Berthold

[811] *Berthold, 18) B. der Franciscaner od. B. von Regensburg (Bertholdus de Ratisbona), geb. um 1220 wahrscheinlich in od. bei Regensburg, trat jung in das Minoritenkloster in Regensburg u. wurde von da 1246 als einer der Visitatoren des Frauenklosters Neumünster abgeschickt; seit 1250 predigte er in Baiern, Elsaß, Schweiz u. seit 1261 in Österreich, Mähren, Schlesien, Böhmen u. Thüringen; er st. 13. Dec. 1272 zu Regensburg u. wurde im Dome daselbst beigesetzt. Er ist einer der ersten u. als Prediger berühmtesten Mitglieder seines Ordens in Deutschland. Die Menge seiner Zuhörer war oft so groß, daß die Kirchen dieselben nicht faßten, weshalb ihm Kanzeln auf Wiesen u. Anhöhen errichtet wurden, od. er von Bäumen u. Thürmen herab predigte. Seine volksthümlich praktischen Predigten haben sich zum Theil erhalten; die Art der Aufzeichnung derselben ist nicht bekannt, ob durch Zuhörer od. durch einen mitgeführten Nachschreiber, letzteres ist deshalb wahrscheinlicher, weil die in verschiedenen Gegenden Deutschlands gehaltenen Predigten keine Dialektverschiedenheiten zeigen; aus einer Handschrift zu Heidelberg (von 1370) gab einzelne heraus Kling, Berl. 1834, vollständig Franz Pfeiffer, Wien 1862 f., 2 Bde.; neuhochdeutsch von Göbel, Schaffh. 1850, 2 Bde., 2. A. Regensb. 1857. 19) Bischof von Chiemsee, hieß eigentlich Pirstinger, war geb. 1465 in Salzburg, trat hier in das Domcapitel, wurde erzbischöflicher Kammermeister u. 1508 Bischof von Chiemsee, wo er bes. für die Reformation des entsittlichten Clerus zu wirken suchte; 1525 entsagte er aus unbekannten Gründen seinem Bisthum, zog sich in die Stille zurück u. st. 19. Juli 1543 zu Saalfelden im Pinzgau. Er ist Verfasser der Dewtsch Theologey (s. Theologia); wahrscheinlich auch des Onus ecclesiae (einer Schilderung des Verderbens der Kirche an Haupt u. Gliedern), Landsh. 1524, u.ö., zuletzt 1620.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 811.
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