickt werden, haben sich vermuthlich selbst diese Stelle ihrer Sicherheit wegen wählen müssen, da dem Verstande eines Satzes an ihrem Monadenkörper unendlich gelegen ist. Die Ordnung aller dieser Nedetheilchen, wohin noch einige Fürwörter gehören, scheinet hiernächst auch nach der Flüssigkeit der Aussprache und einigen Zufälligkeiten ihrer Vereinigung eingefädelt zu seyn.


Ordinis haec virtus erit & Venus (aut ego fallor)

Vt iam nunc dicat, iam nunc debentia dici

Pleraque differat & praesens in tempus omittat;

Hoc amet, hoc spernat promissi carminis auctor.


HOR. ad PIS.


Ich schüttle jetzt den Staub der Werkstäte von meiner Feder ab, die zur Abwechselung noch einen Ausfall in das freyere Feld der Betrachtung und des Geschmacks wagen soll; wenn ich vorher eine Erinnerung für diejenige gemacht habe, welche die französische Sprache in ihrer Wortfügung einer Monotonie beschuldigen, ohne zu erwägen, daß eine ebenmäßige durch die hörbare Endungen und ihre öftere Zusammenkunft im Lateinischen unvermeidlich ist.

Rousseau, der Philosoph von Genf, hat in einem Sendschreiben über die französische Musick, dieser Nation aus den Eigenschaften ihrer[134] Sprache alle Ansprüche auf einige Verdienste in der Tonkunst abzustreiten gesucht. Gewonnen Spiel für ihn, wenn man entweder die Kirchenmusick unserer Kolonisten zum Muster der Vergleichung; oder die schwärmerische Stimme welscher Verschnittenen zur Schiedsrichterin der Harmonie machen will. Die Fehler aber, welche man den Sprachen aufbürdet, rühren immer von der Untüchtigkeit eines Autors oder Componisten her, in der Wahl seiner Materie und in der Art selbige zu behandeln.


Suam quique culpam actores ad negotia transferunt20.

– – Cui lecta potenter erit res,

nec facundia deseret hunc, nec lucidus ordo21.


Daß die französische Sprache selbst zur epischen Dichtkunst aufgelegt ist, möchte eher einigen Vaudevillen als der Henriade anzusehen seyn. Der Schluß von einem Gassenliedchen auf die künftige Würklichkeit eines Heldengedichts wird niemanden ebentheuerlich vorkommen, seit der Entdeckung einer Meisterhand von dem Ursprung eines wichtigern Werkes, als eine Epopee ist, und das, in Frankreich nämlich, von einem nichtigen Vaudeville herzuleiten. Les Bourbons, bekennt eine glaubwürdige Geschichtschreiberin ihres Geschlechts22, sont gens fort appliqués[135] qués aux bagatelles – – peut-etre moi-meme aussi bien que les autres – –

Die Reinigkeit einer Sprache entzieht ihrem Reichthum; eine gar zu gefesselte Richtigkeit, ihrer Stärke und Mannheit. – In einer so grossen Stadt, als Paris ist, liessen sich jährlich, ohne Aufwand, vierzig gelehrte Männer aufbringen, die unfehlbar verstehen, was in ihrer Muttersprache lauter und artig, und zum Monopol dieses Trödelkrams nöthig ist. – Einmal aber in Jahrhunderten geschieht es, daß ein Geschenk der Pallas, – ein Menschenbild, – vom Himmel fällt, bevollmächtigt, den öffentlichen Schatz einer Sprache mit Weisheit, – wie ein Sülly, zu verwalten, oder mit Klugheit, – wie ein Colbert, zu vermehren.

1

V. Leibnitzens unvorgreifl. Gedanken betreffend die Ausübung und Verbesserung der deutschen Sprache in Collectaneis Etymologic. P. 1.

2

Speech, thought's canal! speech, thought's criterion too! Young.

3

:לכה חא הנעי פםכה Eccles. X, 19 – – Ἐν δη τι ειναι· τουτο δε εξ υποϑεσεως· διο νομισμα καλειται· τουτο γαρ παντα ποιει συμμετρα· μετρειται γαρ παντα νομισματι· Aristoteles de Moribus Lib. V. cap. 8. Im ersten Buch de republica nennt er das Geld στοιχειον και περας της αλλαγης.

4

Αμοιβη γαρ εοικε νομισματος η του λογου χρεια – Plutarchus de Pythiae oraculis metricis. Eben derselbe im Leben Phocions: ως η του νομισματος αξια πλειστην εν ογκῳ βραχυτατῳ δυναμιν εχει, ουτω χογου δεινοτης πολλα σημαινων απ᾽ ολιγων.

5

V. de la Pause im Leben Suetons seiner französisch. Übersetzung p. XXXIV. XXXV.

6

doctissimus togatorum. Cicero, Quaest. Acad.

7

L' etablissement des langues n' a pas ete fait par des raisonnemens et des discussions academiques mais par l'assemblage bizarre en apparence d'un infinité de hazards ampliqués; et cependent il y regne aufond une espece de Metaphysique fort subtile, qui a tout conduit – Un des plus penibles soins – est de developper – cette Metaphysique, qui se cache et ne appercüe que par des yeux assez perçans. L'esprit d'ordre, de clarte, de precision necessaire dans ces recherches delicates est celui qui sera la clef de plus hautes sciences, pourvu qu'on l'y applique de la maniere qui leur convient. Fontenelle Tom. 3. p. 382. ect.

8

Oeuvres du Conte Algarotti. Vol. VII. p. 304.

9

– – Φρυγες σμικρον τι παρακλινοντες. Sokrates in Platons Kratylus.

10

La Méchanique des langues ou l'art de les enseigner. Par Mr. Pluche, à Paris 1751 im ersten Buch.

11

– – – qua nihil apud aures vacuas atque eruditas potest esse perfectius. Quint. Lib. X.

12

Rhythmi cum alliteratione auidissimae sunt aures Arabum. Alb. Schultens in Florileg. Sentent. Arabic. adi. Rudimentis Linguae Arabicae auctore Thoma Erpenio p. 160. In der Vorrede sagt Schultens von dieser Blumenlese: Florilegium, Sententiarum excerptum ex MS. Codice Bibliothecae publicae, in quibus linguae arabicae Genius egregie relucet, natiuumque illum cernere licet caracterem qui per rhythmos & alliterationes mera vibrat acumina. – – – Elnawabig vel Ennawawig, inscribitur istud Florilegium venustissimum, quod vocabulum designat scaturientes partim poetas, partim versus vel rhythmos nobiliore quadam vena sese commendantes. – – – Dignum est totum illud opusculum commentario Zamachsjarii, Philologorum arabum facile principis, illustratum, quod diem lucemque adspiciat.

13

Dieser Einfall ist schon von vielen Gelehrten für eine historische Wahrheit angenommen worden. Nur neulich laß in Giannoni Geschichte von Neapel Buch IV. Kap. X. daß die Sicilianer zuerst die Reime von den Arabern erhalten haben sollen, hierauf die übrigen Italiener. Thomas Campanella wuste ein sklavonisch Lied auswendig, worin stand, daß die Araber den Reim nach Spanien gebracht.

Der Herausgeber.

14

Les Basques designent le meme sens par une particule enclitique qui' ils mettent à la fin des noms. Beauzée dans la Grammaire generale. Tom. 1. p. 313.

15

Articulus numeralis (ein, eine) notat vocis generalis particulari cuidam (siue speciei, siue indiuiduo saltem vago) applicationem – – Articulus demonstratiuus (der, die, das) notat particularium vnius pluriumve (quibus actu applicatur vox generalis) determinationem. Neuter horum articulorum praefigitur vel voci generali generaliter significanti (vtpote cuius significatio particularibus actu non applicatur) vel nomini proprio (quod ex se satis innuit & indiuiduum & quidem determinatum) vel etiam vbi aliud aliquod adiectiuum adest, quod hos articulos virtualiter contineat (redundarent enim) Jo. Wallis, Geometriae Professoris Sauiliani Grammatica Linguae Anglicanae. Oxoniae 1653. Cap. 3.

16

Grammaire generale & raisonnée. Ouvrage de l'invention du grand Arnauld & de la composition de Dom. Cl. Lancelot. Edition de Meynier à Erlang. 1746. p. 49.

17

Leibnitz machte bekanntermaßen ein Axioma daraus: Omnia nomina propria aliquando fuisse appellatiua.

18

In omnibus eius operibus intelligitur plus semper quam pingitur, sagt Plinius vom Pinsel des Timanths Hist. Nat. lib. XXXV. Cap. 36.

19

Ein holländischer Gelehrter, dessen Glossarium über die elliptische Redensarten der griechischen Sprache auf Schulen bekannt ist.

20

Sallust. in Iugurtha.

21

Horat. ad Pison.

22

Siehe den Herrn und den Diener geschildert mit patriotischer Freyheit, S. 147. Um der Aufschrift meiner vermischten Anmerkungen ein Genüge zu leisten, bediene mich dieser zufälligen Anführung, meinen hochwohlgelahrten Patriotismum über die Schilderey des Herrn und des Dieners auszulassen. – Diese Rhapsodie ist zum Theil aus französischer Seyde gesponnen; daher man so gewissenhaft gewesen, Frankreich mit Wucher für den Gebrauch ihrer Materialien Erstattung zu thun. Ein abermaliger Beweis deutscher Ehrlichkeit, die aber dem Wachsthum der Klugheit oft Eintrag thut. Da die glänzende Haut des Originals viel Aufsehens gemacht; so soll eine summarische Zergliederung des inneren Baues hier eingerückt werden. »Der Autor scheint ein Fremdling im Kabinet, doch desto bekannter im Audienzsaal und der Kanzelley zu seyn. – – Die wahre Staatskunst, zu thätig und zu schlau, sich mit piis desideriis aufzuhalten, muß auch nicht mit Sittensprüchen, Wirthschaftsvortheilen und Ceremonielgesetzen verwechselt werden. – – Seine Bücher- und Welt-Kenntniß ist unzuverlässig, Fundusque mendax – auf den sich deuten ließe, was Horatz vom Umgange mit Matronen meynt:

– – – vnde laboris

Plus haurire mali est, quam et re decerpere fructus.

Ein Magazin des schönen Geschmacks kann die Urkunden der Gelehrsamkeit nicht vertreten. Das unstätige Aug eines neugierigen (ohne den starren Blick eines prüfenden) Beobachters (zumahl auf Reisen, und noch mehr an Höfen) ermüdet ohne zu sätigen, giebt mehr Zerstreuung als Unterricht, gewöhnt zwar zum Bewundern, aber nicht zum Urtheilen, das im Tadeln richtiger und feiner seyn muß als im Loben. – – Die Unverdaulichkeit der Sachen macht die Schreibart ungesund, die mehr nach Galle und Essig als Salz und Gewürz schmeckt, mit Frost und Hitze abwechselt.« Ein Pädagog kleiner Fürsten (die aber große Diener, sagt man (S. im XI. Th. der Briefe die neueste Litteratur betreffend, die Nachschrift des 180sten S. 37) haben, und in der That am nöthigsten hätten) wird diese licentiam poeticam eines Scholiasten mit derjenigen Mäßigung aufzunehmen wissen, die zu dem hohen Alter und den Früchten desselben rathsam ist, wovon die Vorrede weissagt. Des Herrn von Mosers Gemüth ist übrigens zu edel, als daß er die Küsse eines Wäschers, den es recht gut meynenden Schlägen eines Liebhabers, vorziehen sollte.

Quelle:
Johann Georg Hamann: Kreuzzüge des Philologen, in: Sämtliche Werke, Band 2: Schriften über Philosophie / Philologie / Kritik. 1758–1763, Wien 1950, S. 126-136.
Lizenz:

Buchempfehlung

Diderot, Denis

Die Nonne. Sittenroman aus dem 18. Jahrhundert

Die Nonne. Sittenroman aus dem 18. Jahrhundert

Im Jahre 1758 kämpft die Nonne Marguerite Delamarre in einem aufsehenerregenden Prozeß um die Aufhebung ihres Gelübdes. Diderot und sein Freund Friedrich Melchior Grimm sind von dem Vorgang fasziniert und fingieren einen Brief der vermeintlich geflohenen Nonne an ihren gemeinsamen Freund, den Marquis de Croismare, in dem sie ihn um Hilfe bittet. Aus dem makaberen Scherz entsteht 1760 Diderots Roman "La religieuse", den er zu Lebzeiten allerdings nicht veröffentlicht. Erst nach einer 1792 anonym erschienenen Übersetzung ins Deutsche erscheint 1796 der Text im französischen Original, zwölf Jahre nach Diderots Tod. Die zeitgenössische Rezeption war erwartungsgemäß turbulent. Noch in Meyers Konversations-Lexikon von 1906 wird der "Naturalismus" des Romans als "empörend" empfunden. Die Aufführung der weitgehend werkgetreuen Verfilmung von 1966 wurde zunächst verboten.

106 Seiten, 6.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Spätromantik

Große Erzählungen der Spätromantik

Im nach dem Wiener Kongress neugeordneten Europa entsteht seit 1815 große Literatur der Sehnsucht und der Melancholie. Die Schattenseiten der menschlichen Seele, Leidenschaft und die Hinwendung zum Religiösen sind die Themen der Spätromantik. Michael Holzinger hat elf große Erzählungen dieser Zeit zu diesem Leseband zusammengefasst.

430 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon