[475] Fahrkartenselbstdrucker, Fahrkartenschalterdrucker. Die großen Schwierigkeiten, die den Eisenbahnverwaltungen durch Herstellung vieler Tausende von Fahrkarten, deren Lagerung auf zahlreichen Stationen und Verbuchung der nach Millionen zählenden Werte entstehen, legten es nahe, eine Zusammenfassung und Vereinfachung der bezüglichen Manipulationen auf mechanischem Wege zu suchen. Die Erfahrungen mit den komplizierten, Vorzügliches leistenden Rechenmaschinen und den Fahrkartenautomaten schienen auf die Möglichkeit einer befriedigenden Lösung der Aufgabe »die Fahrkarten erst bei der Ausgabe also am Schalter selbst zu drucken«, hinzuweisen. Immerhin war der Weg dazu nicht ganz leicht; es konnten nur Einrichtungen in Betracht kommen, die rasche Abfertigung des Publikums und zugleich sichere Einnahmenverbuchung gewährleisteten.
Nach dem an den Internationalen Eisenbahnkongreß in Bern (8. Sitzung 1910) erstatteten Bericht (s. III. Band des Allgemeinen Berichts, Frage XI, S. 38) hat sich die Atchison Topeka-Eisenbahn in Nordamerika dahin ausgesprochen, daß eine befriedigende Maschine dieser Art niemals gebaut werden wird.
Der genannte Bericht enthält jedoch weiterhin die Beschreibung zweier Maschinen, von denen wohl gesagt werden kann, daß sie das gesteckte Ziel mit Erfolg zu erreichen suchen. Insbesondere hat der im Jahre 1907 von dem Ingenieur Friedlein in Cöln-Kalk (s. Ztg. d. VDEV. Jg. 1908, S. 562) erfundene Schalterfahrkartendrucker »Regina« durch die Allg. Elektrizitätsgesellschaft in Berlin eine ziemliche Vervollkommnung erfahren, so daß er jetzt in mehreren 100 Stücken bei den preußisch-hessischen Staatsbahnen sowie sonstigen Bahnen Europas und anderer Erdteile in Gebrauch ist.
Der Druckapparat »Regina« ermöglicht unmittelbar auf Anforderung am Schalter Fahrkartenpappen mit jeweils gewünschtem Fahrkartentext zu bedrucken. Gleichzeitig mit der Fahrkarte bedruckt der Apparat zwangläufig zwei Kontrollstreifen, aus denen Anzahl und Geldbetrag der verkauften Fahrkarten jederzeit festgestellt werden können.
Das Untergestell des Apparates (s. Abb. 375) besteht aus einem gußeisernen Tisch, der in mehreren parallelen Schächten die lose nebeneinander vertikal eingesteckten Druckplatten zum Druck der Karten enthält. Ferner trägt der Tisch ein drehbares, mehrseitiges Prisma P,[475] auf dem den Druckplatten entsprechende Aufdrucke sich befinden. Die Druckplatten sind alphabetisch geordnet, entsprechend der Reihenfolge der auf dem Prisma angebrachten Aufschriften.
Der eigentliche Druckapparat ruht auf einem Schlitten S1, der in der Horizontalebene nach rechts und links über die ganze Länge des Tisches verschoben werden kann. Die Schlittenführung selbst ist mittels einer Stange St über die die Druckplatten enthaltenden Schächte nach vorn und rückwärts schwenkbar eingerichtet, so daß der Druckapparat über jede beliebige Druckplatte eingestellt werden kann. Ein am Druckschlitten befestiger Zeiger Z macht hierbei die genaue Einstellung über der gewünschten Druckplatte an der betreffenden Stelle des Prismas kenntlich.
Außer dem eigentlichen Druckapparat trägt der Schlitten noch zwei Büchsen zur Aufnahme der gleichzeitig mit der Karte zu bedruckenden Streifen:
1. Kontrollbüchse »B« (für den Vorstand der Fahrkartenausgabe),
2. Aufnahmebüchse »Bl« (für den Fahrkartenverkäufer) (Abb. 376).
Beide Büchsen werden unter ständigem Verschluß gehalten. In der ersteren wird der Kontrollstreifen im Innern der Büchse aufgerollt, während er bei der zweiten durch einen schmalen Schlitz nach außen geführt wird, um in beliebigen Zwischenräumen von dem Beamten abgeschnitten und zur Abrechnung verwendet zu werden. Im Schlitten ist eine schlitzartige Öffnung S2 angebracht, in die die Fahrkartenpappen eingeführt werden. Das Drucken selbst geschieht durch schnelles Zurückziehen und Vorlegen des Druckhebels D.
Der Arbeitsvorgang am Apparat ist folgender: Der Beamte ergreift mit der linken Hand die Schwenkstange St, mit der rechten den Handgriff H (Abb. 377). Durch gleichzeitiges Schwenken der Stange und Verschieben des Schlittens nach rechts oder links, wobei letzterer durch Niederdrücken der Arretiertaste »T« ausgelöst werden muß, wird die erforderliche Druckplatte eingestellt.
Die genaue Einstellung wird durch den bereits früher erwähnten Zeiger am Prisma markiert. Die linke Hand schiebt nun die Fahrkartenpappe in den Schlitz ein, die rechte legt den Druckhebel rasch zurück und wieder vor, worauf die Karte aus dem Schlitz fertig gedruckt herausspringt.
Der Druckhebel kann infolge seiner besonderen Konstruktion nur betätigt werden, wenn das zu bedruckende Pappstück (Karte) vollständig in den Schlitz eingeführt und hierdurch eine verdeckte Knagge ausgelöst worden ist.
Mit dem Druck der Karte erfolgt zwangläufig das Bedrucken beider Kontrollstreifen, wodurch eine sichere Kontrolle erreicht wird,[476] da weder eine Karte gedruckt werden kann, ohne daß gleichzeitig der korrespondierende Aufdruck auf dem Kontrollstreifen erscheint, noch umgekehrt die Kontrollstreifen bedruckt werden können, wenn nicht gleichzeitig eine Karte mit dem entsprechenden Text gedruckt wird.
Die Kontrollstreifen enthalten außer der laufenden Nummer:
1. den Wertbetrag der Fahrkarte,
2. die Wagenklasse, bzw. Zugbezeichnung,
3. die Druckplattennummer, die auf dem Prisma für jede Station verschieden angegeben ist,
4. beliebige Vermerke, betreffend Fahrkartensteuer, Verrechnung mit anderen Bahnen und dergl.
Die Summe der Beträge zwischen zwei Kontrollkarten ergibt den Kassensollbestand. Der Aufsichtsbeamte entnimmt seiner Büchse die Streifen zu beliebiger Zeit und hat jeden Augenblick die Möglichkeit genauer Kontrolle.
Neuerdings hat die A. E. G. in Berlin eine Einrichtung an dem Reginaapparat getroffen, wobei die Kartenstreifen von einer an dem Apparat angebrachten Rolle, also nicht mehr von der Hand des Ausgabebeamten in die Druckvorrichtung eingeführt werden. Diese Einrichtung wird namentlich für Bahnhöfe mit nach Klassen getrennter Fahrkartenausgabe (gleiche Farbe des Kartons) empfohlen.
Ein wesentlicher Vorteil des Apparates besteht darin, daß er nur einen geringen Raum beansprucht und auch in kleineren Kassenlokalen passend untergebracht werden kann, selbst dann, wenn die Anzahl der verschiedenen Fahrkarten (in Köln ist er für 1280 Relationen eingerichtet) auf 2000 gesteigert werden würde. Für die von dem Apparate erzeugten Relationen entfällt die Schaffung von Fahrkartenvorräten und Aufbewahrungskästen. Der Kassendienst ist sehr vereinfacht, da eine Übergabe von Beamten an Beamten entfällt, eine Ablösung ohne Verzug bloß nach Einstellung der als Kontrollkarte letzterzeugten Nummer durchführbar ist. Die Fahrkartenausgabe kann ohne Unterbrechung stattfinden, ein Schließen während des Zugsverkehres behufs Vornahme von Übergaben oder Skontrierungen kommt überhaupt nicht vor. Auch die Verrechnung ist für den Schalterbeamten sehr vereinfacht, da er nur den Aufnahmestreifen täglich zu summieren und alle 10 Tage einzusenden hat. Den Kontrollstreifen, der ihm nicht zugänglich ist, sendet der Vorsteher ein, wodurch eine unlautere Gebarung sehr erschwert ist.
Die Leistungsfähigkeit des Apparates ist bedeutend. So gibt z.B. der Beamte in Köln im Durchschnitte stündlich 114 Fahrkarten aus.
Der von der Firma l'Appareil Contrôleur, Paris, hergestellte F. l'Appareil Contrôleur (s. Abb. 378) setzt sich zusammen aus:
1. einem Maschinenkörper mit dem Mechanismus auf einem Sockel montiert,
2. einer Reihe von Druckplättchen mit den Klischees auf einer endlosen Kette befestigt, zum Drucke der Fahrkarten und
3. einem Zähler, der die erhobenen Beträge vermerkt.
Ein Kartenband (K), das auf dem Dache des Apparates aufgespult ist, geht durch eine Öffnung in das Innere.
Eine endlose Kette (D), die die Drucksätze trägt, läuft über eine Trommel, deren Achse mittels eines Handrades (R) gedreht wird. Jeder Drucksatz trägt die Zeichen zum Drucke einer Fahrkarte (Datum, Anfangs- und Endstation, Klasse, Art, Preis und besondere Numerierung für jede Karte).
Auf einem Verzeichnis (T), das die Stationsnamen sowie die verschiedenen Fahrkartensorten angibt, ist ein Zeiger verschiebbar,[477] der mit der Kette der Drucksätze in Verbindung steht.
Beim Druck einer Karte werden auf einem Kontrollstreifen (s) alle zur Kontrolle notwendigen Angaben abgedruckt.
Ein Totalisator (t) gibt jedesmal die Gesamtzahl der bereits ausgegebenen Karten an.
Ein Zähler (A) registriert die erhobenen Preise und zählt sie der bereits eingenommenen Summe hinzu. Die Gesamtzahl kann man durch ein kleines Fenster ablesen.
Endlich kann man mittels einer besonderen Einrichtung auf einem Statistikstreifen (S) die Zahl der vorher von jedem Drucksatze gedruckten Fahrkarten mit Bestimmungsstation und Preis verzeichnen.
Bei Handhabung des Apparates zieht man den Hebel (Öffner und Schließer) (h), wodurch die Trommel freigegeben wird, über die die endlose Kette der Drucksätze läuft. Das Handrad (R) wird in Bewegung gesetzt; gleichzeitig wird der Zeiger des Stationsverzeichnisses gegenüber der Station und der gewünschten Kartensorte geführt. Hierauf wird der Hebel (h) wieder losgelassen; die Trommel ist von neuem blockiert und der gewünschte Drucksatz ist auf dem erforderlichen Platze.
Nach Niederdrücken des großen Hebels (H) bis zum Ende seines Laufes und wieder Steigenlassen desselben, erscheint die verlangte Karte auf einer vorne am Apparate angebrachten Platte.
Durch den gleichen Hebeldruck werden:
1. alle sich auf die Ausgabe der Karte beziehenden Angaben auf dem Kontrollstreifen aufgedruckt;
2. im Innern das Spezialzählwerk des Drucksatzes um eine Einheit vorgerückt;
3. der Hauptzähler (t) ebenfalls um eine Einheit vorgerückt und
4. am Fenster des Zählers der erhobene Betrag ersichtlich gemacht.
Neben dem Appareil Contrôleur liefert dieselbe Fabrik einen kleinen Kontrollapparat mit ähnlichen Leistungen wie der große zum Druck der sogenannten Blankokarten.
Die Fabrikation der Appareils Contrôleurs für Deutschland mit teilweiser verbesserter und veränderter Einrichtung hat neuerdings die Deutsche Post- und Eisenbahnverkehrswesen-Akt-Ges. Staaken/Berlin übernommen.
Fahrkartenschalterdrucker mit elektrischem Antrieb. Die deutsche Post- und Eisenbahnverkehrswesen-Aktiengesellschaft (Dapag Efubag) in Berlin hat neuerdings einen Apparat für den Druck und die Ausgabe von beliebigen Fahrkarten durch den Schalterbeamten hergestellt, der u.a. auf einer Anzahl von Stationen der Preußischen Staatsbahnen in Verwendung ist (s. Organ 1911, S. 128). Ein solcher F. (s. Abb. 379 und 380) kann für eine beliebige Anzahl verschiedener Relationen (Fahrkartensorten) eingerichtet werden und gibt selbsttätig nach Drücken auf einen elektrischen Knopf a entweder eine beliebige Fahrkarte oder auch so viele Fahrkarten von einer Sorte aus, wie auf einmal gewünscht werden. Der Schalterbeamte stellt im letzteren Falle, bevor er auf den Knopf drückt, einen Zeiger auf die verlangte Zahl des am Apparat befindlichen Zifferblattes b ein, wodurch der Apparat so lange in Tätigkeit bleibt, bis die dieser Ziffer entsprechende Anzahl Fahrkarten ausgegeben ist. Der Stellzeiger bleibt nun nicht während des Druckes auf den eingestellten Zahlen stehen, sondern rückt beim jedesmaligen Fahrkartenfall[478] um eine Zahl zurück, bis er auf Nr. 1 wieder angelangt ist. Diese Einrichtung ermöglicht es, daß der Schalterbeamte stets nur nach derselben Stelle zu fassen braucht, wodurch ein Suchen des Zeigers und ein etwaiges Vergreifen ausgeschlossen ist.
Die Fahrkarten werden bei Betätigung des Apparates von einer Kartenrolle c abgewickelt, von einer durch einen Elektromotor d angetriebenen, sich selbst anfärbenden Rotationsdruckvorrichtung e mit dem Text bedruckt, fortlaufend numeriert und mit Serien- oder Tagesstempel versehen. Eine mit dem Druck- und Ausgabeapparat zwangläufig verbundene Schneidevorrichtung f trennt die Karten in ihrer richtigen Länge vom Kartenbande ab und läßt dieselben in die Ausfallschale gleiten, aus der sie vom Beamten entnommen und den Reisenden ausgehändigt werden, ohne daß sie noch gestempelt zu werden brauchen.
Zur Füllung des Apparates dienen Rollen aus unbedrucktem Karton- oder Papierband (ohne Perforation), die auf die am Gehäuse angebrachten Rollenträger gesteckt werden. Das Fassungsvermögen jeder Kartenrolle beträgt bis zu 10.000 Karten, je nach der Stärke des Kartons.
Der Druck erfolgt bei Anwendung von Buchdruckfarbe durch Rundstereotypie-Klischees, die auf Druckzylindern befestigt sind.
Ein automatisches Zählwerk g zeigt von außen erkennbar die Anzahl der durch den Apparat ausgegebenen Fahrkarten selbsttätig an, so daß eine leichte Kontrolle über die Zahl und Art der gedruckten, bzw. verkauften Karten gewährleistet ist.
Das Zählwerk ist derart zwangläufig mit dem Druckapparat verbunden, daß in betriebsfertigem Zustande seine Zahlen stets mit der Numerierung der Fahrkarten übereinstimmen. Das im Druckapparat angebrachte Zifferndruckwerk schaltet sich bei jeder Betätigung immer um eine Zahl weiter; zugleich läßt auch das Kontrollzählwerk, das durch eine Hebelübersetzung vom Druckapparat abhängig ist, die zunächst höhere Zahl sichtbar erscheinen. Das Zählwerk, das sich in einem geschlossenen Gehäuse befindet, kann nur von dem Inhaber des dazugehörigen Schlüssels geöffnet und dann von Hand betätigt werden. Ein Zurückstellen oder ein Außerbetriebsetzen des Zifferndruckwerkes von Hand ist ausgeschlossen, so daß eine Verausgabung von Karten mit falscher Numerierung unmöglich ist. Die Kontrollzählvorrichtung dient dadurch, daß sie stets dieselben Zahlen wie das Zifferndruckwerk zeigen muß, als Kontrolle des letzteren, hat aber sonst auf dasselbe nicht die geringste Einwirkung.
Das Gehäuse des Apparates kann auf Rollen fahrbar eingerichtet und in jedem Schalteraum leicht untergebracht werden.
Als Hauptvorteile dieses Apparats werden die Vereinfachungen des Betriebs und der Kontrolle angegeben, weil der Apparat die Fahrkarten selbst herstellt, einfach zu bedienen ist und die Kontrolle selbsttätig vornimmt, also eine Gesamtzahl von Manipulationen, die sonst dem Beamten obliegen, auf mechanischem Wege besorgt.
Zu erwähnen ist hier auch der ganz neuerdings von der Kontroll-Druckautomaten-Gesellschaft in Cöln hergestellte Apparat »Elektra Fahrkartendruckmaschine« mit elektrischem Antrieb.
Einen Apparat zum gleichen Zweck will Gandenberger in Darmstadt zur Einführung bringen.
Literatur: Ztg. d. VDEV. Jg. 1913, S. 445.
v. Zluhan.
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