Fünftes Kapitel.

[12] 1. Nach einigen (soll er diese Handlungen62 vollziehen), nachdem er die Braut rechts um das Feuer herum geführt.

2. Westlich vom Feuer tritt er mit dem rechten Fusse auf einen Grasbündel oder eine Matte und setzt sich nieder.

3. (Der Opfernde) wird angefasst63; (es folgen) die beiden Buttergüsse, die beiden Buttertheile, die (drei) grossen Worte, die Allbusse64, die Spende an Prajâpati und die Spende an den Opferförderer.

4. Dies ist feststehend überall.65[13]

5. Vor den grossen Worten wird die Spende an den Opferförderer gebracht, wenn die Opferspeise eine andere als zerlassene Butter ist.66

6. Zwischen der Allbusse und der Spende an Prajâpati ist die Stelle für folgende Einschiebung bei der Hochzeit.

7. (Spenden mit den) Râshtrabhṛĭt- (Herrschaft verschaffenden) Sprüchen67 (kann er einschieben) wenn er will, und (Spenden mit den) Jaya- (Sieges-) und Abhyâtâna- (Bezwingungs-) Sprüchen, wenn er es für gut erkennt.

8. Nach dem Ausspruche: »durch welche Handlung er Erfolg wünscht«.68

9. (Die Siegessprüche69 sind:) 1. Gedachtes, 2. Denken, 3. Beabsichtigtes, 4. Absicht, 5. Erkanntes, 6. Erkenntniss, 7. Geist, 8. die mächtigen70, 9. Neumond,[14] 10. Vollmond, 11. das Bṛĭhat71, 12. das Rathantara72 13. Prajâpati gab die Siegessprüche dem Indra, dem Regner, er der Gewaltige in den Siegen über Heere.73 Ihm beugten sich alle Menschen74, er ward gewaltig und75 er durch Opfer zu ehren. Svâhâ!«

10. (Die Bezwingungssprüche76 sind:) 1. Agni, der Herr der Wesen, er schütze mich in dieser frommen Handlung, in dieser Herrschaft, in diesem Segen, in dieser Würde77, in dieser That, in dieser Götteranrufung. Svâhâ! – 2. Indra, der Herr der besten, er schütze mich u. s w. – 3. Yama, der Herr der Erde, er schütze mich u.s.w. – 4. Vâyu, der Herr des Aethers, er schütze mich u.s.w. – 5. Sûrya, der Herr des Himmels, er schütze mich u.s.w. – 6. Mond, der Herr der Gestirne, er schütze mich u.s.w. – 7. Brĭhaspati, der Herr des Gebetes, er schütze mich u.s.w. – 8. Mitra, der Herr des Wahren, er schütze mich u.s.w. – 9. Varuṇa, der Herr der Wasser, er schütze mich u.s.w. – 10. Ocean, der Herr der Flüsse, er schütze mich u.s.w. – 11. Speise, die Herrin der Herrschaften78, sie schütze mich[15] u.s.w. – 12. Soma, der Herr der Kräuter, er schütze mich u.s.w. – 13. Savitṛĭ, der Herr der Anregungen, er schütze mich u.s.w. – 14. Rudra, der Herr des Viehes, er schütze mich u.s.w. – 15. Tvashtṙĭ, der Herr der Gestalten, er schütze mich u.s.w. – 16. Vishṇu, der Herr der Berge79, er schütze mich u.s.w. – 17. Die Maruts, die Herren der Schaaren80, sie schützen mich u.s.w. – 18. Die Väter, die Grossväter, die frühern, die spätern, deren Väter und Grossväter, sie schützen mich u.s.w.

11. (Dann opfert er noch fünf Spenden mit folgenden Sprüchen:) 1. »Agni komme, der erste der Götter; er befreie die Kinder dieser Frau von der Fessel des Todes. Das gewähre dieser König Varuṇa, dass diese Frau kein Unglück der Kinder beweine! Svâhâ!« – 2. »Diese Frau schütze Agni, des Hauses Gott; er führe ihre Kinder zu langem Leben. Sie sei fruchtbaren Schosses, Mutter lebender Kinder; sie erfahre Freude an Söhnen! Svâhâ!« – 3. »Glücklich mache uns, o Agni, alle Wege81 des Himmels und der Erde, du verehrungswürdiger. Was auf dieser Erde grosses, im Himmel gepriesenes entstanden, das verleihe uns, mannichfaches Gut! Svâhâ!« – 4. »Bequemen Weg uns weisend komm herbei, gib uns ein glänzend Leben ohne Alter. Fort gehe der Tod, Unsterblichkeit komme zu uns; Vivasvat's Sohn schaffe uns Sicherheit. Svâhâ!« –

12. 5. »Einen andern Weg, o Tod«82 u.s.w. – Einige (schreiben vor, dass mit diesem letzten Spruche) nach dem Essen83 (geopfert werde).

62

Das Umlegen des Gewandes (1, 4, 12) u.s.w. Nach andern erfolgt das Herumführen erst nach dem gegenseitigen Ansehen (1, 4, 16). Es kann daher beliebig damit gehalten werden. Jr. Rk.

63

Nach Jr. von dem Brahman (brahmaṇâ spṛĭshṭaḥ). Ebenso Rk., Kp., Vp. und Raghunandana (Yaj. Vṛĭshots. Fol. 4, a, 1). Nach Gobh. Gṛĭ. 2, 1, 24 ist es die Braut, welche mit der rechten Hand seine rechte Schulter berührt.

64

Die Allbusse besteht nach dem Rituale der Vâjasaneyins aus fünf Spenden mit Sprüchen, welche Kâty. Çr. 25, 1, 11 stehen. Bei Âçv. Çr. 1, 11, 13 sind es sieben Spenden; bei Çânkh. Çr. 3, 19, 3 nur zwei. Vgl. Çânkh. Gṛĭ 1, 9.

65

Diese vierzehn Spenden mit Berührung des Opfernden finden bei jedem eigentlichen Opfer (homa) statt. Wenn daher im Verlaufe des Sûtra ein specielles Opfer vorgeschrieben wird, wie z.B. 3, 7, 3 (kuçeṇḍvâni juhuyât), so folgt aus unserer Stelle, dass dasselbe zu den vierzehn Spenden hinzutritt. Bei andern Handlungen aber, welche mit keinem homa verbunden sind, wie das Besteigen der Streu (3, 2, 6) oder das Bespannen des Pfluges (2, 13), findet die Darbringung der vierzehn Spenden nicht statt. Jr. Rk.

66

Also wenn z.B. ein Kuchen (puroḍâça) oder ein Brei (caru) geopfert wird.

67

Mit den Râshtrabhṛĭt-Sprüchen werden zwölf Spenden geopfert. Die Sprüche sind hier nicht aufgeführt, weil sie in der Vâjasaneyi-Saṃhitâ (18, 38–43) stehen, an welche Pâraskara's Sûtra sich anschliesst. Vp. führt sie in derselben Fassung an, nach welcher sie auch Colebrooke (Ess. 1, 215. 216) übersetzt. In der TS. 3, 4, 7 stehen sie in etwas abweichender Fassung. – Dagegen musste Pâraskara die Jaya-Sprüche (§. 9) und die Abhyâtâna-Sprüche (§. 10) mittheilen, weil sie in der VS. fehlen und sich nur in der TS. finden. – Mâdhava zu TS. 3, 4, 6 erklärt abhyâtati durch vaçikâra und danach habe ich übersetzt. Jr. erklärt abhyâtanvata (TS. 3, 4, 6, 1) durch âyudhâni prâhiṇvata.

68

Der Ausspruch steht TS. 3, 4, 6, 1.

69

Der Sinn der dreizehn Sprüche, welche aus TS. 3, 4, 4 genommen sind, ist nach Jr. Rk.: wie Prajâpati dem Indra die Siegessprüche gab, so möge er mir Gedachtes, Denken u.s.w. verleihen.

70

Die Kräfte des Geistes. Jr. Rk. Nach Mâdhava zu TS sind die Kräfte der äusseren Sinne gemeint.

71

Das Bṛĭhat ist das Lied SV. 2, 159. 160 = RS. 6, 46. 1. 2. = VS. 27, 37. 38.

72

Das Rathantara ist das Lied SV. 2, 30. 31 = RS. 7, 32, 22. 23 = VS. 27, 35. 36.

73

Alle Handschriften haben pṛĭtanâjayeshu. Rk. sagt: »in den Siegen über die Heere der Asuras«. Auch Colebrooke hat: in his victories over (hostile) armies. In der TS. steht: pṛĭtanâjyeshu »in Kämpfen«.

74

Vgl. VS. 8, 46.

75

Jr.: sat ivârthe sa cendraḥ. Rk.: sa ivârthe sa cendraḥ. Ich vermuthe sa i i cârthe. TS. hat sa hi hayyo habhûva.

76

Sie sind aus TS. 3, 4, 5 genommen. Vgl. AS. 5, 24.

77

Mâdhava: puraskaraṇarûpe asmin prâdhânye, »in der Ehrenbezeigung, die mir als der Hauptperson hier zu Theil wird«. Jr. erklärt es: asyâṃ kanyâyâṃ puraḥsthitâyâṃ, »in der vor mir stehenden Jungfrau«. Colebrooke übersetzt: in regard to ancient privileges.

78

Der Güter, welche den Weltherrschern zum Genusse dienen. Mâdh.

79

Des Govardhana und anderer Berge. Mâdh.

80

Der Âdityas, Vasus u.s.w. Mâdh.

81

Ich übersetze ayathâ muthmassend durch »Wege«. Jr. erklärt das Wort durch anyathâ vâ kṛĭtâni pratishiddhatvena pratikûlâni vâ, und Rk. durch anyathâ kṛĭtâni karmâṇi.

82

VS. 35, 7.

83

Nach dem Essen des Restes der Opferspeise (saṃsrava). Rk. Vgl. Kâty. Çr. 6, 10. 30.

Quelle:
Indische Hausregeln. In: Abhandlungen der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, Band 6. Leipzig 1878, S. 12-16.
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