Erztransportwagen

[405] Erztransportwagen, offene Güterwagen, die hauptsächlich zur Verführung von Eisenerzen dienen (siehe auch Selbstentladewagen).

Die E. werden zumeist zweiachsig für eine Tragfähigkeit von 15 bis 20 t und entsprechend dem hohen Gewicht der Erze mit einem Fassungsraum von 10 bis 15 m3 ausgeführt. (Eisenerze [Spateisenstein] wiegen in rohem Zustand im Mittel 1600 kg f. d. m3 und in geröstetem Zustand ungefähr 1350 kg. Die Verfrachtung in geröstetem Zustand hat den Nachteil, daß die Erze mehr zerstäuben.)

Das Untergestell der E. wird ausschließlich aus Formeisen, der Kasten teils mit eisernem Gerippe und Holzverschalung, teils ganz aus Eisen hergestellt.

Um eine rasche Entleerung der E. zu ermöglichen, erhalten diese einen trichterförmigen Kasten (Trichterwagen) mit Bodenklappen, oder einen prismatischen Kasten mit Stirnwandklappen und Seitenwandtüren.

Erstere Bauart (in Amerika als hopper car bezeichnet) wird gewählt, wenn an der Abladestelle (bei Hochöfen u. dgl.) hierzu eingerichtete Füllkasten, letztere, wenn an der Entladungsstelle längs der Abladegleise Kipp- oder Rutschbühnen vorhanden sind.


Die Füllvorrichtungen, in die das Ladegut durch die am Fahrbetriebsmittel vorgesehenen Bodenklappen eingebracht wird, bestehen aus einer Hochbahn (mit ein oder zwei Gleisen), bei der der Teil zwischen den Schienen offen ist. Unterhalb der Hochbahn liegt der Füllkasten, ein Raum, dessen Boden sattelartig geformt und der beiderseits durch die Füllkastenwände abgeschlossen ist.

In diesen Wänden sind in entsprechenden Entfernungen mittels Schieber verschließbare Öffnungen angebracht, vor denen sich Schüttrinnen aus Eisen oder Holz befinden.


Nach Öffnen der Bodenklappen des auf die Hochbahn gestellten E. fällt das Erz zwischen den Gleisen in die Füllkasten und gleitet von[405] diesen nach dem Aufziehen der Schieber in kleine Rollwagen (Hunde), mittels welcher das Erz zu den Hochöfen geführt wird. Bei Verwendung von Kippbühnen werden die E. stirnseitig entladen, indem Bühne und Wagen zusammen in eine entsprechend geneigte Lage gebracht werden; diese Art wird häufig zur Verladung des Erzes in Schiffe verwendet.

Der Vorgang des Entladens von E. durch Seitenwandtüren auf seitliche, längs der Gleise angebrachte Schüttbühnen bedarf keiner weiteren Erläuterung; es sei nur bemerkt, daß derlei Bühnen gleichfalls am unteren Ende gewöhnlich mit einer senkrechten Wand abgeschlossen sind, die mit Schiebern verschließbare, in Schüttrinnen (Füllschnauzen) mündende Öffnungen besitzt.

Die Beladung der E. erfolgt zweckmäßig mittels erhöhter, längs der Gleise angebrachter Schüttbühnen.[406]


Ein eisener trichterförmiger E. ist in Abb. 346 dargestellt; die Scharniere der beiden Bodenklappen sind gegen die Mitte des Wagens befestigt.

Zwischen den beiden Bodenklappen ist ihrer Länge nach eine dachförmige Überhöhung eingeschaltet, um einen geschützten Raum für die durchgehende Zugvorrichtung des Wagens zu gewinnen.

Der Verschluß jeder Bodenklappe wird durch drei Daumen bewirkt, die an einer Welle sitzen. Diese ist von drei, am Wagenhauptträger befestigten Lagern gehalten und kann mittels eines Handhebels gedreht werden.

Bei geschlossenen Bodenklappen greifen drei Daumen unter die Bodenklappen und werden die Handhebel mittels einer Hakenkette in der gesenkten Stellung festgehalten. Die Verschlüsse müssen sehr sorgfältig ausgeführt und erhalten werden.

Die Hauptverhältnisse dieses Wagens sind folgende:


Laderaum 11 m3
Tragfähigkeit21.000 kg
Eigengewicht 8709 kg

Um die Tragfähigkeit der trichterförmigen Wagen auch für anderweitige Materialsendungen (namentlich auf dem Rückweg) ausnutzen zu können, wird der Fassungsraum der E. gewöhnlich größer bemessen, als das für die Erztransporte bestimmte Ladegewicht erfordert.

Aus diesem Grunde wurden auch E. mit nach innen aufkippbaren Stirnwänden und aufschlagbaren Fußbodenklappen gebaut, bei denen der Wagenkasten trichterförmig oder mit senkrechten Stirnwänden benutzt werden kann. Diese Bauart hat sich jedoch nicht bewährt und wurde verlassen.

Die Verfrachtung von Erzen wird vielfach auch in gewöhnlichen Kohlenwagen oder Selbstentladekohlenwagen vorgenommen.

Schützenhofer jun.

Abb. 346. Erztransportwagen der österreichischen Staatsbahnen.
Abb. 346. Erztransportwagen der österreichischen Staatsbahnen.
Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 4. Berlin, Wien 1913, S. 405-407.
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405 | 406 | 407
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