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[1071] Egoismus gegen Egoismus. – Wie viele schließen immer noch: »es wäre das Leben nicht auszuhalten, wenn es keinen Gott gäbe!« (oder, wie es in den Kreisen der Idealisten heißt: »es wäre das Leben nicht auszuhalten, wenn ihm die ethische Bedeutsamkeit seines Grundes fehlte!«) – folglich müsse es einen Gott (oder eine ethische Bedeutsamkeit des Daseins) geben! In Wahrheit steht es nur so, daß, wer sich an diese Vorstellungen gewöhnt hat, ein Leben ohne sie nicht wünscht: daß es also für ihn und seine Erhaltung notwendige Vorstellungen sein mögen, – aber welche Anmaßung, zu dekretieren, daß alles, was für meine Erhaltung notwendig ist, auch wirklich da sein müsse! Als ob meine Erhaltung etwas Notwendiges sei! Wie, wenn andere umgekehrt empfänden! wenn sie gerade unter den Bedingungen jener beiden Glaubensartikel nicht leben möchten und das Leben dann nicht mehr lebenswert fänden! – Und so steht es jetzt!
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Morgenröte
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