Apostolĭdes

[795] Apostolĭdes, Misael, gegen Ende des 18. Jahrh. auf der Insel Kreta geboren, widmete sich frühzeitig[795] auf deutschen Universitäten dem Studium der Philosophie u. Theologie, trat später in den geistlichen Stand als Archimandrit u. bekleidete ein Lehramt an der Griechischen Schule in Triest, deren oberste Leitung er zugleich mit übernahm. Mehre Jahre nach dem Ausbruch des Griechischen Unabhängigkeitskrieges 1821 wandte er sich nach München, wo er ein griechisches Institut errichtete u. später bestimmt wurde bei dem auf den griechischen Königsthron berufenen Prinzen Otto von Baiern den Unterricht im Griechischen zu übernehmen. Er folgte dem Könige Otto nach Griechenland, wo er anfänglich an der Normalschule die Katechismuslehre, die heilige Geschichte u. die Sittenlehre vortrug u. dann an der 1837 errichteten Universität in Athen eine Professur der Theologie erhielt. Nachdem die Selbständigkeit u. Unabhängigkeit der Griechischen Kirche des Königreichs vom Patriarchen in Constantinopel gesichert war, übernahm A. Seiten der griechischen Regierung eine Sendung nach Petersburg zur Regelung der Beziehungen zwischen der Russischen u. Griechischen Nationalkirche, welche er mit großer Klugheit u. Gewandtheit ausführte, wurde nach seiner Rückkehr Erzbischof von Patras, später Metropolit von Athen u. Präsident der Heiligen Synode u. st. 1862 in Athen. Er war von großer Beredtsamkeit u. ausgezeichneter Gelehrsamkeit u. ein gründlicher Kenner alter u. neuer Sprachen. Von ihm ist: Τῆς κατὰ Χριστὸν ἠϑικῆς πραγματεία (Handbuch der christlichen Sittenlehre), Athen 1847, später auch in 2. Aufl. erschienen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 795-796.
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