Anhang

Nachträge und Belege zum ersten Abschnitt

[666] Zu S. 496. Hr. Richter in seiner Phlogometrie nimmt als negative Materie des Lichts den Brennstoff an, und läßt die Farben aus den verschiedenen Verhältnissen des Lichtstoffs zum Brennstoff entstehen; diese Verhältnisse hat er sogar in Buchstabenfunktionen ausgedrückt, worin ihm nun auch Hr. Voigt in einer Abhandlung über farbiges Licht usw. in Grens Journal nachgefolgt ist. Da die Farben der Körper so genau mit den Graden ihrer phlogistischen Beschaffenheit übereinstimmen, so sieht man, daß beide Vorstellungsarten gleich viel für sich haben, nur daß die unsrige an die Stelle des hypothetischen Brennstoffs das gewisse Oxygene setzte41.

Zu S. 500. Ich betrachte es wirklich als noch unausgemacht, ob nicht das farbige Licht auch derjenigen Körper, die man gewöhnlich[666] nicht zu den Phosphoren rechnet, ein diesen Körpern eigentümliches Licht sei. Da in der Natur nur graduale Verschiedenheit stattfindet, so ist sehr denkbar, daß die farbigen Körper sich von den sogenannten Lichtmagneten nur durch einen geringeren Grad der Phosphoreszenz unterscheiden, und daß mit den schwarzen Körpern erst die Eigenschaft der Phosphoreszenz aufhört. Es gibt weder absolutes Licht noch absolutes Dunkel. Selbst in der dunkelsten Nacht nicht hören die Körper auf schwach zu leuchten. Wenn unser Auge dieses schwache Licht nicht sammelt, so tut es doch das Auge der Albinos, der Nachtvögel, der Raubtiere usw. Ein heftiger plötzlicher Schrecken verwandelt oft schnell unsere Augen in Lichtsammler, daß sie alle Gegenstände erleuchtet sehen und selbst die kleinsten unterscheiden. (Goth. Magaz. für das Neueste aus der Phys. Bd. II, S. 155.) – Das Licht verändert die Farbe der meisten Körper, teils indem es sie zunächst ihrer Oberfläche schwach oxydiert (wodurch die Farben immer heller werden), teils indem es sie phlogistisiert (denn das Licht hat nach der verschiedenen Beschaffenheit der Körper ganz verschiedene Wirkungen auf sie). – Viele Körper zeigen Phosphoreszenz erst, wenn sie bis zu einem gewissen Grade kalziniert sind. So zeigen Austerschalen, wenn sie mit Salpetersäure – oft auch, wenn sie nur mit Feuer behandelt werden – prismatische Farben, lebhafter als der Regenbogen. – Überhaupt ist es nun nach Wilson ausgemacht, daß in künstlicher Nacht beinahe jeder Körper phosphoresziert. – Daß dieses eigentümliche Licht atmosphärischen Ursprungs ist, erhellt aus manchen Erfahrungen, die man in Scherers Nachträgen zu seinen Grundzügen der neuen chem. Theorie S. 86 ff. gesammelt findet.

Da nun noch viele andere Phänomene, z.B. die Verschiedenheit des eigentlich reflektierten (von polierter Oberfläche unter einem Winkel, der dem Einfallswinkel gleich ist, zurückgeworfenen) Lichts vom farbigen Licht (denn warum ist jenes Licht nicht auch farbig? – daß die Oberfläche poliert ist, erklärt nur, warum es nicht nach allen Seiten zerstreut, nicht aber warum es nicht farbig wird) – ferner die Verschiedenheit des Refraktions- und Reflexionslichts durchsichtiger Körper, welche Newton schon zu[667] Hypothesen eines vom Licht verschiedenen (ätherischen) Mediums führte, dafür sprechen, daß die Empfindung der Farbe durch ein ganz anderes Mittel, als durch das fremde, von der Oberfläche der Körper zurückgeworfene Licht erregt wird (um so mehr, da nach Newton die Reflexion so gut als die Refraktion nicht auf der Oberfläche selbst geschieht), – dies alles zusammengenommen macht wahrscheinlich, daß durch das Sonnenlicht ein eigentümliches, durch die Atmosphäre verbreitetes Medium angeregt wird, in bezug auf welches die Erde Ein großer Lichtmagnet ist, und das man als die wahre Ursache aller optischen Phänomene ansehen kann, durch welches allein auch Körper in die Ferne sichtbar werden. – Etwas Ähnliches hat schon Joh. Mayow angenommen, s. seine Tractatus quinque etc. p. 205.

Zu S. 509. Daß die Wärmekapazität der Körper mit der Oxydation zunehme – dieses Gesetz hat schon Hr. von Humboldt aufgestellt, wie ich aus seinem Werk über den Galvanismus S. 120 ersehe. – Ob derselbe Schriftsteller auch den Grund dieses Gesetzes angegeben habe (wie das in der gegenwärtigen Schrift geschehen ist), weiß ich nicht.

Zu S. 531 ff. Einige Experimente, die Natur der elektrischen Materie betreffend.

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Hier folgte in der ersten Ausgabe noch der weitere Nachtrag:

»Zu ders. Seite. Daß kein geteilter Strahl im zweiten Prisma weiter verändert wird, hat lange den Glauben an die Zusammengesetztheit des Lichts aus sieben ursprünglich-verschiedenen Strahlen erhalten, und diese Vorstellung hatte etwas Anziehendes, weil sie unsere Begriffe von der Mannigfaltigkeit der Natur, selbst im scheinbar Einfachsten, zu erweitern schien. Allein der Begriff der absoluten Einfachheit ist schon an sich falsch in der wahren Physik. Überdies wenn die Farbenstrahlen voneinander nur durch verschiedene quantitative Verhältnisse sich unterscheiden, muß jeder noch als zusammengesetzt, jeder also auch als teilbar im Prisma betrachtet werden, wenn auch diese Teilbarkeit in der Anschauung nicht darstellbar ist.«

Quelle:
Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling: Werke. Band 1, Leipzig 1907, S. 666-668.
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