1. Pomponatius

[13] Besonders Pomponatius war so ein Aristoteliker, der unter anderem von der Unsterblichkeit der Seele schrieb und dabei nach einem diesem Zeitalter ganz besonders eigenen Gebrauche zeigte, daß sie, die er als Christ glaube, nach Aristoteles sich nicht beweisen lasse. Die Averroisten behaupteten,[13] der allgemeine nous, der zum Denken assistiere, sei immateriell und unsterblich, die Seele als numerisches Eins sterblich, – Alexander Aphrodisiensis, sie sei sterblich. Beide Meinungen wurden 1513 auf dem Konzilium von Benevent unter Leo X. verdammt. Die vegetative und empfindende Seele setzte Pomponatius als sterblich usf. – So gab es noch viele andere reine Aristoteliker, besonders später, allgemein unter den Protestanten. Die Scholastiker hießen fälschlich Aristoteliker; die Reformation stritt so gegen Aristoteles, eigentlich aber gegen die Scholastiker. Platonische, aristotelische, stoische und (in Rücksicht auf Physik) epikureische Philosophie wurden wieder geltend gemacht.

Quelle:
Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Werke in zwanzig Bänden. Band 20, Frankfurt am Main 1979, S. 13-14.
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