[220] Enke, F. Ferdinand Enke wurde am 8. 10. 1810 zu Erlangen als Sohn des Buchhändlers Ernst Enke, Inhabers der am dortigen Platze bestehenden Buchhandlung von Palm & Enke geboren. Ernst Enke, ein Sohn des Rektors Johann Ernst August Enke, ansässig zu Themar in Thüringen, widmete als erster seines Geschlechtes sich dem buchhändlerischen Berufe. Er heiratete die Tochter des Universitäts-Buchhändlers Johann Jakob Palm in Erlangen und übernahm 1816 das Geschäft seines Schwiegervaters, es unter der Firma Palm & Enke fortführend. Johann Jakob Palm, geb. 9. 1. 1750 zu Schorndorf, gest. 14. 9. 1826, hatte den Buchhandel in Stuttgart erlernt, ging dann nach Frankfurt a. M. und von da nach Augsburg, kam endlich nach Erlangen, wo er durch Heirat der Witwe von Friedrich Andreas Schleich (des damaligen Besitzers der um 1770 gegründeten Cammererischen Universitäts-Buchhandlung in Erlangen) dessen Geschäft an sich brachte. Palm ist auch als buchhändlerischer Schriftsteller bekannt; er bearbeitete: Medizin. Handbibliothek, Erlangen 1788; Handbibliothek der ökonom. Litteratur, 1790; der juristischen, 1791; und der theolog. Handbibliothek, 1792; er gab ferner zusammen mit Bensen heraus das »Archiv für Gelehrte, Buchhändler und Antiquare, 1795, später auch unter dem Titel »Journal zur Beförderung der Kultur durch den Buchhandel« weitergeführt.
Um zu Ferdinand Enke zurückzukehren, so empfing dieser seine Ausbildung im Dittmarschen Institut zu Nürnberg, kam dann zu Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen in die Lehre. Besondere Vorliebe für das Studium der Medizin veranlaßten ihn, sein Taschengeld dazu zu verwenden, sich Lektionen in den alten Sprachen[220] geben zu lassen, um die Reise eines humanistischen Gymnasiums zu erlangen, und wirklich bestand er in Folge seiner Ausdauer und seiner raschen Auffassung das betreffende Examen glänzend.
Nach der Lehrzeit arbeitete Enke kurze Zeit im elterlichen Geschäft, nahm dann eine Stelle als Geschäftsführer bei Kesselring in Hildburgshausen an und ging 1833 in die Bonsche Buchhandlung nach Königsberg. Weiter führte ihn seine Wanderschaft in die Riegersche Buchhandlung nach Augsburg und sodann nach Wien, in die Heubnersche Buchhandlung.
1836 verließ er Wien, nicht ohne sein nicht geringes Talent zum Zeichnen und Malen gründlich ausgebildet zu haben.
Am 1. Januar 1837 übernahm er das Sortimentsgeschäft seines Vaters, der Firma Palm & Enke in Erlangen, käuflich, und ein Jahr später gründete er das Verlagsgeschäft, welches er in mehr als dreißigjähriger Arbeit zu einem der blühendsten in ganz Deutschland erhob.
Enke hat als Verleger wirklich Großes geleistet. 1841 begann er mit großem Erfolge mit dem Verlag von »Canstatts spezieller Pathologie und Therapie«, dem sich nicht nur medizinische, sondern auch naturwissenschaftliche, theologische und juristische Verlagsartikel anschlossen, Arbeiten tüchtiger Gelehrten wie Virschow, Hebra, v. Pitha, Billroth, Oppolzer, Wundt, Vogel, v. Vievenot, Kekulé, Biermer, Griesinger, Hirsch, Werber, Friedreich, Herz, R. v. Mohl, Mittermaier, v. Maurer, Regel, Goldschmidt, Schletter, v. Schwarze u.a.m.
Juristische Zeitschriften, wie der »Gerichtssaal« (1849), »Jahrbücher der deutschen Rechtswissenschaft« (1855) und die »Zeitschrift für das gesamte Handelsrecht« (1858) sorgten für die Anbahnung und Entwickelung des staats- und rechtswissenschaftlichen Verlages.
Bei der steten Vergrößerung des Verlages empfand Enke das Bedürfnis, sich vom Sortimentsgeschäft zu befreien. Er trat es 1868 an Theodor Krische ab, von dem es unter eigenem Namen weitergeführt wurde; jetzt befindet es sich im Besitze von Julius Diehl und Frau Marie Diehl verw. Krische.
Ferdinand Enke starb am 8. 12. 1869; das Geschäft wurde, da der Sohn Alfred Eduard Enke damals noch minderjährig war, von dem Prokuristen Paul Wagner fortgeführt. Als Alfred Enke 1874 das väterliche Geschäft übernahm, verlegte er es gleichzeitig nach Stuttgart.
Der Verlag hat sich unaufhaltsam vergrößert und namentlich auf dem Gebiete der Medizin eine führende Stellung errungen.[221] Neben den sich nach und nach entwickelnden Zeitschriften: Zeitschrift für Geburtshülfe und Gynäkologie; Jahrbuch der praktischen Medizin; Archiv für Kinderheilkunde, seien nur noch Schriften genannt von R. von Krafft-Ebing (Psychopathia sexualis); Billroth und Luecke (Handbuch der Frauenkrankheiten); P. Müller (Handbuch der Geburtshilfe); Stratz (Schönheit des Weibes und Rassenschönheit) u.s.w.
Auch der rechtswissenschaftliche Verlag nahm einen großen Umfang an unter Führung der beiden Zeitschriften »Zeitschrift für vergleichende Rechtswissenschaft« und des »Centralblattes für Rechtswissenschaft«, denen sich die »Handbibliothek des öffentlichen Rechts«, die »Juristische Handbibliothek«, Werke des Rechtslehres L. von Bar, u. a. anschlossen.
Der naturwissenschaftliche Verlag ist würdig vertreten durch das Dammersche Handbuch der chemischen Technologie; E. Kaysers Lehrbuch der Geologie; H. Kaysers Lehrbuch der Physik; Kittler, Elektrotechnik etc. etc.
Quellen: Verlagskatalog 1887; Neuer Nekrolog der Deutschen 1826; Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 1870.