42. Des Meisters Musik und der Eremit

[150] Der Meister spielte im (Staate) We auf dem Musikstein. Da ging ein Mann mit einem Strohkorb auf der Schulter an der Tür Kungs vorüber und sprach: »Wahrlich, er hat es im Herzen,[150] der (da) den Musikstein spielt!« Nach einer Weile da sprach er: »Wahrlich verächtlich ist dieses hartnäckige Gebimmel. Wenn einen niemand kennt, so läßt man es sein, und damit fertig. ›Durch tiefes, tiefes Wasser muß man mit den Kleidern durch, durch seichtes Wasser kann man mit aufgeschürzten Kleidern waten.‹« Der Meister sprach: »Wahrlich, das ist Entschiedenheit, (aber) dabei ist keine Schwierigkeit.«


Im Staate We spielte einst der Meister auf einem Instrument aus klingenden Steinen, um seiner Stimmung Ausdruck zu geben. Da begab es sich, daß ein taoistischer Eremit, der sich von der Welt zurückgezogen hatte, mit einem Strohkorb auf der Schulter vor Kungs Hause vorüberging. Als er die Musik hörte, blieb er stehen und horchte, dann sprach er: »Dem geht's zu Herzen, das Leid der Welt, der da drin Musik macht.« Nach aber einer Weile fügte er hinzu: »Und doch, wie beschränkt ist die Hartnäckigkeit, die aus seinem Gebimmel spricht. Wenn man nichts von uns wissen will, so gibt man es einfach auf, und damit ist's gut, wie es im Buch der Lieder heißt (I, III, 9):


›Geht das Wasser zum Gürtel, dann einfach durch.

Geht's nur zum Knie, dann mag man sich schürzen.‹«


Der Meister sprach, als er das hörte: »Der hat leicht reden, seine Art von Konsequenz ist nicht schwer.«

Quelle:
Kungfutse: Lun Yu. Gespräche. Düsseldorf/Köln 1975, S. 150-151.
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