11. Der Wert der Bildung

[40] Meister Kung sagte zu seinem Sohne Bo Yü8: »Li, es heißt: Mit einem den ganzen Tag zusammen sein, ohne dessen Überdruß zu erregen, das kann nur der Gebildete. An seinem Äußeren und seiner Gestalt ist nichts Besonderes zu sehen, sein Mut und seine Kraft sind nicht besonders zu fürchten. Über seine Ahnen ist nichts Besonderes zu sagen, von seinem Geschlecht ist nichts Besonderes zu erwähnen, und schließlich macht er sich doch einen großen Namen, daß er allenthalben berühmt ist und auch von der Nachwelt noch genannt wird; das alles ist der Erfolg der Bildung. Darum darf der Edle die Bildung nicht vernachlässigen, er darf nicht versäumen, auch sein Äußeres zu pflegen. Pflegt er sein Äußeres nicht, so findet er keine Gesellschaft. Hat er keine Gesellschaft, so verliert er die Liebe. Verliert er die Liebe, so ist er auch nicht mehr loyal. Ist er nicht loyal, so versäumt er auch die Sitte. Versäumt man die Sitte, so kann man nicht mehr sicher auftreten. Von ferne schon macht einen guten Eindruck ein gepflegtes Äußeres, und was bei näherem Umgange immer mehr gewinnt, das ist die Bildung. Es ist wie mit einem gegrabnen Teich, in dem sich das Regenwasser sammelt; wenn erst Schilf und Binsen darin wachsen, wer sieht ihm dann, wenn er ihn betrachtet, noch an, daß er keine Quelle ist?«

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Kungs Verhältnis zu seinem Sohn Bo Yü, dessen Eigenname Li war, scheint nicht besonders herzlich gewesen zu sein, siehe Lun Yü 16, 13 und 17, 10, Wilhelm S. 188 und 194.

Quelle:
KKungfutse: Gia Yü, Schulgespräche. Düsseldorf/Köln 1961, S. 40.
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