Merigardo

[870] Merigardo (althochd., d.i. Welt), wurde von seinem Auffinder u. Herausgeber Hoffmann von Fallersleben, das Bruchstück eines Werks gelehrter Poesie genannt, welches von großem Umfange u. eine Art Kosmographie gewesen zu sein scheint. Dasselbe wurde im 11. Jahrh. (um 1070) von einem hochdeutschen Geistlichen verfaßt, welcher den Stoff dazu wahrscheinlich aus der Bibel, aus einigen encyklopädischen Werken des Mittelalters, aus mündlicher Überlieferung u. aus eigener Erfahrung schöpfte. Das Bruchstück, soweit es herausgegeben (Prag 1834) ist, handelt vorzüglich von den Gewässern der Erde u. insbesondere von einigen wunderbaren Quellen. Die Dichtung ist nicht strophisch abgefaßt, vielmehr hat sich die alte Langzeile hier bereits in zwei Verse zerlegt, welche gewissermaßen die Anfänge für die beliebteste Versart erzählender Gedichte in der folgenden Zeit zeigt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 870.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: