Elftes Kapitel.

[65] 1. Bei Wind und beim Neumond findet gar kein Unterricht statt.114[65]

2. Nach einem Çrâddha- Essen, wenn feurige Lufterscheinungen, Blitz, Erdbeben oder Feuersbrunst eintreten, bei der Berührung der Jahreszeiten115, ist kein Unterricht bis zu derselben Zeit (am folgenden Tage)116.

3. Beim Schluss (der Vedalieder), wenn Wolken erscheinen, wenn alle jene Umstände zusammentreffen117, ist drei Nächte oder drei Dämmerungen kein Unterricht.

4. Wenn er nach dem Essen noch feuchte Hände hat, im Wasser, bei Nacht, in den beiden Dämmerungen, in einem Dorfe, in welchem eine Leiche ist, oder in welchem Caṇḍâlâs sind;118

5. Im Laufe, beim Anblick eines Verwünschten oder Gefallenen, bei einem wunderbaren oder einem freudigen Ereigniss, so lange diese Umstände dauern.119[66]

6. Bei Frost, beim Tone eines Instrumentes, dem Rufe eines Menschen in Noth, an der Grenze eines Dorfes, auf einem Bestattungsplatze, bei dem Tone eines Hundes, eines Esels, einer Eule, eines Schakals oder eines Sâmaliedes und bei der Ankunft eines gelehrten Mannes, so lange dies dauert.

7. Wenn der Lehrer gestorben, soll er (der Schüler) ins Wasser gehen120 und zehn Nächte einhalten.

8. (Wenn einer gestorben) welcher mit ihm den Tânûnaptra-Schwur geleistet hat121 oder mit ihm zusammen Brahmacârin war, drei Nächte.

9. Eine Nacht, wenn einer gestorben, der nicht mit ihm Brahmacârin war.122

10. Nachdem sie sechstehalb Monate gelernt, sollen sie aufhören.

11. Oder siebentehalb.

12. Dann sprechen sie diesen Vers: »O ihr beiden Weisen (Açvins), da unser junges Verhältniss abgelaufen ist, so lösen wir in Gemässheit unseres Gelöbnisses unsere Gemeinschaften auf.«123[67]

13. Nachdem sie dann noch drei Nächte mit einander gewohnt haben, gehen sie auseinander.

114

Nach den meisten Erklärern bezieht sich dies auf den Unterricht im Veda und in den anga; nach anderen auf jeden Unterricht, auch der Künstler oder Handwerker (çilpinas Jr,), der Ringer (malla Kp.) und aller, die von einem Lehrer unterrichtet werden.

115

In der letzten Nacht einer Jahreszeit und am ersten Tage der folgenden. Jr. – Vgl. Yâjn. 1, 146, wo die Mitâxarâ sagt: am ersten Tage der Monatshälften (pratipad), welche auf den Schluss einer Jahreszeit folgen.

116

So wird der Ausdruck âkâlam (und âkâlika) hier erklärt, und ebenso Çânkh. Gṛĭ. 4, 7, 2 (in Râmacandra's Paddhati), Gobh. Gṛĭ. 3, 3, 17. Apast. Dh. Ç. 1, 11, 29. 2, 15, 8. Gaut. Dh. Ç. 16, 22 (vgl. Mitâx. zu Yâjn. 1, 147). Mn. 4, 103. 105. 118. Der Comm. zum Mânava Gṛĭ. sagt: dvitîye 'hni tâtkâlikaṃ yâvat. Etwas anders Sâmavidh. Br. 2, 4, 8. – Dagegen bedeutet tatkâlam (und tâtkâlika): »so lange als die erwähnten Umstände dauern«. Pâr. 2, 11, 6. Gobh. Gṛĭ 3, 3, 28. Yâjn. 1, 151.

117

sarvarûpa ist nach Jr. s.v.a. stanitavidyudvṛĭshṭyâdi-sanghâta »Zusammentreffen von Donner, Blitz, Regen u.s.w.« Vgl. Gaut. Dh. Ç. 16, 41. Âpast. Dh. Ç. 1, 11, 27.

118

Andere erklären: »in welchem das divâkîrtya recitirt wird.« Aber vgl. Gaut. Dh. Ç. 16, 19. Âpast. Dh. Ç. 1, 9, 14. 15.

119

S. §. 2, Anm. 2.

120

und die Wasserspende für ihn darbringen. Jr. Rk. S. unten 3, 10, 16 u.f.

121

Ein Schwur, mit welchem der Veranstalter eines Somaopfers und die Priester geloben, sich gegenseitig keinen Schaden zuzufügen. S. Kâty. Çr. 8, 1, 19–26. Ait. Br. 1, 24 und Haug's Uebers. p. 53.

122

Ein Mitschüler, der aber von einem anderen Lehrer eingeführt (upanîta) worden ist. Jr.

123

Vgl. krit. Anm. Ich habe nach der Lesart bei Âçv. Çr. 6, 12, 12 satyasya (statt sakhyasya) übersetzt. Das Gelöbniss (satya) ist wohl das Versprechen dauernder Freundschaft. S. oben 2, 10, 22.

Quelle:
Indische Hausregeln. In: Abhandlungen der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft, Band 6. Leipzig 1878, S. 65-68.
Lizenz:
Kategorien: