Neunzehntes Kapitel

[97] Auch eine geheime Gesellschaft, und daher ein langes Kapitel.


Ungefähr um diese Zeit wurde ich mit einer damals emporkommenden Sekte meiner Nation, die neue Chassidim genannt, bekannt. Chassidim überhaupt heißen bei den Hebräern die Frommen, d.h. diejenigen, die sich durch Ausübung der strengsten Frömmigkeit vor andern hervortun. Diese waren seit undenklichen Zeiten Männer, die sich von den weltlichen Geschäften und Vergnügungen losgemacht hatten und ihr Leben der strengsten Ausübung der Religionsgesetze und Buße wegen ihrer begangenen Sünden widmeten. Sie suchten dieses, wie oben gesagt, durch Gebete und andere Andachtsübungen, Kasteiung ihres Körpers und dergleichen zu bewerkstelligen.[97]

Aber um diese Zeit warfen sich einige darunter zu Stiftern einer neuen Sekte auf. Diese behaupteten: die wahre Frömmigkeit bestehe keineswegs in Kasteiung des Körpers, wodurch zugleich die Seelenkräfte geschwächt und die zur Erkenntnis und Liebe Gottes nötige Seelenruhe und Heiterkeit zerstört werde; sondern umgekehrt, man müsse alle körperlichen Bedürfnisse befriedigen und von allen sinnlichen Vergnügungen so viel, als zur Entwickelung unsrer Gefühle nötig sei, Gebrauch zu machen suchen, indem Gott alles zu seiner Verherrlichung geschaffen habe. Der wahre Gottesdienst bestand, ihnen zufolge, in Andachtsübungen mit Anstrengungen aller Kräfte und Selbstzernichtung vor Gott, indem sie behaupteten, daß der Mensch, seiner Bestimmung nach, seine höchste Vollkommenheit nicht anders erreichen könne, als wenn er sich nicht als ein für sich bestehendes und wirkendes Wesen, sondern bloß als ein Organ der Gottheit betrachte. Anstatt also, daß jene ihr ganzes Leben in Absonderung von der Welt, Unterdrückung ihrer natürlichen Gefühle und Tötung ihrer Kräfte zubrachten, glaubten diese weit zweckmäßiger zu handeln, wenn sie ihre natürlichen Gefühle so viel als möglich zu entwickeln, ihre Kräfte in Ausübung zu bringen und ihren Wirkungskreis beständig zu erweitern suchten. –

Man muß gestehen, daß diese Methoden beide etwas Reelles zum Grunde haben. Jener liegt offenbar der Stoizismus zugrunde, nämlich ein Streben, die Handlungen nach einem höheren Prinzip, als die Neigungen sind, dem freien Willen gemäß zu bestimmen; diese gründet sich auf das Vollkommenheitssystem. Nur daß beide, so wie alles in der Welt, gemißbraucht werden können und wirklich gemißbraucht werden. Die von der ersten Sekte treiben ihre Bußfertigkeit bis zur Ausschweifung; anstatt ihre Begierden und Leidenschaften bloß regelmäßig einzurichten, suchen sie dieselben zu vernichten, und anstatt daß sie mit den Stoikern das Prinzip ihrer Handlungen in der reinen[98] Vernunft suchen sollten, suchen sie es vielmehr in der Religion, einer zwar reinen Quelle, daraus sie aber in der Tat, da sie von der Religion selbst falsche Begriffe haben, und ihre Tugend bloß die zukünftigen Belohnungen und Bestrafungen eines nach bloßer Willkür regierenden, eigenmächtigen, tyrannischen Wesens zum Grunde hat, nicht anders als aus einer unreinen Quelle fließen, nämlich aus dem Prinzip des Interesses, und da dieses Interesse selbst bloß auf Einbildungen beruht, so sind sie hierin noch weit unter den gröbsten Epikureern, die zwar ein niedriges, aber doch ein reelles Interesse zum Zwecke ihrer Handlungen haben. Nur alsdann kann die Religion ein Prinzip der Tugend abgeben, wenn sie selbst in der Idee der Tugend gegründet ist. –

Die Anhänger der zweiten Sekte haben zwar richtigere Begriffe von der Religion und Moral, da sie aber hierin mehrenteils nach dunklen Gefühlen und nicht nach einer deutlichen Erkenntnis sich richten, so müssen sie gleichfalls auf allerhand Ausschweifungen geraten. Die Selbstzernichtung hemmt notwendig ihre Tätigkeit oder gibt ihr eine falsche Richtung, und da sie keine Naturwissenschaft und psychologische Kenntnisse besitzen und eitel genug sind, sich als Organ der Gottheit zu betrachten (welches sie auch mit Einschränkung nach dem Grade der erlangten Vollkommenheit sind), so begehen sie auf Rechnung der Gottheit die größten Ausschweifungen; jeder seltsame Einfall ist ihnen eine göttliche Eingebung, und jeder rege Trieb ein göttlicher Beruf.

Diese Sekten waren zwar keine verschiedenen Religionssekten, ihre Verschiedenheit bestand bloß in der Art ihrer Ausübung der Religion, aber doch ging die Animosität beider Parteien so weit, daß sie sich einander für Ketzer verschrien und wechselseitig verfolgten. Anfangs behielt die neue Sekte die Oberhand und breitete sich beinahe in ganz Polen und auch außerhalb aus. Ihre Häupter schickten ordentlich Emissarien überall herum, die die[99] neue Lehre predigen und ihr Anhänger verschaffen sollten, und da der größte Teil der polnischen Juden aus ihren Gelehrten, d.h. aus Menschen, die dem Müßiggange und der kontemplativen Lebensart ergeben sind, besteht (jeder polnische Jude wird von Geburt an zum Rabbiner bestimmt, und nur die größte Unfähigkeit dazu kann ihn von diesem Stande ausschließen), und diese neue Lehre außerdem den Weg zur Seligkeit erleichtern sollte, indem sie das Fasten, das Nachtwachen und beständiges Studium des Talmuds nicht nur für unnütz, sondern sogar für die zur echten Frömmigkeit nötige Heiterkeit des Gemüts als schädlich ausgab, so war es natürlich, daß ihre Anhänger sich in einer kurzen Zeit weit ausbreiteten.

Man wallfahrtete nach K., M. und andern heiligen Örtern, wo sich die erleuchteten Obern dieser Sekte aufhielten. Junge Leute verließen ihre Eltern, Frauen und Kinder und gingen scharenweise, diese hohen Obern aufzusuchen und die neue Lehre aus ihrem Munde zu hören.

Die Entstehung dieser Sekte war folgende.

Ein gewisser Kabbalist, mit Namen Rabbi Israel Baalschem (ca. 1700–1760), wurde durch einige glückliche Kuren, die er durch seine medizinischen Kenntnisse und Taschenspielerkünste bewerkstelligte, zu dieser Zeit sehr berühmt, indem er vorgab, dieses alles nicht durch natürliche Mittel, sondern bloß durch Hilfe der Kabbala Maaßit (die praktische Kabbala) und den Gebrauch der heiligen Namen bewerkstelligt zu haben. Auf diese Art spielte er in Polen eine sehr glückliche Rolle.

Er war auch auf Nachfolger in seiner Kunst bedacht. Unter seinen Schülern waren einige, die seine Profession ergriffen und sich durch glückliche Kuren und Entdeckung der Diebstähle berühmt machten.

Andere, von größerm Genie und edlerer Denkungsart, machten sich weit wichtigere Pläne: sie sahen ein, daß sie[100] durch das Zutrauen des Volkes sowohl ihr eigenes als das allgemeine Interesse würden aufs beste befördern können, und wollten es durch Aufklärung beherrschen; ihr Plan war also moralisch und politisch zugleich. (Da ich nie zum Range eines Obern in dieser Gesellschaft gelangt bin, so kann die Darstellung ihres Plans nicht als ein in Erfahrung gebrachtes Faktum, sondern bloß als ein durch Reflexion herausgebrachtes Räsonnement begründet sein, läßt sich bloß aus Analogie, nach Regeln der Wahrscheinlichkeit, bestimmen.) Anfangs schien es, als wollten sie bloß die in dem jüdischen Religions- und Moralsystem eingeschlichenen Mißbräuche abschaffen. Dieses mußte aber notwendig eine völlige Abschaffung des ganzen Systems nach sich ziehn.

Die Hauptsachen, die sie angriffen, waren

1. Der Mißbrauch der rabbinischen Gelehrsamkeit, die, anstatt die Gesetze so viel als möglich zu simplifizieren und jedem kenntlich zu machen, dieselben immer noch mehr verwirrt und unbestimmt sein läßt; die ferner sich bloß mit dem Studium der Gesetze beschäftigt (daher ihr das Studium derjenigen Gesetze, die jetzt von keinem Gebrauche sind, der Opfer, der Reinigung und dergleichen, ebenso wichtig als derjenigen ist, wovon noch Gebrauch gemacht wird), statt daß sie hauptsächlich sich mit der Ausübung derselben beschäftigen sollte, da doch das Studium selbst nicht Zweck, sondern bloß Mittel zur Ausübung ist; und die endlich bei der Ausübung selbst bloß auf das äußere Zeremoniell und nicht auf den moralischen Zweck Rücksicht nimmt.

2. Der Mißbrauch der Frömmigkeit der sogenannten Bußfertigen. Diese befleißigen sich zwar der Ausübung der Tugend, da aber ihr Motiv zur Tugend nicht die in der Vernunft gegründete Erkenntnis Gottes und seiner Vollkommenheit ist, sondern vielmehr in falschen Vorstellungen von Gott und seinen Eigenschaften besteht, so konnte es nicht anders sein, als daß sie auch die wahre[101] Tugend verfehlten und auf eine eingebildete Art von Tugend gerieten, und, anstatt daß sie aus Liebe zu Gott und Neigung ihm ähnlich zu werden, sich der Sklaverei ihrer sinnlichen Begierden und Leidenschaften hätten entziehn und nach Gesetzen des in der Vernunft gegründeten freien Willens zu handeln sich bestreben sollen, sie vielmehr durch Vernichtung ihrer wirkenden Kräfte selbst, ihre Begierden und Leidenschaften zu vernichten suchten, wie ich dieses schon oben durch einige traurige Beispiele dargetan habe.

Die Aufklärer hingegen forderten als Bedingung der wahren Tugend ein heiteres, zu allen Arten von Tätigkeit aufgelegtes Gemüt; sie erlaubten nicht nur, sondern empfahlen sogar einen mäßigen, zur Erlangung der Heiterkeit des Gemüts erforderlichen Genuß aller Arten der Vergnügungen. Ihr Gottesdienst bestand in einer freiwilligen Entkörperung, d.h. Abstrahierung ihrer Gedanken von allen Dingen außer Gott, ja sogar von ihrem individuellen Ich, und in Vereinigung mit Gott; woraus eine Art von Selbstverleugnung bei ihnen entstand, so daß sie alle in diesem Zustande unternommenen Handlungen nicht sich selbst, sondern Gott zuschreiben.

Ihr Gottesdienst bestand also in einer Art spekulativer Andacht, wozu sie keine besondere Zeit oder Formel für notwendig hielten, sondern einem jeden überließen, ihn nach dem Grade seiner Erkenntnis zu bestimmen; doch wählten sie dazu hauptsächlich die zum öffentlichen Gottesdienste bestimmten Stunden. In ihrem öffentlichen Gottesdienste beflissen sie sich hauptsächlich der vorerwähnten Entkörperung, d.h. sie vertieften sich so sehr in die Vorstellung der göttlichen Vollkommenheit, daß sie dadurch die Vorstellung aller andern Dinge, und sogar ihres eigenen Körpers verloren, so daß der Körper ihrem Vorgeben nach zu dieser Zeit ganz gefühllos sein mußte. Da es aber mit einer solchen Abstraktion sehr schwerhielt, so bemühten sie sich, durch allerhand mechanische Operationen[102] (Bewegungen und Schreien) sich in diesen Zustand, wenn sie durch andere Vorstellungen aus demselben herausgekommen waren, wieder zu versetzen, und sich darin, während der ganzen Andachtszeit, ununterbrochen zu erhalten. Es war lustig anzusehn, wie sie oft ihr Beten durch allerhand seltsame Töne und possierliche Bewegungen (die als Drohungen und Scheltworte gegen ihren Gegner, den leidigen Satan, der ihre Andacht zu stören sich bemühe, anzusehn waren) unterbrachen, und wie sie sich dadurch so abarbeiteten, daß sie gemeiniglich bei Endigung des Betens ganz ohnmächtig niederfielen.

Es ist auch nicht zu leugnen, daß, so begründet auch ein solcher Gottesdienst an sich sein mag, er auch ebensosehr dem Mißbrauche unterworfen sei. Die auf die Heiterkeit des Gemüts erfolgende innere Tätigkeit kann nur nach dem Grade der erlangten Kenntnis stattfinden. Die Selbstzernichtung vor Gott ist nur als dann begründet, wenn das Erkenntnisvermögen so sehr mit seinem Gegenstande (der Größe des Gegenstandes wegen) beschäftigt ist, daß der Mensch dadurch gleichsam außer sich, bloß im Gegenstande, existiert. Ist hingegen das Erkenntnisvermögen in Ansehung seines Gegenstandes eingeschränkt, so daß es keines beständigen Fortschrittes fähig ist, so muß die erwähnte Tätigkeit, durch Konzentrierung auf diesen einzigen Gegenstand, viel mehr gehemmt als gefördert werden.

Einige einfältige Männer aus dieser Sekte antworteten zwar, wenn man sie, da sie den ganzen Tag über mit der Pfeife im Munde müßig herumgingen, fragte, woran sie doch zur Zeit dächten? »wir denken an Gott!« Diese Antwort würde befriedigend gewesen sein, wenn sie beständig, durch eine hinlängliche Naturerkenntnis ihre Erkenntnis von den göttlichen Vollkommenheiten zu erweitern gesucht hätten. Da dies aber mit ihnen der Fall nicht sein konnte, vielmehr ihre Naturerkenntnis sehr eingeschränkt war; so mußte der Zustand, worin sie ihre Tätigkeit[103] auf einen (in Ansehung ihrer Fähigkeit) unfruchtbaren Gegenstand konzentrierten, unnatürlich sein. Ferner konnten sie nur alsdann ihre Handlungen Gott zurechnen, wenn sie Folgen einer richtigen Erkenntnis Gottes waren; waren sie aber Folgen der Eingeschränktheit dieser Erkenntnis, so mußten sie notwendig auf Gottes Rechnung allerhand Exzesse begehn, wie zum Unglück der Erfolg gelehrt hat.

Daß aber diese Sekte sich so geschwind ausbreitete, und ihre neue Lehre bei dem größten Teile der Nation so vielen Beifall fand, läßt sich sehr leicht erklären. Die natürliche Neigung zum Müßiggang und zur spekulativen Lebensart des größten Teils der Nation, der von der Geburt an zum Studieren bestimmt wird, die Trockenheit und Unfruchtbarkeit des rabbinischen Studiums und die große Last des Zeremonialgesetzes, die diese Lehre zu erleichtern verspricht, endlich die Neigung zur Schwärmerei und zum Wunderbaren, die durch diese Lehre genährt wird, sind hinreichend, dieses Phänomen begreiflich zu machen.

Anfangs widersetzten sich zwar die Rabbiner und die Frommen nach dem alten Stil der Verbreitung dieser Sekte, sie behielt aber dennoch, aus vorerwähnten Gründen, die Oberhand. Es wurden Feindseligkeiten von beiden Seiten ausgeübt. Jede Partei suchte sich Anhänger zu verschaffen. Es entstand eine Gärung in der Nation, und die Meinungen wurden geteilt.

Ich konnte mir damals von dieser Sekte noch keinen richtigen Begriff machen und wußte nicht, was ich davon denken sollte, bis es sich einmal ereignete, daß ein junger Mensch, der schon in diese Gesellschaft initiiert war, und schon das Glück gehabt hatte, die hohen Obern selbst von Angesicht zu Angesicht zu sprechen, durch meinen Aufenthaltsort reiste. Ich suchte mir diese Gelegenheit zunutze zu machen und bat den Fremden um einige Aufklärung über die innere Einrichtung dieser Gesellschaft, über die Art, darin aufgenommen zu werden usw.[104]

Dieser, der selbst noch im ersten Grade war und folglich von der innern Einrichtung dieser Gesellschaft noch nichts wußte, konnte auch mir darüber keine Auskunft geben, was aber die Art, darin aufgenommen zu werden, anbetrifft, so versicherte er mir, daß sie die simpelste von der Welt sei. Jeder Mensch, der einen Trieb nach Vollkommenheit in sich spüre und die Art nicht wisse, wie er denselben befriedigen, oder die Hindernisse, die seiner Befriedigung entgegenständen, aus dem Wege räumen solle, hätte nichts mehr nötig, als sich an die hohen Obern zu wenden, und eo ipso gehöre er schon als Mitglied zu dieser Gesellschaft. Er habe nicht einmal nötig (wie es sonst mit den Medizinern der Fall ist), diesen hohen Obern von seinen moralischen Schwächen, seiner bisher geführten Lebensart und dergleichen etwas zu melden, indem diesen hohen Obern nichts unbekannt sei; sie durchschauten das menschliche Herz und entdeckten alles, was in seinen geheimen Falten verborgen sei; sie könnten das Zukünftige vorhersagen und das Entfernte gegenwärtig machen.

Ihre Predigten und moralischen Lehren würden nicht, wie es gemeiniglich zu geschehen pflege, von ihnen erst überdacht und zweckmäßig geordnet, indem diese Art nur demjenigen zukäme, der sich als etwas für sich Bestehendes und Wirkendes, von Gott Getrenntes, betrachte. Diese hohen Obern aber hielten nur alsdann ihre Lehren für göttlich und folglich untrüglich, wenn sie die Folge der Selbstvernichtung vor Gott wären, d.h. wenn sie ihnen ex tempore, nach Erfordern der Umstände, ohne daß sie etwas dazu beitrügen, einfielen.

Da mich diese Beschreibung ganz entzückte, bat ich den Fremden, daß er mir doch einige dieser göttlichen Lehren mitteilen möchte. Dieser schlug die Hand vor die Stirne, als wartete er auf Eingebung des Heiligen Geistes, wandte sich darauf mit einer feierlichen Miene und halbentblößten Armen, die er, ungefähr wie Korporal Trim bei Vorlesung[105] der Predigt, in Bewegung brachte, zu mir, und fing folgendermaßen an:

»Singt Gott ein neues Lied, sein Lob ist in der Gemeinde der Frommen (Psalm 1491). Unsre hohen Obern erklären diesen Vers auf folgende Art: Die Eigenschaften Gottes, als des allervollkommensten Wesens, müssen die Eigenschaften eines jeden eingeschränkten Wesens weit übertreffen, folglich auch sein Lob (als Ausdruck seiner Eigenschaften) das Lob dieser. Bis jetzt bestand Gottes Lob darin, daß man ihm übernatürliche Wirkungen (das Verborgene zu entdecken, das Zukünftige vorherzusehn, mit seinem bloßen Willen unmittelbar zu wirken und dergleichen) beilegte. Nun aber sind die Frommen (die hohen Obern) imstande, solche übernatürliche Handlungen selbst zu verrichten, und da Gott also hierin vor ihnen keinen Vorzug hat, muß man bedacht sein, ein neues Lob ausfindig zu machen, das nur Gott allein zukommen kann.«

Ganz entzückt über die sinnreiche Art, die Heilige Schrift auszulegen, bat ich den Fremden um noch mehrere Explikationen dieser Art. Dieser fuhr also in seiner Begeisterung fort: »Als der Spieler (Musikus) spielte, kam auf ihn der Geist Gottes (2. Buch der Könige 315). Dies legen sie so aus: Solange sich der Mensch selbsttätig zeigt, ist er unfähig, die Wirkung des Heiligen Geistes zu empfangen; zu diesem Behuf muß er sich als ein Instrument bloß leidend verhalten. Die Bedeutung dieser Stelle ist also: Wenn der Spieler (ha-menaggen) (der Diener Gottes) dem Instrumente gleich wird (ke-naggen), alsdann kommt auf ihn der Geist Gottes.1[106]

Nun hören Sie noch«, sagte der Fremde ferner, »die Erklärung einer Stelle aus der Mischna, wo es heißt: die Ehre deines Nächsten muß dir so lieb sein als die deinige.

Unsre Lehrer erklären dieses auf folgende Art: Es ist gewiß, daß kein Mensch daran Vergnügen finden wird, sich selbst Ehre anzutun, dieses wäre ganz lächerlich. Aber ebenso lächerlich ist es, auf Ehrenbezeugungen eines andern zu viel zu halten, da wir doch durch diese Ehrenbezeugungen keinen größern innern Wert erhalten, als wir schon haben. Diese Stelle will daher so viel sagen: Die Ehre deines Nächsten (die dein Nächster dir erzeigt) muß dir so wenig lieb sein, als die deinige (die du dir selbst erzeigst).« Ich konnte nicht anders als über die Vortrefflichkeit der Gedanken in Bewunderung und über die sinnreiche Exegese, womit sie gestützt wurden, in Entzücken geraten. Meine Einbildung wurde durch diese Beschreibungen aufs höchste gespannt, und ich wünschte folglich nichts so sehnlich, als das Glück zu haben, Mitglied dieser ehrwürdigen Gesellschaft zu werden, ich beschloß daher eine Reise nach M. zu unternehmen, wo sich der hohe Obere B. befand. Ich erwartete also die Endigung meiner Dienstzeit (welche nur noch einige Wochen dauerte) mit der größten Ungeduld. Sobald diese zu Ende war, und ich meinen Lohn erhalten hatte, trat ich, anstatt nach Hause (das nur zwei Meilen davon entfernt war) zu reisen, meine Pilgerschaft an. Diese Reise dauerte einige Wochen.

Endlich kam ich glücklich in M. an. Nachdem ich von meiner Reise ausgeruht hatte, ging ich nach dem Hause des hohen Obern, in der Meinung, ihm gleich vorgestellt werden zu können. Aber man sagte mir, daß er mich noch nicht sprechen könne, daß ich aber auf den Sabbat mit den andern Fremden, die ihn zu besuchen hieher gekommen wären, bei ihm zu Tische invitiert sei; bei welcher Gelegenheit ich das Glück haben würde, diesen heiligen Mann von Angesicht zu Angesicht zu sehen und die erhabensten[107] Lehren aus seinem Munde zu hören, so daß ich diese öffentliche Entrevue, dennoch, wegen des Individuellen sich bloß auf mich Beziehenden, das ich darin bemerken würde, als eine partikuläre Audienz betrachten könnte.

Ich kam also am Sabbat zu diesem feierlichen Mahle und fand da eine große Anzahl ehrwürdiger Männer, die hier von verschiedenen Gegenden zusammengekommen waren. Endlich erschien auch der große Mann in einer ehrfurchteinflößenden Gestalt, in weißen Atlas gekleidet. Sogar seine Schuhe und Tabaksdose waren weiß (die weiße Farbe ist bei den Kabbalisten die Farbe der Gnade). Er gab einem jeden der Neuangekommenen sein Schalom, d.h. er begrüßte ihn.

Man setzte sich zu Tische und während der Mahlzeit herrschte eine feierliche Stille. Nachdem man abgespeiset hatte, stimmte der hohe Obere eine feierliche, den Geist erhebende Melodie an, hielt einige Zeit die Hand vor die Stirne und fing darauf an zu rufen: Z. aus H.! M. aus R.! S.M. aus N. usw. alle die Neuangekommenen bei ihren Namen und den Namen ihrer Wohnörter, worüber wir nicht wenig erstaunten. Jeder von uns sollte irgendeinen Vers aus der Heiligen Schrift hersagen. Es sagte jeder seinen Vers. Darauf fing der hohe Obere an, eine Predigt zu halten, der die besagten Verse zum Text dienen mußten, so daß, obschon es aus ganz verschiedenen Büchern der Heiligen Schrift hergenommene unzusammenhängende Verse waren, er sie dennoch mit einer solchen Kunst verband, als wenn sie ein einziges Ganzes gewesen wären; und was noch sonderbarer war, jeder der Neuangekommenen glaubte in dem Teile der Predigt, der auf seinem Verse beruhte, etwas zu finden, das sich besonders auf seine individuellen Herzensangelegenheiten beziehe. Wir gerieten also darüber, wie natürlich, in die größte Verwunderung.[108]

Es dauerte aber nicht lange, so fing ich schon an, von der hohen Meinung gegen diesen Obern und die ganze Gesellschaft überhaupt nachzulassen. Ich bemerkte, daß ihre sinnreiche Exegese im Grunde falsch und noch dazu bloß auf ihre ausschweifenden Grundsätze (Selbstvernichtung usw.) eingeschränkt war; hatte man diese einmal gehört, so bekam man nichts Neues mehr zu hören. Ihre sogenannten Wunderwerke ließen sich ziemlich natürlich erklären. Durch Korrespondenzen, Spione, und einen gewissen Grad von Menschenkenntnis, wodurch sie, vermittelst der Physiognomik und geschickt angebrachter Fragen indirekt die Geheimnisse des Herzens herauszulocken wußten, brachten sie sich bei diesen einfältigen Menschen den Ruf zuwege, daß sie prophetische Eingebungen hätten.

So mißfiel mir auch die ganze Gesellschaft nicht wenig wegen ihres zynischen Wesens und ihrer Ausschweifung in der Fröhlichkeit. Um nur ein einziges Beispiel dieser Art anzuführen, so kamen wir einst zur Betstunde im Hause des Obern zusammen. Einer von uns kam etwas spät; die andern fragten ihn nach der Ursache davon. Jener antwortete, es geschähe darum, weil seine Frau diese Nacht mit einer Tochter niedergekommen sei. Sobald sie dieses hörten, fingen sie an ihm auf eine tumultuarische Art zu gratulieren. Der hohe Obere kam aus seinem Kabinett dazu und fragte nach der Ursache ihres Lärmens. Sie sagten, wir gratulieren dem P., dessen Frau ein Mädchen zur Welt gebracht hat; darauf antwortete jener mit großem Unwillen: Ein Mädchen! er soll ausgepeitscht werden. (Ein Zug dieser, wie aller unkultivierten Menschen, Verachtung gegen das andere Geschlecht.)

Der arme P. protestierte dagegen. Er konnte nicht begreifen, warum er dafür büßen solle, daß seine Frau ein Mädchen zur Welt gebracht habe. Aber es half nichts, man bemächtigte sich seiner, legte ihn auf die Schwelle und peitschte ihn derb aus. Alle, außer dem einzigen, der das Opfer war, gerieten dadurch in eine lustige Laune, worauf[109] der Obere sie mit folgenden Worten zum Gebete ermahnte: »Nun, Brüder, dient Gott mit Freuden!«

Ich wollte in dem Orte nicht länger bleiben. Ich ließ mir also von dem hohen Obern den Segen geben, nahm Abschied von der Gesellschaft mit dem Vorsatze, sie auf ewig zu verlassen, und reiste wieder nach Hause.

Nun noch etwas von der innern Einrichtung dieser Gesellschaft.

Die hohen Obern dieser Sekte können nach meiner Erfahrung in vier Klassen gebracht werden: 1. in die der Klugen, 2. der Listigen, 3. der Starken,2 4. der Guten.

Die oberste, alle anderen regierende Klasse machen, wie natürlich, die Klugen aus. Diese sind erleuchtete Männer, die eine tiefe Kenntnis der Schwächen der Menschen und der Triebfedern ihrer Handlungen erlangt und frühzeitig genug die Wahrheit eingesehen haben: daß Klugheit besser denn Stärke sei, indem Stärke zum Teil von Klugheit abhängig, Klugheit von Stärke aber unabhängig ist. Ein Mensch mag so viele Kräfte und sie in einem solchen hohen Grade besitzen, als er will, so ist doch seine Wirkung immer begrenzt. Durch Klugheit aber und eine Art psychologischer Mechanik, oder die Einsicht in den bestmöglichen Gebrauch dieser Kräfte und ihre Dirigierung[110] können sie ins Unendliche verstärkt werden. Sie haben sich daher auf die Kunst gelegt, freie Menschen zu beherrschen, d.h. den Willen und die Kräfte anderer Menschen so zu gebrauchen, daß, indem diese bloß ihren eigenen Zweck zu befördern glauben, sie in der Tat den Zweck ihrer Obern mit befördern. Dieses kann durch eine zweckmäßige Verbindung und Ordnung dieser Kräfte erhalten werden, so daß man durch den geringsten Stoß auf dieses Organ die größte Wirkung hervorzubringen imstande ist. Es ist hier kein Betrug, weil, wie vorausgesetzt worden, diese anderen selbst dadurch ihren Zweck am besten erreichen.

Die Listigen gebrauchen auch den Willen und die Kräfte anderer zur Erreichung eines Zweckes, da sie aber in Ansehung ihres Zweckes kurzsichtiger oder ungestümer sind, so geschieht es oft, daß sie ihre Zwecke auf dieser andern Unkosten zu erreichen suchen; ihre Kunst also besteht nicht bloß darin, daß sie die Erreichung ihrer Zwecke (wie die ersteren), sondern daß sie die Nichterreichung der Zwecke der andern vor denselben sorgfältig verbergen.

Die Starken sind Männer, die durch ihre angeborene oder erworbene moralische Stärke über die Schwächen anderer herrschen, besonders wenn es eine solche Stärke ist, die man bei anderen selten findet, z.B. die Beherrschung der Leidenschaften, außer einer einzigen, die sie zum Zweck ihrer Handlungen machen.

Die Guten sind schwache Menschen, deren Erkenntnisse als Willenskräfte sich bloß leidend verhalten, und deren Zwecke nicht durchs Beherrschen, sondern durchs Beherrschenlassen erreicht werden.

Die oberste Klasse, nämlich die Klugen, weil sie alle die andern übersieht, von ihnen aber nicht übersehen wird, regiert natürlicherweise alle die andern. Sie bedient sich der guten Seite der Listigen und sucht sie von der andern Seite unschädlich zu machen, indem sie diese überlistet, so daß, wenn diese zu betrügen glaubt, sie selbst betrogen wird.[111]

Sie bedient sich ferner der Starken zur Erreichung wichtiger Zwecke, sucht aber, wenn es nötig ist, durch Entgegensetzung mehrerer, obschon geringerer Kräfte ihnen Einhalt zu tun.

Endlich bedient sie sich der Guten nicht bloß zur unmittelbaren Erreichung ihres Zwecks bei diesen, sondern auch zur Erreichung ihres Zwecks bei anderen, indem sie diese Schwachen den anderen als ein nachahmungswürdiges Muster der Submission empfiehlt und dadurch die aus der Selbsttätigkeit dieser anderen entspringenden Hindernisse aus dem Wege räumt.

Diese höchste Klasse fängt gemeiniglich mit dem Stoizismus an und endigt mit dem feinen Epikureismus. Ihre Mitglieder bestehen aus den Frommen von der ersten Art, d.h. aus solchen, die sich eine geraume Zeit der strengsten Ausübung der Religions- und Moralgesetze und Beherrschung ihrer Begierden und Leidenschaften gewidmet haben; da sie aber nicht, wie jene, den Stoizismus selbst als Zweck, sondern bloß als Mittel zum höchsten Zweck des Menschen, nämlich der Glückseligkeit, betrachten, so bleiben sie nicht dabei stehn, sondern, nachdem sie davon so viel, als zu diesem Zwecke nötig ist, in ihre Gewalt bekommen haben, eilen sie zum Zwecke selbst, d.h. zum Genusse der Glückseligkeit.

Durch ihre Übung im strengsten Stoizismus ist ihr Gefühl für alle Arten des Vergnügens erhöhet und veredelt worden, anstatt daß es bei den groben Epikureern immer stumpfer wird. Durch diese Übung sind sie auch in den Stand gesetzt worden, ein jedes vorkommende Vergnügen so lange zu verschieben, bis sie seinen wahren Wert bestimmt haben, welches bei den groben Epikureern der Fall nicht ist.

Die Veranlassung zum Stoizismus kann aber anfangs bloß im Temperamente gelegen haben und nur durch eine Art von Selbsttäuschung auf Rechnung der Selbsttätigkeit geschoben worden sein. Diese Eitelkeit hat dann Mut zu[112] wirklichen Unternehmungen dieser Art gemacht, welcher Mut durch den glücklichen Erfolg immer mehr angefeuert worden.

Noch viel weniger ist es von diesen Obern (die keine Männer von Wissenschaften sind) zu vermuten, daß sie nach bloßer Anleitung der Vernunft auf dies System geraten wären, vielmehr war wohl bei ihnen die Veranlassung dazu erstlich das Temperament, zweitens Religionsbegriffe, und erst hinterher mochten sie zu einer deutlichen Erkenntnis und Befolgung dieses Systems in seiner Reinheit gelangen.

Diese Sekte war also (in Ansehung des Zwecks und der Mittel) eine Art geheime Gesellschaft, die sich beinahe der Herrschaft der ganzen Nation bemächtigt hätte, wodurch eine der größten Revolutionen in derselben zu erwarten war, hätten nicht die Ausschweifungen einiger ihrer Mitglieder so viele Blößen gezeigt und ihren Gegnern die Waffen gegen sie in die Hand gegeben.

Einige darunter, die sich als echte Zyniker zeigen wollten, verletzten alle Gesetze des Wohlanstandes, liefen auf öffentlicher Straße nackend herum, verrichteten in Gegenwart anderer ihre natürlichen Bedürfnisse und dergleichen. Durch ihr Extemporieren (dem Prinzip der Selbstvernichtung zufolge) brachten sie in ihren Predigten allerhand närrisches, unverständliches und verworrenes Zeug hervor. Einige wurden dadurch wahnwitzig, so daß sie glaubten, in der Tat nicht mehr zu existieren. Endlich kam noch ihr Stolz und Verachtung gegen andre, die nicht von ihrer Sekte waren, besonders gegen die Rabbiner dazu, die, obschon sie ihre Mängel hatten, dennoch weit tätiger und brauchbarer waren, als diese unwissenden Müßiggänger.

Man fing an ihre Schwächen aufzudecken, ihre Zusammenkünfte zu stören und sie überall zu verfolgen. Dieses wurde vorzüglich durch die Autorität eines berühmten, bei der Judenschaft in großem Ansehen stehenden Rabbiners,[113] Elias aus Wilna, bewerkstelligt; so daß man jetzt kaum einige hin und wieder zerstreuete Spuren von dieser Gesellschaft findet.

1

Das Sinnreiche dieser Erklärungsart besteht darin, daß im Hebräischen naggen sowohl das Infinitivum von Spielen, als ein musikalisches Instrument bedeuten, und das kaf, das demselben vorgesetzt wird, sowohl mit als, als auch mit gleich ausgelegt werden kann. Die hohen Obern, die die Stellen der Heiligen Schrift aus dem Zusammenhange herausrissen, indem sie dieselben bloß als Vehikel zu ihren Lehren betrachteten, wählten daher diejenige Bedeutung, die ihrem Prinzip von der Selbstvernichtung vor Gott am gemessensten war.

2

Von dieser Art habe ich einen kennengelernt. Es war ein unger Mensch von etwa zweiundzwanzig Jahren, von sehr schwacher Leibeskonstitution, hager und blaß von Gesicht. Er reiste in Polen als Missionär herum. Dieser Mann hatte in seinem Ansehen so etwas Fürchterliches, Gehorsamgebietendes, daß er dadurch die Menschen ganz despotisch beherrschte. Wo er hinkam, fragte er gleich nach der Einrichtung der Gemeinde, verwarf das, was ihm mißfiel und machte neue Einrichtungen, die aufs pünktlichste befolgt wurden. Die Ältesten der Gemeinde, mehrenteils alte, ehrwürdige Männer, die ihn an Gelehrsamkeit weit übertrafen, zitterten vor seinem Angesicht. Ein großer Gelehrter, der an die Unfehlbarkeit dieser hohen Obern nicht hatte glauben wollen, wurde durch einen drohenden Blick, den jener auf ihn warf, so sehr von Schrecken ergriffen, daß er darauf in ein heftiges Fieber verfiel, woran er auch gestorben ist. Diesen außerordentlichen Mut und Entschlossenheit hatte dieser Mann bloß durch frühzeitige Übung im Stoizismus erlangt.

Quelle:
Maimon, Salomon: Geschichte des eigenen Lebens (1754–1800). Berlin 1935, S. 97-114.
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