Leonhardi

[103] Leonhardi, Fedor, geb. 1818 in Dresden, gest. 1891 zu Köln, arbeitete zunächst in Dresden praktisch bei einem Mechaniker und besuchte sodann das Dresdener Polytechnikum. Nachdem er einige Monate bei der Leipzig-Dresdener Bahn den Lokomotivführerdienst erlernt hatte, trat er 1843 bei der sächsisch-bayerischen Eisenbahn als Techniker in Leipzig ein und brachte es alsbald zum Maschinenmeister. 1847 trat L. als Maschinenobermeister zur rheinischen Eisenbahn über, baute 1848 den ersten ambulanten Briefpostwagen in Preußen und führte später den Lokomotivbetrieb auf der geneigten Ebene bei Aachen an Stelle des früheren Seilbetriebs ein, wozu er die für diesen Dienst nötigen Tenderlokomotiven ausführte.

An Stelle der in Deutschland und Belgien vorher üblichen Wagen von 4–5 t Tragfähigkeit führte er solche von 10 t Tragfähigkeit ein, später für Schienenbeförderung auch Spezialwagen von 15 t Tragfähigkeit.

1860 übernahm L. den gesamten Wagendienst und leitete in dieser Stellung die innere Einrichtung der Zentralwerkstätte zu Nippes, soweit sie die Wagenverwaltung betraf. Im Kriegsjahr 1870 führte er in kürzester Zeit einen Sanitätszug aus, der vielfach Anwendung fand. Von ihm rühren ferner her: die beiden Seilschiebebühnen in den großen Wagenreparaturschuppen, die eisernen Übergangs- und Zwischenwagen zu den drei Rheintrajekten bei Elten, Hochfeld und Oberkassel und die Eisenbahnpostwagen mit Oberlicht. Die jetzt allgemein üblichen Klapparmlehnen in den Personenwagen sind ebenfalls von L. zuerst eingeführt worden. Bei Gelegenheit des Übergangs der rheinischen Eisenbahn an den Staat (1883) schied L. aus dem Eisenbahndienst.

Quelle:
Röll, Freiherr von: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens, Band 7. Berlin, Wien 1915, S. 103.
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