128.
An Franz Overbeck

[1153] Interlaken, Hotel Unterseen,

Dienstag [3. September 1878]


Es geht vorwärts, aufwärts, nach langem Versuchen und Besinnen: jetzt heißt es nur, mit Geduld und Konsequenz bis Ende September fortfahren. Freilich muß ich dabei auf Zürich, auf Dich verzichten. Vor wem, liebster Freund, möchte ich mich jetzt lieber aussprechen, als vor Dir, vor wem könnte ich es! Es geht vieles in mir um. Das von außen Kommende habe ich fast nur abzuwehren. Abscheuliche Briefe. Wagners bitterböse unglückliche Polemik gegen mich im Augustheft der Bayreuther Blätter habe ich nun auch gelesen: es tat mir wehe, aber nicht an der Stelle, wo Wagner wollte. – Gestern machte ich einen Rechnungsabschluß über die letzten Jahre und war glücklich dabei – ich habe in fünf, sechs wesentlichen Punkten mir Freiheit und Unabhängigkeit erobert, mit großen Opfern freilich. Nun muß die Gesundheit vorwärts, dann kommt auch wieder mehr Freude. Herzlich Dir und den Deinigen ergeben

F.

Quelle:
Friedrich Nietzsche: Werke in drei Bänden. München 1954, Band 3, S. 1153.
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Briefwechsel, Kritische Gesamtausgabe, Abt.1, Bd.1, Briefe von Nietzsche, Juni 1850 - September 1864. Briefe an Nietzsche Oktober 1849 - September 1864.
Briefwechsel, Kritische Gesamtausgabe, Abt.2, Bd.2, Briefe an Nietzsche, April 1869 - Mai 1872
Sämtliche Briefe. Kritische Studienausgabe in 8 Bänden.
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