Drehbänke

[402] Drehbänke (lathes; tours; torni), Werkzeugmaschinen zur Ausführung der Dreharbeiten an Werkstücken.

Die Dreharbeit, das »Drehen«, wird in den Werkstättenbetrieben der Eisenbahnen in allen gebräuchlichen Arten angewendet, sonach als zylindrisches Drehen, Konischdrehen, Ausdrehen, Runddrehen, Plandrehen, Passigdrehen und Ovaldrehen.

Die Vorrichtungen zur Ausführung dieser Dreharbeiten unterscheiden sich im allgemeinen nicht von den in industriellen Betrieben hierzu verwendeten Werkzeugmaschinen. Von diesen wären zu nennen:

Drehstühle, Supportdrehbänke, Egalisierdrehbänke, Leitspindeldrehbänke (insbesondere solche zum Schraubenschneiden), Bolzendrehbänke, Nortondrehbänke und die in den letzten Jahren am Maschinenmarkte wegen ihrer vielseitigen Verwendungsfähigkeit neu eingeführten Revolverdrehbänke, Universaldrehbänke zur Herstellung einer geringen Anzahl verschiedenartigster Drehstücke, sowie endlich die neuesten Automaticdrehbänke zur Massenerzeugung von in ihrer Form ganz gleichen oder nur in den einzelnen Abmessungen ein und derselben Form voneinander abweichenden Drehartikeln (Schrauben, Bolzen, Hülsen, Stiften u.s.w.).

Für den Eisenbahndienst im besonderen kommen neben diesen D. jene Spezialdrehbänke in Betracht, die zur Anarbeitung der nur den Fahrbetriebsmitteln eigentümlichen Konstruktionsteile dienen, die also nicht für anderweitige Verwendung bestimmt sind. Diese weisen vielfach eine mehr oder minder veränderte Form und Einrichtung auf, die sich dem betreffenden Konstruktionsteil des Fahrzeuges und dessen besonderer Bearbeitungsweise anpaßt und die billigste Erzeugung oder Bearbeitung desselben als Massenartikel bei vollster wirtschaftlicher Ausnutzung der Maschine gestattet.

Vor Beschreibung solcher einzelner Bauarten sei jedoch auf die hohe Ausbildung moderner D. überhaupt hingewiesen, deren Bau durch die Einführung des Schnelldrehstahles, durch die Verwendung hochwertigen Materiales, durch Normalisierung oft vorkommender Maschinenteile, rationelle Arbeitsteilung und möglichsten Ersatz der Bolzenschmiedearbeit durch Dreharbeit ganz wesentlich beeinflußt wird.

Es entspricht dem modernen Arbeitsprinzip durchaus nicht, alle Dreharbeiten vom Schroppen bis zum Fertigdrehen und Gewindeschneiden auf einer einzigen Drehbank auszuführen, vielmehr sind diese Arbeiten auf mehrere Maschinen, die dem betreffenden Sonderzwecke entsprechend gebaut sind, zu verteilen.

Die Drehstücke werden daher auf der Schroppbank mittels Schnelldrehstählen abgeschroppt, auf der Schnelldrehbank fertiggedreht und mit Gewinden versehen, oder unmittelbar auf der Rundschleifmaschine mit hoher Genauigkeit fertiggeschliffen. Die Verwendung von Schnelldrehstählen gestattet in vielen Fällen eine so starke Spanabnahme, daß es sogar vorteilhafter ist, die Drehstücke direkt von der Stange abzuschroppen, als sie erst teuer vorzuschmieden.

Wesentliche Ersparnisse und eine hohe Steigerung der gesamten Leistungsfähigkeit moderner Werkstätten sind auch durch die Einführung des elektrischen Einzelantriebes möglich geworden. Die Ersparnisse sind wegen des hohen Leerlaufverbrauches der Transmissionen und der Vorgelege, sowie durch das Wegfallen der Riemen und der Wartung der Lager sehr bedeutend. Weiters verbrauchen die Motoren nur so viel Energie, als es der jeweiligen Belastung der Maschine entspricht. Die größere Leistungsfähigkeit liegt in der sofortigen Betriebsbereitschaft, in der leicht erzielbaren freien Übersichtlichkeit des Raumes über den Maschinen und in der Möglichkeit schneller Bedienung mit einem Laufkran. Dabei bildet der elektrische Einzelantrieb mit der Maschine ein organisches Ganzes. Dieser Antrieb erfolgt entweder durch einen normalen Motor mittels Regulierung der Spindelgeschwindigkeit durch Umlegen der Hebel des Stufenräderwerkes, oder durch einen Reguliermotor. In letzterem Falle wird der Regulierwiderstand des Motors vom Supporte oder dem Standorte des Arbeiters aus betätigt. Bei großen D. genügt die mechanische Fernsteuerung des Regulierwiderstandes durch Wellen und Hebel vom Standorte des Arbeiters aus nicht, und wird diese in neuester Zeit mit Hilfe elektrischer Energie durch Druckknopfsteuerungen durchgeführt.


Die Reguliermotoren sind in hervorragendem Maße zum Antriebe der D. geeignet, weil die Zahl der Kontakte des Regulierwiderstandes einen großen Spielraum hinsichtlich der Änderung der Spindelgeschwindigkeiten gestattet, der durch die Anzahl der Räderübersetzungen noch vergrößert wird.


Im folgenden sollen jene D. näher besprochen werden, die als Sonderheit des Eisenbahndienstes gelten können. Als solche kommen in Betracht:

1. Achsendrehbänke und Achsenregulierbänke (Stummelregulierbänke, Kurbelzapfenreguliervorrichtungen, Kurbelachsendrehbänke);

2. Tyresdrehbänke u. zw:

a) Plandrehbänke,[402]

b) Bandagendrehbänke;

3. Räderdrehbänke;

4. Kolbendreh- und Schleifbänke;

5. Stehbolzendrehbänke, D. für Deckenanker und für andere Massenartikel.

Zu 1. Achsendrehbänke dienen zum Drehen von geraden Lokomotiv-, Tender- und Wagenachsen, sei es zum Vorschroppen der rohen Achsprügel oder zum gleichzeitigen Fertigdrehen derselben an beiden Radsitzen und Laufstellen. Zufolge der gegenwärtig fast ausschließlichen Verwendung von Schnelldrehstahl, sind insbesondere die Vorschroppbänke sehr stark gebaute Supportdrehbänke einfachster Bauart. Die Bänke zum Fertigdrehen (s. Taf. VIII, Abb. 1) erhalten häufig einen Spindelstock in der Mitte des kräftig gebauten Bettes mit hohler Spindel, die von einem seitlich oder am Bettende angebrachten Vorgelege oder Elektromotor aus angetrieben wird. Einer der beiden Reitstöcke ist häufig seitlich verschiebbar, um das Einbringen der Achse in die hohle Spindel zu erleichtern. Die beiden Supporte sind entweder mittels Leitspindel oder durch Schaltwerk in der Längsrichtung des Bettes selbsttätig verschiebbar. Da ein Achsenersatz nur in großen Eisenbahnwerkstätten zu Massenleistungen zählt und die Achsenbearbeitung im einzelnen auch auf normal gebauten, starken Supportdrehbänken vorgenommen werden kann, lohnen sich besondere Achsendrehbänke nur in großen Eisenbahnwerkstätten und in Fabriken für Neuerzeugung von Räderpaaren.

Zum Regulieren der Achsstummel von Wagen, Tender- und Lokomotivlaufachsen mit Außenlagern werden vorteilhaft eigene Stummelregulierdrehbänke angewendet. Sie kennzeichnen sich durch ein sehr niederes Bett und durch das Fehlen des Spindelstockes, da der Antrieb des zwischen zwei Reitstöcken festgeklemmten Räderpaares gewöhnlich durch Riementrieb auf eines der beiden Räder unmittelbar oder auf einen auf der Radachse befestigten Holzkonus erfolgt. Auf den konsolartigen Verbreiterungen der Reitstöcke sitzen Handsupporte, die zum Nachdrehen, Regulieren oder auch Schleifen der Lagerhälse dienen.

Diese in früheren Zeiten sehr einfachen Bänke werden in dem Maße komplizierter, als das Regulieren der Hälse statt durch Dreharbeit mittels rotierender Schmirgelscheiben erfolgt, da sie in diesem Falle auch großer Vorgelege bedürfen. Zweckmäßig wird zu diesen D. ein Geleise derart geführt, daß das Räderpaar zwischen die Körnerspitzen direkt zugerollt werden kann, ohne es besonders heben müssen.

Die Bearbeitung der Stummel von Räderpaaren mit Innenlagern erfolgt entweder auf Räderdrehbänken, die in diesem Falle auf raschen Lauf eingerichtet sein müssen, oder auf universell ausgestalteten Stummelregulierbänken (s. Taf. VIII, Abb. 2). Werden die letzteren außerdem noch zum Nachschleifen der Innen- und Außenlager eingerichtet, so entstehen kostspielige Maschinenformen, deren Beschaffung sich nur für große Werkstätten immerhin noch lohnt, da sie die Räderdrehbänke von der Arbeit des Stummelregulierens entlasten.

In die Kategorie der Regulierbänke fallen auch die Kurbel- und Kuppelzapfenreguliervorrichtungen, sowie auch die Maschinen zur Bearbeitung und zum Nachregulieren der Hälse gekröpfter Kurbelachsen; bei allen diesen zum Teil außerordentlich vielteiligen und teueren Bearbeitungsmaschinen bewegt sich das Arbeitswerkzeug um den Zapfen, bzw. Lagerhals und dieser steht entweder still (bei Nachdrehen desselben) oder er rotiert ebenfalls, jedoch mit einer geringeren Geschwindigkeit als das ihn bearbeitende Schleifwerkzeug (Nachschleifen).

Zu 2. Tyresdrehbänke (auch Bandagendrehbänke, Radreifendrehbänke oder -drehwerke) dienen zum Bearbeiten des genauen Innenprofils der aus dem Bandagenwalzwerk gelieferten roh profilierten Radreifen. In dem Maße, als das Bestreben vorherrscht, diese Bearbeitung nicht etappenweise vorzunehmen, sondern in einem Zuge zum fertigen Endprofil durchführen zu lassen, verlieren diese Maschinen ihre ursprüngliche Einfachheit und erreichen derzeit in den großen horizontalen Bandagendreh- und -bohrwerken ihre vollendetste Form.

Die für das Ausbohren der Radreifen, das Ausbohren und Abdrehen der Radsterne u. dgl. verwendeten Tyresdrehbänke weichen in ihrer Form von der Bauart gewöhnlicher Plandrehbänke einigermaßen ab. Der Spindelstock erhält eine, auch bei den nachfolgend beschriebenen Räderdrehbänken abgeänderte Form, die Planscheibe einen Zahnkranz mit innerer und äußerer Verzahnung für zwei Geschwindigkeiten; parallel zur Planscheibe ist eine verstellbare Querwange montiert, auf der zwei mit einem Kettenschaltwerk versehene selbsttätige Supporte angebracht sind, die gleichzeitig angreifen.

Sollen auf dieser Bank auch gewöhnliche Dreharbeiten an anderen Arbeitsstücken verrichtet werden, so wird sie zur Plan- und Spitzendrehbank ausgebildet. Diese ist ein Verbindungsglied zwischen Supportdrehbank und Plandrehbank. Sie ist mit allen Einrichtungen der ersteren ausgestattet und bietet, wenn auch[403] in beschränktem Maße, die Vorzüge einer Plandrehbank.


Spindelstock und Wange sind auf einer gemeinsamen Grundplatte montiert; auf der Wange befinden sich Support und Reitstock. Die Grundplatte bietet auf einer Verbreiterung an der Vorderseite Raum für das Aufstellen eines Supportständers mit besonderem Support, der zum Abdrehen größerer Gegenstände bestimmt ist, die bei zurückgeschobener Wange zwischen dieser und dem Spindelstocke rotieren und entweder an der Planscheibe befestigt oder, über einen Dorn gesteckt, zwischen den Spitzen des Spindelstocks und des Reitstocks gehalten sind. Die Verschiebung der Wange wird teils von Hand, teils selbsttätig bewirkt; der Support wird gewöhnlich als Kreuzsupport ausgeführt, dessen Verschiebungen entweder selbsttätig oder durch eine an der Vorderseite der Wange angebrachte Leitspindel erfolgen. Die Anordnung der Wechselräder unterscheidet sich nur wenig von jener an gewöhnlichen Supporträdern.


Die Horizontalplandrehbänke (Drehwerke) sind von Amerika aus nach Europa gelangt und stehen jetzt in vielfachen Ausführungsformen in Verwendung.


Eine neuere Ausführung eines solchen Drehwerkes (s. Taf. VIII, Abb. 3a u. 3b) der Firma »Vulkan«, Maschinenfabrik A. G., Wien, das für die Verwendung von Schnellschnittstahl eingerichtet und mit 3 Supporten zur Bearbeitung von Radreifen bis 1500 mm innerem Durchmesser geeignet ist, besteht aus einem geschlossenen Hohlgußkörper als Bett, mit dem die Ständer und Antriebsteile verschraubt sind. Die Gleitbahn der Planscheibe ist von größtmöglichem Durchmesser und hat V-förmigen Querschnitt. Für die selbsttätige Schmierung der Bahn sind im Bette Ölbehälter mit Schmierrollen angeordnet.

Die Planscheibe ist mit T-förmigen Aufspannschlitzen versehen. Außer auf der Gleitbahn ist sie noch mittels Spindel von großem Durchmesser im Bett gelagert und mit 4 Universalspannbacken ausgerüstet.

Die Änderung der Tischgeschwindigkeiten geschieht mittels eines Räderkastens, der durch Riemenscheibe angetrieben wird und für 8 verschiedene Umdrehungsgeschwindigkeiten der Planscheibe eingerichtet ist. Vom Räderkasten erfolgt der Übertrieb durch Kegelräder auf eine vertikale Welle mit dem Zahnkranzgetriebe. Der Zahnkranz der Planscheibe hat Außenverzahnung von verhältnismäßig kleiner Teilung und großer Breite und ist mit seinem Getriebe unterhalb der Planscheibe ganz verschalt. Der Räderkasten ist hinter der Planscheibe befestigt und hat 4 verschiebbare Stufenräderpaare sowie 2 verschiedene Zahnradübersetzungen, so daß die Planscheibe 8 verschiedene Umdrehungsgeschwindigkeiten erhalten kann.

Das Schalten der Geschwindigkeiten am Räderkasten erfolgt mittels zweier Hebel, die untereinander blockiert sind, so daß zwei verschiedene Räderstufen nicht gleichzeitig eingeschaltet werden können. Von den beiden außerdem im Räderkasten vorhandenen Zahnradübersetzungen ist die eine für die niedrigen, die zweite für die höheren Touren der Planscheibe bestimmt. Das Umschalten erfolgt vom Arbeiterstand aus mittels Handrades, jenes der Zahnradübersetzung für die hohen Geschwindigkeiten mittels Friktionskupplung, und für die niedrigen Tourenzahlen durch Zahnkupplung.

Die Quertraverse ist mit den Ständern fest verschraubt. Die Supporte erhalten eine voneinander unabhängige Steuerung, die je von einem Räderkasten abgeleitet wird, der seitlich an den Ständern befestigt ist.

Der vertikale und horizontale Vorschub der Supporte erfolgt selbsttätig in vier verschiedenen Größen, und zwar nach beiden Richtungen; die Vorschubrichtung ist reversierbar. In Arbeitsstellung werden die Supporte auf der Traverse festgeklemmt; einer der Supporte kann bis in die Mitte der Planscheibe geschoben werden.

Die Werkzeugstöße sind ausbalanziert und ist der rechte Werkzeugstoß auf der Brustplatte für Konischdrehen neigbar. Der Vorschub erfolgt mittels Schneckenradübersetzung und Zahnstangentriebes. Nach Entkuppeln des Schneckentriebes können die Werkzeugstöße von Hand aus in vertikaler Richtung rasch verschoben werden.

Der Messerhalter des linken Supportes ist auch zur Verwendung eines horizontalen Messers, der rechte zur Aufnahme einer Bohrstange in zweckentsprechender Weise eingerichtet.

Der Seitensupport ist ausbalanziert und auf dem Ständer maschinell oder von Hand vertikal verschiebbar. Die horizontale Verschiebung desselben geschieht nur von Hand aus. Die selbsttätige Vertikalsteuerung gestattet vier verschiedene Größen, die Vorschubrichtung ist reversierbar, die selbsttätige Steuerung erfolgt vom Räderkasten des Traversensupportes.

Sämtliche Handräder, die zur Betätigung der Supporte und Antriebsteile dienen, sind im Bereiche des Arbeiterstandes, so daß die Bedienung der Maschine handlich wird.

Eines der modernsten Bandagendreh- und -bohrwerke (Ausführung der Kalker Werkzeugmaschinenfabrik Breuer, Schumacher & Co., A. G.), mit unmittelbarem elektrischen Antrieb durch einen 15 P.S.-Motor, ist in Taf. VIII, Abb. 4a u. 4b dargestellt, dasselbe vermag innerhalb einer 10stündigen Arbeitszeit 18 bis 20 normale Waggonbandagen fertigzustellen, gegenüber einer Leistungsfähigkeit von nur 1 bis 2 Radreifen einer gewöhnlichen Plandrehbank und einer solchen von 6 bis 8 des vorbeschriebenen Tyresdrehwerkes.

Mit Rücksicht auf den Zweck der Bank, einen ringförmigen Körper auszubohren, sind hier die erforderlichen Werkzeugsupporte derart innerhalb eines Ringes angeordnet, daß bei dem Auf- und Abspannen ein Entfernen der Supporte nicht nötig ist. Ferner war bei der Wahl dieser Anordnung maßgebend, eine möglichst gedrungene Form der Supporte zu erreichen, die die Abnahme stärkster Spanquerschnitte gestattet, ohne daß die Sauberkeit der Arbeit und die Lebensdauer der Bank in Frage gestellt wäre.

Diese Bank besteht im wesentlichen aus einem in Hohlguß ausgeführten Untersatze, in dessen ringförmiger Bahn eine mit 3 zentrisch spannenden Klauen versehene Planscheibe läuft, für die 2 Tourenzahlen vorgesehen sind. Die Planscheibe dient zur Aufnahme der Bandage und erhält durch eine, den mittleren Zapfen des Untersatzes umfassende, nachstellbare konische Büchse noch eine weitere zentrische Führung. Auf diesem mittleren Zapfen des Gestelles ist der feststehende Supportständer in verläßlicher Weise befestigt; dieser Ständer ist U-förmig gestaltet und oben durch einen Deckel verschlossen. An zwei gegenüberliegenden Vertikalprismen sind die Supporte angeordnet. Der eine der Supporte dient zum Einstechen der Sprengringnute, während der andere die eigentliche Bohrung herstellt, sowie den Anschlag dreht.[404]

Die Bewegung beider Supporte erfolgt getrennt voneinander durch Wechselräder, Schnecke und Schneckenrad. Der Einstechsupport ist durch einstellbare Anschläge ausrückbar.

Der Antrieb folgt vom Motor aus durch Stirnrädervorgelege und konischen Zahnkranz auf die Planscheibe. Eine vom Antriebe aus betätigte Pumpe sorgt für reichliches Kühlwasser. Planscheibe und Untersatz sind derart ausgebildet, daß Späne und Kühlwasser in eine um das Gestell herumlaufende Grube gelangen und von dort leicht entfernt werden können.

Alle Teile sind hohen Beanspruchungen entsprechend kräftig und derart bemessen, daß nur ein normaler Verschleiß stattfinden kann. Die Räder sind sämtlich aus Stahl, die Wellen laufen in Bronzelagern.


Zu 3. Räderdrehbänke gehören zu den wichtigsten Einrichtungsstücken einer Eisenbahnwerkstätte. Ihre Verwendung erstreckt sich nicht nur auf das Abdrehen der aufgezogenen Radsterne, sondern auch auf das Abdrehen von neuen und abgelaufenen Radreifen, auf das Ausbohren der Radsterne und der Radreifen, sowie auch auf das Regulieren der Achsen an den Lagerstellen, soferne hierzu nicht besondere Maschinen vorhanden sind.

Die gebräuchlichste Bauart dieser D. besteht aus einem schweren, niederen Bette mit 2 Spindelstöcken von gleicher Spitzenhöhe, von denen der linkseitige zumeist den Antrieb trägt, daher unverrückbar auf dem Bette verbleibt, während der rechtseitige auf dem Bett mittels Zahnstangengetriebes verschiebbar ist. Die beiden Spindeln sind hohl und enthalten einen Körnerstoß, der mit Spindel und Handrad verstellt werden kann. Der Antrieb der beiden Zahnkranzplanscheiben erfolgt durch eine im Bett versenkte Bodenwelle.

Die beiden Kreuzsupporte sind von besonders starker Bauart und erhalten ein in der Horizontalebene geteiltes Kreuzstück, das entsprechend der geneigten Lauffläche der Radreifen eine geringe Verdrehung des Supportdrehteiles zuläßt, während die Stellung des Supportoberteiles senkrecht zur Achse der Maschine bleibt und das Paralleldrehen der Seitenflächen gestattet.


Eine Wagen- und Tenderräderdrehbank neuester Form ist auf der Taf. VIII, Abb. 5, dargestellt. Die Stufenrädergetriebe sind., ganz aus Stahl, vollständig eingekapselt in einem Ölbad laufend, die Hohlspindel hat zylindrische Lagerung in nachstellbaren Weißmetallagern, die Zahnkranzplanscheibe Innenverzahnung; der Antrieb derselben erfolgt durch die Bodenwelle und eine Räderübersetzung. In ganz gleicher Art ist der Reitstock ausgeführt. Die Bank ist mit Doppelschablonensupporten ausgestattet. Die Schaltung mittels Stufenrädergetriebes erlaubt eine höhere Leistung der Bank durch größeren Vorschub, größere Schnittgeschwindigkeit, gefahrloses und schnelles Wechseln der Vorschübe durch einfaches Hebelumlegen bei langsamem Laufe oder Stillstand der Maschine. Besondere Einstelltafeln für die Schnittgeschwindigkeiten, Vorschübe und Hebelstellungen ermöglichen die richtige Einstellung sowie eine leichte Prüfung; ein irrtümliches Einstellen der Hebel ist durch gegenseitige Verriegelung unmöglich.


Um die Leistungsfähigkeit der Räderdrehbänke zu erhöhen, werden diese vielfach auch mit vier Supporten ausgestattet, von denen zwei zum Abdrehen der Außenflächen, die gegenüberstehenden zwei zum Drehen der Seitenflächen der Radsterne und Radreifen dienen. Aus dem gleichen Grunde wurden bereits frühzeitig Vorrichtungen angewendet, um die Laufflächen der Radreifen nach Schablonen selbsttätig zu bearbeiten.

So war es bei den besonders kräftig gebauten Räderdrehbänken System Ehrhardt möglich, durch die Anwendung eigentümlicher Werkzeuge die Lauffläche und den Spurkranz neuer Radreifen in voller Breite zu bearbeiten; das Überdrehen der Radreifen erfolgte zuerst mit einem Messersatz, der eine Reihe rillenförmiger Eindrehungen hervorbrachte, sodann aber mit breiten Fassonmessern, die die erhabenen Stellen beseitigten und dann das Schlichten der gesamten Fläche bewirkten.

In gleich vorteilhafter Weise fanden für das Abdrehen von neuen und abgelaufenen Radreifen die Räderdrehbänke System Suchanek Verwendung, die ebenfalls mit vier Supporten gleichzeitig arbeiteten. Die Supporte zur Bearbeitung der Lauffläche waren mit einer dem Radreifenprofil entsprechenden Doppelschablone versehen, von der der Supportoberteil geführt wurde.

Die Nachteile dieser älteren Schablonensupporte lagen bei den eine große gleitende Reibung aufweisenden Ausführungen darin, daß diese Schablonen sehr rasch abgenützt und daher für eine genaue Arbeit unverläßlich waren, außerdem bei alten, hartgebremsten Radreifen oft versagten. In neuerer Zeit sind diese Schablonensupporte wesentlich verbessert worden, insbesondere durch Änderung der gleitenden Reibung der Kopierorgane in rollende sowie durch Anordnung von zwei Messern auf jedem der 4 Supporte, wovon das eine Messer die Lauffläche, das andere den Spurkranz bearbeitet, dann durch Ausbildung zweier Supporte zu sogenannten Hilfssupporten oder Gegensupporten. Dabei werden von den letzteren entweder die Seitenflächen der Radreifen bearbeitet, soferne hierzu nicht schon die Schablonensupporte eingerichtet wären oder es dienen diese Hilfssupporte zum Vorschroppen der Radreifen und die Schablonensupporte bloß zum Fertigdrehen (siehe Abb. 249).

Hierdurch wurde auch die Fertigbearbeitung alter, harter Radreifen durch Schablonen ermöglicht und nicht nur an Bedienungsmannschaft gespart,[405] sondern auch eine ganz wesentliche Erhöhung der Leistungsfähigkeit alter Räderdrehbänke erzielt. Vielfach wurde dieses bloß durch den verhältnismäßig billigen Austausch der Supporte unter Belassung der alten Bank erreicht.

Zu den wichtigsten Bauarten von Schablonensupporten zählen u.a.: Schuberthsupporte (Firma Donauwerk Ernst Krause, Wien), Schablonensupporte Patent Klehe-Müller (Firma Vulkan, Wien), Doppelschablonensupporte (Firma Zbirower Eisenwerke Holoubkau, Böhmen), neue Schablonensupporte (Firma Dania u. Co., Wien) u.s.w.

Zur Erklärung der Wirkungsweise eines Schablonensupportes sei der Schablonendoppelsupport »System Schuberth« (Abb. 250 ac) näher beschrieben:


Durch die Betätigung eines Kettenschaltwerkes 20 werden die stählerne Schneckenwelle 1 (Abb. 250 b) und damit auch das Bronzeschneckenrad 2 sowie die in einer Bronzebüchse gelagerte stählerne Vertikalwelle 3 (Abb. 250 a) langsam in Drehung versetzt. Das mit der Vertikalwelle 3 in einem Stück ausgeführte Zahnrad 5 (Abb. 250 a und 250 c) verschiebt in der Führungsnute der aus hartem Spezialstahl erzeugten Schablone 6 (Abb. 250 a und 250 c) den auswechselbaren Gußstahlzapfen 4, bewegt hierbei auch die beiden Kreuzschieber 7 und 8 und durch letztere nach gleicher Kurve wie den Zapfen 4 das Dreh werk 9. Da das Zahnrad 5 immer in der Drehstahlbewegungsrichtung arbeitet, so nimmt dasselbe den ganzen durch die Steuerbewegung entstehenden Messerdruck auf und der Führungszapfen 4 hat nur die präzise Bewegung der beiden Kreuzschieber 7 und 8 zu sichern.

Der ganze Bewegungsmechanismus liegt staubsicher geschützt und läuft in Öl; frei liegt nur das wenig empfindliche Schaltwerk 20. Soweit der Hohlraum für die Schablone im Schieber 15 nicht bereits durch die Schieber 7 überdeckt gehalten wird, überdecken diesen besondere Stahlplatten 16.

Da durch die Anordnung des ganzen Bewegungsmechanismus zentral zwischen den Führungsprismen das »Ecken« der Supportschieber vermieden wird und die Hauptteile des Supports nur die beiden Kreuzschieber 7 und 8, Vertikalwelle 3, Zapfen 4, Schablone 6 sind, bedarf dieser Support nur selten einer Justierung.[406]

Zur Verhütung von Bruch durch Unaufmerksamkeit des Arbeiters dient die Gabel 17 (Abb. 250 b), die die Muffe 12 b selbsttätig auslöst und damit das Kettenschaltwerk außer Wirkung setzt, wenn der Spurkranz fertig überdreht ist.

Sollen mit Hilfe dieser Supporte auch die Seitenflächen neuer Reifen selbsttätig überdreht werden, so braucht man nur die Muffe 12 zu lösen und die Zahnräder 13 und 14 (Abb. 250 b) miteinander in Eingriff zu bringen.


Von besonderer Wichtigkeit für die Räderdreharbeit sowie für die Zeit, die zum Einspannen der Räderpaare in die D. benötigt wird, bleibt auch die Art des Einspannens selbst. Infolgedessen ist man von der ursprünglichen Art des Mitnehmens mittels lediglich an die Speichen anschlagender Stifte in neuerer Zeit vielfach abgekommen und hat sowohl elektrische als auch elektrisch – hydraulische Einspannvorrichtungen zum raschen Vorschub der Körnerspitzen ersonnen. Eine einfache und solide Einspannvorrichtung ist nachstehend beschrieben.


Bei dieser Vorrichtung (Taf. VIII, Abb. 6) erfolgt das Einspannen und Mitnehmen durch je einen Hohlzylinder, der auf einem zylindrischen, an der Planscheibe festgeschraubten Mitnehmerkörper drehbar und mit Bezug auf diesen achsial verschiebbar angeordnet ist. Diese Anordnung gewährleistet eine spannungslose, jedoch sehr feste und zentrische Mitnahme, die die Radsätze am seitlichen Schwanken verhindert; hiedurch ist ein sehr ruhiges und genaues Abdrehen selbst bei höchster Schnittgeschwindigkeit und größtem Vorschub gesichert, da die Stützung und Mitnahme des abzudrehenden Rades in der Nähe der Schnittstelle erfolgt.

An der Planscheibe a ist ein zylindrischer Mitnehmerkörper b festgeschraubt, der mit einer umlaufenden Ringnut c oder mit Teilen einer solchen versehen ist. Auf diesem Körper ist der Mitnehmerzylinder d, der das abzudrehende Rad festhält, drehbar und achsial verschiebbar aufgesetzt. Die Verdrehbarkeit hat den Zweck, die Spannschrauben f, die das Rad festzuhalten haben, bei Speichenrädern zwischen die Speichen drehen, bei Scheibenrädern aber vor die in der Radscheibe hierfür vorgesehenen Löcher bringen zu können. Die achsiale Verschiebbarkeit ermöglicht das Einstellen des Radkranzes gegen den Drehstahl.

Um diese Bewegung leicht auszuführen, sind in die Ringnut c oder in die Ringnutteile Schrauben g verschiebbar eingesetzt, an denen der Mitnehmerzylinder d mittels zur Drehachse paralleler Langschlitze h Führung hat und daher achsial verschoben werden kann, wenn die Muttern der Schrauben g gelüftet sind. Letztere können dann auch in der Ringnut c verschoben werden, falls der Mitnehmerzylinder an den Mitnehmerkörper b verdreht werden soll.


Zu 4. Die Spezial-Kolbendreh- und -schleifbänke dienen dazu, die Schieberund Kolbenstangen der Lokomotiven mit aufgezogenem Kolben zu überdrehen und zu überschleifen, sowie die Kolben außen zu überdrehen. Weiters können die Enden der Schieber-, bzw. Kolbenstangen und deren Konusse überdreht werden, ohne die erwähnten Maschinenteile auf der D. umspannen zu müssen. Spitzenhöhe, größte Spitzenentfernung, Kröpfungstiefe und -breite sind derart bemessen, daß die längsten Kolbenstangen und -körper noch bearbeitet und in den zugehörigen Kreuzkopf eingepaßt werden können, ohne daß der Reitstock abgenommen werden muß. Rechts und links von der Kröpfung befindet sich je ein Schlitten mit drehbarem Kreuzsupport und gegenüberliegender, vom Deckenvorgelege oder einem einzelnen elektrischen Motor betriebener Schleifspindel. Die selbsttätige Schaltung beider Schlitten ist unabhängig voneinander und erfolgt durch stellbare Anschläge, die mittels verschiebbarer Schienen die an den beiden Bettenden gelegenen Umkehrvorrichtungen betätigen. Die Supporte sind von Hand mittels Zahnstange schnell verstellbar und durch Wechselräder selbsttätig zum Egalisieren und Gewindeschneiden eingerichtet. Das Konusdrehen erfolgt durch entsprechende Verstellung des Supportoberteiles von Hand. Vor der Kröpfung auf dem Mittelfuß vorgebaut, befindet sich ein Kreuzsupport zum Überdrehen der Außenflächen der Kolben. Die automatischen rechts- und linksgehenden Vorschübe dieses Supportes werden von der Innenwelle abgeleitet.

Der Antrieb erfolgt entweder von einem Deckenvorgelege durch den am linken Kastenfuß befindlichen Stufenkonus auf ein doppeltes ein- und ausrückbares Rädervorgelege oder von einem Elektromotor aus.

Zur Kühlung beim Schleifen ist die Maschine mit einer Wasserpumpe ausgerüstet. Die Kühlflüssigkeit gelangt durch das Bettinnere in den Mittelfuß und zirkuliert von da aus wieder zu den Werkzeugen.

Zu 5. Stehbolzendrehbänke, Spezialdrehbänke zur Erzeugung von Ankerschrauben, Deckenschrauben, Schraubenkuppelbestandteilen u.s.w. sind jeweilig der Form dieser Massenartikel angepaßt und gestatten durch Ausbildung als D. mit Revolverkopf die Herstellung des betreffenden Artikels von der rohen Stange aus, die in die hohle Spindel des Spindelstockes eingeführt wird, bis zum fertigen Enderzeugnis, das sodann von der Stange abgestochen wird. Je nach der Form des Arbeitsstückes erhält der Revolverkopf eine entsprechende Anzahl von Einzelmessern, die von Hand aus ein für allemal zur Bearbeitung des gleichen Stückes eingestellt werden, und der Reihe nach in Verwendung treten.

Die in anderen Maschinenindustrien eingeführten besonderen Dreh Werkzeuge, Drehmesser, die in den modernen Formen auch[407] in den Eisenbahnwerkstätten in verschiedenster Ausführung als gewöhnliche Handstähle, als Weicheisenstäbe mit aufgeschweißten oder aufgelöteten Stahlspitzen, als kurze Stahlstücke in Spezialmesserhaltern gefaßt, oder als ebene Scheibenmesser oder als Spezialmesser mit schraubenförmiger Windung in Verwendung stehen, bedürfen hier keiner besonderen Beschreibung.

Die in der Maschinenindustrie fast ausschließlich erfolgende Verwendung von Schnelldrehstahl ergibt die Möglichkeit der Steigerung der Schnittgeschwindigkeit auf 20–60 m in der Minute, da der Schnelldrehstahl hohe Temperaturen (bis 700° C) anstandslos ohne Abnützung der Schneide verträgt (gegenüber guten gewöhnlichen Stählen, die schon bei 150° weich werden und eine Schnittgeschwindigkeit über 8–10 m nicht mehr vertragen).

Als die wirtschaftlichsten Schnittgeschwindigkeiten in m per Minute ergeben sich:


beim Drehen mit gutem gewöhnlichem Stahl:


für Gußeisen 6–10 m
für Flußeisen10–13 m
für Werkzeugstahl 7– 9 m
für Bronze, Rotguß13–19 m

beim Drehen mit Schnelldrehstahl:


für Gußeisen15–20 m
für Flußeisen20–30 m
für Werkzeugstahl15–25 m
für Bronze, Rotguß20–40 m

als Vorschübe für das Schroppen können gelten:


kleinste größte
VorschübeVorschübe
für leichte Arbeiten 0∙05bis 0∙5 mm
für mittlere Arbeiten 0∙20bis 1∙8 mm
für schwere Arbeiten 0∙50bis 3–4 mm

Derzeit werden mit Schnelldrehstahl Drehspanleistungen von 250–400 kg per Stunde erreicht.

Über den Kraftbedarf der D. in P.S. gibt folgende Tabelle Aufschluß:


Drehbänke

Kramář.

Abb. 249.
Abb. 249.
Abb. 250 a.
Abb. 250 a.
Abb. 250 b.
Abb. 250 b.
Abb. 250 c.
Abb. 250 c.
Tafel VIII.
Tafel VIII.
Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 3. Berlin, Wien 1912, S. 402-408.
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