Baumgärtner, Friedrich Gotthelf

[34] Baumgärtner. Die Firma Baumgärtners Buchhandlung ist am 4. Januar 1792 von Dr. Friedrich Gotthelf B. durch Uebernahme der von Johann Gottlob Schladebach (geb. 1763, gest. 1833) gegründeten Schladebachschen Buchhandlung in Leipzig ins Leben gerufen worden. B. wurde zu Schneeberg am 14. 9. 1759 geboren, studierte Jura und machte sich als Anwalt selbständig. »Die Kunst, die Karte zu schlagen«, war das erste eigene Verlagswerk der Firma. B. selbst war litterarisch thätig und gab auch in Verbindung mit Gelehrten eine Reihe eigener Zeitschriften heraus, wie das »Magazin der Erfindungen« u. s. w. Er starb am 29. November 1843, nachdem er bereits 1825 seinem einzigen Sohne Julius Alexander B. (geb. am 13. August 1793), dem die Erfindung der Hochdruck-Lithographie in Deutschland zugeschrieben wird, die Leitung des Geschäftes übergeben hatte. Dieser rief u. a. das »Heller-Magazin« ins Leben, nach dem Vorbild Bossange père. Die Pfenniglitteratur war bei dem Buchhändler gerade nicht sehr beliebt, was einen gewissen F. Rothmaler in Burchhardts Berliner Börsenblatt 1834 Nr. 24 zu folgendem poetischen Erguß verleitete:

Die edle Steigerung.

Ja, hoch und laut sei Bossange père gepriesen!

Der Schlaue trat mit bloßen Pfennigen auf,

Doch gold'ne Louis krönten seinen Lauf:

Denn er verstand's, das Rechte zu erkiesen.

Der Neid sah scheel empor zu ihm, dem Riesen;

Drum überbot Baumgärtner ihn im Kauf

Und schrob das Winz'ge bis zum Heller 'nauf,

Sein Schäfchen weidend auch auf fetten Wiesen.

Was sollte nun der Vater Bossange thun?

Um Dankbarkeit mit Klugheit zu vereinen,

Ließ er ein Gratis-Magazin erscheinen.

Jetzt könnt' er keck auf seinen Lorbeern ruhn!

Allein er muß, um himmelan zu streben,

Aufs Exemplar noch zu zwei Gulden geben!

1838 erwarb B. das Industrie-Kontor in Leipzig, ferner verlegte er die Allgem. Moden-Zeitung, Kriegels Corpus juris civilis und das große israelitische Bibelwerk L. Philippsons. Unter dem Pseudonym Alex. Erbach gab er eine Sammlung von Gedichten heraus. Er starb am 9. August 1855, die Firma wurde über 20 Jahre von seiner Witwe unter Unterstützung von Friedrich Ettler weitergeführt, bis 1876 der älteste Sohn, Dr. jur. Julius Alphons B., die Leitung übernehmen konnte. Dieser gab dem Verlag eine ausschließliche[34] Richtung nach dem Gebiet der Architektur und verwandter Zweige, wovon das Prachtwerk »Polychrome Meisterwerke der monumentalen Kunst in Italien« von H. Köhler und viele Vorlagenwerke architektonischer und dekorativer Entwürfe, die »Studien« von Fr. Schumacher und 4 Bände »Skizzen« von O. Rieth, »Grundrißvorbilder von Gebäuden aller Art« von Ludwig Klasen, das »Deutsche bürgerliche Einfamilienhaus« von Aug. Exter, die »Formenlehren« von F. Gottlob und Pannewitz, H. Müllers Statik der Baukonstruktionen, Aug. Ritters Lehrbücher der Mechanik, Theod. Reye (Geometrie der Lage) etc. erwähnt seien.

Quellen: Allgem. Biographie II. Bd.; Börsenblatt.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 1. Berlin/Eberswalde 1902, S. 34-35.
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