3. Der Aufruf Bakunins an die Offiziere der russischen Armee

[432] Indes schien Bakunin daran gelegen, daß kein Zweifel bleibe an seiner Mitschuld an der angeblichen Verschwörung Netschajews. Er veröffentlichte eine »Genf, Januar 1870« datierte und »Michail Bakunin« unterzeichnete Proklamation: »An die Offiziere der russischen Armee«. Diese Proklamation, »Preis ein Frank«, findet sich als Werk Bakunins in allen Nummern des »Kolokol« von 1870 angekündigt. Wir geben hier einige Auszüge.

Sie kündigt zunächst an, wie es auch Netschajew in Rußland tat, daß

»die Stunde des letzten Kampfes zwischen den Romanow-Holstein-Gottorp und dem russischen Volke, der Kampf zwischen dem tatarisch-deutschen Joche und der weiten slawischen Freiheit herannaht. Der Frühling ist an unserer Schwelle und in den ersten Tagen des Frühlings wird der Kampf beginnen ... die revolutionäre Gewalt ist bereit und bei der tiefen und allgemeinen Unzufriedenheit der Massen, welche in diesem Augenblick in Rußland herrscht, ist sie ihres Triumphs sicher.«

Eine Organisation ist vorhanden, um die bevorstehende Revolution zu leiten, denn »eine geheime Organisation ist wie der Generalstab einer Armee, und diese Armee ist das ganze Volk«.

»In meinem ›Aufruf an die jungen russischen Brüder‹ sagte ich, daß der Stenka Rasin, der sich während der so sichtbar nahen Vernichtung des russischen Reiches an die Spitze der Volksmassen stellen wird, nicht mehr der individuelle Held, sondern ein Gesamt-Stenka-Rasin sein wird. Wer kein Tor ist, wird leicht begriffen haben, daß[432] ich von einer vorhandenen und bereits in diesem Augenblick tätigen Organisation sprach, die in ihrer Disziplin, in der leidenschaftlichen Hingebung und Selbstverleugnung ihrer Mitglieder und in dem blinden Gehorsam gegen ein einziges allwissendes, doch von niemandem gekanntes Komitee seine Stärke findet.

Die Mitglieder dieses Komitees haben vollständig auf ihre eigene Persönlichkeit Verzicht geleistet; dies gibt ihnen das Recht, von allen Mitgliedern der Organisation eine gleiche absolute Entsagung zu verlangen. Sie haben in solchem Grade auf alles verzichtet, was sonst den Gegenstand der Begierde eitler, ehrgeiziger und machtgieriger Leute bildet, daß sie ein für allemal auf den individuellen Besitz der Gewalt, auf jede öffentliche oder offizielle Macht, ja im allgemeinen selbst auf das Bekanntwerden ihres Namen in der Gesellschaft verzichten und sich einer ewigen Verborgenheit hingeben, und, während sie anderen den offenkundigen Ruhm und Glanz des Werks überlassen, für sich nur, doch immer als Gesamtheit, das Wesen des Werkes aufheben.

Wie die Jesuiten, aber nicht zum Zwecke der Knechtung, sondern der Emanzipation des Volkes, hat jeder von ihnen selbst auf den eigenen Willen verzichtet. In dem Komitee wie in der ganzen Organisation ist es nicht das Individuum, welches denkt, will und handelt, sondern die Gesamtheit. Ein solcher Verzicht auf eigenes Leben, Denken und Wollen wird vielen unmöglich, ja selbst empörend scheinen. Es ist in der Tat schwer, ihn durchzusetzen, aber es ist unumgänglich notwendig. Besonders den Neulingen wird es schwer erscheinen, die kaum in die Organisation eingetreten sind, den Leuten, die noch nicht die Gewohnheit geschwätziger und eitler Prahlerei abgelegt haben, Leuten, die nach Ehre, nach persönlicher Würde und nach Macht streben, und von allen denen, die sich von den jämmerlichen Phantomen einer erdichteten Humanität lenken lassen, Phantomen, hinter denen in der russischen Gesellschaft eine allgemeine Servilität gegenüber der gemeinsten und verworfensten Wirklichkeit sich zeigt. Dieser Verzicht wird denen peinlich erscheinen, die in dem großen Werke nur die Befriedigung ihrer Eigenliebe, nur eine Gelegenheit zum Phrasendrechseln suchen und die nicht das Werk um des Werkes willen lieben, sondern wegen der theatralischen Aufspreizung ihrer eigenen Person.

Jedes neue Mitglied tritt aus freien Stücken in unsere Organisation ein und weiß im voraus, daß es, einmal eingetreten, nicht mehr sich, sondern ganz ihr angehört. Der Eintritt in die Organisation ist frei, der Austritt aber unmöglich, denn jedes austretende Mitglied würde die Existenz der Organisation selbst unzweifelhaft gefährden, und diese darf nicht von dem Leichtsinn und der Laune, oder der größeren oder geringeren Zuverlässigkeit, Ehrenhaftigkeit und Macht eines oder mehrerer Individuen abhängen ... Wer ihr daher angehören will, muß im voraus wissen, daß er sich ihr vollständig hingibt, mit allem, was er an Kräften, Mitteln und Wissen besitzt, ja mit seinem ganzen Leben und das unwiderruflich ... Es ist dies klar und deutlich in ihrem Programm auseinandergesetzt; dasselbe ist veröffentlicht und ist bindend für alle Mitglieder des Komitees wie für alle, die nicht zum Komitee gehören ... Ist ein Mitglied wirklich[433] von der« (revolutionären) »Leidenschaft durchdrungen, so wird ihm alles leicht erscheinen, was die Organisation von ihm verlangt. Es ist eine bekannte Sache, daß es für die Leidenschaft keine Schwierigkeiten gibt; sie kennt keine Unmöglichkeit; je größer die Hindernisse sind, desto stärker wird auch der Wille, die Kraft und das Geschick des Leidenschaftlichen angespannt. Die kleinen persönlichen Leidenschaften finden bei dem von der (revolutionären) »Leidenschaft Besessenen nicht einmal Raum, er brauchte jene nicht einmal zu opfern, weil sie bei ihm nicht mehr vorhanden sind. Ein zuverlässiges Mitglied der Assoziation hat bereits jedes Gefühl der Neugier in sich erstickt und verfolgt diesen Fehler unbarmherzig bei allen andern. Obgleich er sich jeden Vertrauens würdig weiß und gerade weil er desselben würdig ist, d.h., weil er ein zuverlässiger Mann ist, strebt er nicht danach, ja wünscht nicht einmal mehr zu wissen, als für ihn zur möglichst guten Ausführung der ihm anvertrauten Aufgabe notwendig ist. Er spricht über die Geschäfte nur mit den ihm bezeichneten Personen und sagt nur das, was ihm in den erhaltenen Befehlen vorgeschrieben ist; überhaupt richtet er sich streng und unbedingt nach den von oben ihm zugehenden Befehlen und Verfügungen, ohne zu fragen oder auch nur sich zu erkundigen, in welchem Grade der Organisation er sich befinde; er wird natürlich den Wunsch hegen, daß ihm so viel Geschäfte wie möglich übertragen werden, jedoch nichtsdestoweniger mit Geduld den Augenblick abwarten, wo man ihm eins anvertraut.

Eine so starre und absolute Disziplin mag einem Neuling wunderbar vorkommen und ihn selbst erstaunen; ein zuverlässiges Mitglied, einen wirklich starken und verständigen Mann wird sie weder überraschen noch verletzen, sie wird ihm im Gegenteil Freude machen und ihm eine Bürgschaft für seine Sicherheit sein, vorausgesetzt, daß er unter dem Einflusse jener alles absorbierenden Leidenschaft des Volkssieges steht, von der ich oben gesprochen. Ein ernsthaftes Mitglied wird begreifen, daß solche Disziplin das notwendige Unterpfand für die verhältnismäßige Unpersönlichkeit jedes Mitgliedes ist, die wiederum die conditio sine qua non des gemeinschaftlichen Triumphes ist; es wird begreifen, daß diese Disziplin allein imstande ist, eine wirkliche Organisation zu bilden und eine vereinigte Revolutionsmacht zu schaffen, die, gestützt auf die elementare Macht des Volkes, imstande sein wird, die furchtbare Gewalt der Staatsorganisation zu besiegen.

Man wird vielleicht fragen: wie kann man sich der diktatorischen Leitung eines uns unbekannten Komitees unterwerfen? Aber das Komitee ist euch bekannt, und zwar zunächst durch das Programm, welches es veröffentlicht hat, das mit solcher Klarheit und Bestimmtheit abgefaßt ist und das jedem in die Organisation eintretenden Mitgliede noch mehr im einzelnen auseinandergesetzt wird. Das Komitee empfiehlt sich euch aber zweitens durch das blinde Vertrauen, welches ihm Personen, euch bekannte, von euch geachtete, schenken, dasselbe Vertrauen, das euch dieser Organisation den Vorzug geben läßt vor jeder anderen. Das Komitee gibt sich den tätigen Mitgliedern der Organisation noch weiter zu erkennen durch seine unermüdliche, entschlossene Tätigkeit, die sich überallhin erstreckt und stets dem Programm und dem Zwecke der Organisation entspricht. Und jedermann unterwirft sich gern seiner Autorität, indem er durch die Praxis selbst mehr und mehr einesteils von seiner wahrhaft staunenerregenden[434] Voraussicht überzeugt wird, von seiner Wachsamkeit, von seiner mit Vorsicht gepaarten Energie und von seinem Geschick, die zutreffenden Maßregeln dem Zwecke anzupassen, und andernteils von der Notwendigkeit und heilsamen Wirkung einer solchen Disziplin.

Man könnte an mich die Frage stellen: wenn der Personenbestand des Komitees ein undurchdringliches Geheimnis für alle Welt bleibt, wie hast du dich denn über dasselbe unterrichten und dich von seinem wirklichen Werte überzeugen können? – Ich antworte freimütig auf diese Frage. Ich kenne kein einziges von den Mitgliedern dieses Komitees, nicht einmal ihre Zahl oder ihren Sitz. Ich weiß nur eins, daß es sich nicht im Auslande befindet, sondern in Rußland, wie es sein muß, denn ein russisches revolutionäres Komitee, das im Auslande seinen Sitz hat, ist ein Unsinn, den nur das Gehirn sinnloser und dummehrgeiziger Phrasenschmiede aushecken kann, die zur Emigration gehören und ihren lächerlich eitlen und boshaft intriganten Müßiggang unter dem volltönenden Namen der ›Volkssache‹25 verbergen.

Nach der Adelsverschwörung der Dekabristen« (1825) »wurde der erste ernste Versuch einer Organisation von Ischutin und Genossen gemacht. Die gegenwärtige Organisation ist die erste Organisation der revolutionären Kräfte von ganz Rußland, die wirklich gelungen ist. Sie hat alle Vorbereitungen, alle Erfahrungen benutzt; keine Reaktion wird sie zur Auflösung zwingen; sie wird alle Regierungen überleben und ihre Tätigkeit erst dann enden, wenn ihr Programm zum Alltagsleben der Russen und der gesamten Welt geworden ist.

Vor nahe einem Jahr hielt es das Komitee für nützlich, mich von seiner Existenz zu benachrichtigen, und schickte mir sein Programm nebst einer Darlegung des allgemeinen Plans für die revolutionäre Tätigkeit in Rußland. Da ich mit beiden vollständig übereinstimmte und mich überzeugt hatte, daß das Unternehmen ebensogut wie die Männer, welche die Initiative ergriffen haben, einen durchaus ernstlichen Charakter hat, so tat ich, was nach meiner Meinung jeder ehrenhafte Flüchtling tun mußte: ich habe mich der Autorität des Komitees als des einzigen Vertreters und Leiters der Revolution in Rußland bedingungslos unterworfen. Wenn ich mich heute an euch wende, so gehorche ich damit nur den Befehlen des Komitees. Mehr kann ich euch nicht sagen. Ich will nur noch ein Wort in dieser Sache hinzufügen. Der Plan der Organisation ist mir genügend bekannt, um mir die Überzeugung zu gewähren, daß keine Macht mehr imstande ist, sie zu vernichten. Selbst wenn die Volkspartei eine neue Niederlage im nächsten Kampfe erleiden sollte – was niemand unter uns befürchtet, wir glauben sämtlich an den nahe bevorstehenden Triumph des Volks –, ja, wenn selbst unsere Hoffnung getäuscht würde, so würde dennoch unter den schrecklichsten Unterdrückungsmaßregeln, inmitten der wildesten Reaktion die Organisation wohlbehalten und ungeschädigt bleiben ...

[435] Die Grundlage des Programms ist die breiteste, die humanste: vollständige Freiheit und vollständige Gleichheit aller Menschen, gegründet auf gemeinsamem Eigentum und gemeinsamer Arbeit, die gleich obligatorisch für alle ist, mit Ausnahme natürlich derjenigen, welche es vorziehen, ohne Arbeit zu verhungern.

Dies ist auch das gegenwärtige Programm der Arbeiterwelt aller Länder, und dieses Programm entspricht den hundertjährigen Forderungen und Instinkten unseres Volks ... Als die Mitglieder unserer Organisation dies Programm den Leuten aus niederem Volke vorlegten, waren sie ganz erstaunt zu sehen, wie schnell und überall diese es begreifen und mit welcher glühenden Begeisterung sie es annehmen. Also das Programm ist fertig, es ist unveränderlich. Wer für dieses Programm ist, wird mit uns gehen. Wer wider uns ist, der ist der Freund der Gegner des Volks, der Gensdarm des Zaren, der Henker des Zaren, unser Feind ...

Ich habe euch gesagt, daß unsere Organisation so fest gegründet ist, und ich füge jetzt hinzu, daß sie so tief im Volke Wurzel geschlagen hat, daß, selbst wenn wir eine Niederlage erleiden, die Reaktion ohnmächtig ist, sie zu zerstören ...

Die servile Presse, den Befehlen der dritten Sektion gehorsam, gibt sich Mühe, dem Publikum einzureden, daß es der Regierung gelungen, die Verschwörung an ihrer Wurzel selbst zu fassen. Man hat durchaus nichts gefaßt. Das Komitee und die Organisation sind unangetastet und werden es stets bleiben; die Regierung wird sich bald davon überzeugen, denn der Ausbruch des Volksaufstands steht nahe bevor. Er ist so nahe gerückt, daß jeder sich jetzt entscheiden muß, ob er unser Freund, der Freund des Volkes, oder unser Feind und der des Volkes sein will. Allen Freunden, welchen Platz oder welche Stellung sie auch einnehmen mögen, stehen unsere Reihen offen. Aber wie soll man uns finden, werdet ihr fragen. Die Organisation, welche euch von allen Seiten umgibt, die unter euch zahlreiche Anhänger zählt, wird von selbst denjenigen herausfinden, der sie sucht mit dem aufrichtigen Wunsche und dem festen Willen, der Sache des Volks zu dienen. Wer nicht für uns ist, der ist wider uns. Wählt!«

In dieser mit seinem Namen unterzeichneten Broschüre stellt sich Bakunin, als ob er den Ort und die Zusammensetzung des Komitees, in dessen Namen er spricht und in dessen Namen Netschajew in Rußland gehandelt hat, nicht kenne. Und doch ist die einzige Vollmacht, welche Netschajew hatte, um im Namen dieses Komitees zu handeln, unterzeichnet: Michail Bakunin, und der einzige Mann, der Berichte über die Sektionen erhielt, war wieder Michail Bakunin. Wenn also Michail Bakunin dem Komitee unbedingten Gehorsam gelobt, nun so schwört er, niemand anders gehorchen zu wollen als eben Michail Bakunin.

Wir halten es für unnütz, die vollständige Identität der Tendenzen und selbst der Ausdrücke dieser von Bakunin unterzeichneten Schrift mit den anderen anonymen russischen Dokumenten noch weiter nachzuweisen. Wir wollen nur die Art und Weise hervorheben, in welcher Bakunin hier die Moral des Katechismus in Anwendung bringt. Zuerst predigt er diese[436] Moral den russischen Offizieren; er erklärt ihnen, daß er und die anderen Eingeweihten sowohl eine Pflicht vollbracht, wie eine Lücke ausgefüllt haben, indem sie sich als die Jesuiten der Revolution konstituierten, und daß sie gegenüber dem Komitee nicht mehr persönlichen Willen haben, als der bekannte »Leichnam« der Gesellschaft Jesu. Und damit sie nicht durch die Ermordung Iwanows abgeschreckt werden, sucht er ihnen die Notwendigkeit begreiflich zu machen, jedes Mitglied zu ermorden, das aus der geheimen Gesellschaft austreten will. Dann wendet er diese selbe Moral seinen Lesern gegenüber an, indem er ihnen unverschämt vorlügt. Er wußte, daß die Regierung nicht bloß alle Eingeweihten in Rußland verhaftet hatte, sondern sogar noch eine zehnfach größere Anzahl von Netschajew kompromittierter Personen von der bekannten »fünften Kategorie« des Katechismus; er wußte, daß in Rußland auch nicht der Schatten einer Organisation bestand, daß das Komitee ebensowenig daselbst existierte, wie es jemals außer in der Person Netschajews, der sich damals bei ihm in Genf befand, daselbst existiert hatte; er wußte auch, daß diese Broschüre nicht einen einzigen Anhänger in Rußland gewinnen würde, daß sie der Regierung nur einen Vorwand zu neuen Verfolgungen bieten könnte; dennoch proklamiert er, daß die Regierung durchaus nichts abgefaßt hat, daß das Komitee noch immer seinen Sitz in Rußland hat und daselbst eine unermüdliche, entschlossene, sich nach allen Seiten hin erstreckende Tätigkeit, wahrhaft bewundernswürdige Voraussicht, Wachsamkeit, eine mit Vorsicht gepaarte Energie und eine staunenerregende Geschicklichkeit (die Aussagen im Prozeß zeigen es) entwickelt, daß seine geheime Organisation, die einzige ernste, welche in Rußland seit 1825 existiert, unangetastet dasteht, daß sie in das niedere Volk gedrungen, welches mit glühender Begeisterung ihr Programm annimmt, daß sie bereits die Offiziere von allen Seiten umgibt, daß die Revolution bereits vor der Türe steht, daß sie in einigen Monaten, im Frühjahr 1870 ausbrechen wird. Die Eitelkeit, seiner Person eine »theatralische Aufspreizung« vor seinen saubern internationalen Brüdern und vor seinem Spiegel zu geben, ist es allein, die Bakunin bewegt, wenn er seine lügnerischen Großprahlereien an die Russen richtet unter dem Vorgeben, »auf das eigene Leben, Denken und Wollen verzichtet« zu haben und erhaben zu sein über die »geschwätzige und eitle Prahlerei« der »Leute, die nach Ehre, nach persönlicher Würde und nach Recht streben«.

Dieser selbe Mann, der 1870 den Russen blinden, unbedingten Gehorsam predigt gegenüber Befehlen, die von oben herab von einem unbekannten namenlosen Komitee kommen, der erklärt, daß die jesuitische Disziplin die notwendige Bedingung des Sieges, daß sie allein fähig sei, die furchtbare[437] Zentralisation des Staats, und zwar nicht bloß des russischen, sondern jedes Staates zu besiegen; der einen Kommunismus verkündigt, der autoritärer ist als der primitivste Kommunismus – dieser selbe Mann zettelt im Jahre 1871 im Schoße der Internationalen eine separatistische und desorganisierende Bewegung an, unter dem Vorwande, den Autoritarismus und die Zentralisation der deutschen Kommunisten zu bekämpfen, die Autonomie der Sektionen, die freie Föderation autonomer Gruppen zu bilden und aus der Internationalen das zu machen, was sie sein sollte: das Bild der zukünftigen Gesellschaft. Wenn die künftige Gesellschaft nach dem Muster der Allianz, russischer Sektion, eingerichtet würde, dann würde sie das Paraguay der Ehrwürdigen Jesuiten – Patres weit überbieten.[438]

25

Der Leser wird sich erinnern, daß dies der Titel eines internationalen russischen Blattes war, das in Genf von einigen jungen Russen herausgegeben wurde, die genau wußten, woran in betreff des angeblichen Komitees und der Organisation Bakunins sich zu halten.

Quelle:
Karl Marx, Friedrich Engels: Werke. Berlin 1962, Band 18, S. 432-439.
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