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[122] Wohlwollen. – Ist es tugendhaft, wenn eine Zelle sich in die Funktion einer stärkeren Zelle verwandelt? Sie muß es. Und ist es böse, wenn die stärkere jene assimiliert? Sie muß es ebenfalls; so ist es für sie notwendig, denn sie strebt nach überreichlichem Ersatz und will sich regenerieren.[122] Demnach hat man im Wohlwollen zu unterscheiden: den Aneignungstrieb und den Unterwerfungstrieb, je nachdem der Stärkere oder der Schwächere Wohlwollen empfindet. Freude und Begehren sind bei dem Stärkeren, der etwas zu seiner Funktion umbilden will, beisammen: Freude und Begehrtwerdenwollen bei dem Schwächeren, der Funktion werden möchte. – Mitleid ist wesentlich das erstere, eine angenehme Regung des Aneignungstriebes, beim Anblick des Schwächeren: wobei noch zu bedenken ist, daß »stark« und »schwach« relative Begriffe sind.

Quelle:
Friedrich Nietzsche: Werke in drei Bänden. München 1954, Band 2, S. 122-123.
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Die fröhliche Wissenschaft
Werke, Kritische Gesamtausgabe, Abt.5, Bd.2, Idyllen aus Messina; Die fröhliche Wissenschaft; Nachgelassene Fragmente Frühjahr 1881 - Sommer 1882
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Sämtliche Werke: kritische Studienausgabe in 15 Einzelbänden - Teil 3. Morgenröte / Idyllen aus Messina / Die fröhliche Wissenschaft
Morgenröte / Idyllen aus Messina / Die fröhliche Wissenschaft. Herausgegeben von G. Colli und M. Montinari.
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