[38] Guyer-Zeller, der Begründer der Jungfraubahn, geboren 1. Mai 1839 in Neuthal bei Bauma (Kanton Zürich), gestorben 3. April 1899 in Zürich. Er studierte an der Kantonsschule in Zürich, an der dortigen Hochschule und eidg. Technischen Hochschule, sowie an der Akademie von Genf. Zu seiner weiteren Ausbildung ging er 1859 nach Frankreich, von hier nach England und Nordamerika. 1862 machte er eine Reise nach Palästina und Ägypten und wurde 1855 Teilhaber der Baumwollspinnerei seines Vaters. 18 Jahre lang war er Mitglied des Zürcher Kantonsrates. Seine vielen Reisen hatten ihm namentlich in volkswirtschaftlicher Beziehung den Blick erweitert. So erkannte er schon in den Sechzigerjahren die Bedeutung einer Eisenbahn durch den Arlberg, und seit 1870 begeisterte er sich für den Bau der Gotthardbahn, für deren Umgestaltung in den Siebzigerjahren er in der Öffentlichkeit und im Zürcher Kantonsrate mit Erfolg auftrat. Nach deren Durchführung stiftete er der Gotthardbahn 50.000 Fr., deren Erträgnisse zur Belohnung hervorragender Leistungen im Betriebsdienste derselben zu verwenden sind. Als in den Siebzigerjahren alle Eisenbahnaktien in der Schweiz entwertet waren, bekundete er seinen Scharfblick durch das Vertrauen, das er in diese Werte setzte. Er sicherte sich einen großen Aktienbesitz und damit einen bedeutenden Einfluß auf die Entwicklung der schweizerischen Eisenbahnen und im besonderen auf die schweizerische Nordostbahn, deren Präsident er wurde. Die Machtäußerung eines einzelnen, wie sie in ihm bei dieser Unternehmung zur Geltung gelangte, mag nicht wenig zu dem Übergang der schweizerischen Hauptbahnen in den Besitz des Staates beigetragen haben. Die Verstaatlichung selbst wurde von ihm begrüßt. Daneben trat er mit wechselndem Erfolge ein für die Entwicklung der Nebenbahnen und für eine große Engadin-Orientbahn (Chur-Tiefenkastel-Albula-Engadin-Ofenberg-Münster-Meran), als eine über Zürich führende Eisenbahnverbindung Calais-Konstantinopel gedacht. Ihre Fortsetzung erblickte er in einer Bagdadbahn und in dem Anschlusse des europäischen Eisenbahnnetzes an das Indiens.
Sein Lieblingsplan war seit 1893 die Jungfraubahn, deren Trasse er selbst festgestellt hat. Die ersten Teilstücke der Bahn, Kl.-Scheidegg-Eigergletscher-Rotstockschlucht nebst dem Wasserwerk Lauterbrunnen, baute er ganz aus eigenen Mitteln, und er hatte die Freude, am 19. September 1898 die erste Sektion dem Betriebe zu übergeben.
Literatur: v. Salis in »Deutscher Nekrolog 1899«, herausgegeben von Anton Bettelheim. Berlin 1900.
Dietler.