Frölich, Samuel Lorenz

[275] Frölich, S. L. Der Buchdrucker und Buchführer Samuel Lorenz Frölich, gebürtig aus Lübeck und in frühem Mannesalter nach Riga übergesiedelt, kam 1713 durch Heirat in den Besitz der von G. M. Nöller gegründeten, damals unter der Firma Georg Friedrich Hauswalds Wittibe betriebenen Druckerei.

Zu Anfang des Jahres 1714 bestimmte Peter der Große, daß Frölich seinen Vorrat an lateinischen und deutschen Lettern einpacken und nach St. Petersburg senden solle. Der Ruhm, daß diese den Grund zu der späteren Petersburger Reichsdruckerei bildeten, konnte Frölich für den Verlust seines teueren Materials nicht entschädigen. Trotz vielfacher Zusagen hat man ihm die Lettern nicht zurückgegeben; was er auch zur Wiedererlangung derselben unternahm, war alles vergebens.

Die in Riga bestehenden harten Zensurverbote, die Frölich gar oft in Konflikt mit der Obrigkeit brachten, waren ein weiteres böses Hemmmittel zur Ausbreitung seines Geschäftes.

Sein Privilegium auf den Druck und Vertrieb der Rigaischen Gesangbücher hatte er um 1730 in hartem Strauß, in dem er freilich Sieger blieb, gegen den Pastor Heling, der das von Frölich verlegte alte Breversche Gesangbuch aus der Rigaer Jakobikirche zu verdrängen und durch ein anderes zu ersetzen suchte, zu verteidigen.

1724 erneuerte Zar Peter und 1731 bestätigte die Zarin Anna Ivannowna ihm das altererbte Privileg, das sich auf den Buchhandel, den Druck der lettischen Bibel, Kirchen-, Schul- und anderer zur Erziehung der Jugend herauskommenden Bücher bezog.[275]

1727 druckte Frölich das estnische, 1730 das lettische neue Testament, daneben hauptsächlich auch eine Reihe feiner Tafelkalender mit Rigaischen Ansichten.

Frölich starb hochbetagt am 9. 7. 1762 und als Nachfolger wurde sein damals in Leipzig die Rechte studierender Sohn Gottlob Christian Frölich vom Rate der Stadt Riga bestellt.

Dieser scheint nicht die Thatkraft seines Vaters besessen zu haben. Vergebens auch lehnte er sich gegen die Konzessionierung des 1767 von Mitau herübergekommenen tüchtigen Buchhändlers Johann Friedrich Hartknoch auf.

Einen weiteren Strauß hatte Frölich mit dem Buchdrucker Georg Friedrich Keil auszufechten. Keil, Sohn eines Buchdruckers zu Frankenhausen in Thüringen, kam 1762 nach Riga in die Druckerei des alten Frölich. Anfang der siebziger Jahre hatte er die Leitung einer Privatdruckerei auf dem Gute Oberpahlen übernommen, bis diese Offizin in Flammen aufging und Keil wieder nach Deutschland zurückkehrte, um seines Vaters Druckerei zu übernehmen. Als er sich 1777 zum zweitenmale in Riga niederließ, opponierte Frölich dagegen. Doch vergebens, der Senat entschied, daß Keil zwar die bestehenden Privilegien zu achten habe und keinen Nachdruck veranstalten dürfe, ihm jedoch gestattet sei, allerlei kleine deutsche Piecen, als Visitenbillets, Hochzeit-, Gevatter- und Trauerbriefe wie auch Preiskourants zu drucken. Keil, der am 10. 1. 1813 starb, hatte bereits 1804 seine Offizin an Wilhelm Ferdinand Häcker verkauft.

Frölich bekam von 1778 ab auch den Druck der von da ab erscheinenden Rigischen politischen Zeitung, des zweiten publizistischen Unternehmens neben den seit 1761 erschienenen Rigischen Anzeigen, die 1852 durch die Livländische Gouvernementszeitung abgelöst wurden. Seit der Belagerung des Jahres 1710 war in Riga kein weiteres Preßorgan erschienen.

Frölich starb am 12. 3. 1786; seine Tochter Katharine Elisabeth verehelichte sich drei Jahre später mit dem Buchdrucker Julius Conrad Daniel Müller, dem sie damit auch die väterliche Offizin zubrachte.

Quellen: Buchholtz, Geschichte der Buchdruckerkunst in Riga 1890 (vergl. auch Artikel Hartknoch und D. Müller).

Quelle:
Rudolf Schmidt: Deutsche Buchhändler. Deutsche Buchdrucker. Band 2. Berlin/Eberswalde 1903, S. 275-276.
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