Beschlußrede

[531] So, Leser, hast du mich in dieser Verantwortung in einigem verstanden, und wohl erkannt, daß ichs zum allermildesten angegriffen habe. Auch kannst du bei dir selbst wohl ermessen, wie leichtfertig und unnütz Leute reden und handeln. Kannst auch wohl bei dir gedenken, daß solches alles nur von Ärzten ausgegangen ist, und daneben erachten, mit was für Leuten die Arznei versorgt sei, wie so ein ungleiches Paar Podalirius und Apollo, und dann die jetzigen sind. Ob nicht die Natur selbst vielleicht ob einem solchen erschrecken möchte. Denn die Natur erkennt ihren Feind, wie ein Hund einen Hundsschlager sehr gut. Es beweist die Hl. Schrift genugsam, mit was Lob die Arznei gepriesen werden soll, und mit was Ehren der Arzt. Es gibts aber die eigene Vernunft, was auf den Hippocratem geredet worden ist, auf Apollinem und Machaonem, welche mit dem rechten Geist der Arznei kuriert, prodigia, signa und opera hervorgebracht haben, und als Lichter in der Natur erschienen. Das kann ich in meinem einfältigen Kopfe wohl verstehen, daß die Hl. Schrift nit auf die, so ohne Werk sind, geredet hat, auf die clamanten, das sind Schreier, und auf die mercenarios, das sind Mietlinge, sondern auf die, die in die Machaonischen Fußstapfen getreten sind. Es ist in den vorhergehenden Schriften gut zu erkennen, daß Mühe und Arbeit auf Erden sei. Ich erdachte aber, wenn eine Obrigkeit wohl gelernt hätte, die Dinge zu erkennen, und wäre auch im selbigen Spital krank gelegen, man würde um der Liebe des Nächsten willen ein freundlicheres Aufsehen haben. Die löbliche Landschaft in Kärnten hats in ihr Gemüt gefaßt und vertritt Mecaenatem und gibt asylum Hippocraticorum, zu unsern Zeiten in Schirm und Schutz. Damit verleihe Gott Vergeltung, Fried und Einigkeit. Amen.[531]

Quelle:
Theophrast Paracelsus: Werke. Bd. 2, Darmstadt 1965.
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Septem Defensiones
Septem Defensiones: Die Selbstverteidigung eines Aussenseiters