13. Der unverhoffte Freund

[41] Meister Kung reiste einst nach Tan. Da begegnete er unterwegs dem Meister Tscheng. Er schlug den Wagenschlag zurück und plauderte mit ihm den ganzen Tag sehr intim.

Dann wandte er sich an Dsï Lu und sprach: »Hole ein Bündel Seidenstoffe und überreiche es dem Herrn.«

Dsï Lu erwiderte ehrerbietig: »Ich habe gehört, ein Gebildeter, der ohne Einführung einen andern besucht, ist wie ein Mädchen, das ohne Vermittler heiratet. Der Edle hält das nicht für die korrekte Art zu verkehren.«

Nach einer Weile wandte sich der Meister abermals an Dsï Lu, Dsï Lu erwiderte abermals wie zuvor.

Da sprach Meister Kung: »Yu, heißt es nicht im Buch der Lieder:


Da ist ein hübscher Mann

Mit schön geschwungnen Brauen und anmutsvoll,

– Ganz unverhofft haben wir uns getroffen –,

Der mir von Herzen wohlgefällt9.
[41]

Nun ist Meister Tscheng einer der bedeutendsten Männer im Reich; wenn ich ihm heute kein Geschenk mache, so kann ich ihn im Leben nicht mehr sehen. Tu es, mein Sohn.«

9

Schï Ging 94, Strauß S. 173.

Quelle:
KKungfutse: Gia Yü, Schulgespräche. Düsseldorf/Köln 1961, S. 41-42.
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