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[1179] Ohne Anmut. – Er hat einen Mangel an Anmut und weiß es: oh, wie er es versteht, dies zu maskieren! Durch strenge Tugend, durch Düsterkeit des Blicks, durch angenommenes Mißtrauen gegen die Menschen und das Dasein, durch derbe Possen, durch Verachtung der feineren[1179] Lebensart, durch Pathos und Ansprüche, durch zynische Philosophie – ja er ist zum Charakter geworden, im steten Bewußtsein seines Mangels.

Quelle:
Friedrich Nietzsche: Werke in drei Bänden. München 1954, Band 1, S. 1179-1180.
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Morgenröte / Idyllen aus Messina / Die fröhliche Wissenschaft. Herausgegeben von G. Colli und M. Montinari.
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