[239] Madagaskar. Die Insel M., 1600 km lang, 450 km breit, im Indischen Ozean gelegen, 590.000 km2 mit 2∙7 Mill. Einwohnern, ist seit 1896 französische Kolonie unter einem Generalgouverneur. Von besonderer Bedeutung ist der Reisanbau; 1908 waren 350.000 ha mit Reis bebaut und die Reisernte betrug 700.000 t. Hauptausfuhrhäfen sind Majunga im Nordwesten, Mananjary und Tamatave an der Ostküste.
Die Herstellung einer Verbindung von dem Hafen Tamatave mit der etwa 400 km entfernten, hochgelegenen Landeshauptstadt Tananarivo durch eine Eisenbahn nahm die Kolonie selbst in die Hand. Durch Ges. vom 14. April 1900 wurde eine Anleihe von 60 Mill. Fr. unter Bürgschaft des Mutterlandes genehmigt; 48 Mill. hiervon für den Bahnbau Brickaville-Tananarivo, indem man zunächst den Kanal des Pangalanes über Andevorante und den schiffbaren Teil des Vohitra zwischen Tamatave und Brickaville mitbenutzen wollte.
Die Bahn Brickaville-Tananarivo (mit 1 m-Spur) wurde 1901 begonnen und am 1. Oktober 1909 eröffnet (267 km). Die Bahn ist eine der kostspieligsten Tropenbahnen. Gesamtkosten 63 Mill. Fr. = 189.000 M/km. Die Bahn durchschneidet z. T. sehr schwieriges Gelände, das viele Kunstbauten, u.a. 12 Tunnel von 1300 m Gesamtlänge, erforderte, und ersteigt mit Höchststeigungen von l: 50 eine Meereshöhe von 1479 m.
Durch Ges. von 8. April 1910 wurde die Verlängerung der Bahn zum Hafen Tamatave (97 km) beschlossen und im März 1913 vollendet.
Die Betriebslänge der Bahnen in M. beträgt 381 km. Sie haben zur Steigerung der landwirtschaftlichen Erzeugung im Lande, besonders von Kautschuk, Kaffee, Tabak, Gewürznelken und Vanille, beigetragen. Wöchentlich fahren 2 Zugpaare.
[239] Von weiteren Bahnplänen ist der für eine 160 km lange Bahn von Tananarivo in südlicher Richtung auf Antsirabe, in der Mitte der Insel gelegen, durch eine Konzession vom 31. Dezember 1912 gesichert; der Bau sollte Ende 1914 vollendet sein. Außerdem besteht eine 12∙5 km lange Schmalspurbahn von Tamatave nach Ivondro.
Literatur: Rev. gén. d. chem. 1910, S. 177 u. ff., 1913, S. 218 u. ff.
Baltzer.