Harzbahnen

[116] Harzbahnen. Hierzu rechnet man in der Regel folgende Bahnen:

1. Nordhausen-Wernigerode (Harzquerbahn, s. Abb. 50) mit der Abzweigung Dreiannen Hohne – Brocken (s. Brockenbahn), zusammen 81∙26 km lang (Privatbahn, Direktion in Nordhausen, Betriebsleitung in Wernigerode), sie durchschneidet den Harz in süd-nördlicher Richtung, ist als Reibungsbahn mit 1∙0 m, Spurweite 33∙3 Größtneigung und 60 m kleinstem Bogenhalbmesser erbaut. Der für den größten Raddruck von 4∙5 t bemessene Oberbau besteht aus 10 m langen, 23∙8 kg/m schweren Stahlschienen, die durch 11 Stück 2∙0 m lange, in Steinschlag gebettete Eichenschwellen unterstützt werden. In den Bogen unter 100 m Halbmesser sind Zwangschienen mit 55 mm Rillenweite angeordnet. Zwischen Wernigerode (235 m ü. N. N.) und Nordhausen (183 m ü. N. N.) sind 17, zwischen Dreiannen Hohne (542 m ü. N. N.) und dem Brocken (1130 m ü. N. N.) 2 Zwischenstationen eingeschaltet. An Betriebsmitteln sind 17 Malletlokomotiven mit 36 und 54 t Dienstgewicht, 64 Personen- und Gepäckwagen und 200 Güterwagen vorhanden. Die Baukosten betrugen 117.000 M./km. Im Jahre 1910 betrugen die Betriebsausgaben 515.154 M., der Reingewinn 134.858 M., die Dividenden für die Stammaktien 31/2%.

Von den Bahnstrecken entfallen 79∙06 km auf Preußen und 2∙2 km auf Braunschweig.[116]

2. Gernrode-Harzgerode (Anhaltische Harzbahn) (Betriebseröffnung 7. August 1887) (211 m ü. N. N.) – Eisfelder Talmühle (352 m ü. N. N.). (Anschluß an Nordhausen-Wernigerode) (s. Abb.) mit den Abzweigungen Alexisbad (316 m ü. N. N.) – Harzgerode (387 m ü. N. N.) und Stiege (386 m ü. N. N.) – Hasselfelde (452 m ü. N. N.) (Direktion der Privatbahn Gernrode – Harzgerode E.-B.-G. in Gernrode), durchschneidet den Harz in ost-westlicher Richtung und hat eine Gesamtlänge von 52∙10 km. Sie ist als Reibungsbahn mit 1∙0 m Spurweite, 40 Größtneigung und 60 m kleinstem Krümmungshalbmesser erbaut. Der für den größten Raddruck von 6∙0 t bemessene Oberbau besteht aus 9 m langen, 25 und 28 kg/m Schienen, die durch 11 Holzschwellen von 1∙80 bis 2∙00 m Länge, in Steinschlag gebettete Eichenschwellen unterstützt werden. Von Gernrode ausgehend, folgen 13 Haltestellen und Zwischenstationen.

In Eisfelder Talmühle findet der Anschluß an die Nordhausen-Wernigerode Bahn statt; außerdem liegen an den Enden der Abzweigungen die Bahnhöfe Harzgerode und Hasselfelde.

Von den Bahnstrecken entfallen 34∙10 km auf Anhalt, 17∙21 km auf Braunschweig, 0∙79 km auf Preußen.

Die Baukosten betrugen durchschnittlich 59.500 M./km, die Betriebseinnahmen im Jahre 1913 390.044 M., die Ausgaben 267.912 M., daher der Überschuß 122.132 M. Das Aktienkapital beträgt 1,900.000 M., die zinsen- und tilgungsfreien Zuschüsse zu den Kosten des Bahnbaues 255.000 M. Das Gesamtkapital, einschließlich der Anleihen, beziffert sich nach dem Stande vom 1. April 1913 auf 3,513.310 M.

Vom diesem Kapital haben aufgebracht 41∙80% der anhaltische und der braunschweigische Staat, 7∙06% die in und am Bahngebiet liegenden Kommunen und 51∙14% Interessenten.

3. Tanne-Walkenried mit Abzweigung Brunnenbachsmühle – Braunlage (Südharzbahn), 36 km lang, Abb. 50 (Privatbahn, Gesellschaftssitz in Walkenried, Direktion, Zentr.-Verw. f. Sekund. B. »H. Bachstein«-Berlin) schließt in Tanne (460 m ü. N. N.) an die Halberstadt – Blankenburg – Tanne-Bahn, in Walkenried (274 m ü. N. N.) an die Preuß. St. B. und in Sorge (486 m ü. N. N.) an die Nordhausen-Wernigerode-Bahn an. In Brunnenbachsmühle (531 m ü. N. N.) zweigt die Linie nach Braunlage (548 m ü. N. N.) ab, die darüber hinaus über Glashütte nach Güterbahnhof Wurmberg geführt ist. Sie ist als 1 m Spurbahn mit Größtneigungen von 40 und kleinstem Krümmungshalbmesser von 60 m erbaut.

Der für den größten Raddruck von 6 t bemessene Oberbau besteht aus 12 m langen, 24∙39 kg/m schweren, 115 mm hohen Stahlschienen, die auf 13 Stück in Steinschlag gebettete, getränkte kieferne Schwellen in den geraden, und Eichenschwellen in den Krümmungen gelagert sind.

Außer den Anschlußstationen Tanne, Walkenried und Sorge sind 8 Zwischenstationen erbaut.

An Betriebsmitteln sind 4 Verbundlokomotiven, Bauart »Mallet«, mit 35 t Dienstgewicht und 2 Tenderlokomotiven mit 12∙5 t und 14∙5 t Dienstgewicht, sowie 9 Personenwagen, 9 gedeckte, 23 offene Güterwagen und 8 Langholzwagen vorhanden.

Die Baukosten einschließlich Grunderwerb werden mit 2,602.397 M. angegeben. Im Jahre 1912 betrugen die Einnahmen 214.372 M., die Ausgaben 155.825 M., sohin der Überschuß 58.547 M.

4. Blankenkenburg-Tanne, 31 km lang, vollspurige, gemischte Reibungs- und Zahnbahn zum Bahnnetz der Halberstadt – Blankenburger Eisenbahngesellschaft (Direktion in Blankenburg) gehörig, s.d.

5. Scharzfeld – Lauterberg – Andreasberg, 15∙3 km lang, vollspurige, eingleisige Nebenlinie der Preuß. St.-B. (Kgl. E. D. Cassel) zweigt in Scharzfeld (254 m ü. N. N.) von der Hauptbahn ab und endigt in Andreasberg (600 m ü. N. N.).

6. Berga-Kelbra – Rottleberode – Stollberg, 9∙5 km lang, vollspurige, eingleisige Nebenlinie der Preuß. St.-B. (Kgl. E. D. Cassel) zweigt in Berga (157 m ü. N. N.) von der Hauptlinie Nordhausen – Sangerhausen ab und endigt in Rottleberode (213 m ü. N. N.).[117]

7. Langelsheim – Zellerfeld – Claustal, 25 km lang, vollspurige eingleisige Nebenlinie der Preuß. St.B. (Kgl. E. D. Magdeburg), die von der Hauptlinie in Langeisheim (208 m ü. N. N.) abzweigt und über Lautental, Wildemann nach Zellerfeld (536 m ü. N. N.) Claustal führt.

Dolezalek.

Abb. 50.
Abb. 50.
Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 6. Berlin, Wien 1914, S. 116-118.
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