3. Herrschaft der Gewalt und des Geistes

[72] Mong Dsï sprach: »Wer sich auf Gewalt stützt und äußerlich Milde heuchelt, wird Führer der Fürsten. Er muß aber ein großes Reich besitzen. Wer sich auf Geisteskräfte stützt und Milde übt, wird König der Welt. Ein König hängt nicht ab von der Größe seines Reichs. Tang hatte siebzig Meilen im Geviert, der König Wen hatte hundert. Wer durch Gewalt die Menschen unterwirft, der unterwirft sie nicht in ihren Herzen, sondern nur weil sie ihm nicht an Gewalt gewachsen sind. Wer durch Geisteskräfte sich die Menschen unterwirft, dem jubeln sie im Herzen zu und sind ihm wirklich untertan, wie die 70 Jünger16 dem Meister Kung untertan waren. Das ist gemeint, wenn es im Buch der Lieder heißt:


›Von Aufgang und von Niedergang,

Von Mittag und von Mitternacht

Ward nur auf Huldigung gedacht17.‹«

Quelle:
Mong Dsï: Die Lehrgespräche des Meisters Meng K'o. Köln 1982, S. 72.
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