[340] Engerth, Wilhelm Freiherr von, geboren zu Pleß in Preußisch-Schlesien am 26. Mai 1814, gestorben zu Leesdorf bei Baden am 4. September 1884. E. ging nach Absolvierung der Realschule nach Wien, um hier technischen Studien zu obliegen und sich der Architektur zu widmen. Nachdem er schon mehrere Bauten ausgeführt hatte, wandte er sich dem Maschinenwesen zu, weshalb er nochmals an das Wiener Polytechnikum zurückkehrte, um seine Studien fortzusetzen. 1840 erhielt er die Stelle eines Assistenten an der Lehrkanzel für Mechanik dieser Anstalt und 1843 war E. schon zum Professor der Maschinenlehre am Joanneum in Graz ernannt. Er trat später in die Abteilung für Eisenbahnbetriebsmechanik des Ministeriums für Handel und Gewerbe ein. In dieser Stellung arbeitete er (1853) unter Mitwirkung von Fischer v. Rößlerstamm und Pius Fink die grundsätzlichen Entwürfe für das seinen Namen tragende Lokomotiv-System aus, das insbesondere in Österreich auf dem Semmering, später in Frankreich und in der Schweiz große Verbreitung fand (s. Lokomotive).
Einige Jahre später wurde er zum Zentraldirektor für den technischen Dienst bei der österreichischen Staatseisenbahngesellschaft in Wien ernannt und dann zum Generaldirektorstellvertreter befördert. Im Jahre 1874 wurde E. in das österreichische Herrenhaus berufen, nachdem er vorher zum Hofrat ernannt und in den Freiherrnstand erhoben worden war.
E. behielt als Beirat des Verwaltungsrats der Staatseisenbahngesellschaft auch nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienste noch immer einen nicht unbedeutenden Einfluß auf die Verwaltung der Staatseisenbahngesellschaft.
Auch auf dem Gebiet der Literatur war E. sehr tätig, er schrieb viele und schätzenswerte Abhandlungen in Fachblättern, so z.B. über die Konstruktion der Gebirgslokomotive, über Eisenbahnwagenachsen, über die Probefahrten auf der Semmeringbahn, über Kesselprobegesetze und Patentschutz, über die Arlbergbahn u.s.w.
Gölsdorf.