39. Die Trauerzeit

[194] Der König Suän von Tsi wollte die Trauerzeit abkürzen. Gung-Sun Tschou sprach: »Ist's nicht immer noch besser, ein Jahr lang zu trauern als gar nicht?«

Mong Dsï sprach: »Das wäre gerade, als wenn einer seinem älteren Bruder den Arm verrenkte und du würdest zu ihm sagen: ›Aber bitte, mach's wenigstens sachte!‹ Dem Mann muß man Ehrfurcht und Bescheidenheit beibringen, das ist alles!« –[194]

Unter den Königssöhnen war einer, dessen Mutter gestorben war. Sein Lehrer bat für ihn um die Erlaubnis, wenigstens einige Monate trauern zu dürfen.

Gung-Sun Tschou sprach: »Was ist davon zu halten?«

Mong Dsï sprach: »Der hätte gerne die volle Zeit getrauert, aber es wurde ihm nicht erlaubt. In diesem Fall ist jeder Tag länger besser als gar nichts. Ich redete davon, wenn einer, ohne verhindert zu werden, die Trauer unterläßt.«22

Quelle:
Mong Dsï: Die Lehrgespräche des Meisters Meng K'o. Köln 1982, S. 194-195.
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