Endometrītis

[839] Endometrītis (Emmetritis, gr.), ist die Entzündung der Gebärmutterschleimhaut; dieselbe kann außer od. in dem Wochenbette eintreten. Im ersteren Falle kann sie ein für sich allein bestehendes Leiden od. auch durch Uteruspolypen, fremde Körper etc. hervorgerufen sein; sie ist meistens rein katarrhalischer Natur. Bei weitem häufiger ist die während des Wochenbettes entstehende Schleimhautentzündung, welche dann Endometritis puerperalis genannt wird. Im geringsten Grade zeigt auch diese einen rein katarrhalischen Charakter mit flüssigem eiterigen Exsudate, welches mit den Lochien zugleich abfließt; auf diese Weise stößt sich die Uterusschleimhaut los, um sich wieder vollständig zu regeneriren. In den höheren Graden kann die Entzündung ein croupöses od. diphtheritisches Exsudat setzen; meistens verbindet sich damit auch eine Infiltration der Uterussubstanz. Diese gefährliche Form der E. tritt gewöhnlich epidemisch auf; ob sie miasmatischer, contagiöser od. contagiös-miasmatischer Natur ist, u. welche Factoren die Erkrankung bewirken, hat bis jetzt noch nicht definitiv festgestellt werden können. Im günstigen Falle erfolgt Abstoßung der Exsudate u. nach längere Zeit fortbestehendem Katarrh Heilung u. Regeneration der Schleimhaut. Zur Zeit bösartiger Epidemien indessen zeigen diese Exsudate große Neigung zu gangränösem Zerfall; die an der Placentarstelle noch offenen Gefäßlumina nehmen diese jauchigen Substanzen auf u. führen dieselben in die allgemeine Circulation über; es tritt Phlebitis, Lymphangoitis, Peritonitis, Pyämie ein, u. der Tod erfolgt meist in kurzer Zeit. Als Symptome für diese gefährliche Form der Erkrankung gelten: öftere Fröste, sehr hohe Körpertemperatur bei meist trockener Haut, schneller Puls, Delirien, rascher Collapsus; große Schmerzhaftigkeit in der Unterbauchgegend, große Schlaffheit des Uterus; meistens hören die Lochien auf zu fließen od. nehmen eine ganz veränderte Beschaffenheit an, sind mit übelriechender Jauche, Schleimhautfetzen, Blut gemengt; oft zeigen sich über den ganzen Körper zerstreut kleine Eiterbläschen. Gegen die rein katarrhalische Form wendet man adstringirende Einspritzungen an; bleiben die Lochien bei der croupösen od. diphtheritischen Form aus, so sucht man durch Einspritzungen von warmem Wasser deren Wiederherbeiführung zu bewirken; örtliche od. allgemeine Blutentziehungen, warme Umschläge über den Leib, Abführmittel. Antifebrilia, Opium, Chinin sind den Verhältnissen entsprechend anzuwenden; neuerdings hat man die Magnesia sulphurosa als specifisches Mittel empfohlen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 839.
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