142.
An Elisabeth Nietzsche

[1168] Recoaro, 19. Juni 1881


Ach, meine gute liebe Schwester, Du meinst, es handele sich um ein Buch? Hältst auch Du mich immer noch für einen Schriftsteller! Meine Stunde ist da. – Ich möchte Dir so viel ersparen. Du kannst ja meine[1168] Bürde nicht tragen (es ist schon Verhängnis genug, so nah mit mir verwandt zu sein). Ich möchte, daß Du jedem mit reinem Gewissen sagen könntest: »Ich kenne die neueren Ansichten meines Bruders nicht.« (Man wird es Dir schon zu verstehen geben, daß diese »unmoralisch« und »schamlos« sind.) – Inzwischen: guten Mut und Tapferkeit, jeder für seinen Teil, und gute alte Liebe! –

Meine Adresse: St. Moritz in Graubünden (Schweiz) poste restante. Es ist dies wieder einmal ein letzter Versuch. Seit Februar habe ich außerordentlich zu leiden gehabt, und nur sehr wenig Orte sind mir günstig. – Schönsten Dank für den Dienst in betreff des Herrn Malers R.

Dein F.

Quelle:
Friedrich Nietzsche: Werke in drei Bänden. München 1954, Band 3, S. 1168-1169.
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Briefe
Briefwechsel, Kritische Gesamtausgabe, Abt.1, Bd.1, Briefe von Nietzsche, Juni 1850 - September 1864. Briefe an Nietzsche Oktober 1849 - September 1864.
Briefwechsel, Kritische Gesamtausgabe, Abt.2, Bd.2, Briefe an Nietzsche, April 1869 - Mai 1872
Sämtliche Briefe. Kritische Studienausgabe in 8 Bänden.
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