Benziger, Josef Carl

[46] Benziger, Josef Carl. Seit 1797 bestand in Einsiedeln die Devotionalienhandlung des nachmaligen Bezirkslandamanns Josef Carl Benziger, geb. 19. 3. 1767, deren Betrieb sich über die Schweiz hinaus nach Bayern, Württemberg, Baden und dem Elsaß ausdehnte. – B. Bruder, Franz Sales B. war Faktor der fürstlichen Stiftsbuchdruckerei, die seit langer Zeit die Druckkunst als Monopol an dem vielbesuchten Wallfahrtsorte ausübte. 1798 wurden die Klöster aufgehoben; infolgedessen wanderte die Druckerei nach Aarau, die Buchhandlung ging an eine Gesellschaft von 5 Bürgern der Waldstatt Einsiedeln über, die derselben wieder eine Druckerei angliederten, deren Hauptträger Josef Carl und Franz Sales B. waren. – Infolge der im Herbst 1798 eingetretenen Kriegsereignisse mußte J. C. B. flüchten, er ging nach Feldkirch, um 1800 nach Einsiedeln ohne alles Vermögen zurückzukehren. Nun mußte mit dem Neuaufbau des Geschäftes begonnen werden, er gründete unter seinem Namen eine Verlagsbuchhandlung und übernahm 1803 mit seinem Bruder Franz Sales die oben erwähnte Druckerei der 5 Gesellschafter.

Nachdem Franz S. B. 1817 aus dem rasch emporgeblühten Geschäfte ausgetreten war, übergab Bezirkslandammann Josef C. B. (gest. 4. 5. 1841) dasselbe 1833 seinen beiden Söhnen Josef Carl[46] und Nicolaus Benziger, die es unter der neuen Firma Gebr. Carl und Nicolaus Benziger fortführten.

Josef Carl B. war am 16. 10. 1799 zu Feldkirch geboren, genoß seine Bildung im Kloster Einsiedeln und später in Freiburg i. Schw. Mit 16 Jahren trat er in das Geschäft seines Vaters ein, der ihn nebenbei auch zu Verwaltungsämtern des Kantons vorbildete. Schon mit 20 Jahren wurde er als Kassierer der Einsiedelner Ersparniskasse gewählt und 1825 als Kantonsrichter berufen, um 1827 zum Ratsherrn und später zum Statthalter auszurücken.

Nicolaus B. (geb. 21. 3. 1808, gest. 6. 12. 1864) hatte seine Bildung in Bellenz, Freiburg und Basel genossen und stand mit großem Erfolge dem technischen Betriebe vor.

Beide Brüder vergrößerten das Geschäft 1833 durch Errichtung einer Druckerei, 1834 durch Anknüpfung überseeischer Verbindungen, denen 1853 die Gründung der Filiale Benziger Brothers in New-York, 1860 in Cincinatti, 1873 in St. Louis, später Chicago folgte; 1835 durch Einführung der Steindruckerei und einer Kolorieranstalt, 1840 durch Errichtung einer Sortimentsbuchhandlung. Neben dem großen jetzt 400 Nummern umfassenden Gebet- und Andachtsbücherverlag wurde auch andere katholische Litteratur gepflegt. Der »Einsiedler-Kalender« wurde ins Leben gerufen, sowie die populäre katholische Unterhaltungsschrift »Der Pilger«. Später ist ihr die jetzt weitverbreitete »Alte und neue Welt« gefolgt.

1860 traten beide Brüder die Handlung, die in Benziger & Co. umgeändert wurde, den beiderseitigen drei Söhnen ab, unter denen namentlich der religiöse Prachtwerksverlag zum Ausbau gelangte, ferner Volks- und Jugendschriften, theologische Litteratur und Kirchenmusikalien, endlich Schulbücher in deutscher und einer Reihe von fremden Sprachen, dem sich noch ein ausgedehnter Kunst- und Bilderverlag anschloß.

1887 wurde eine Filiale in Waldshut in Baden errichtet, 1894 eine weitere in Köln und im gleichen Jahre der gesamte Kirchenmusikalienverlag an J. Georg Boessenecker Verlag in Regensburg abgetreten.

Seit 1897 befindet sich die Firma Benziger im Besitz einer Familien-Aktiengesellschaft und firmiert Verlagsanstalt Beziger & Co., A.-G. Unter den neueren Verlagswerken seien hervorgehoben Kuhns Allgem. Kunstgeschichte, Ambrosis große illustrierte bibl. Geschichte, Benziger 40-Pfennig-Magazin (Romane, Novellen,[47] Dorfgeschichten) und Familienbibliothek, Laicus de Lorgues Columbus, nebst einer großen Reihe rein religiöser Schriften.

Die Firma Benziger ist eine der größten katholischen Verlagsanstalten und beschäftigt über 900 Personen.

Quellen: Schweiz. Zeitschrift für Gemeinnützigkeit 1873 (Dr. M. Kothing), Börsenblatt und Verlags-Katalog.

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 1. Berlin/Eberswalde 1902, S. 46-48.
Lizenz:
Faksimiles:
46 | 47 | 48
Ähnliche Einträge in anderen Lexika