Bisselgestelle

[377] Bisselgestelle (Bissel's truck; train articulé Bissel; carello Bissel), ein- oder zweiachsiges, meist vor den gekuppelten Rädern einer Lokomotive gelagertes Laufgestelle zur Aufnahme eines bestimmten Teiles des Lokomotivgewichtes; gegenüber den zweiachsigen Drehgestellen dadurch gekennzeichnet, daß es nicht um einen zwischen den Laufrädern liegenden Zapfen drehbar gelagert ist, sondern durch eine, mit dem Rahmen dieser Laufräder verbundene Deichsel mit dem Hauptrahmen drehbar – kurvenbeweglich – verbunden ist.

Das B. führt seinen Namen nach dem Amerikaner Bissel, nach dessen aus dem Jahre 1857 herrührenden Patente von der Lokomotivfabrik Rogers, Paterson, New-Yersey, die ersten Ausführungen mit zwei und mit einer Achse im Jahre 1858 in Amerika erfolgten.

Das B. ist aber nachweislich österreichischen Ursprunges. Im Jahre 1852 hatte J. Haswell die nachträgliche Anbringung eines zweiachsigen Deichselgestelles an Stelle der hinteren Kuppelachse bei der Semmering-Konkurs-Lokomotive »Vindobona« vorgeschlagen.

Auch die erste Ausführung einachsiger Deichselgestelle erfolgte in Österreich, 1854, u. zw. an den von der Lokomotivfabrik W. Günther in Wr.-Neustadt nach den Plänen von J. Zeh gebauten I. B. I. schmalspurigen Tenderlokomotiven, die beim Bau einer Militärakademie Verwendung finden sollten und von denen ein Stück auf der Pariser Weltausstellung 1855 zu sehen war (s. Deichselgestelle und Lokomotiven).

Gölsdorf.

Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 2. Berlin, Wien 1912, S. 377.
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