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[1024] Basel, Sonntag [19. Juni 1870]
Verehrteste Frau Baronin, wir haben Ihnen zwei herrliche Tage zu danken, ich sogar im Grunde vier, weil ich alles, was meinen Freund Rohde berührt, mitempfinde und somit diesmal doppelt genießen konnte. R. der am Tage darauf von Basel abreiste, gestand mir den Höhepunkt seiner ganzen fünfzehnmonatlichen Reise ins »Blaue« in Tribschen erlebt zu haben; er hat eine Verehrung und Bewunderung der ganzen gesamten dortigen Existenz mit davongetragen, die durchaus etwas Religiöses hat. Ich verstehe, wie die Athener ihrem Aeschylus und Sophokles Opferstätten errichten konnten, wie sie dem Sophokles den Heroennamen »Dexion« gaben, weil er die Götter in seinem Hause aufgenommen und bewirtet habe. Dies Dasein der Götter im Hause des Genius erweckt jene religiöse Stimmung, von der ich berichtete. –
Hier sind die beiden Aufsätze, recht spät: aber der Abschreiber hat etwas gebummelt und der Buchbinder sich nicht beeilt. –
Meine Arbeitsnot ist noch etwas gesteigert worden. Wenn nur meine Wünsche in Erfüllung gehen, und ich meinen Freund Rohde als Kollegen in die Nähe bekomme (nach Freiburg) –
In Sachen Bayreuths habe ich mir überlegt, daß es für mich das Beste sein dürfte, wenn ich auf ein paar Jahre meine Professoren-Tätigkeit einstelle und auch mit ins Fichtelgebirge wallfahre. Das sind so Hoffnungen, denen ich mich gern hingebe. –
Über Fidi habe ich mich sehr gefreut: es war das erste Mal, daß ich ihn in der rechten Umgebung und Beleuchtung der freien Natur sah, und wie gesund und hoffnungsreich erschien er mir da![1024]
– – Ich muß schnell schließen: man kommt, wohl irgendein »Scholar«.
In treulichem Gedenken Ihr ergebenster F. N.
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